Ungewöhnliche beste Freunde
Die MäuseköniginMit dem Roman „Die Mäusekönigin“ erzählt der Autor Jay Kay die Geschichte einer ungewöhnlichen Freundschaft.
„Da wurde mir ganz warm ums Herz und wir beschnüffelten uns Nase an Nase.“
Mit diesem Satz ...
Mit dem Roman „Die Mäusekönigin“ erzählt der Autor Jay Kay die Geschichte einer ungewöhnlichen Freundschaft.
„Da wurde mir ganz warm ums Herz und wir beschnüffelten uns Nase an Nase.“
Mit diesem Satz wird der Begriff „Freundschaft“ wunderbar beschrieben und er ist nur eines von vielen herzerwärmenden Zitaten.
Betrachte ich das Cover, dann denke ich an ein Märchen mit einem Hauch Fantasy und ich sehe einen wunderschönen naturbelassenen Ort. Tatsächlich finde ich diese Gedanken in der Geschichte wieder, aber sie erzählt weit mehr…
Bao ist eine kleine Maus, die als ganz junges Mäuslein verloren gegangen ist und ihre Mutter nicht wiedergefunden hat. Darum ist sie froh, dass sie Nhi getroffen hat. Auch Nhi ist klein, genauer gesagt, sie hat keine Beine. Nhi ist wie viele Tausende andere Kinder Opfer von „Agent Orange“ in Vietnam. Mit einigen von ihnen verbringt sie Kindheit und Jugend im Haus der Versehrten. Wie sie dort wohnt und was sie erlebt, erfahren wir im ersten von drei großen Kapiteln, es heißt „Das Haus der Güte“. Eine ungewöhnliche Ich-Erzählerin ist Bao, die kleine Maus, die Nhi immer ganz nah ist und sich bei ihr ankuschelt, damit sie nicht entdeckt wird.
Als Nhi volljährig ist, beginnt der zweite Teil. Sie zieht in „Das Haus der Sehnsucht“ zu ihrer Tante und ihrem Onkel. Begleitet wird sie natürlich von Bao, aber auch von ihrem langjährigen Freund Thang, der nicht sehen kann. Nhi und Thang bekommen ihre Aufgaben, doch was sie dort alles erleben, von welchen kriminellen Machenschaften sie erfahren und mit welchen Vorurteilen sie konfrontiert werden, das alles weckt ihre Sehnsucht. Wonach? Das verrate ich an dieser Stelle nicht. Allerdings gibt es noch „Das Haus der Demut“ und damit beginnt ein außerordentlich spannender dritter Teil.
Es macht großen Spaß, die Geschichten aus Baos Sicht zu lesen. Bao ist eine recht pfiffige Maus und erkennt viele Zusammenhänge sehr genau. Natürlich ist auch die tollste Maus nur so gut, wie der Autor sie sein lässt. Und darum geht mein großes Kompliment an Jay Kay, dem es mit dem Buch gelungen ist, mir einen bedeutsamen Teil der Geschichte aus der Zeit nach dem Vietnamkrieg näherzubringen. Ich habe natürlich vorher von „Agent Orange“ und seinen schweren Folgen gehört, aber durch Bao, Nhi und Thang habe ich vieles jetzt hautnah spüren können.
Trotz all der schrecklichen Ereignisse und Erlebnisse habe ich auch das Poetische und Märchenhafte der Geschichte genossen. Wunderschön ist die Besonderheit, die Nhi mit den Tieren verbindet.
Großartig und zum Teil unglaublich interessant, sehr informativ und aufschlussreich sind die vielen eingeschobenen fettgedruckten Texte.
Das Buch hat mich stark berührt, hat mich zum Lachen gebracht, aber auch tief erschüttert und vor allem nachdenklich gemacht. Sehr gern und aus vollem Herzen gebe ich eine Leseempfehlung für ein besonderes Buch.