grandios, düster, authentisch
Die Rebellinnen von Oxford - FurchtlosDie Reihe der mutigen „Rebellinnen von Oxford“ begleitet mich nun schon eine Weile, und ich freue mich jedes Mal riesig, wenn ein weiterer Teil erscheint. Der erste Band war 2021 ein Jahreshighlight und ...
Die Reihe der mutigen „Rebellinnen von Oxford“ begleitet mich nun schon eine Weile, und ich freue mich jedes Mal riesig, wenn ein weiterer Teil erscheint. Der erste Band war 2021 ein Jahreshighlight und auch nachdem mich der zweite ein klein wenig enttäuscht hat, war ich umso gespannter auf den dritten!
Tatsächlich habe ich während des Lesens zwischen Unbehagen und dem Gefühl geschwankt, hiermit ein Lebenshighlight vor mir zu haben. Letztendlich kann ich wirklich sagen, dass mich dieses Buch sehr beeindruckt hat und ich teilweise einfach von der Fülle an Impressionen positiv überwältigt war.
Der Schreibstil der Autorin ist zuerst gewöhnungsbedürftig, aber auch sehr gut der Zeit angepasst, in welcher die Bücher spielen. Tatsächlich hatte ich in diesem Band auch das Gefühl, dass der Ernst der Mission der Frauenbewegung sich richtig entfalten konnte.
𝚒𝚗𝚑𝚊𝚕𝚝
Es geht um Hattie, welche in einem privilegierten Umfeld und somit der Oberschicht der Gesellschaft aufgewachsen ist. Ihr wurde von klein auf eingetrichtert, wie sie sich zu verhalten hat und wo ihr Platz in der Welt ist. Scheinbar ihr komplettes Gegenteil ist der gefährliche Lucian Blackwood, welcher sich über fragwürdige Wege seine Macht und seinen Platz ganz oben erarbeitet hat. Als Hattie durch einen ungünstigen Vorfall vor dem Altar mit ihm steht, kann sie sich nicht vorstellen, den düsteren und grimmigen Lucian jemals zu lieben. Allerdings kann sie auch nicht die Anziehung zwischen ihnen leugnen …
Ich habe von Anfang an die Grundstimmung im Buch ganz anders wahrgenommen als in den beiden Büchern davor. Diese hier war viel düsterer und über allem lag eine Anspannung, jedoch machte gerade dieser Aspekt das Buch so authentisch. Nichts an der Situation, in der Hattie steckte, war rosig oder schön. Gerade diese Atmosphäre hat die damaligen Umstände so greifbar gemacht, genauso wie die ständigen Stimmungswechsel der Charaktere im Buch oder auch die Naturbeschreibungen Schottlands.
Die Autorin weiß definitiv mit Worten umzugehen und damit Emotionen und Gefühle einzufangen.
An manchen Stellen waren mir diese ständigen Warm-Kalt-Wechsel fast schon zu schnell, aber eigentlich haben diese gut die Beziehung von Lucian und Hattie beschrieben. Ich habe natürlich bis zum Ende mitgefiebert. Vor allem kurz vor dem Schluss hat mir die Entwicklung sehr gut gefallen. Faszinierend war auch, dass Hattie ihr wahres Ich finden konnte, was nach so vielen Jahren Erziehung verdeckt worden war. Aber auch Lucians Entwicklung hat mich stolz gemacht.
Dieses Buch hat mich auch unglaublich stark zum Nachdenken angeregt, ich fand es so grandios, wie die Autorin auf die Arbeit im Bergbau und dort auf die Rolle von Frauen und Kindern aufmerksam gemacht hat! Es war so spannend und erschreckend, dieser Zeit nähergebracht zu werden, allein die Vorstellung, dass all dies auf wahren Begebenheiten beruht.
Auf jeden Fall hat mir auch die Thematisierung der Fotografie und Kunst gefallen, auch wenn hier Hatties Studium nur am Rand erwähnt wurde. Ich habe durch Hatties Begreifen umso stärker das Gefühl für die Notwendigkeit der Unabhängigkeit von Frauen in einer Ehe damals bekommen.
Dieses Buch kann ich definitiv weiterempfehlen, da es eine wirklich wichtige Message transportiert und diese in einer Liebesgeschichte so gut umgesetzt wurde. Insgesamt für mich auf jeden Fall ein Highlight.