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Veröffentlicht am 28.05.2022

Lesehighlight 2022 ♥

Wie willst du leben?
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Buchinfo
Hast du dich schon mal gefragt, wie du leben willst? Was du werden willst? Wie du sein willst?
Diesen Fragen müssen sich Sam und Sasha in ihrem Abschlussjahr stellen.

Für Sam bedeutet das erstmal: ...

Buchinfo
Hast du dich schon mal gefragt, wie du leben willst? Was du werden willst? Wie du sein willst?
Diesen Fragen müssen sich Sam und Sasha in ihrem Abschlussjahr stellen.


Für Sam bedeutet das erstmal: Noch ein Jahr gemobbt werden, weil er schwul ist. Alle haben es auf ihn abgesehen, vor allem das Senior-Schwimmteam mit seinem ehemals besten Freund, Phil, als Captain. Er versucht, sich so unauffällig wie möglich zu verhalten und gleichzeitig beste Voraussetzungen für ein Stipendium an der Juilliard School in New York zu schaffen. Dabei vertraut er niemandem, auch nicht Sasha, dem besten Schwimmer der Schule, der ständig in seiner Nähe auftaucht.

Sasha kämpft mit ganz anderen Problemen. Er ist beliebt und berühmt für seine Schwimmleistungen. Sein Vater will, dass er ein Sport-Stipendium bekommt, dabei weiß Sasha gar nicht, ob er überhaupt professioneller Schwimmer werden möchte. Trotzdem versucht er es seinem Dad und seiner Freundin, Audrey, recht zu machen, was ihm zunehmend schwerer fällt, als er erkennt, wonach er sich wirklich sehnt. (Quelle: Amazon)

Anfang
Etwas knallt ohrenbetäubend und ich schrecke aus dem Schlaf. Mit rasendem Herzen drehe ich den Kopf und versuche, mich zu orientieren.
Es war ein Traum. Nur ein Traum. Das hoffe ich zumindest. Ich schlucke trocken.

Meine Meinung
Sam kann einem wirklich leid tun. Seit der achten Klasse weiß die ganze Schule, dass er lieber Jungs als Mädchen mag und auch wenn die Menschheit im Allgemeinen bereits weiter sein sollte - und man (zumindest geht es mir so) die jüngeren Generationen immer für aufgeschlossener hält - wird der tägliche Gang zur Schule zu einem wahren Spießrutenlauf für ihn. Eigentlich täglich wird er als "Schwuchtel" oder "Missgeburt" bezeichnet, muss irgendwelche Schmierereien von seinem Spind entfernen oder bekommt Dinge aus der Hand geschlagen. So praktisch wie das Internet auch ist, hier ist es mal wieder keine Hilfe, wenn ein Video viral geht, wie dir ein Bein gestellt wird und dein Tablett samt Essen durch die Luft fliegt und auf Mr. Supersportler landet. Noch bitterer wird es dann, wenn dieser Psychoterror von deinem ehemals besten Freund ausgeht.

Dieses Unkraut namens Hoffnung regt sich in mir, dabei weiß ich nicht mal, worauf genau ich hoffe.
(Position 2665)

Glücklicherweise muss Sam das alles nicht alleine durchstehen, sondern hat mit Margo eine wahre Powerfrau an seiner Seite, die sich jederzeit mit den anderen prügeln würde, um ihn zu beschützen. Margo war auch tatsächlich eine meiner Lieblingsfiguren. Egal wie oft Sam ihr vor den Kopf stößt, sie ist immer bedingungslos für ihn da - genau wie eine Freundschaft sein sollte.

"Es ist nicht fair, dass die so eine Macht über dich haben. Wieso gibst du ihnen so viel Macht über dein Leben, Sam?"
(Position 4098-4100)

Die Geschichte und alle Charaktere mit ihren Handlungen empfinde ich als absolut realistisch. Erwachsen zu werden und sich zu sich selbst bekennen ist wirklich nicht leicht und wahrscheinlich einer der schwersten Schritte, die wir alle in unserem Leben gehen müssen. Besonders in dieser Zeit macht man Fehler, reagiert blöd und wundert sich vielleicht mehr als einmal, dass man die Menschen um sich rum noch nicht gänzlich vergrault hat.

