Ein Auftakt, der auch Erstleser ins "Tad Williams Fieber" versetzt
Ich hatte das Glück, im Rahmen einer Leserunde das neue Buch von Tad Williams lesen zu dürfen.
Das Besondere hieran war, dass dieser Roman in "Osten Ard" spielt, einer Welt, in die der Autor schon mal ...
Ich hatte das Glück, im Rahmen einer Leserunde das neue Buch von Tad Williams lesen zu dürfen.
Das Besondere hieran war, dass dieser Roman in "Osten Ard" spielt, einer Welt, in die der Autor schon mal mit seinen Lesern abgetaucht ist. Dieses Buch knpüpft dann in etwa da an, wo die letzte Reihe aufgehört hat. Ich als Nichtkenner dieser vorherigen Reihe habe mich aber trotzdem an dieses Abendteuer gewagt.
Wie bereits erwähnt ist "Das Herz der verlorenen Dinge" der Auftakt einer neuen Reihe, die im Klett-Cotta Verlag erschienen ist.
Wie bereits erwähnt kehrt Autor Tad Williams in seine Welt namens "Osten Ard" zurück, die gerade erst einen Krieg zwischen Menschen und Elfen durchlebt hat. Aus diesem sind die Menschen siegreich hervorgegangen und jagen nun in "Das Herz der verlorenen Dinge" einen Elfenstamm, dank derer sie herbe Verluste erleiden mussten. Auf 326 Seiten wird dementsprechend die Verfolgungsjagt der Menschen geschildert, die die fliehenden Elfen nicht ziehen lassen wollen.
Mit 326 Seiten wirkt das Buch auf den ersten Blick sehr dünn, aber dazu kommen noch etwa 22 Seiten Anhang, die eine kurze Einführung für Erstleser, Karten und ein Glossar beinhaltet, und und ein Auszug aus dem zweiten Band, der ebenfalls ein paar Seiten umfasst.
Ich selber war sehr froh, dass es auf Seite 327 diesen Einstieg für Erstleser gab, denn wie bereits erwähnt hatte ich keine Ahnung von Osten Ard und seinen Bewohnern. Auf etwa 6 Seiten wurde mir kurz und präzise geschildert, um welche Kriegsparteien es ging und auch die beiden unterschiedlichen Elfenstämme, die im Verlauf des Buches auch noch auftauchen, wurde kurz beschrieben. Für mich ein sehr guter erster Zugriff auf diese Welt, auch wenn ich trotzdem noch häufig ins Glossar gucken musste, da nicht alle Namen und Orte sofort saßen. Gerade weil diese ausgedachten Namen häufig nicht leicht zu lesen waren (zumindest am Anfang).
Außerdem ein dickes Lob an den Autor für dieses unglaublich schöne Vorwort! Das sollte man wirklich gelesen haben, denn auch als Erstling fühlt man sich angesprochen und in der Welt von Tad Williams willkommen geheißen, da man auch direkt angesprochen wird.
Desweiteren schafft es der Autor sehr emotionale Momente zu schaffen. Zu Beginn des Buches lernt der Leser die beiden Menschen Porto und Endri kennen, die mir persönlich sofort sympathisch waren, und im Verlauf der Geschichte gibt es mit den beiden sehr emotionale Momente. Für alle, die irgendwelche Lovestorys suchen, das kann cih gleich vorweg sagen, ist dieses Buch nichts, hier kommen die emotionalen Momente aus Situationen unter Freunden. Man kommt halt auch ohne Liebe sehr gut aus, wenn man weiß, wie man den Leser erreichen und mitreißen kann. Ich habe mit den Figuren gelacht, getrauert und kleine Siege gefeiert. Es war einfach schön!
