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Veröffentlicht am 25.01.2022

Langweilig und emotionslos gesprochen

Gejagt im Eis
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Martin Moltzau, ehemaliger Arktisheld, stellt seine Erfahrung interessierten Touristen zur Verfügung und bietet Schneemobiltouren auf Spitzbergen, dem Eis und Schneeparadies, an.
Im Laufe der Zeit hat ...

Martin Moltzau, ehemaliger Arktisheld, stellt seine Erfahrung interessierten Touristen zur Verfügung und bietet Schneemobiltouren auf Spitzbergen, dem Eis und Schneeparadies, an.
Im Laufe der Zeit hat er einiges mit den Touristen erlebt. Trotzdem befremdet ihn das Verhalten der amerikanischen Familie, die unbedingt zu einer verlassenen russischen Bergbausiedlung wollen.
Die Tour entwickelt sich zum Höllen-Trip. Erst verliert er einen Gast im Nebel, ein anderer Gast stürzt in eine Felsspalte und dann begegnet ihnen eine schwerbewaffnete, russische Truppe.


Ich muss es leider sagen, aber wäre ich nicht die ersten zwei Stunden des Hörbuchs gewalkt, wäre ich sicher eingeschlafen.
Sebastian Dunkelmann hat emotionslos den ohnehin anfänglich eher zähfließenden Text gelesen, dass ich eigentlich das „Hörvergnügen“ frühzeitig abbrechen wollte.
Im zweiten Drittel des Thrillers überschlugen sich die Ereignisse und es wurde zunehmend spannender. Die emotionslose Sprechweise brachte da tatsächlich etwas Ruhe rein, aber gebraucht habe ich das nicht. Ich habe mich zwischenzeitlich über Herrn Dunkelmanns Sprechweise regelrecht geärgert. Ich fand es nervig.
Zum Inhalt, wie gesagt, er war anfänglich sehr zäh und wurde erst im Laufe des Thriller spannender, aber vieles erschien mir unlogisch. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein erfahrener Arktis-Scout ohne ärztliche Versorgung nach einem Unfall eine große Tour unternimmt. Martin Moltzau erschien mir ziemlich blauäugig. Er wundert sich, dass seine Touristen keine medienwirksamen Fotos wollten, aber er wirkt unsicher, als er einen Gast im Nebel verliert. Er lässt den zweiten Gast sich vom Schneemobil entfernen, ohne zu realisieren, dass die Gruppe sich in einem Gebiet befindet, wo sich viele Felsspalten befinden.
Die Jagd ist spannend und auch reißerisch beschrieben, trotzdem kann ich mir nicht vorstellen, dass zwei Menschen, die in Eiswasser getrieben sind, anschließend eine lange Strecke mit dem Schneemobil fahren und dann noch etliche Kilometer auf Socken, in ihren gefrorenen Anzüge laufen konnten.
Pech, dass dieser mich nicht überzeugende Thriller auch noch ruhig und fast einschläfernd gelesen wurde.
Das war wahrlich kein Hörvergnügen.

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Veröffentlicht am 02.10.2021

Konnte mich nicht begeistern

Die Leuchtturmwärter
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1972 verschwinden drei Leuchtturmwärter, Oberwärter Arthur Black, Wärter William „Bill“ Walker und Hilfswärter Vincent Bourne spurlos vom Maiden-Rock-Leuchtturm.
Zwanzig Jahre lang wurde keine Spur von ...

1972 verschwinden drei Leuchtturmwärter, Oberwärter Arthur Black, Wärter William „Bill“ Walker und Hilfswärter Vincent Bourne spurlos vom Maiden-Rock-Leuchtturm.
Zwanzig Jahre lang wurde keine Spur von diesen Menschen gefunden.
1992 macht sich der Schriftsteller Dan Sharp auf die Suche nach der Wahrheit über die drei Verschollenen.

Leider muss ich zugeben, ich habe keinen Zugang zu diesem Roman gefunden.
Die ersten Kapitel, quasi die Einleitung ließen sich noch gut lesen und verstehen, aber ab den Interviews der Frauen, der verschollenen Leuchtturmwärtern, bekam ich Schwierigkeiten. Lediglich die Antworten und Gedanken der Frauen zu lesen, hat mich mit der Zeit gelangweilt. Ähnlich erging es mir mit den Berichten und fiktiven Gedanken der Leuchtturmwärter. Anfangs war es interessant mehr über das Leben dreier Männer auf einem einsamen Leuchtturm zu erfahren, aber der stetige Wechsel zwischen Vergangenheit und Gegenwart, Frauen, die verlassen wurden und ihrem Leben danach und den Leuchtturmwärtern, hat mich daran gehindert, in den Roman zu finden.

Sorry, viele Leser scheinen von diesem Debütroman begeistert zu sein, mich konnte er nicht überzeugen und schon gar nicht fesseln.