Der Schreibstil ist locker-flockig und ließt sich flüssig, so, dass man sehr zügig durch das Buch kommt. Ab einem gewissen Punkt konnte ich es einfach nicht mehr an die Seite legen und war froh, dass ich so gut durchgekommen bin. Die Geschichte nimmt an den richtigen Stellen Fahrt auf, bleibt an anderen aber ruhig und der Stimmung angemessen eher verhalten oder explosiv.

Fazit

Ein Buch, das von mir definitiv eine Leseempfehlung bekommt und eins meiner Highlights in 2022 ist! Den zweiten Teil muss ich unbedingt lesen, sobald er rauskommt.

Was mir wahnsinnig gut gefallen hat und "leider" erwähnt werden muss, weil es noch immer nicht selbstverständlich ist, in dieser Geschichte wird gegendert! Es ist nicht übertrieben oft und stört meiner Meinung nach den Lesefluss überhaupt nicht (auch wenn es eine Rezension gibt, die das Gegenteil behauptet), schließt uns aber einfach alle ein. Top!

Einen Stern ziehe ich allerdings ab, weil mir einfach viel zu oft die Augen von irgendwem erwähnt werden. Da werden dann Dinge und Gefühle rausgelesen, ständig die Farben erwähnt, wie sie in diesem Licht aussehen und wie in dem...Ich weiß, dass es ganz ganz viele Bücher gibt, in denen das so beschrieben wird - aber leider bin ich persönlich immer wieder davon genervt. Zeig mir einen Menschen im realen Leben, der an der Augenfarbe erkennt, was eine andere Person fühlt oder denkt. Da wird man niemanden finden.

Was meinen Lesefluss an einem bestimmten Abschnitt erheblich gestört hat war, dass (mehrfach) von einem Lenkrad gesprochen wurde, obwohl es sich um ein Fahrrad gehandelt hat und dies lediglich einen Lenker hat. Das ist meckern auf hohem Niveau und pulen in den Rosinen, aber ich bin da einfach drüber gestolpert und mein innerer Monk hat aufgeschrien.

Einen gedanklichen Extrapunkt bekommt das Buch für die tollen Grafiken über den Kapiteln. Darauf ist immer ein Schreibblock zu sehen, auf den ein paar Notizen oder Skizzen gekritzelt sind. Diese beziehen sich auf das letzte Kapitel, oder geben schon einen Ausblick in das folgende. Je nachdem ob dieses Kapitel aus Sams oder Sashas Perspektive erzählt wird, ist es sogar eine andere Handschrift.

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Veröffentlicht am 12.04.2022

Wenn doch dieser Epilog nicht gewesen wäre...

Taras Augen
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Buchinfo
Tara und Alún fühlen sich zueinander hingezogen, doch ein Streit bringt das junge Liebespaar auseinander. Ehe sie sich versöhnen können, katapultiert eine verheerende Umweltkatastrophe die beiden ...

Buchinfo
Tara und Alún fühlen sich zueinander hingezogen, doch ein Streit bringt das junge Liebespaar auseinander. Ehe sie sich versöhnen können, katapultiert eine verheerende Umweltkatastrophe die beiden in einen Ausnahmezustand. Während Alún in der Großstadt bleibt und sich sich mit seiner Street-Art fast um Kopf und Kragen zeichnet, kehrt Tara in das verseuchte Gebiet zurück und schwimmt um ihr Leben. Sie durchleben jede Menge Selbstzweifel und Eifersucht, Täuschung und Enttäuschung, erleben aber auch Freundschaft, Liebe und Hoffnung. Werden die beiden Jugendlichen wieder zueinanderfinden? (Quelle: Lovelybooks)

Anfang
Die Sache ging so schnell, dass ich nicht mehr sagen kann, wo genau wir waren. Unser Bus war auf der Strecke zwischen Rekan und Nipad, das weiß ich noch. Und ich erinnere mich an den Knall. Eigentlich war es kein Knall. Es war eher das laute Stottern, das Mamas Motorsäge von sich gibt, wenn der Akku ausgeht.

