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Wenn ich wiederkommeDaniela ist eine von vielen Müttern, die ihr Heimatland Rumänien verlässt, um anderswo Arbeit zu finden und ihen Kindern ein besseres Leben zu ermöglichen. Es verschlägt sie nach Mailand, wo sie wie so ...
Daniela ist eine von vielen Müttern, die ihr Heimatland Rumänien verlässt, um anderswo Arbeit zu finden und ihen Kindern ein besseres Leben zu ermöglichen. Es verschlägt sie nach Mailand, wo sie wie so viele andere Menschen aus Osteuropa als billige Arbeitskraft in der Pflege für Kinder und Alte eine Anstellung sucht. Für sie ist dieser Schritt nicht einfach - sie muss ihre Familie zurücklassen und alles, was sie kennt. Doch auch Danielas Kinder, besonders ihr Sohn Manuel, leiden unter der Trennung.
Im ersten Teil des Romans stehen die Gedanken und Gefühle Manuels im Mittelpunkt. Er muss damit zurechtkommen, dass seine Mutter plötzlich fort ist und er nur noch telefonisch mit ihr Kontakt haben kann. Das Geld, das sie verdient, schickt sie ihrer Familie nach Hause - aber kann das wirklich ein Ersatz für ihre Liebe und eine intakte Familie sein? Im zweiten Teil wird dann die Perspektive der Mutter geschildert; ihre Gründe fortzugehen, ihre Ängste und das ständige schlechte Gewissen, weil ihre Kinder ohne sie aufwachsen müssen. Im letzten Abschnitt kommt dann Manuels ältere Schwester Angelica zu Wort, die jahrelang die Verantwortung für ihren Bruder getragen hat und diesen Druck, die Familie zusammenhalten zu müssen, nun nicht mehr weiter hinnehmen und aus ihrem alten Leben ausbrechen will.
Zentrales Thema des Romans ist die armutsbedingte Migration. Danielas Situation ist alles andere als ein Einzelfall, sie steht exemplarisch für unzählige Andere, die ihre Heimat und die Familie zurücklassen, um anderswo bessere Chancen zu finden. Der Ansatz, mit der Prespektive Manuels zu beginnen, hat mir dabei sehr gut gefallen - denn seine Wut, seine Verzweiflung über den Verlust der Mutter sind so gut beschrieben, dass ich deren eigene Verzweiflung danach umso eingängiger nachempfinden konnte. Die Alternativlosigkeit, weil sie in einer Gegend aufgewachsen ist, in der große Armut für die Mehrheit zum Alltag gehört. Ihre Einsamkeit, als sie ohne ihre Kinder und ihren Mann in einem fremden Land von vorne anfangen muss, die körperliche und psychische Belastung, die ihre Arbeit dort oft mit sich bringt. Das alles wurde deutlich spürbar.