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Veröffentlicht am 24.09.2021

Abschied und Neuanfang

Der große Aufbruch
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Im finalen achten Band der Hansen-Saga „Der große Aufbruch“ geht es turbulent zu, so wie das Leben von Luise immer aufregend war und ist. Nachdem Luise ihren schwersten Schicksalsschlag nicht verwinden ...

Im finalen achten Band der Hansen-Saga „Der große Aufbruch“ geht es turbulent zu, so wie das Leben von Luise immer aufregend war und ist. Nachdem Luise ihren schwersten Schicksalsschlag nicht verwinden kann, sie von Hamburg nur noch weg will, ist Kamerun ihre Zuflucht. Kann ihre Seele je wieder gesunden? Die Ereignisse überschlagen sich hier wie in Hamburg und Luise muss schweren Herzens wieder eine Entscheidung treffen, die sie so gar nicht möchte.

Familienzusammenhalt und Zwistigkeiten prägen diesen letzten Band. Turbulent geht es zu, die so vertrauten Charaktere haben mit sich und ihrem Umfeld genug zu tun. Im Mittelpunkt der Saga steht eine Frau, die gut in unsere Zeit passen würde, jedoch 1897 – das ist gerade mal vor gut 120 Jahren - rein gar nichts durfte. Auch wenn sie mehr als so manch männliches Familienmitglied befähigt war, die Geschicke einer Firma zu leiten, in großen Zusammenhängen zu denken, zählte sie in der Geschäftswelt nichts. Der Mann hatte das Sagen, es brauchte immer ihn, dessen Wort zählte, der rechtsgültige Verträge unterzeichnen konnte.

Gerne bin ich Luise und den ihren gefolgt, es war ein kurzweiliges Lesevergnügen. Auch wenn nicht jedes Schicksal auserzählt ist, so ist dies für mich doch ein würdiger Abschluss. Das Leben geht für all die vertrauten Figuren weiter, ich wünsche ihnen alles Gute. Auch wenn mir dieses zuckersüße Ende ein wenig arg an den Haaren herbeigezogen scheint rufe ich ihnen zu: Gute Reise.

Das Cover passt zu Luise, deren Schiffsreisen - ein schönes Gesamtbild. Dezent und doch ästhetisch ansprechend.

Wer Familiengeschichten liebt, der ist hier richtig und ich empfehle, alle Bände der Reihe nach zu lesen. Auch wenn ich sonst ein Verfechter des Mittendrineinstieges bin, so bleibt der Lesegenuss aus, wenn man das vorher Geschehene nicht kennt.

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Veröffentlicht am 23.09.2021

Hat das Böse eine Chance?

Böse
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Ein Neuanfang soll es sein hier im beschaulichen Hussfeld. Hassfeld wäre der bessere Name – so denkt Fenja, die 17jährige Tochter von Katharina Bosch. Sie merken schnell, dass sie in diesem Kaff kritisch ...

Ein Neuanfang soll es sein hier im beschaulichen Hussfeld. Hassfeld wäre der bessere Name – so denkt Fenja, die 17jährige Tochter von Katharina Bosch. Sie merken schnell, dass sie in diesem Kaff kritisch beäugt werden, jeder ihrer Schritte beobachtet wird. Mittendrin der Bürgermeister mit seinen vielen Posten – beliebt, leutselig. Er ist immer da, wenn er gebraucht wird.

Nach einer langen Partynacht verschwindet Fenja spurlos und jeder denkt, dass sie einfach weggelaufen ist. Katharina weiß, dass sie das niemals tun würde, sie haben ein gutes Verhältnis. Nicht einer glaubt ihr, keiner hilft ihr. Katharinas verzweifelte Suche beginnt, mit den Dorfbewohnern kann sie nicht rechnen. Im Gegenteil, sie wird gemobbt, sie wollen sie weghaben.