Meine Meinung
Als Tara und Tulip auf dem Weg zum Training ins Schwimmbad sind, kommt der Verkehr plötzlich zum Erliegen. Eine schwarze Wolke erscheint am Himmel und niemand weiß so recht, was es damit auf sich hat. Es gab einen Unfall mit verherenden Folgen. Aus einer Chemiefabrik treten Stoffe aus, die die ganze Stadt unbewohnbar machen.

Fünf Monate später kehren Tara und ihre Familie an den Unglücksort zurück. Sie sind die ersten Rückkehrer, die sich wieder in der Gelben Zone niederlassen. Doch warum brennt dann Licht in Alúns Zimmer, mit dem Tara so viele Jahre befreundet war und seit Langem so zerstritten ist? Warum hat die Regierung die Stadt nicht aufgeräumt und die Straßen repariert? Warum fliegen keine Watcher-Drohnen am Himmel? Und warum hat die Nachbarskatze so merkwürdige Augen?

Prinzipiell will ich gar nicht viel erzählen, um nicht unnötig zu spoilern. Auf der anderen Seite möchte ich aber so viel zu dem Buch sagen - aber das würde euch vermutlich den Spaß am Lesen nehmen. Ich versuche mich also zurückzuhalten.

Manchmal mag man plötzlich Leute, denen man eigentlich die kalte Schulter zeigen wollte, weil sie sich, ohne zu fragen, in einem Zimmer einquartiert haben, das man für heilig hielt.
(Seite 101)

Nachdem Tara und ihre Familie zurück sind, trudeln immer mehr Menschen ein und auch einige Jugendliche sind dabei. Da es in der Gelben Zone keine Schule gibt und die Bewohner auch nicht raus dürfen, erhalten sie die Unterrichtsmaterialien auf ihre SigPhones (eine Mischung aus Smartphone und Ortungsgerät, über das auch die Bezahlung läuft - in dem Buch ist die Digitalisierung mehr als fortgeschritten)...doch sind wir mal ehrlich...welcher Tennager würde denn Hausaufgaben machen, wenn es keiner kontolliert und die Aussichten auf eine berufliche Zukunft sowieso eher mau sind? Richtig, niemand. Also dümpeln die Jugendlichen so vor sich hin und leben in den Tag hinein.

Ganz anders sieht es da in Tonfato aus. Das ist die Großstadt, in der alle Nicht-Rückkehrer bleiben. Dort organisieren die Jugendliche stille Proteste und verschönern die Stadt (zumindest zeitweise) mit illegaler Streetart. Die Digitalisierung und der Überwachungsstaat machen es ihnen da nicht gerade leicht. Das weiß auch Alún und trotzdem kann er nicht damit aufhören, die Stadt mit Fliesen zu bekleben, die alle das gleiche Motiv haben...

Kann man ein Mädchen lieben, das man seit acht Monaten nicht gesehen hat? Ein Mädchen, mit dem man über ein Jahr nicht gesprochen hat? Ist dieses Flattern in meinem Bauch überhaupt Liebe oder ist es nur eine Erinnerung?
(Seite 180)

Die ganze Zeit über hatte ich drei Fragen.

- Was genau ist bei dem Unfall passiert?
- Ist es nicht schädlich, nach fünf Monaten in ein verseuchtes Gebiet zu ziehen?
- Was ist zwischen Tara und Alún vorgefallen, dass sie nicht mehr befreundet sein können?

Im Laufe des Buches wurden alle diese Fragen zu meiner Zufriedenheit beantwortet. Es gab also nicht nur Andeutungen oder Antworten, aus denen neue Fragen entstanden...zumindest nicht bis zum Epilog.