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Veröffentlicht am 29.09.2021

Nichts Halbes und nichts Ganzes

Die Kaffeedynastie - Tage des Aufbruchs
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Corinna Ahrensberg, Erbin eines Kaffeeimperiums, kommt mit neuen Ideen und Eindrücken aus verschieden Kaffeeanbaugebieten zurück nach Aachen.
Ihr Vater hatte einen schweren Schlaganfall. Jetzt muss sie ...

Corinna Ahrensberg, Erbin eines Kaffeeimperiums, kommt mit neuen Ideen und Eindrücken aus verschieden Kaffeeanbaugebieten zurück nach Aachen.
Ihr Vater hatte einen schweren Schlaganfall. Jetzt muss sie gemeinsam mit ihrem Bruder die Geschäfte führen, aber Corinna hat andere Vorstellungen von der Kaffeerösterei und versucht den Spuren ihres Großvaters nachzuspüren.

Das Hörbuch hat bei weitem nicht meine Erwartungen erfüllt.
Ich hatte den Eindruck, die Autorin konnte sich nicht zwischen einem historischen Roman, einer Familiengeschichte und einem, in meinen Augen, ziemlich kitschigen Liebesroman entscheiden.
Die Sprecherin Ronja Bonalana unterstrich mit ihrer süßen Stimme und dem Lächeln in der Stimme meinen Eindruck.
Einen Nazi-Schergen als Vater, später Fronteinsatz und Kriegsgefangenschaft eines viel zu jungen Mannes, die Schreckensnachrichten nach seiner Rückkehr sowie der mühsame Aufbau eines schuldbeladenen Lebens hätten einen größeren Rahmen bedurft und kontinuierlich erzählt werden müssen, statt kurzer Einschübe. Im zweiten oder dritten Teil dieser Kaffeedynastie-Geschichte hätten dann Corinnas ererbte Anlagen zur Kaffeeröstung, ihr Liebesleben und das ihres Bruder erzählt werden können.

Die süßen Befindlichkeiten von Corinna und ihrem Bruder empfand ich störend.
Wenn ich auch manchmal glaubte, Kaffeeduft in der Nase zu verspüren, ersetzte das doch nicht eine packende Beschreibung der Tage des Aufbruchs.
Packen oder fesseln konnte mich dieses Hörbuch leider zu keiner Zeit.

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Veröffentlicht am 07.07.2021

Konnte mich nicht überzeugen

Der Tintenfischer
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Venedig in Zeiten des Corona-Lockdowns ist menschenleer, aber neben dem Canal Grande erholen sich auch die kleineren Canäle von den Touristenströmen der Vergangenheit.
Auf einem Routinerundgang beobachten ...

Venedig in Zeiten des Corona-Lockdowns ist menschenleer, aber neben dem Canal Grande erholen sich auch die kleineren Canäle von den Touristenströmen der Vergangenheit.
Auf einem Routinerundgang beobachten Antonio Morello und Anna Klotze wie ein farbiger junger Mann von der Rialtobrücke springt. Beherzt setzt Anna dem jungen Mann nach und kann ihn vor dem Ertrinken retten.
Dieser Einsatz wird von einer Überwachungskamera gefilmt und im Netz verbreitet. Statt einer Belobigung für ihren Einsatz, erwartet die Retter ein Donnerwetter vom Questore und die Order den „NEGER“ schnellstmöglich abzuschieben.


