Stille Genervtheit, die immer lauter wurde ....
Stille VerdrängungKurzmeinung:
Abbruch Seite 205; eigentlich keine schlechte Story, aber das Lektorat war ungenau & der Protagonist & der Verlauf werden immer absurder.
Klappentext:
Nachdem der taube Schüler Maik auf ...
Kurzmeinung:
Abbruch Seite 205; eigentlich keine schlechte Story, aber das Lektorat war ungenau & der Protagonist & der Verlauf werden immer absurder.
Klappentext:
Nachdem der taube Schüler Maik auf einer Abiturfeier von seinen engsten Freunden genötigt wird, durch eine Gruppenvergewaltigung ein Mädchen zu missbrauchen, ist er so verstört, dass er jeglichen Kontakt abbricht und sich in Berlin ein neues Leben aufbaut. Als Psychologe mit besonders empathischen Fähigkeiten ist er später hoch angesehen, auch öffentlich. Privat hat er ebenfalls sein Glück mit seiner Verlobten Kate gefunden. Doch dann holt ihn seine dunkle Vergangenheit wieder ein ...
Autorin:
Corina Brosch ist am 17. Mai 1988 gehörlos auf die Welt gekommen und bilingual mit Deutsch und Deutscher Gebärdensprache aufgewachsen. Obwohl sie schon sehr früh das Lesen und Schreiben lieben und schätzen lernt und eine blühende Fantasie hat, studiert sie zunächst Psychologie, wechselt dann jedoch, um Lehramt für Sonderschulen zu studieren. Als Hauptfach wählt sie Deutsch und besucht eine Schreibwerkstatt, in der sie die ersten Ideen zur Geschichte des tauben Psychologen aufschreibt. Ihre Leidenschaft zum Geschichtenerzählen wird wieder entfacht und lässt sie nicht mehr los. Vor allem das Eintauchen in Menschen und deren Abgründe, die sich gar nicht so sehr vom Hörstatus unterscheiden, fasziniert sie immer wieder aufs Neue. Und doch sind es zwei Welten - die taube und hörende Kulturen - die aufeinanderprallen. Als taube Schriftstellerin erzählt sie aus einer Sicht, die den wenigsten bisher zugänglich war.
Bewertung:
Eine tolle Rezension hat mich auf das Buch aufmerksam gemacht. Das Cover und der Klappentext haben mich zusätzlich eingenommen. Ich habe mich sehr gefreut, es zu lesen. Gerade der Anfang, wo die Massenvergewaltigung stattfindet ist heftig zu lesen und nichts für schwache Gemüter. Ich finde, hier fehlt eine Trigger-Warnung, auch wenn man vom Klappentext weiß, was kommt.
Das Buch ist voller Fehler, das Lektorat war nicht gründlich. Normalerweise setze ich Fehler, die ich entdecke gar nicht in die Rezension, aber hier sind es so viele, dass es einfach stört. In den ersten Kapitel allen voran sind zwischen den Wörtern mehrere Leerzeilen, das fällt sofort auf. Dann gibt es Wörter, die keine Leerzeilen zwischen andere Wörter haben. Was auch störte sind die Texte, die zusammengehören, die Autorin sie aber als neuen Abschnitt präsentiert. Das hat mich erst irritiert.
Die Geschichte an sich ist eine gute Idee und der Wirklichkeit mit Sicherheit nahe. Es gibt bestimmt einige Männer, denen es so geht wie Maik. Und andere wie den Freunden, die es immer und immer wiederholen. Der Verlauf ist recht schnell, Maik feiert seinen Abschluss, studiert und ist 6 Jahre später Psychologe. Das schnelle Voranschreiten ist etwas ungewohnt, finde ich aber nicht negativ. was mir negativ auffiel ist Maiks unprofessionelles Verhalten. In der Zeitung und bei Patienten wird er gelobt und er kann sich kaum vor Anfragen retten. In Wirklichkeit aber finde ich ihn als noch zu unreif für einen angeblich professionellen Therapeuten. Er kann kaum Abstand zu den Patienten halten. Hier geht es um eine Patientin, die ihm sehr nahe geht. Mehr möchte ich nicht verraten, aber mich hat das echt genervt. Und es passiert ab der Mitte laufend solche Ungereimtheiten.
Maik ist trotz seines Verhalten von damals ein guter Mann und empfindsam. Auf der anderen Seite aber finde ich, er reflektiert nicht so richtig sein Verhalten. Und wenn er es tut, handelt er nicht dementsprechend. Ich konnte ihn einfach als Psychologen nicht ernst nehmen. Das ist fatal, denn er ist Psychologe. Aber wie er stetig so unreif und gegen das Berufsethos verstößt, immer wieder, hat mich echt genervt. Und bei einer Szene ist mir der Kragen geplatzt und ich habe abgebrochen (Seite 205). Sehr enttäuschend!
Was die Behinderung angeht, hat die Autorin gelungen vermittelt. Im letzten Drittel schrieb sie nicht stetig, wie taube Menschen Zeichen machen oder wie reagieren, das konnte man sich nach dem vorigen Zwei-Drittel-Erklärungen denken - so dachte wohl die Autorin. Es setzt auch eine Gewohnheit ein, aber ich erwischte mich dennoch zwischendurch, wie das Erklären völlig fehlt. Ich weiß nicht, ob das Absicht oder Nachlassen ist. Durch die vielen Erklärungen, wie taube Menschen sich mitteilen, hat die Autorin mich bis zum letzten Drittel mitnehmen können. Es wirkt sehr authentisch. Auch der Schreibstil ist fließend, trotz der vielen Fehler. Der Verlauf lässt sich schnell lesen.
Fazit:
Die Geschichtsidee ist lange überfällig zu schrieben gewesen und der Protagonist recht sympathisch. Aber leider unreif und für mich nicht für voll zu nehmen. Keine gute Basis für Vollendung eines Werkes. Natürlich bin ich neugierig, was es mit der Patientin auf sich hat und ob Maiks Vergangenheit ihn wirklich einholt. Es sind noch 100 Seiten übrig geblieben, da müsste sich dann alles auflösen. Aber ich hatte keine Geduld mehr mit Maik.