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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.12.2021

Einige starke Kurzgeschichten

Eifersucht
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Jo Nesbøs neues Buch "Eifersucht" enthält sieben Kurzgeschichten, die eines gemein haben: das Thema Eifersucht. Ich tue mich mit Kurzgeschichten oftmals schwer und war entsprechend zunächst etwas skeptisch. ...

Jo Nesbøs neues Buch "Eifersucht" enthält sieben Kurzgeschichten, die eines gemein haben: das Thema Eifersucht. Ich tue mich mit Kurzgeschichten oftmals schwer und war entsprechend zunächst etwas skeptisch. Das Cover hat mich aber von Beginn an angesprochen.

Jo Nesbø hat mich schon mit der ersten Kurzgeschichte gepackt, die ich als sehr lesenswert empfunden habe. Mit "Die Warteschlange" hat er auf bemerkenswerte Weise gezeigt, dass auch Geschichten unter zehn Seiten sehr eindrücklich sein können. Mir haben nicht alle Kurzgeschichten aus dem Buch "Eifersucht" gleich gut gefallen, einige davon haben mich aber auf jeden Fall nachhaltig beeindruckt und durchaus Fragen aufgeworfen. Einige der Shortstories waren meinem Empfinden nach wirklich perfide und haben das Gefühl der Beklemmung transportiert. Mit anderen Geschichten konnte ich aber deutlich weniger anfangen, weil ich nicht immer die Handlungen und das Verhalten der Charaktere nachvollziehen konnte.

Jo Nesbøs Schreibstil hat mich wie auch in seinem vorigen Buch "Ihr Königreich" überzeugt und gefesselt. Die Charaktere sind nicht alle sympathisch, was sie aber auch nicht sein müssen, da sie meiner Meinung nach definitiv authentisch sind.
Nesbø hat mir mit "Eifersucht" gezeigt, dass auch Kurzgeschichten einen Sog und fesselnde Spannung entfalten können. Vielleicht wirken einige von ihnen sogar deutlich länger nach als viele Krimis über mehrere Hundert Seiten.

Veröffentlicht am 28.11.2021

Atmosphärischer Thriller

Böse
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Katharina zieht nach der Trennung von ihrem Mann mit ihrer 17-jährigen Tochter Fenja aus einer Stadt in Bayern in das Dorf Hussfeld. Hussfeld gilt als einer der sichersten Orte Deutschlands. Trotzdem fühlt ...

Katharina zieht nach der Trennung von ihrem Mann mit ihrer 17-jährigen Tochter Fenja aus einer Stadt in Bayern in das Dorf Hussfeld. Hussfeld gilt als einer der sichersten Orte Deutschlands. Trotzdem fühlt sich vor allem Fenja nicht wirklich wohl in der neuen Umgebung. Der Bürgermeister, die Vermieterin und auch der Pastor scheinen Vorbehalte gegen die beiden zugezogenen Frauen zu haben. Fenja findet mit der Zeit ein wenig Anschluss und trifft sich mit einem Jungen aus dem Nachbardorf. Von einer Feier kehrt Fenja nicht mehr zurück. Ihre Mutter Katharina ist verzweifelt, zumal sie allein versuchen muss, ihre Tochter zu finden und auf einige Widerstände stößt. Die Polizei geht zunächst von einem freiwilligen Verschwinden Fenjas aus.

Ich konnte Katharinas Handeln und ihre Gefühle gut nachvollziehen und die Kapitel aus der Sicht von Fenja teilweise nur schwer aushalten. Obwohl ich recht früh eine Idee hatte, wer hinter der Entführung von Fenja stecken könnte, hat mich der Schreibstil von Jonas Wagner durchgängig gefesselt. Auch wenn sich die Spannungskurve aus meiner Sicht eher gemächlich aufbaut.

Der Autor beschreibt ein ganzes Dorf als sehr misstrauisch und transportiert die unangenehm wirkende Stimmung und Atmosphäre sehr fühlbar und authentisch. Ich habe es als erstaunlich empfunden, wie die Menschen in Hussfeld als Einheit beschrieben wurden, eigentlich ohne Charaktere, die Katharina und Fenja zugewandter und ihnen gegenüber positiver eingestellt waren. Diese Tatsache hat mich ein wenig gewundert.