Dass in dem so idyllischen Dorf nicht alles so ist, wie es scheint, wird schnell klar. Warum findet sich nicht einer, der Katharina zur Seite steht? Der sieht, dass das Mutter-Tochter-Verhältnis intakt war, sie sich aufeinander verlassen konnten. Nein, das darf nicht sein! Beim Lesen spürt man, wie verzweifelt Katharina ist, wie einsam sie sich inmitten dieser Gutmenschen fühlt. Ein perfides Spiel, in dem es – so hat es den Anschein – nur Verlierer geben kann. An den geheimsten Gedanken seiner Charaktere lässt der Autor seine Leser teilhaben, ohne die geringste Chance, der Lösung näherzukommen.

Die Spannung baut sich langsam auf und kurzzeitig war ich verwundert, wie einfach sich dieser Fall gestaltet. Als Leser weiß man immer etwas mehr, kann bei so mancher Person tiefer blicken, was aber nicht unbedingt weiterhilft. Der Autor lockt seine Leser geschickt auf falsche Fährten, lässt Skepsis aufkommen ob dem oder den Täter(n). Bald ist klar, dass dieses hinterhältige Versteckspiel andauert. Es wird zunehmend dramatischer, man blickt hinter so manches Geheimnis, um dann doch wieder zu zweifeln. Lediglich gegen Ende driftet diese Dramatik zeitweise ins Unwirkliche.

Gut nachvollziehen kann ich all die Charaktere in ihrer versteckten Feindseligkeit Fremden gegenüber, dem Festhalten ihrer vermeintlich perfekten kleinen Welt, in der sich das Böse ungehindert breit machen kann. Man ahnt etwas, dieses Böse wird ansatzweise erkennbar, aber dann doch nicht so recht greifbar. Böse – ganz zum Schluss, da war noch was. Ja - „Wer Böses tut, muss büßen.“ Hoffentlich!

Noch ein Satz zum Cover: Schon der erste Eindruck war positiv und jetzt, nachdem ich das Böse kenne, sehe ich die Story dahinter. Perfekt.

Ein spannender Thriller, den ich nicht weglegen konnte. Wenn man meint, man weiß alles, muss man im nächsten Augenblick weiterlesen, weil es doch wieder anders ist, nicht vorhersehbar. Eine Leseempfehlung für jeden Thriller-Fan.

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Veröffentlicht am 21.09.2021

Die Welt des Tees

Die Teehändlerin
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Der erste Blick in die Schaufensterauslage setzt gleich Bilder im Kopf frei – all die hübschen Seidenstoffe, die aufwendig bemalten Lackdosen, Teekannen und feinstes Porzellan laden ein hineinzugehen, ...

Der erste Blick in die Schaufensterauslage setzt gleich Bilder im Kopf frei – all die hübschen Seidenstoffe, die aufwendig bemalten Lackdosen, Teekannen und feinstes Porzellan laden ein hineinzugehen, mehr zu sehen, die Aromen der zum Verkauf bereiten Teesorten tief einzuatmen.

Mit Friederike Ronnefeldt gehen wir ins Jahr 1838 zurück, erfahren viel über die Rolle der Frau, die tunlichst im Hintergrund agieren und bleiben sollte. Das Reisen damals war noch sehr beschwerlich und Tobias, ihr Ehemann, war gerade im Begriff, seine lange geplante China-Reise anzutreten. Sie blieb mit den Kindern zurück, musste sich mit so manch ungeahnten Schwierigkeiten auseinandersetzen. Eine Frau war häuslich, hatte sich nicht in die Belange der Firma einzumischen! Was aber blieb Friederike anderes übrig, wollte sie doch nicht zusehen, wie vieles so ganz anders läuft als von Tobias im Voraus geplant.

