Spannendes SF-Katastrophenszenario mit ruhigen Tönen und Wissensvermittlung
UniversumDies ist ein leicht lesbarer Science-Fiction-Thriller um eine folgenreiche Katastrophe auf einer Weltraumreise im 22. Jahrhundert. Es ist kein Actionfeuerwerk. Effekthascherei hat der Roman nicht nötig. ...
Dies ist ein leicht lesbarer Science-Fiction-Thriller um eine folgenreiche Katastrophe auf einer Weltraumreise im 22. Jahrhundert. Es ist kein Actionfeuerwerk. Effekthascherei hat der Roman nicht nötig. Psychischer Druck nimmt eine zentrale Rolle ein. Die Stimmung ist angespannt und düster, dank eingestreuter Aufheiterungen ohne beim Lesen emotional runterzuziehen. Es ist keine Hard SF, weil Überlichtanflug, Wurmlöcher usw. eine große Rolle spielen. Verzeihlich, weil das Mehr an Dramatik dem Leser zugutekommt. Daneben scheint der Autor erfreulicherweise durchaus Wert auf fundierte technische und wissenschaftliche Erklärungen, Analysen und einhergehende Lerneffekte zu legen. Darüber freue ich mich als Laie immer besonders. Wenn man sich dafür nicht interessiert, ist es unschädlich, solche Zeilen zu überfliegen.
Bei diesem Erzählstil und in Teilen auch inhaltlich fühlte ich mich an P. P. Petersons erfolgreiches Erstlingswerk „Transport 1“ erinnert. Das Phänomen Zeitdilatation (Minuten vor Ort = Jahre woanders) schafft Assoziationen zu „Interstellar“. In Bildgewalt, Komplexität und Wendungsreichtum reicht „Universum“ zwar nicht an dieses filmische Meisterwerk heran, macht aber vieles besser als in „Transport“.
Alles spielt sich auf und um ein Raumschiff mit einer kleinen Crew und wenigen Passagieren ab. Das verleiht Übersicht und einen klaren Rahmen. Der Roman wird aus zwei kapitelweise wechselnden Perspektiven erzählt. Die Hauptfiguren Christine, Kommandantin auf ihrem letzten Flug, und Mike, Exsoldat mit schwerer Vergangenheit, der mit seiner Familie einen neuen Planeten besiedeln möchte, sind unperfekt, mit Ecken und Kanten. So richtig sympathisieren und mitfühlen konnte ich nicht. Aber sie wirken so interessant, gut greifbar, wie aus dem realen Leben, dass mich ihr Schicksal interessierte und über die gesamte Länge Spannung erzeugte. Mikes Gedanken zu seiner Familie wirken authentisch und gingen mir nahe. Innere Kämpfe werden gut aufgegriffen, in einer Kürze, die dem geneigten Publikum (wie mir) Anstoß zum Sinnieren bietet, ohne die Spannungskurve abflachen zu lassen. Kurze Kapitel animieren dazu, immer noch ein bisschen weiterzulesen. Auch die Nebenfiguren entwickeln sich spürbar und auf stimmige Weise. Vieles animiert zum Rätseln. Ich durfte mich an einigen Überraschungen erfreuen.
Der Roman ist eigenständig und hat ein zufriedenstellendes Ende mit Wow-Effekt.
Um 5 Sterne zu erreichen, hätte es für mich noch innovativer und aufwühlender oder mit Besonderheiten in der Charakterisierung sein müssen. Gute 4 Sterne für das unterhaltsame, durchweg spannende Szenario mit Lerneffekt.