Und genau hier liegt auch mein einziger Kritikpunkt. Das Buch wäre für mich definitiv ein 5-Sterne-Buch gewesen, wenn der Epilog nicht gewesen wäre. Hätte das Buch einfach mit der eigentlichen Geschichte geendet, wäre es zwar ein offenes Ende gewesen, aber ich als Leserin hätte mir meine eigenen Gedanken dazu gemacht.
Nach dem Epilog haben sich etwa drölfhundert neue Fragen in meinem Kopf gebildet, von der nicht eine auch nur im Ansatz beantwortet wird. Soweit ich weiß, sollte dies ein Einzelband sein. Wenn dem wirklich so ist, dann hat die Autorin mit dem Epilog leider alles verkackt (ich muss es einfach so sagen). Sollte es aber doch noch einen zweiten Band geben, hat sie einen ziemlich gemeinen Ciffhanger geschrieben. Wenn dies der Fall ist, hoffe ich, dass das nächste Buch nicht zu lange auf sich warten lässt.

Fazit
Dieses Buch enthält eine Geschichte, die erstmal relativ oberflächlich wirkt (Noch eine Jugendbuch-Dystopie? Ist das wirklich nötig?), aber so viel Gesellschaftskritik enthält und zum Nachdenken anregt.

Am 26. April jährt sich Tschernobyl zum 36. Mal, das Unglück in Fukushima war am 11. März 11 Jahre her. Hat der Mensch daraus gelernt? Absolut nicht. In Frankreich kommen 70% des Stroms von 56 Atomkraftwerken und auch in Deutschland werden noch drei Stück betrieben. Die Auswirkungen von Tschernobyl waren auch in Deutschland spürbar - also hoffen wir mal, das nichts mehr passieren wird...sonst sehen wir nämlich ziemlich alt aus.

Digitalisierung ist gut. Smart Home, Smart TV, Alexa, Licht an und aus durch Spracherkennung, Drohnen die Bilder und Videos aufnehmen können...alles wahnsinnig praktisch und eine Erleichterung für manchen - aber was ist, wenn der Staat diese Dinge gegen dich verwendet? Wenn du mit Drohnen ausspioniert wirst, wenn dein Handy ein Ranking erhält, wordurch du manche Teile der Stadt nicht betreten darfst, oder du plötzlich nichts mehr kaufen kannst, weil jemand diese Funktion auf deinem Handy blockiert?

Wie kann es sein, dass Menschen in ein Gebiet ziehen müssen, das mit sehr großer Wahrscheinlichkeit ihrer Gesundheit schaden wird, nur weil sie es sich nicht leisten können, woanders zu leben? Schau mal raus. Das ist ein Umstand, der tagtäglich passiert. Menschen leben in Schimmelwohnungen, oder in eiskalten Zimmern, weil sie sich das Heizen nicht leisten können. Viel zu viele Menschen haben nicht mal eine Wohnung und müssen jede Nacht um ihr Leben bangen - mal wegen des Wetters und mal wegen anderen Menschen, die ihnen nicht gut gesonnen sind.
Auch in unserem Gesundheitssystem ist die Zwei-Klassen-Gesellschaft mehr als sichtbar. Wer es sich nicht leisten kann, bekommt manche Medikamente nicht. Du hast kein Geld für Verbandsmaterial? Dann muss deine Wunde wohl offen bleiben.

Natürlich gibt es neben der Kritik an der Gesellschaft und den Dingen zwischen den Zeilen auch noch Themen wie Freundschaft, Liebe, Familie, Ehrlichkeit, Versöhnung und Verrat. Somit dürfte für alle Lesenden etwas dabei sein, was fesselt und interessiert.

Ich vergebe eine absolute Leseempfehlung für dieses Buch! Allerdings hoffe ich auf einen zweiten Teil, damit ich mich mit dem Ende versöhnen kann.

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Veröffentlicht am 25.09.2021

Ein Buch, das eigentlich die vollen fünf Sterne verdient hätte - wenn das Ende nicht gewesen wäre...

Barbara stirbt nicht
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Buchinfo
Herr Schmidt taut auf.

Walter Schmidt ist ein Mann alter Schule: Er hat die Rente erreicht, ohne zu wissen, wie man sich eine Tütensuppe macht und ohne jemals einen Staubsauger bedient zu haben. ...