Es geht aber nicht nur um diese beiden Menschen. Tad Williams versucht, dem Leser das Geschehen aus mehreren Perspektiven nahe zu bringen. Neben der Sichtweise von Porto erleben wir die Geschichte auch aus der Sicht von Herzog Isgrimnur, der die Truppe der Menschen anführt, aus der Sicht von Viyeki, der Teil des verfolgten Elfenstammes ist, und eine Chronistin, die sich dann aus der Zukunft einmischt, meldet sich auch hin und wieder zu Wort. Tad Williams hat also vier sehr unterschiedliche Sichtweisen zusammen gebracht. Zum einen schildert er, was den Gejagten passiert, wie es ihnen auf ihrer Flucht ergeht, was sie planen, zum anderen schildert er aber auch, wie es bei den Jägern abläuft, wobei er hier klar unterscheidet zwischen dem adligen Anführer der Truppe und dem "gemeinen Fußvolk".
Leider machen diese vielen Geschichte es dem Erstleser (ich weiß nicht, wie es bei alten Hasen ist) am Anfang ziemlich schwer. Man ist noch dabei, sich in der neuen Welt zurecht zu finden, sich an die Namen, Orte, Völker und die Gesamtsituation zu gewöhnen, während der Autor einen schon mit drei unterschiedlichen Perspektiven konfrontiert, zwischen denen er innerhalb eines Abschnittes munter wechselt. Das sorgt anfangs leider für viel Verwirrung und hat mich sehr häufig im Glossar nachsehen lassen, wessen Sicht ich denn jetzt nochmal erzählt bekomme und zu welchem Stamm derjenige gehört. Sobald die Namen aber saßen, kommt man mit diesen Sprüngen aber gut zurecht und kann dem Ganzen sehr gut folgen.
Was noch auffällt ist, dass das Buch quasi nur 5 Kapitel hat. Es gibt 5 Abschnitte, die dann immer ein Stadium dieser Verfolgung schildern. An sich ist diese Trennung also gut gewählt, da immer nur ein Sinnabschnitt behandelt wird. Für mich war aber das Problem, dass ich eigentlich ein Mensch bin, der kapitelweise liest. Die Kapitel hier sind aber mit im Schnitt über 60 Seiten vergleichsweise lang. Durch die vielen Perspektivenwechsel gibt es aber viele kleine Abschnitte, nach denen man relativ gut pausieren kann, da dieser Sinnabschnitt dann beendet ist und die Erzählung aus der Sicht eines anderen Protagonisten weitergeht. Wenn es also wirklich nciht machbar war, das gesamte Kapitel zu lesen, dann konnte ich mich sehr gut daran orientieren.
Das namensgebende "Herz der verlorenen Dingen" ist materiell gesehen leider nur sehr nebensächlich im Buch erwähnt. Es taucht genau zwei Mal auf. Symbolisch ist es aber immer irgendwo zwischen den Zeilen zu finden. Ich würde das jetzt gerne näher erklären, aber um euch das nicht vorwegzunehmen, werde ich dazu nicht mehr sagen. Vielleicht als kleiner Tipp: Auch mir ist erst am Ende wirklich klar geworden, wofür dieses Amulett eigentlich steht, aber diese Erkenntnis finde ich auch für meinen Alltag sehr wichtig!
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass ich mich auch als Erstleser sehr gut abgeholt fühlte und dank kurzer Einführung in die Welt von Osten Ard im Anhang, dem Glossar und den Karten doch sehr gut in die Geschichte rein kam. Hat halt nur etwas, was aber zu erwarten war, gedauert. Der Schreibstil von Tad Williams war dafür sehr fesselnd, da er dem Leser das Geschehen aus mehreren Sichtweisen nahe bringt und mit vielen emotionalen Momenten spickt. Man fühlt einfach mit den Figuren und das macht dieses Buch so toll! Durch diese langen Abschnitte, in die es eingeteilt ist, ist es zwar nicht unbedingt geeignet, um mal eben während der Busfahrt ein paar Seiten zu lesen, aber wenn man mit den Perspektivwechseln pausiert, kommt man dann doch ganz gut durch die Abschnitte.