Das Cover finde ich sehr überzeugend und ich empfinde es als zum Inhalt passend.

Ich würde den Thrillern allen empfehlen, die Lust auf einen spannenden Thriller haben und eine etwas gruselige und angespannte Atmosphäre aushalten mögen.

Veröffentlicht am 05.10.2021

Sehr komplexer Thriller, aber nicht überfrachtet

In die Fluten der Dunkelheit
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Victor Lessard hat seinen Job bei der Montrealer Polizei gekündigt, arbeitet nun bei einem Sicherheitsdienst eines Casinos und daran, sich und seine Position zu finden. Als seine ehemalige Partnerin Jacinthe ...

Victor Lessard hat seinen Job bei der Montrealer Polizei gekündigt, arbeitet nun bei einem Sicherheitsdienst eines Casinos und daran, sich und seine Position zu finden. Als seine ehemalige Partnerin Jacinthe anruft, kommt er aber doch wieder an den Tatort. Dort wurde ein Investigativjournalist von einem Scharfschützen erschossen. Die Ermittlungen beginnen, werden aber schnell unterbrochen, als Victor sich mit einem Mann trifft, der etwas über Victors Vergangenheit und den Tod seiner Familie weiß. Bei diesem Treffen tauchen erneut Attentäter auf... Stück für Stück wird klar, dass Victors Vergangenheit mit den aktuellen Geschehnissen zusammenhängt…

Ich habe schon die ersten beiden Thriller um Victor und Jacinthe sehr gerne gelesen. Auch den dritten Teil der Reihe habe ich verschlungen. Martin Michaud schreibt fesselnd und detailreich. Ich mag es bei Krimis und Thrillern sehr, als Leserin den Ermittlungen folgen zu können. Dies ist bei diesem Thriller der Fall.

Ich habe die Charaktere und vor allem die Konstellation der Charaktere als sehr spannend empfunden. Den Protagonisten Victor habe ich als sehr authentisch wahrgenommen, seine Zweifel, Unsicherheit und Sorgen sind sehr nachvollziehbar beschrieben. Mit der Beschreibung von Jacinthes Verhalten hatte ich jedoch zwischenzeitlich Schwierigkeiten und habe es als etwas übertrieben empfunden, zu derbe und grob war teilweise ihr Verhalten und ihre Sprache. Dennoch mochte ich die Interaktion in dem sehr ungleichen Team, auch gemeinsam mit dem ehemaligen Polizisten Gagne, der gemeinsam mit Victor und Jacinthe versucht herauszufinden, welche Akteure involviert sind.

Thematisch hat Martin Michaud viele Aspekte eingebracht. Ich hatte jedoch nicht das Gefühl, dass der Thriller überfrachtet wäre. Spannend fand ich auch die verschiedenen Motivationslagen der Attentäter und das komplexe Zusammenwirken der verschiedenen Akteure und Faktoren.

Insgesamt hat mir auch der dritte Band der Reihe sehr gut gefallen, wobei ich insbesondere den ersten Teil noch stärker fand. Ich werde aber sicherlich auch einen möglichen nächsten Teil lesen.

Veröffentlicht am 26.09.2021

Sehr lesenswerter, bedrückender Roman

Shuggie Bain
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Shuggie Bain wächst in den Achtziger Jahren in Glasgow auf. Die Mutter ist schwer alkoholkrank, die Wohnsituation sehr beengt, die Situation mit dem Vater ist angespannt und die beiden älteren Geschwister ...

Shuggie Bain wächst in den Achtziger Jahren in Glasgow auf. Die Mutter ist schwer alkoholkrank, die Wohnsituation sehr beengt, die Situation mit dem Vater ist angespannt und die beiden älteren Geschwister sind so viel wie möglich nicht zu Hause. Die Gegend ist grau und den Menschen rund um die Familie geht es nicht besser. Der Vater verlässt die Familie und die Mutter sitzt mit den Kindern in einem abgelegenen Vorort von Glasgow, dessen Bewohnern es immer schlechter geht, seit die örtliche Mine geschlossen hat. Die Nachbarn sind entweder ebenfalls dem Alkohol verfallen oder / und sie können die Neuzugezogenen nicht leiden. Shuggie mag keinen Fußball, interessiert sich für Kleidung und spielt gerne mit Spielzeugponys. Von den Nachbarskindern wird er geärgert und er ist die meiste Zeit seiner Kindheit damit beschäftigt, seine Mutter vor sich selbst zu schützen, zu überleben und genug Geld für Essen vor der Mutter und ihrer Alkoholsucht zu retten.