Buchinfo
Herr Schmidt taut auf.

Walter Schmidt ist ein Mann alter Schule: Er hat die Rente erreicht, ohne zu wissen, wie man sich eine Tütensuppe macht und ohne jemals einen Staubsauger bedient zu haben. Schließlich war da immer seine Ehefrau Barbara. Doch die steht eines Morgens nicht mehr auf. Und von da an wird alles anders.

Mit bitterbösem Witz und großer Warmherzigkeit zugleich erzählt Alina Bronsky, wie sich der unnahbare Walter Schmidt am Ende seines Lebens plötzlich neu erfinden muss: als Pflegekraft, als Hausmann und fürsorglicher Partner, der er nie gewesen ist in all den gemeinsamen Jahren mit Barbara. Und natürlich geht nicht nur in der Küche alles schief. Doch dann entdeckt Walter den Fernsehkoch Medinski und dessen Facebook-Seite, auf der er schon bald nicht nur Schritt-für-Schritt-Anleitungen findet, sondern auch unverhofften Beistand. Nach und nach beginnt Walters raue Fassade zu bröckeln – und mit ihr die alten Gewissheiten über sein Leben und seine Familie. (Quelle: Lovelybooks)

Anfang
Als Herr Schmidt Freitagfrüh aufwachte und den Kaffeeduft vermisste, dachte er zuerst, dass Barbara im Schlaf gestorben sein könnte. Das war zwar eine absurde Vorstellung - Barbara war gesund wie ein Pferd -, noch abwegiger schien allerdings die Möglichkeit, dass sie verschlafen haben könnte. Sie verschlief nie.

Meine Meinung
Bereits nach dem ersten Satz wusste ich, dass ich dieses Buch definitiv lesen muss! Es ist die Art zu schreiben, die mich packt und abholt, auf eine Reise mitnimmt, bei der ich lachen und traurig sein kann - und ganz genau so war es hier. Allerdings fehlte mir der runde Schluss, für den es dann auch den fünften Stern noch gegeben hätte.

Er hatte ihr zur goldenen Hochzeit eine neue Küche geschenkt, ein Sammelgeschenk für all die anderen Hochzeitstage und Geburtstage, an denen er nichts geschenkt hatte, und auch für die künftigen, an denen er nichts schenken würde.
(Seite 7)

Walter und Barbara Schmidt sind die Art Ehepaar, bei denen alles aus den Fugen gerät, wenn ein Teil nicht mehr so funktionieren kann, wie es das sollte. Barbara fällt aus und plötzlich muss Walter sich selbst um 180 Grad drehen und vom Egoisten zum empathischen Versorger werden.

Er musste jetzt Barbara sein, für sich selbst und für Barbara.
(Seite 82)

Walter Schmidt ist ein ziemliches Ekel. Verheiratet mit einer Russin, ist er eigentlich ein ziemlicher Rassist. Barbara darf keine Gerichte aus ihrer Heimat kochen, mit "denen" will Walter sowieso nichts zu tun haben und eigentlich können alle froh sein, dass er Barbara mit passender Strenge ihre harte Aussprache ausgetrieben hat. Geschlagen hat er sie allerdings nie, was er mit einem fast stolzen Unterton erwähnt. Nicht zu vergessen ist der (achtung, Klischee) deutsche Schäferhund Helmut, der aber seiner Rasse auch keine Ehre macht und ein ziemlicher Feigling ist.

Doch je länger Barbara ausfällt, umso sympathischer wird Walter. Er merkt plötzlich, dass so ein Haushalt doch ganz schön viel Arbeit macht und es ziemlich unbefriedigend ist, wenn alles für selbstverständlich genommen wird.

Ich konnte von Seite zu Seite immer mehr Positives an Walter entdecken und die Autorin lässt die Lesenden langsam aber sicher seine Schale knacken. Auch Walter selbst bemerkt Veränderungen an sich und beginnt nach und nach sein Leben zu reflektieren und darüber nachzudenken, wie es hätte verlaufen können, wenn er an gewissen Punkten andere Entscheidungen getroffen hätte.

Das Buch lässt mich mit ein paar offenen Fragen und einem Ende zurück, das mitten in einer Situation endet, die ich gerne noch weitererzählt bekommen hätte. Aus diesem Grund gibt es von mir nur vier Sterne, sonst wären es die ganz dicke und nach Kaffee duftende volle Punktzahl gewesen.

Fazit
Diese humorvolle, aber auch berührende Geschichte, hat mich von einem Gefühl zum nächsten gejagt. Auch wenn ich öfters mal meinen Kopf über Walter schütteln oder laut durch die Nase einatmen musste, habe ich ihn auch irgendwie lieb gewonnen.

Wäre das Ende nicht so plötzlich und abgeschnitten gekommen, hätte ich diesem Buch unglaublich gerne die vollen fünf Sterne gegeben, denn prinzipiell hätte es das definitiv verdient!

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Veröffentlicht am 04.02.2021

Zwar alles nur oberflächlich angekratzt, macht bei jungen Leser:innen sicher Lust auf mehr

Geheimnisse der Hexen
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Buchinfo
Ein Buch für alle starken jungen Mädchen und Frauen von heute!

In diesem wunderschön gestalteten Buch geht es um die Geschichte und das alte Wissen der Hexen, unsere starken weiblichen Vorfahren. ...

Buchinfo
Ein Buch für alle starken jungen Mädchen und Frauen von heute!


In diesem wunderschön gestalteten Buch geht es um die Geschichte und das alte Wissen der Hexen, unsere starken weiblichen Vorfahren. Vorgestellt werden Themen wie ihre Magie, ihre Kraft und ihre Geheimnisse sowie große und berühmte Hexen aus der Vergangenheit bis in die Gegenwart mit Figuren wie Hermine Granger oder Willow Rosenberg. Die dunkle Geschichte der Hexenverfolgung wird genauso geschildert wie die zauberhaften Kräfte und die Wunder, die diese Frauen bewirkten. (Quelle: Lesejury)

Anfang
Liebe Schwester,
wenn du dieses Buch in den Händen hältst, dann bedeutet das, du bist bereit, deine Lehrzeit anzutreten. Bestimmt hast du bereits einen Teil deiner Kräfte wahrgenommen, mit diesem Handbuch kannst du lernen, sie weiterzuentwickeln und zu beherrschen.

Meine Meinung
Zunächst muss ich sagen, dass ich vom Verlag eine digitale Version des Buches bekommen habe, die so nicht zu erhalten ist. Kaufen kann man nur das gebundene Buch, aber wem es gefällt, der kommt ganz sicher auf seine Kosten! Die Bilder und wirklich schönen Illustrationen konnte ich zwar auch auf dem Tablet anschauen, aber ich nehme an, dass sie auf Papier noch viel mehr hermachen.

In diesem Büchlein werden unterschiedliche Hexen erwähnt, die man aus der Historie, aber auch Film und Fernsehen kennt. Dazu gibt es gezeichnete Bilder und immer wieder Erklärungen, wer sie waren, wann und wo sie gelebt haben und was sie zu Hexen gemacht hat (oder eben wer).

Neben den unterschiedlichen Frauen, werden auch noch Definitionen jeglicher Art erläutert und ein kurzer Abriss gegeben, in wie weit das Christentum daran beteiligt war/gewesen sein soll. Ich persönlich will mir nicht unbedingt ein Urteil darüber bilden, oder ich möchte mich viel mehr nicht auf eine Seite schlagen, da ich nicht dabei war und nicht tief genug in der Materie bin um wirklich alle (bekannten) Fakten zu kennen. Damit meine ich nicht, dass ich es nicht verurteile, was geschehen ist, das tue ich aufs Entschiedenste, aber ich kann einfach nicht sagen wieso, weshalb und warum und möchte nicht mit irgendwelchen Halbwahrheiten oder Mutmaßungen beginnen.

