Platzhalter für Profilbild

mabuerele

Lesejury Star
offline

mabuerele ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit mabuerele über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.10.2021

Schöne Romanbiografie

Annette von Droste-Hülshoff. Dichterin zwischen den Feuern
0

„...Ja, sie hatte ihre liebe Not mit diesem erstaunlichen kleinen Mädchen, das viele Fragen stellte und in größte Aufregung geriet, wenn sie einen Riss in der Tapete bemerkte...“

Schon als Kind war Annette ...

„...Ja, sie hatte ihre liebe Not mit diesem erstaunlichen kleinen Mädchen, das viele Fragen stellte und in größte Aufregung geriet, wenn sie einen Riss in der Tapete bemerkte...“

Schon als Kind war Annette nicht einfach, wie die Gedanken der Mutter belegen. Dabei waren ihre Überlebenschancen nicht gut gewesen, denn eine Frühgeburt zu der Zeit war häufig dem Tod geweiht.
Die Autorin hat eine abwechslungsreiche Romanbiografie der Schriftstellerin geschrieben. Sie erzählt deren Leben in einzelnen Episoden.
Das Buch zeichnet sich durch einen gut lesbaren Schriftstil aus. Außerdem ist die umfangreiche Recherche der Autorin in jeder Zeile spürbar.
Annette wächst geborgen auf dem Gut der Familie auf. Sie gilt als hochbegabt, komponiert schon in jungen Jahren und schreibt Gedichte. Außerdem ist sie sehr phantasievoll.

„...Da Annette schnell beleidigt war und zudem unter Hustenanfällen und Schwächlichkeit litt, bekam sie wenig Tadel zu hören...“

Das allerdings sollte sich mit zunehmenden Alter ändern. Dann wird die liebe Verwandtschaft zu ihrer größten Kritikerin.
Sehr gut werden die gesellschaftlichen Verhältnisse in die Geschichte integriert. In Adelskreisen ignoriert man die anstehenden Veränderungen. Dafür spielen Literatur und Musik eine besondere Rolle.
Heftig trifft Annette der Tod des Vaters. Finanziell aber ist sie versorgt. Sie kann sich ihrer Schriftstellerei widmen, wird jedoch auch von der Verwandtschaft gefordert, wenn Hilfe bei Krankheit notwendig ist.
Annette polarisiert. Ihr Onkel beschreibt sie gegenüber einem Freund so:

„...Seine Nichte sei überaus klug, talentvoll voll hoher Eigenschaften und zugleich gutmütig, aber auch eigensinnig und gebieterisch….“

Andere werfen ihr vor, dass sie Männer schöne Augen macht. Eine erste zarte Freundschaft zerbricht.
Einen größeren Raum nimmt ihre Freundschaft zu Levin Schücking ein. Er kümmert sich um eine Veröffentlichung ihrer Gedichte. Zu mehr als Freundschaft aber ist sie nicht bereit. Hinzu kommt, dass in der Familie immer noch die Mutter das Sagen hat. Annette kann und will sich nicht über deren Meinung hinwegsetzen. Ich halte diese allerdings für übergriffig und unsensibel.
Im Buch sind nicht nur Gedichte von Annette enthalten. Auch andere Personen der Zeitgeschichte kommen zu Wort.
Vor allem in den Gesprächen werden die Einstellungen, aber auch Gefühle der Protagonisten deutlich.
Ein umfangreiches Nachwort ergänzt und vertieft viele der Ausführungen. Ein Personenverzeichnis, eine Auflistung der Lebensorte, eine Zeitleiste und ein Glossar ergänzen das Buch.
Die Biografie hat mir sehr gut gefallen. Sie lässt das Leben der Schriftstellerin lebendig werden.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 01.10.2021

Komplizierte Beziehungen

Mord als Kunst
0

„...Der Alkohol war sein neuer Freund geworden. Schon mittags lag er benebelt in der Hängematte, in der sich Penelope so gerne und ausgiebig geräkelt hatte...“

Yves ist Maler in Saint – Tropez. Doch nachdem ...