Susanne Popp hat die Anfänge einer Teedynastie gut verpackt, hat historisches mit Fiktivem angereichert. Der erste Teil der Ronnefeldt-Saga, diese gut 500 Seiten, sind schnell gelesen, sehr unterhaltsam dargeboten und ich schätze es sehr, gerade zu Lesebeginn auf ein Figurenverzeichnis zurückgreifen zu können. Den Charakteren hatte sie viel Leben eingehaucht, ich war über so manche Figur zutiefst empört, konnte mich mit weiteren so gar nicht anfreunden und mochte wieder andere sehr gerne. Angelehnt an die historischen Fakten und das gesellschaftliche Leben vor etwa 200 Jahren war und ist die Story drumherum nachvollziehbar. Lediglich das Schicksal so mancher Figur bleibt leider im Unklaren, verläuft im Sande, ist nicht auserzählt. Was unbefriedigend ist, da diese einen durch das Buch begleiten.

Ein Einblick in die ersten Jahre des in Frankfurt gegründeten Teehauses, die Einsicht, dass in unseren Breitengraden diese Pflanze nicht gedeihen kann, eine beschwerliche Schiffsreise nach China - dahin, wo die besten Bedingungen herrschen, die familiären Gegebenheiten: All dies und noch viel mehr rund um die titelgebende Teehändlerin Friederike Ronnefeldt hat Susanne Popp gut lesbar und kurzweilig aufbereitet.

Ein spannender Einblick, eine Reise zurück ins 19. Jahrhundert, eine starke Frau – interessant und unterhaltend erzählt. Den zweiten Band werde ich mir nicht entgehen lassen, bin ich doch tief drin und sehr vertraut mit Friederike Ronnefeldt.

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Veröffentlicht am 19.09.2021

Gute Unterhaltung

Abgetrennt
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Herzfeld ist zurück - endlich! Er ist schon sowas wie ein alter Vertrauter, der aus dem Nähkästchen plaudert. Basierend auf echten Fällen geht es auch im dritten Buch der Herzfeld-Trilogie ganz schön ...

Herzfeld ist zurück - endlich! Er ist schon sowas wie ein alter Vertrauter, der aus dem Nähkästchen plaudert. Basierend auf echten Fällen geht es auch im dritten Buch der Herzfeld-Trilogie ganz schön zur Sache. Nichts für schwache Nerven, aber ist der Mensch nicht das grausamste Lebewesen überhaupt? Garniert mit Privatem passt die Mischung, auch droht die Vergangenheit Herzfeld einzuholen.

Als in einem privaten Lehrinstitut Leichenteile gefunden werden, wird schnell klar, dass zumindest ein Arm mit auffälligem Tattoo schon über Herzfelds Tisch gegangen ist. Einer seiner Mitarbeiter - Heinrich von Waldstamm, ein Kind reicher Eltern – arbeitet Herzfeld als Sektionsassistent zu. Kann er zur Aufklärung beitragen, weiß er mehr?

Man möchte es kaum glauben, dass hier wirklich Passiertes gut lesbar aufbereitet wurde. Natürlich kann ein Insider authentisch von seiner Arbeit berichten, seinen Arbeitsplatz und das Drumherum am besten erklären und davon erzählen. Garniert mit allerlei Wissenswertem wie diese ominöse Madenrinne, die eine aufmerksame Besucherin entdeckt hat, geben solch eingeflochtene Kleinigkeiten eine feine Würze – echt und unverfälscht.

Eine gute Story, die für mich einige Logikfehler enthält, die das Ganze zwar rasant und grausam macht, unerbittlich das eigennützige Ziel verfolgend, aber manches Mal zu konstruiert wirkt wie der falsche Professor, der so unbedarft agiert. Oder der Treffpunkt, über den er nicht nachdenkt - das mutet zu gestellt an, das hätte es nicht gebraucht. Tsokos kann das wesentlich besser.