Für mich war dieser Roman wirklich heftig und das Lesen anstrengend. Ich habe große Teile als sehr bedrückend und wenig hoffnungsvoll empfunden. Die Welt von Shuggie Bain wirkt auf mich unfassbar grau mit wenig Licht am Horizont. Dennoch oder vielleicht gerade deshalb ist der Schreibstil sehr gut. Die Sprache drückt viel aus und die bedrückende Atmosphäre ist bei mir sehr intensiv angekommen. Die Umgebung, die Menschen und der Wunsch, dass die Mutter gesund wird, werden sehr eindrücklich und vorstellbar beschrieben. Ich habe mit Shuggie mitgelitten und fand es schwer auszuhalten zu wissen, dass sehr wahrscheinlich nichts gut werden wird. Eindrücklich waren für mich auch die Momente, in denen Shuggies Mutter für ihren Sohn da sein konnte und dann wiederum die Tatsache, dass sie es viel zu oft nicht war.

Ohne Frage werde ich diesen Roman und Shuggie nicht vergessen. Allerdings ist der Roman für mich über viele Seiten kaum auszuhalten gewesen. Dies sollte einem vor dem Lesen bewusst sein. Es geht um Alkohol, Armut, Verzweiflung, Hoffnung und bedingungslose Liebe.

Veröffentlicht am 26.09.2021

Unterhaltsamer Krimi

Pirlo - Gegen alle Regeln
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Anton Pirlo war ein sehr erfolgreicher Anwalt in einer renommierten Kanzlei, bis er einem Skandal zum Opfer fiel und den Hut nehmen musste. Nach ein paar Tagen Absturz hat er unverhofft eine neue prominente ...

Anton Pirlo war ein sehr erfolgreicher Anwalt in einer renommierten Kanzlei, bis er einem Skandal zum Opfer fiel und den Hut nehmen musste. Nach ein paar Tagen Absturz hat er unverhofft eine neue prominente Mandantin, deren fast nicht zu gewinnender Fall durch die Boulevardblätter geht. Unterstützt wird er von der Doktorandin Sophie Mahler. Gemeinsam raufen sie sich zusammen und etablieren die Wohnzimmerkanzlei. Bei der Mandantin handelt es sich um eine Frau, die wegen des Verdachts des Mordes an ihrem Ehemann in Untersuchungshaft sitzt. Ihr Mann war ein bekannter Unternehmer in Düsseldorf. Je tiefer die beiden Jurist:innen graben, auf desto mehr Widerstände stoßen sie.

Ich hatte zu Beginn mit dem Charakter Anton Pirlo Schwierigkeiten. Er wirkte auf mich eindimensional und klischeehaft. Im Laufe des Buches hat der Protagonist aber mehr Tiefe bekommen, sodass ich meine anfänglichen Vorbehalte Pirlo gegenüber aufgeben konnte. Sophie habe ich als sympathisch empfunden. Die anderen Charaktere habe ich jedoch als eher oberflächlich wahrgenommen. Interessant fand ich Pirlos und Sophies Familiengeschichten, die meiner Meinung nach in angemessenem Umfang Raum bekommen.

Der Schreibstil lässt sich gut lesen, je nach Kontext ist die Sprache passend. So waren einige Passagen von der Ausdrucksweise her meines Erachtens eher derb, aber dem Inhalt und dem Plot angemessen. Der Krimi ist so aufgebaut, dass die Vorgehensweise der Anwälte nachvollziehbar wird und man gut folgen kann. Dies sorgt dafür, dass ich das Buch gerne weitergelesen habe. Die ganz große Spannung ist bei mir jedoch nicht aufgekommen. Allerdings habe ich das bei diesem Buch als ganz angenehm und nicht schlimm empfunden.

Für mich ist „Pirlo – Gegen alle Regeln“ ein unterhaltsamer Krimi für ein paar entspannte Lesestunden zwischendurch.