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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.10.2021

Magischer Spaß für Kinder

Das Haus am Rande der Magie
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Das Wort Neun steht in diesem Fall nicht wirklich für eine Zahl, sondern ist der Name der Heldin dieser Geschichte. Neun besitzt nichts außer einer Spieluhr und hält sich mit riskanten Diebstählen über ...

Das Wort Neun steht in diesem Fall nicht wirklich für eine Zahl, sondern ist der Name der Heldin dieser Geschichte. Neun besitzt nichts außer einer Spieluhr und hält sich mit riskanten Diebstählen über Wasser, dessen Beute sie ihrem skrupellosen Bandenboss Zocks aushändigen muss. Durch den ständigen Überlebenskampf und dem Mangel an Liebe, wirkt Neun verschlossen, pragmatisch und robust, aber eine der wenigen Lichtblicke in Neun’s Leben sind die Bücher, die sie sich aus der Bibliothek leiht. Als sie die Miniversion eines Hauses stiehlt, wird sie in ein magisches Abenteuer hineingezogen, das sie sonst nur aus Büchern kennt.

„Das Haus am Rande der Magie“ spielt in einer Zeit, in der Pferdewagen über Kopfsteinpflaster fahren und Magie etwas Ungewöhnliches ist, das für die meisten nicht existiert. Ebenso ungläubig ist Neun, als sie auf den kultivierten Zauberer Eiderdaus, „Leiter des Teeverkostungskomitees, und Weltmeister im Hüpfkästchenspringen 1835,“ einen Haushältertroll mit Schürze und ein schwertschwingenden Holzlöffel mit Gesicht trifft. Sie reagiert misstrauisch und traut der Sache nicht, was angesichts ihrer Vergangenheit sehr nachvollziehbar ist. Die drei schrägen Charaktere sind außerdem nicht die einzigen Bewohner des Hauses. Ein Fluch hält sie gefangen und nur Neun kann das Haus nach Belieben verlassen und betreten. Mit ihrer Hilfe könnten sie den Fluch endlich brechen und für Neun wäre es eine Möglichkeit, ihrer Armut zu entkommen: Eiderdaus stellt ihr einen Juwel in Aussicht, dessen Verkauf ihr einen Geldsegen bescheren würde.

Eine herrlich verrückte Geschichte, die an das wandelnde Schoss aus „Sophie im Schloss des Zauberers“ von Diana Wynne Jones erinnert.
Die Geschichte ist allerdings nicht so komplex und richtet sich mit kurzen Dialogen und lebendigem Schreibstil eher an Zehn bis Dreizehnjährige. Die Charaktere sind skurril und lustig, bleiben jedoch oberflächlich. Der Fokus liegt auf der Handlung, die mit unvorhersehbaren Wendungen auf ein spannendes Finale zusteuert. Für Kinder garantiert der sprühende Funkenregen an Ideen abwechslungsreiche Unterhaltung, aus: Spannung, chaotischer Magie, Humor, ein bisschen angenehmen Grusel und etwas Rätselspaß. Gut geeignet, für jene, die eine verspielt magische Geschichte suchen, die ohne beängstigendem Fiesling auskommt, und neben dem Spaßfaktor auch eine Prise Lehrreiches und Herzerwärmendes enthält. Die Geschichte bekommt außerdem eine Fortsetzung, die im Mai 2022 erscheint.

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Veröffentlicht am 24.09.2021

Frech-lustige Hundegeschichte für Erstleser

Nelly & Düse - Pudel frisch gestrichen
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„Nelly und Düse“ ist eine lustige Geschichte über ein kleines Mädchen namens Nelly und ihrem Terrier Düse, die gemeinsam mit „Doofkopf“ Max ihre neue Nachbarschaft begrüßen und neben Berta und Elmar auch ...