"Wenn man anstellen von Hexen Frauen liest, versteht man die Grausamkeit besser, die die Kirche diesem Teil der Menschheit angetan hat."
Matilda Joslyn Gage - Woman, Church and State, 1893

(Seite 48)

Nebenbei fließen auch immer wieder "Werke" und Anleitungen zur Hexenverfolgung und Erkennung ein, die mich immer wieder erschüttert haben. Natürlich weiß man, dass es Vorgänge wie die Wasserprobe gab (Man wird gefesselt ins Wasser geworfen und wenn man überlebt, ist man eine Hexe, wenn nicht, dann war man keine. Die Logik sucht man hier vergebens!) oder auch der Hexenhammer war mir ein Begriff, aber es lässt mich immer wieder entsetzt zurück, wenn mir bewusst wird, dass wirklich daran geglaubt und danach gehandelt wurde.

Um ein rundes Bild zu erhalten, werden auch diverse Symbole gezeigt und erklärt. Außerdem findet man auch ein Herbarium mit magischen Pflanzen und diverse Steine und den ihn zugesprochenen Eigenschaften. Ganz zum Schluss gibt es noch einen kleinen Do-it-yourself-Bereich, in dem Junghexen ein paar Anleitungen für Amulette und ähnliches erhalten. Das hätte es für mich als erwachsene Frau nicht gebraucht, aber als Teenager hätte ich mich sicher drüber gefreut.

Fazit
Insgesamt ein nettes Buch für Teenager, die sich für das Thema Hexen interessieren. Es bietet einen wirklich schönen Überblick in allen Bereichen. Leider bleibt es oft sehr oberflächlich, was aber auch zum eigenständigen recherchieren anregen kann, wenn sich der Leser/die Leserin für gewisse Punkte etwas mehr interessieren sollte.
Die Illustrationen sind wirklich sehr schön, machen alles ganz anschaulich und wirken in der gedruckten Version sicher noch um einiges besser.

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Veröffentlicht am 01.01.2021

Nach einem zähen Einstieg, hat es sich zu einem Jahreshighlight gemausert

Cassardim 1: Jenseits der Goldenen Brücke
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Gefährlich, überraschend und fesselnd – willkommen in Cassardim!

Amaia ist gerade sechzehn geworden – zum achten Mal. Warum ihre Familie so langsam altert und warum sie keinem ihrer fünf Geschwister ...

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Gefährlich, überraschend und fesselnd – willkommen in Cassardim!


Amaia ist gerade sechzehn geworden – zum achten Mal. Warum ihre Familie so langsam altert und warum sie keinem ihrer fünf Geschwister ähnelt, möchte Amaia unbedingt herausfinden, aber ihre Eltern tun alles, um dieses Familiengeheimnis zu wahren – ständige Umzüge, strenge Regeln und Gedankenkontrolle inklusive. Amaia sieht ihre Chance gekommen, als ihre älteren Brüder eines Tages einen Gefangenen mit nach Hause bringen: den geheimnisvollen wie gefährlichen Noár, der ebenso wenig menschlich ist wie sie. Doch dann wird Amaias Familie angegriffen und plötzlich ist Noár ihre letzte Hoffnung: Er verlässt mit ihnen die Menschenwelt und bringt sie nach Cassardim, ins Reich der Toten, wo Amaia zwischen Intrigen, Armeen, lebendig gewordenen Landschaften, unwirklichen Kreaturen und mächtigen Fürstenhäusern endlich ihre Antworten findet – und ihr Herz verliert. (Quelle: Lesejury)


Anfang

Die pulsierende grüne Linie und ihr regelmäßiges Piepen brachten mich dem Tod näher, als ich es in meinem ganzen Leben gewesen war. Ich hatte noch nie einen Menschen sterben sehen - geschweige denn erlebt, wie jemand quälend langsam seinem Ende entgegenkroch.


Meine Meinung

Maias beste Freundin Zoey liegt im Sterben. Sie hat Krebs. Heimlich schleicht sie sich zu ihr und belügt dafür ihre Eltern. Doch sie belügt auch Zoey. Ihr erzählt sie, dass sie und ihre Familie sich im Zeugenschutzprogramm befinden und sie deshalb keinen Kontakt haben dürfen. Auch wenn Zoey ihre beste Freundin ist, würde sie ihr sicher kaum glauben, dass Amaia schon über 100 Jahre alt ist...


Ich muss gestehen, dass ich dieses Buch sicherlich niemals gelesen hätte, wenn es kein Rezensionsexemplar gewesen wäre. Angefragt hatte ich es beim Verlag, weil es plötzlich überall zu sehen war und ich natürlich wissen wollte, ob an dem Hype was dran ist. Es lag dann ein Jahr uangetastet auf meinem Reader und fing schon langsam an zu schimmeln, weil es mich irgendwie doch nicht mehr so gepackt hat, dass ich es unbedingt hätte lesen müssen. Da ich es aber ja nicht ungelesen lassen konnte, musste ich wohl oder übel ran.


Wenig motiviert musste ich feststellen, dass mir der Anfang überhaupt nicht zusagte. Natürlich passierte das ein oder andere, aber es war nichts, was mich sonderlich gefesselt hätte.


Als Noár im Keller gefangen gehalten wurde war mir klar, dass das jetzt so ne Liebesschmus-Apfelmus-Nummer wird, er Maias Familie rettet und die beiden gemeinsam in den Sonnenuntergang reiten. Oh man, was hatte ich mich getäuscht!


"Zeig mir, wie du hier reingekommen bist."
"Und dann?", fragte ich misstrauisch.
"Dann, Amaia", antwortete er und sah mir fest in die Augen, "helfe ich dir, deine Geschwister zu retten."

(Position 897-899)


Ab dem Zeitpunkt an, als Noár mit ihnen in Cassardim ankam, änderte sich schlagartig alles für mich. Ich war so gefesselt von der Geschichte, den Charakteren und der Umgebung, dass ich den Reader immer nur sehr schwer aus der Hand legen konnte und stellenweise länger las, als eigentlich gut gewesen wäre.


Es war eine simple Formel der Natur. Frau in Not + starker Beschützer = Hormon-Party.
(Position 1059-1060)


Die Geschichte beinhaltet einige gut platzierte Wendungen, die ich so nicht erwartet hätte. Natürlich war das ein oder andere durchaus mal vorhersehbar, aber es war auch nicht immer alles so, wie es auf den ersten Blick aussah und man wurde doch wieder verwirrt.


Jede Figur durchlebt auf ihre ganz eigene Weise eine Wandlung oder Weiterentwicklung ihres Charakters. Auch wenn man nicht immer (sofort) versteht, wieso genau so gehandelt wird, ergibt es am Ende doch immer Sinn. Die größte Entwicklung macht natürlich Amaia durch, die zwar von Beginn an durchaus Selbstbewusstsein hatte, aber noch nicht so weit war wirklich für sich einzustehen.


Dieses Buch zählt auf jeden Fall jetzt schon zu meinen Highlights in 2021 (das Jahr, in dem ich es beendet habe), auch wenn ich die Höchstpunktzahl leider nicht vergeben kann. Aufgrund des (für mich) eher drögen Anfangs und eines kleinen Kritikpunkts, muss ich leider einen Stern abziehen. Was mich nämlich wirklich genervt hat war, was Amaia alles so in den Augen der anderen sehen konnte. Kein Mensch sieht gefühlt 78 Emotionen innerhalb von zwei Sekunden in einem Augenpaar! Das war einfach zu viel des Guten.


Fazit

Eine ganz tolle Romantasy aus dem Jugendbuch Genre, die oftmals nicht so vorhersehbar ist, wie man im ersten Moment glaubt und mit gut platzierten Wendungen überzeugen kann!

Die Beschreibungen des Settings machten es mir möglich, dass ich Cassardim beim Lesen vor meinem geistigen Auge sehen konnte. Ebenso verhielt es sich mit den Charakteren und anderen Lebewesen.

Dieses Buch zählt jetzt schon zu meinen Jahreshighlights in 2021 und ich bin schon ganz gespannt auf die Fortsetzung - die ich bestellt habe, noch bevor ich die Geschichte überhaupt beendet hatte.

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