Kurzweilig, flott und unterhaltsam zu lesen allemal, aber doch vorhersehbar. Trotz allem habe ich auch den dritten Teil genossen. Für alle Herzfeld-Fans ein absolutes Muss – eh klar! Auch weiterhin werde ich Tsokos hinter die Kulissen folgen, ich freue mich auf neuen Lesestoff.

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Veröffentlicht am 18.09.2021

Gesellschaftskritisch, spannend, gut

Diese Frauen
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Lecia, Dorians Tochter, ist seit 15 Jahren tot. Noch heute sucht die Mutter nach Spuren, kann nie akzeptieren, dass es keine einzige Verhaftung gab. Drei weitere Frauen wurden tot aufgefunden mit durchschnittener ...

Lecia, Dorians Tochter, ist seit 15 Jahren tot. Noch heute sucht die Mutter nach Spuren, kann nie akzeptieren, dass es keine einzige Verhaftung gab. Drei weitere Frauen wurden tot aufgefunden mit durchschnittener Kehle, eine Plastiktüte über dem Kopf – einfach abgelegt, weggeworfen irgendwo an der Western Avenue in Los Angeles.

Auf Dorians Heimweg Blaulicht – die Straße abgesperrt – geht es wieder los? Dasselbe Muster, derselbe Täter? Ein Serienkiller, der pausiert hat? Die Polizei hat damals nichts oder nicht viel unternommen, hat eher weggeschaut denn zugehört. Warum? Weil es Latinos waren, Schwarze? Wegen ihrer Hautfarbe? Weil es diese Frauen waren an den Straßenecken, die sich ihren Freiern anboten, sich verkauften? Wer hat davon gewusst, wessen Ordnung musste aufrecht erhalten werden? Diese Frauen, die reizten, lachten und starben…

„Diese Frauen“ und deren Umfeld sind nicht auf Rosen gebettet. Sie sind in einer Stadt, in der es sich durchaus gut leben lässt, aber sie müssen eher ums Überleben kämpfen, können es sich nicht unbedingt aussuchen, wie sie ihre Brötchen verdienen. Jung und schön und sexy sind sie, diese Frauen. Ihre Körper bieten sie an, was sollen sie auch sonst tun? Sie haben keine Perspektive und einmal hier drin in dieser Endlosschleife ist ein Entkommen schier unmöglich.

Ivy Pochoda berichtet über und von diesen Frauen und deren Mütter, deren Umfeld. Aus verschiedenen Blickwinkeln gibt die Autorin einen Einblick in das Leben aus Hoffnung und Hoffnungslosigkeit. Zunächst war ich ein wenig irritiert, wusste nicht, wohin diese Geschichte führen mag. In fünf Teilen kommt der Leser den Frauen näher, die auf unterschiedliche Art mit den Verbrechen in Verbindung stehen. Die Rolle der Männer schwingt eher im Hintergrund mit, die der Polizei ist mit Essie Perry auf unkonventionelle Weise besetzt.

Ein Roman, der auf eine eher leise, aber dennoch kritische Art die Gesellschaft durchleuchtet. Ein Wissen um das, was nicht sein darf, weil es die mühsam nach außen hin geschaffene Ordnung ins Wanken bringen, ein Chaos veranstalten würde. Es geht um Liebe und sehr viel Hass, um Verrat und Eifersucht und nicht zuletzt um Wahn und Verblendung.

Das Cover zeigt eine dieser Frauen, sehr klischee- aber durchaus glaubhaft abgebildet. Die Farbgebung, dieses dramatische Rot auf schwarzem Hintergrund, passt sich dem gut an und dazu die weiße Schrift bilden ein perfektes Ganzes – ich bin sehr angetan.

Ivy Pochoda hat mit „Diese Frauen“ einen Roman vorgelegt, der mit seinen thrillerähnlichen Elementen und gut gezeichneten Charakteren nach anfänglichen Längen immer fesselnder wird. Eine spannende Reise, eine interessante Story, die ich gerne gelesen habe und auch gerne weiterempfehle.

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