„Nelly und Düse“ ist eine lustige Geschichte über ein kleines Mädchen namens Nelly und ihrem Terrier Düse, die gemeinsam mit „Doofkopf“ Max ihre neue Nachbarschaft begrüßen und neben Berta und Elmar auch die liebreizende Pudeldame Cinderella kennenlernen. Cinderella steht eine Reise bevor, denn Bertas Halbbruder Chuck aus am Amerika will sie zu einer Hundeschau mitnehmen. Doch dann kommt alles ganz anders…

Nelly ist ein verantwortungsvolles, selbstbewusstes Mädchen, das Hunde über alles liebt. Ganz besonders natürlich ihren Hundegefährten Düse, der mit seinen ganz persönlichen Eigenheiten zu überzeugen weiß. Neben Nelly kommt dem Nachbarsjungen Max noch eine tragende Bedeutung zu. Der fährt nicht nur gern Skateboard, sondern geht auch mit Nelly in eine Klasse. Nelly ist kein Fan von ihm, aber so unterschiedlich sie sind, so gut ergänzen sie sich auch. Nach ein bisschen Anlaufzeit nimmt die Geschichte in der zweiten Hälfte so richtig an Fahrt auf.
Kinder gewinnen bei der Lektüre ganz nebenbei einen ersten Eindruck, was es bedeutet, die Verantwortung für einen Hund zu übernehmen. In der Geschichte dreht sich zwar alles um Hunde, aber auch um Zusammenhalt, wenns mal Dicke kommt. Gerade das Missgeschick mit dem frisch gestrichenem Zaun, sorgt für sehr witzige Lesemomente. Wie die Beiden mit kindlicher Naivität und Selbstvertrauen versuchen, aus Angst vor Ärger, dass Missgeschick zu vertuschen, kann nicht nur kleine Lesefreunde zum Lachen bringen. Nicole Mahne hat dies sehr authentisch aus Kindersicht geschildert und überzeugt vor allem mit Situationskomik und heiteren Dialogen, nach dem Motto: Kindermund tut Wahrheit kund. Die farbigen Illustrationen fangen diese Momente wunderbar ein. Durch den hohen Bildanteil und der großen Schrift eignet sich das Buch auch prima für Erstleser.

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Veröffentlicht am 06.09.2021

Über die Suche nach Antworten

Das Universum ist verdammt groß und supermystisch
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„Das Universum ist nicht gegen einen, solange man nicht gegen sich selbst ist.“

„Das Universum ist verdammt gross und supermystisch“ ist kein Science-Fiction Roman, wie der Titel es vermuten lässt, sondern ...

„Das Universum ist nicht gegen einen, solange man nicht gegen sich selbst ist.“

„Das Universum ist verdammt gross und supermystisch“ ist kein Science-Fiction Roman, wie der Titel es vermuten lässt, sondern eine unkonventionelle Geschichte über einen Jungen, der, von der Sehnsucht getrieben, seinen Vater zu treffen, unter anderem mit seinem Opa und einer Bekannten-eigentlich-schon-fast-Freundin einen Roadtrip durch Europa antritt.

Diese Junge heißt Gustav und lebt mit seiner Mutter in Berlin. Er ist ziemlich genervt von seine Mutter, die er nur beim Vornamen nennt, und ihren wechselnden Bekanntschaften, weshalb er den anstehenden Ostseeurlaub verweigert. Stattdessen besucht er seinen Opa im Altenheim, der unter seinen Alterserscheinungen leidet, fühlt sie hilflos und zieht sich in sich selbst zurück. Dieser verschlossene, eher pessimistische Gustav, der zum Protest nur noch in Gedanken mit seiner Wasserpflanze spricht, bot einen eher deprimierenden Einstieg in die Geschichte. Das ändert sich aber als Charles auftaucht. Mit ihr scheint nach und nach das Licht anzugehen. Das schräge, impulsive und neugierige Mädchen ist voller Tatendrang und ausschlaggebender Antrieb für all die Abenteuer, die auf sie warten. Lisa Krusche hätte sich keine bessere Freundin für Gustav ausdenken können, um die Geschichte interessanter zu machen. Man hat auch immer den Eindruck, dass es ihr vor allem um die Menschen geht, über die sie schreibt und weniger darum, dass ein Ereignis das andere übertrifft und die Spannung nicht abflacht.
Dabei schlägt Lisa Krusche einen tröstlichen Bogen, der am Ende glücklich macht, und auch die Unberechenbarkeiten des Lebens, nicht aus den Augen lässt. Es war interessant, wie sie mit den konventionellen Erwartungen bricht und Andersartigkeit in den Fokus rückt. Dadurch wird man immer wieder überrascht, weil die Figuren keinen Klischees entsprechen.