„...Der Alkohol war sein neuer Freund geworden. Schon mittags lag er benebelt in der Hängematte, in der sich Penelope so gerne und ausgiebig geräkelt hatte...“

Yves ist Maler in Saint – Tropez. Doch nachdem ihn seine Muse Penelope verlassen hat, fehlt ihm die Inspiration. Heute aber rafft er sich auf, bringt Ordnung in sein Durcheinander und will einen Neuanfang wagen.
Patricia und Carla aus den USA machen in Cannes Urlaub. Während Carla shoppen geht, stößt Patricia mit Yves zusammen. Er lädt sie in ein Café ein.
Der Autor hat einen spannenden Krimi im Künstlermilieu geschrieben. Er bleibt seinem Stil treu. Zuerst werde ich mit den wesentlichen Personen vertraut gemacht und es wird eine Geschichte aufgebaut, bevor der eigentliche Kriminalfall ins Spiel kommt..
Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Er bringt das Flair des Jahres 1974 und die Atmosphäre der Örtlichkeiten gut rüber.
Patricia und Carla bekommen von Yves ein Ferienhaus neben seinen Wohnhaus vermietet. Zwischen Patricia und Yves entwickelt sich schnell eine Beziehung. Carla ist außen vor – und sauer. Spätestens zu dem Zeitpunkt habe ich mich gefragt, was die beiden Frauen wirklich verbindet. Und dann erscheint erneut Penelope auf der Bildfläche. Als auch noch Patricias Verlobter anreist, ist das Chaos perfekt.
Vier Wochen später wird Commissaire Lucie Girard beauftragt, nach zwei verschwundenen Amerikanerinnen zu suchen. Patricia wird von ihr sofort bei Yves gefunden, aber von Carla fehlt jede Spur.
Die Beziehungen zwischen den Protagonisten haben sich mittlerweile ziemlich kompliziert gestaltet. Lucie wird erst einmal von allen gehörig belogen. Dann ergibt sich ein völlig neue Spur. Plötzlich nimmt nicht nur der Spannungsbogen rasant zu, die Handlung bekommt eine heftige Wendung. Als Leser sehe ich Yves unter einem völlig neuen Blickwinkel. Auch Patricia hinterfragt zunehmend ihre Beziehung zu ihm.

„...Das Spiel mit dem Feuer war komplett neu für sie. Naiv, wie sie war, erkannte sie nicht, dass auch sie sich verbrennen konnte und andere dann mit hineinziehen könnte...“

Lucie stößt bei ihren weiteren Ermittlungen in ein Wespennest. Es wird gefährlich.
Die Geschichte wird logisch zu Ende geführt.
Das Buch hat mir sehr gutgefallen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 30.09.2021

Spannende Reise

10 Tage im Herzen der Ferne
0

„...Der Sinn des Lebens ist es, unsere Gabe zu finden. Das Ziel des Lebens ist es, sie zu verschenken...“

Mit diesem Zitat von Pablo Picasso beginnt ein Buch, das mich in jeder Hinsicht positiv überrascht ...

„...Der Sinn des Lebens ist es, unsere Gabe zu finden. Das Ziel des Lebens ist es, sie zu verschenken...“

Mit diesem Zitat von Pablo Picasso beginnt ein Buch, das mich in jeder Hinsicht positiv überrascht hat.
Der Autor hat zuerst seinen Werdegang beschrieben und mich dann auf eine mehrtägige und abwechslungsreiche Reise durch Albanien mitgenommen. Dabei lerne ich das Land von einer völlig neuen Seite kennen.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Er passt sich den Gegebenheiten an.
Der Autor beginnt mit den Erinnerungen an die Sommerferien bei der Großmutter. Dabei sind ihm drei Kalendersprüche, die er damals gelesen hat, in Erinnerung geblieben. Einer lautet:

„...Schnitze das Leben aus Holz, das du hast...“

Nach der Schule folgt das Studium der Ökonomie. Die erst Arbeitsstelle war schnell gefunden und der Weg nach oben vorgezeichnet. Was aber auch wächst, ist die innere Unzufriedenheit. Er zweifelt am tieferen Sinn seines Tuns.
Zum Nachdenken bringt ihn ein Besuch in den USA.

