Schön, aber ein bisschen zu "glatt"
Albert steht kurz vor der Rente. Sein ganzes Leben lang hat er bei der Post gearbeitet und Briefe zugestellt, und doch ist er ein sehr in sich gekehrter Mensch. Bis seine Katze stirbt und ihm nun plötzlich ...
Albert steht kurz vor der Rente. Sein ganzes Leben lang hat er bei der Post gearbeitet und Briefe zugestellt, und doch ist er ein sehr in sich gekehrter Mensch. Bis seine Katze stirbt und ihm nun plötzlich klar wird: Er möchte nicht den lieben langen Tag alleine zuhause verbringen, und das für den Rest seines Lebens. Doch Albert hat nie geheiratet, wirkliche Freunde hat er nicht und auch auf der Arbeit ist er meist eher für sich geblieben. Als ihm bewusst wird, wie einsam er ist, beschließt Albert, das zu ändern. Und das nicht nur, indem er sich an den Unterhaltungen seiner Arbeitskollegen beteiligt, sondern vor allem auch, indem er sich auf die Suche nach seiner Jugendliebe macht - George.
Im Zentrum des Romans steht das Coming-Out eines Mannes, der in seiner Jugend bestraft wurde für die Liebe zu einem Mann, und der sich deshalb immer weiter vor der Welt, aber auch vor seinen eigenen Gefühlen verschlossen hat. Aus Angst musste Albert sich sein Leben lang versteckt halten und so fällt es ihm nun schwer, alte und festgefahrene Strukturen zu durchbrechen. Doch Albert ist ein stärkerer Charakter, als er selbst vielleicht weiß, und so macht er im Laufe des Romans eine wirklich schöne Entwicklung durch.
Was mir ein bisschen gefehlt hat sind die Hindernisse auf der Suche Alberts. Rückblickend werden immer wieder Szenen aus seiner Jugend und der gemeinsamen Zeit mit George eingeschoben, in denen sehr gut spürbar wird, wie verzweifelt und hilflos die beiden jungen Männer ob des irrationalen Hasses anderer Menschen waren. Eine ähnlich ausgearbeitete Darstellung hätte ich mir auch für den Gegenwarts-Handlungsstrang gewünscht, stattdessen läuft hier alles recht glatt ab.
Davon abgesehen bietet der Roman aber gute Unterhaltung und setzt ein wichtiges Thema schön um!