Letztlich geht es nicht nur um den Schmerz, von einem Elternteil verlassen worden zu sein, sonder auch um die Beziehung zwischen Gustav und seinem Opa, denn er auf dieser Reise mit völlig neuen Augen sieht, weil er nur den traurigen Mann im Altenheim kannte. Es geht um das, was Freundschaft und Selbstvertrauen bewirken können. Es geht um den wunderbaren Umstand am Reisen zu wachsen und den Weg zu genießen, ohne das genaue Ziel zu kennen.
Insgesamt ein lesenswertes Kinderbuch, das sich von der Masse abhebt und mit moderner Sprache - und Schimpfwörtern -, der rebellisches Linie treu bleibt.

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Veröffentlicht am 14.08.2021

Originelle Erzählweise einer eindringlichen Kindheit

Die Überlebenden
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In „Die Überlebenden“ geht es um die Brüder Benjamin, Nils und Pierre, und ihre Kindheit in dem schicksalshaften Sommer im Haus am See. Als die Mutter stirbt, treffen sich ihre erwachsenen Söhne nach langer ...

In „Die Überlebenden“ geht es um die Brüder Benjamin, Nils und Pierre, und ihre Kindheit in dem schicksalshaften Sommer im Haus am See. Als die Mutter stirbt, treffen sich ihre erwachsenen Söhne nach langer Zeit wieder, um sie zu beerdigen. Benjamin blickt zurück und muss sich unweigerlich fragen: Was ist passiert?

Im Fokus der Erzählung steht Benjamin, der stets als stiller Beobachter die Stimmungen und Verhaltensweisen seiner Familienmitglieder analysiert. Sein jüngere Bruder Pierre ist eng mit ihm verbunden, während Nils als Ältester sich immer mehr zurückzieht. Die Familie verbringt idyllische Sommer am See, umgeben von einem Birkenwald. Die Brüder begegnen sich mit Rivalitäten, teilen gemeinsame Erlebnisse und begegnen sich mit Distanz und Stillschweigen, während die Eltern in ihrer eigenen Welt zu leben scheinen, die vor allem ein kühles alkoholisches Getränk beinhaltete, klare Regeln und Routine. Ich habe die Stimmung des Romans nicht nur als sommerlich wahrgenommen, sonder auch als bedrohlich und aufgeladen. Man spürt, da ist etwas bedrückend vorgefallen, aber man weiß nicht was. Diese eindrücklichen Fragen werden erst im Laufe des Roman geklärt, bis man am Schluss das ganze Ausmaß versteht. Alex Schulman erzählt die Geschichte auf zwei Ebenen. Abwechselnd reist man mit den Brüder in die Vergangenheit und in die Gegenwart. Das Besondere: die Handlungsstränge wechseln sich Kapitelweise ab und fügen sich nahtlos ineinander. Dabei wird die Gegenwartsebene rückwärts erzählt. Ein gewöhnungsbedürftiger Geniestreich, der mir Geduld und Aufmerksamkeit abgefordert hat. Am Ende hat mich die Geschichte aufgewühlt und es war unmöglich, sich diesem Sog zu entziehen. Viel zu eindringlich war die Sprache, die sommerlichen Bilder und die distanzierten Beschreibungen. Einige Rückblicke haben mich besonders aufgewühlt, die mir auch nach dem Lesen im Gedächtnis geblieben sind. Zusammenfassend lässt sich sagen, es ist ein dramatisches Werk über die zerstörerischen Ausmaße von tragischem Unglück und daraus entstehender emotionaler Distanz und Verschwiegenheit innerhalb der Familie.

Eine Geschichte, die einen nicht mehr loslässt und mir durch die originelle Erzählweise und die eindrücklichen Sprachbilder besonders gefallen hat. Es empfehlt sich, das Buch möglichst ahnungslos zu lesen und sich einfach von der Intensität mitreißen zu lassen.

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Veröffentlicht am 14.08.2021

Nächtliche Reisegeschichten zum Schlafengehen

Anouk, die nachts auf Reisen geht (Anouk 1)
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Heldin dieser Geschichte ist die fast siebenjährige Anouk. Jeden Abend, wenn sie einschläft, scheint sie durch Zeit und Welt zu reisen. Wenn sie aufwacht, ist sie immer wieder an einem anderen Ort. Aber ...

Heldin dieser Geschichte ist die fast siebenjährige Anouk. Jeden Abend, wenn sie einschläft, scheint sie durch Zeit und Welt zu reisen. Wenn sie aufwacht, ist sie immer wieder an einem anderen Ort. Aber eines bleibt stets gleich: Anouk begegnet einem Kind in ihrem Alter, dass ein Problem hat und eine gute Freundin braucht. Anouk steht mit Rat und Tat zur Seite und unterstützt ihren neuen Freund oder ihre neue Freundin mit viel Wärme und Verständnis. Wenn Anouk schließlich in ihrem Bett aufwacht, hat sie immer ein Geschenk zur Erinnerung, dass ihr beweist, dass sie dieses nächtliche Abenteuer wirklich erlebt hat. Ihre Eltern jedoch wiegeln flüchtig die aufgeregten Berichte ihrer Tochter ab, woraus Anouk zurecht schließt: sie sind einfach viel zu erwachsen sind, um das zu verstehen. Dabei ist das Buch eine in sich abgeschlossene Geschichte, bei der die nächtlichen Reisen zwar im Fokus stehen, aber auch Anouks Alltag ein bisschen beleuchtet wird.
Dabei sind die sieben verschiedenen Reiseorte genau das, was Kinder lieben: auf dem Meer mit Piraten segeln, in einer Burg Rittern begegnen, im Zirkuszelt Artisten bestaunen oder auf dem Bauernhof Tiere erleben. Da ist für jeden etwas dabei. Die sieben Kapitel sind etwas lang als Gute-Nacht-Geschichte für fünfjährige, aber es ist auch möglich, sie zu teilen. Die wiederholende Botschaft der Geschichte mag für Erwachsene etwas aufdringlich erscheinen, aber für die Zielgruppe ergibt es genau die richtige Mischung aus Behaglichkeit und Abenteuer, mit dem Gefühl, auf die eigenen Stärken vertrauen zu können. Die bekannte Illustratorin Joëlle Tourlonias hat mit ihren farbigen Bildern zum abwechslungsreichen Leseerlebnis beigetragen. Besonders das erste Bild des neuen Reiseortes fasziniert auf einer kompletten Seite und lädt zu einem kleinen Rätsel ein, wo Anouk diesmal gelandet sein könnte. Der kleine Tabaluga, in Anouks Zimmer, sorgt außerdem für nostalgische Kindheitserinnerungen.

Ein gelungenes Kinderbuch, mit liebevoller Umsetzung und schöner Idee. Ich würde es für Kinder von 4-6 Jahren empfehlen. Für ältere Kinder ist es vermutlich etwas vorhersehbar.

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