„...Man sah die Arbeit als klare Notwendigkeit, um seine Ausgaben zu decken und sein Leben zu finanzieren. Die Menschen waren dankbar für ihre Jobs...“

Beim Besuch in Bulgarien, der Heimat seines Vaters, erlebt er eine Zufriedenheit trotz des einfachen Lebens. Als ihn ein Bandscheibenvorfall aus der Bahn wirft, entscheidet er sich für eine Auszeit. Er will reisen und dabei einen Film drehen. Sein Ziel ist Albanien. Im Mittelpunkt des Films soll die einheimische Küche stehen.
Chang, ein chinesischer Student, und Steve aus Amerika begleiten ihn. Beide kennen sich mit Filmen aus.
Während im ersten Teil der Schriftstil das Gefühl von Stress und Unzufriedenheit ausdrückte, kommt nun eine gewisse Leichtigkeit und Lebensfreude in die Geschichte.
Zuerst wird der Autor damit konfrontiert, dass er seinen straff getakteten Zeitplan vergessen kann. Man lebt den Augenblick.

„...Jetmir sah wohl das Entsetzen in meinem Gesicht und zog mich etwas beiseite. Dort klärte er mich ernsthaft darüber auf, dass ein sich in Arbeit befindliches Essen für die Gäste […] etwas Ehrbares sei, das man nicht einfach nur abzuwarten habe, sondern bei dem man die Ehre hatte, es abwarten zu dürfen...“

Nicht nur er, sondern auch seine Begleiter, müssen alte Vorurteile und Erkenntnisse über den Haufen werfen. Der Autor hatte Fragen vorbereitet. Die treffen kaum auf die Lebenswirklichkeit der Albaner.

„...Wir lernen hier von der Natur und nicht die Natur von uns., deshalb sind wir alle noch Schüler und Gäste auf Erden...“

Gemeinschaftsgefühl geht über Egoismus. Ich lerne interessante Lebensläufe kennen und erfahre auf der Reise quer durch das Land eine Menge über Einstellungen und Lebensinhalte. Während wir über naturbelassene Landwirtschaft streiten, ist sie dort Alltag. Gegessen wird, was regional vorhanden ist.

„...Das Leben besteht aus vielen kleinen Münzen, und wer sie aufzuheben versteht, hat ein Vermögen...“

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es lässt mich nachdenklich zurück.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.09.2021

Spannend

Elbtier
0

„...Unschlüssig blieb sie stehen. Wie aufs Stichwort kam Sammy zu ihr und bellte. Dann lief er ein Stück voraus, um sich kurz darauf wieder zu ihr umzudrehen...“

Nach diesem Zitat aus dem ersten Kapitel ...

„...Unschlüssig blieb sie stehen. Wie aufs Stichwort kam Sammy zu ihr und bellte. Dann lief er ein Stück voraus, um sich kurz darauf wieder zu ihr umzudrehen...“

Nach diesem Zitat aus dem ersten Kapitel habe ich mich gefragt, was Katharina gesehn hat, als sie der Hund an Ort und Stelle geführt hat. Es dauert einige Zeit, bis ich als Leser die Antwort bekomme.
Im Revier in Kophusen gibt es momentan ein anderes Problem. Zwei externe Ermittler durchleuchten die alten Fälle. Soll das Revier etwa geschlossen werden? Normalerweise erscheinen Vertreter der DIVE nur bei Amtsmissbrauch. Na gut, Kommissar Goldberg geht ab und n eigenwillige Wege. Das aber hat nichts mit Amtsmissbrauch zu tun.
Dann wird auf einer Baustelle ein menschlicher Schädel gefunden. Klar ist das Sache der Kripo und muss es in diesem Fall auch bleiben mit den Kontrolleuren im Nacken.
Wenig später steht Haukes Schwester Rosi auf der Matte. Ihre beiden Katzen sind verschwunden. Und das sind nicht die einzigen Tiere, die vermisst werden.
Die Autorin hat erneut einen spannenden und abwechslungsreichen Krimi geschrieben. Der Schriftstil passt zum Genre.
Die internen Ermittlung zwingt Hauke, sein Temperament zu zügeln. Dafür hat Peter zunehmend Probleme, mit der arroganten Art der Kollegen umzugehen.