Eigentlich ein guter Plot, der Anfang erschien mir auch sehr vielversprechend. Ich liebe Venedig.
Das erste Drittel des Krimis erinnert stark an die Krimis von Donna Leon, Questore (alla Patta), Sekretärin Viola (Elettra) und unfähige Polizisten (Sergente Alvise), aber der Commissario ist ein ganz anderer. Während Commissario Brunetti ein absoluter Familienmensch ist und bei seinen Ermittlungen seine Familie immer zu schützen weiß, ist der sizilianische Commissario Morello einsam (seine Frau und sein ungeborenes Kind fielen einem Bombenattentat zum Opfer) und heimwehkrank. Er ist voller Hass und Zweifel.
Anna Klotze liefert bei jeder Begleitung des Commissario Morello Hintergrundwissen über Venedigs Vergangenheit und erzählt viel über die Umgebung. Anna will mit ihren Beschreibungen für Morello ein Wohlfühlszenario aufbauen, um ihm die Eingewöhnung zu erleichtern. Aber auch uns Lesern gibt sie damit eine Atmosphäre wieder, die wir an Venedig lieben. Aber nach Erledigung lokaler Verbrechensbekämpfung entwickelt sich der Krimi zum Mafia-Drama.
Nachdem Commissario Morello sich durch Suspendierung Freiraum geschaffen hat, um sich ins unvermeidliche zu stürzen, erleben wir erst einmal einen romantischen Segelturn mit Kindheitserinnerungen, sehr atmosphärisch beschrieben.
Anschließend mutiert der Krimi, wenn ich ehrlich sein soll, teilweise zum Slapstick (die Entführung einer Prostituierten bei laufenden Motor des Fluchtfahrzeuges) und zum unglaubwürdigen Amoklauf.
Vielleicht liegt es auch an mir. Ich glaube nicht an diese naiven Räuberpistolen. Krimis sind fiktiv, sicher, aber für mich müssen sie wenigstens nachvollziehbar sein. Die Mafia ist eine erste Sache. Die betrügt man nicht und die besiegt man heute auch nicht mehr. Höchstens können, wie bei der Hydra immer nur einzelne Köpfe zerschlagen werden, wo neue dann wieder nachwachsen. Ein einzelner Commissario, als Rächer, Richter und Vollstrecker, ist da unglaubwürdig.
In diesem Krimi wurde viel recherchiert, über die italienische Flüchtlingspolitik, über die europäische Wirtschaftsspritze und ihre Adressaten sowie über die Struktur und Ausbreitung der Mafia, und alles nachvollziehbar dem Leser vermittelt.
Für mich ergibt sich aber trotzdem nur ein mäßig spannender Krimi, weil ein naiver Commissario, der die Stärke, Kompromisslosigkeit und Grausamkeit der Mafia erlebt hat, sich todesmutig zur Rettung einer einzigen jungen Frau in die Höhle des Löwen wirft, sie rettet und es erstaunlicherweise überlebt.
Sorry, nicht mein Ding.

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Veröffentlicht am 19.05.2021

Schatten der Vergangenheit

Lange Schatten über der Côte d'Azur
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Im jüdischen Teil des historischen und landschaftlich wunderschön angelegten Friedhofs Le Grand Jas wird die Leiche eines unbekannten jungen Mannes gefunden. Erst nach Veröffentlichung seines Fotos gelingt ...

Im jüdischen Teil des historischen und landschaftlich wunderschön angelegten Friedhofs Le Grand Jas wird die Leiche eines unbekannten jungen Mannes gefunden. Erst nach Veröffentlichung seines Fotos gelingt es Kommissar Duval und seine Kollegen Simon Wolff zu identifizieren. Simon Wolff betreute in Cannes seinen jüdischen Großvater Jakob Silberstern.
Welches Motiv hatte der Mörder oder die Mörderin, Rache, Gier, Antisemitismus?

Die Staatsanwaltschaft sieht den Mord keinesfalls als antisemitische Gewalttat. Kommissar Duval ist anderer Ansicht, schafft sich damit einige Probleme und das obwohl zu Hause auch kein ruhiges und entspannendes Heim ist. Die kleine Julie hält ihre Eltern mit ihren kommenden Zähnchen auf Trapp.


Schnell wird dem Leser klar, dass „Lange Schatten über der Côte D’Azur“ nichts mit Sonne und Schatten zu tun hat. Diese „Lange Schatten“ sind wohl die Schatten der Vergangenheit. Das war mir am Anfang nicht klar und somit erwartete ich einen mediterranen Krimi, weshalb mich das Buch ziemlich enttäuscht zurücklässt.

Für mich war das kein richtiger Krimi. Es entwickelte sich kein Spannungsbogen. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass Duval von seiner Partnerin, aus einen mir nicht bekannten Grund, in eine Geschichtsaufarbeitung gedrängt wurde, die weder er noch ich als Leser in diesem Maße wollten.

Der geschichtliche Exkurs, der nicht zur Lösung des Falls beitrug, war einerseits zu oberflächlich, um die wirkliche Stimmung und Situation in der damaligen Zeit wiederzugeben. Andererseits war er zu ausführlich, um neben der Krimihandlung zu stehen. Er hat sie immer wieder verdrängt. Die Dialoge zwischen Duval und Annie waren unnötig aggressiv. Duval wusste nichts von den unrühmlichen Festnahmen durch französische Polizisten, es interessierte ihn auch nicht sonderlich, worüber Annie sich immer wieder aufregte.

Der geschichtliche Hintergrund war nur emotional wichtig, um die Figur des Jakob Silberstern zu verstehen, sowie die Ursache der Erpressung nachzuvollziehen. Dafür nahm er aber viel zu viel Platz in diesem Buch ein.

Die Lösung des Falles folgt nach dem zweiten Mord etwas abrupt und überraschend, aber nachvollziehbar und stimmig.

Im Grunde finde ich es schon wichtig, dass über die Zeit und über die Judenverfolgung durch französischer Polizisten geschrieben wird, aber bitte nicht in Rahmen eines Krimis, der auch noch als "Mediterranes Lesevergnügen mit Nervenkitzel" beworben wird.

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