„...Wenn ihr schon hier seid, dann könntet ihr euch wenigstens an die Regeln der Höflichkeit halten. Das war bösartig, Ole. Und mutwillig. […] Ich werde meinerseits Beschwerde einlegen...“

Ab und an lässt mich die Autorin einen Blick in die kranke Seele des Täters werfen, der für das Verschwinden der Tiere verantwortlich ist. Seine Motivation bleibt lange im Dunkeln.
Die Ermittlungen erweisen sich als schwierig. Nicht jeder sagt die Wahrheit. Die aufgebrachte Bevölkerung denkt über eine Bürgerwehr nach. Natürlich mischt Haukes Schwester mit. Doch auch sie muss erkennen, dass manches, was gut gemeint ist, letztendlich das falsche Klientel anzieht.
Am Ende werden alle Fälle gelöst. Die externen Ermittler erkennen, dass es auch auf den Dorf nicht nur gemütlich zugeht.
Das Buch hat mir sehr ut gefallen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.09.2021

Das Leben des Mühlhiasl

Kein Mensch will's glauben
0

„...Die Hochwasser haben die Ernten der Bauern zerstört, wodurch sie mir kein Getreide liefern konnten. Und ohne das Korn kann ich kein Mehl mahlen. Wie soll ich den Betrag einnehmen, den ich zu zahlen ...

„...Die Hochwasser haben die Ernten der Bauern zerstört, wodurch sie mir kein Getreide liefern konnten. Und ohne das Korn kann ich kein Mehl mahlen. Wie soll ich den Betrag einnehmen, den ich zu zahlen habe, wenn mir jegliche Gelegenheit dafür zerstört wird?...“

Mit diesen Worten versucht der Müller Matthias Lang den Abt Ignaz zu überzeugen, dass er ihm die Pacht der Mühle nicht kündigt. Doch der Abt bleibt hart.
Wir befinden uns zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Das Leben ist schwierig. Matthias Lang reagiert eigenartig auf die Antwort des Abtes.

„...Ich muss gehen – aber bald werden Ihr selbst aus eurem Kloster rennen müssen! […] Kein Mensch will´s glauben!...“

Die Autorin hat einen abwechslungsreichen historischen Roman geschrieben. Sie erzählt darin das mögliche Leben des Matthias Lang, der im Volksmund „Mühlhiasl“ genannt wurde. Er galt als Waldprophet. Das Buch zeugt von exakter und umfangreicher Recherche der Autorin. Gleich am Anfang weist sie darauf hin, was der Realität entspricht und wo sie sich für eine eigene Interpretation entschieden hat. Auch das Warum verdeutlicht sie.
Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Eingebettet in das Geschehen werden die historischen Ereignisse der damaligen Zeit, aber auch viele der schriftlich aufgezeichneten Voraussagen des Mannes.
Gut beschrieben wird, wie ein Kloster der damaligen Zeit funktionierte.

„...Ein Sakristan pflegte die liturgischen Geräte, kümmerte sich um den Kirchenschmuck und den Einkauf der Altarkerzen. [..] Für die Alten und Kranken war der Infirmarius zuständig...“

Ausführlich wird beschrieben, wie die Säkularisierung des Klosters vor sich ging. Hart war es vor allem für die Beschäftigten des Klosters, die nicht zum Orden gehörten. Sie standen plötzlich
vor dem Nichts und wurden von staatlicher Seite mit einem Almosen abgespeist.
Matthias Lang arbeitet ein Jahr als Wanderarbeiter, so würden wir heute sagen, in verschiedenen Mühlen. Danach erfährt er, dass Pater Ignaz einen neuen Hirten braucht. Erstaunlicherweise erhält er die Stelle. Im Buch wird deutlich, dass ihm diese Arbeit mehr liegt. Bei den Bewohnern allerdings stößt er mit seinen Prophezeiungen auf wenig Gegenliebe. Manche sind ihnen unverständlich und machen ihnen Angst. Bei anderen aber siegt die Neugier.
Im Winter arbeitet er in einer Glashütte. Dabei erfahre ich, aus welchen Bestandteilen Glas wird.

„...Du nimmst fünfundsiebzig Teile Quarzsand, zehn Teile Kalk, dann kommen noch 10 Teile Pottasche dazu, und nur fünf Teile Soda als Flussmittel….“

Natürlich spielt auch das Kriegsgeschehen eine Rolle. Manch eine Schlacht nimmt ganzen Ortschaften Hab und Gut. Vor allem aus Böhmen fällt das Militär wiederholt in Bayern ein.
Ich darf das Leben des Mühlhiasl bis zu seinem Tod verfolgen. In seinen letzten Jahren wird er fast zum Einsiedler. Das liegt nicht zuletzt an seinen Visionen. Die Menschen wolle nichts von neuen Kriegen hören. Sie sehnen sich nach Frieden.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere