Profilbild von smartie11

smartie11

Lesejury Star
offline

smartie11 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit smartie11 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.05.2017

Wie ein Hollywood-Blockbuster zum Lesen

Grausame Willkür
0

Zum Inhalt:
Bei einer Schießerei in einer wohltätigen Kirchenküche für Bedürftige entkommt Detective Alex Cross nur mit viel Glück einer Verwundung. Dafür schießt der Schütze Cross´ Partner und besten ...

Zum Inhalt:
Bei einer Schießerei in einer wohltätigen Kirchenküche für Bedürftige entkommt Detective Alex Cross nur mit viel Glück einer Verwundung. Dafür schießt der Schütze Cross´ Partner und besten Freund John Sampson nieder und Cross ist sich 100%ig sicher, den Schützen erkannt zu haben: den eiskalten Killer Gary Soneji. Doch der ist vor mehr als zehn Jahren direkt vor Cross´ Augen verbrannt…

Hintergrund:
„Grausame Willkür“ ist ein Thriller der neuen „BookShots“-Reihe, die Hochspannung auf wenigen Seiten für einen günstigen Preis versprechen. Und soviel sei vorab verraten: Das ist voll und ganz gelungen!

Meine Meinung:

Der Ermittler Dr. Alex Cross von Starautor James Patterson (laut SPIEGEL „ der erfolgreichste Schriftsteller der Welt“) hat es mittlerweile auf 20 vollformatige Thriller gebracht. Nun tritt Patterson den Beweis an, dass man auch auf nur rund 120 Seiten einen waschechten, spannenden Thriller unterbringen kann, dem es an Nichts fehlt.

Entsprechend rasant ist der Einstieg in die Story, denn mit der Schießerei in der Kirchenküche geht es bereits vom Start weg sehr rasant und actionreich zu. Um ein hohes Maß an Spannung und Dramatik aufzubauen, hat sich der Autor sehr geschickt zweier Elemente bedient: Zum Einen ist da die Verletzung von John Sampson, der im Folgenden um sein Leben kämpft, und zum Anderen das Rätsel um das mysteriöse „Wiederauferstehen“ des Serienkillers Gary Sondeji. Beides sorgt dafür, dass sich der Spannungsbogen ununterbrochen bis zum furiosen Finale erstreckt, bei dem es der Autor nochmal so richtig krachen lässt. Am Ende präsentiert Patterson eine stimmige und überzeugende Auflösung für das Rätsel um Gary Sondeji, die ich hier natürlich nicht verraten werde. Ganz gemein wird der Autor dann allerdings im kurzen, knackigen Epilog, der mit einem fiesen Cliff-Hanger endet, so dass man als Leser am Liebsten gleich weiterlesen würde!

FAZIT:
120 Minuten Hochspannung und Dramatik - wie ein Hollywood-Blockbuster zum Lesen!

Veröffentlicht am 02.05.2017

The first contact – ein packender Genre-Mix mit toller Grundidee

Guides - Die erste Stunde
0

Meine Meinung:

Mit „Guides – Die erste Stunde“ legt der US-amerikanische Autor Robison Wells (u.a. „Du kannst keinem trauen“ und „Ihr seid nicht allein“) einen außergewöhnlichen Genre-Mix aus Science ...

Meine Meinung:

Mit „Guides – Die erste Stunde“ legt der US-amerikanische Autor Robison Wells (u.a. „Du kannst keinem trauen“ und „Ihr seid nicht allein“) einen außergewöhnlichen Genre-Mix aus Science Fiction, Young Adult Novel und einem Schuss Mystery vor, der auf einer für meinen Geschmack extrem spannenden und gleichzeitig überzeugenden Grundidee beruht, zu der ich hier leider nichts verraten kann ohne zu spoilern.

Die Story hat mich sehr schnell angefixt, denn der Beginn ist tragisch wie faszinierend zu gleich: Ein gigantisches Raumschiff ist mitten in der Ödnis Minnesotas notgelandet und die Welt schaut wie gebannt zu, wer oder was aus diesem Raumschiff aussteigen wird – und vor allem wann! Gleichzeitig ist mir die Protagonistin, die siebzehnjährige Alice, vom Start weg durch und durch sympathisch gewesen. Denn während die meisten Menschen die Umgebung der Absturzstelle hektisch verlassen, muss sie mit ihrem Vater, einem Experten der NASA, dorthin ziehen und auf das Eliteinternat Minnetonka wechseln. Doch diese neuen Herausforderungen meistert „Aly“ stets souverän und findet glücklicherweise auch schnell Anschluss im neuen Internat. Diese Leseabschnitte haben einen eindeutigen „Young Adult Novel“ Charakter.

Dennoch liegen die Hauptgene der Story eindeutig im Science-Fiction-Segment, denn natürlich bleibt das Raumschiff nicht allzu lange verschlossen und bereits auf Seite 47 kommt es zum „First Contact“ und ab hier präsentiert der Autor eine rasante Story voller Überraschungen, unvorhersehbarer Wendungen und auch verschiedener Stile. Denn zu den YA- und SciFi-Elementen gesellen sich einige Abschnitte, in denen Mystery- und Horrorelemente überwiegen. So steuert die Geschichte unaufhaltsam auf ein fulminantes Finale zu, in dessen Mittelpunkt die faszinierende wie gleichfalls überzeugende Auflösung der Geschichte und jede Menge Action stehen. Allerdings bezieht sich mein einziger Kritikpunkt auch auf das Finale: Es ging viel zu schnell! Ich hatte den Eindruck, dass der Autor nun möglichst zügig zu einem Ende kommen wollte. Hier hätten es für meinen Geschmack ruhig 20 – 30 Seiten mehr sein dürfen.

Der Schreibstil des Autors lässt sich sehr flüssig lesen, ist von der Wortwahl manchmal erfrischend direkt, mal ein wenig flappsig, aber stets passend. Auch der Humor, den Wells durch seine Protagonistin Aly immer wieder aufblitzen lässt („Interstellare Kommunikation vom Feinsten.“ - S. 54), hat mir dabei sehr gut gefallen.


FAZIT:
Trotz einem etwas zu schnellen Finale ein sehr guter und fesselnder Genre-Mix mit zahlreichen Überraschungen und einer faszinierenden Grundidee!

Veröffentlicht am 24.04.2017

Überraschend – anders – spannend! Der persönlichste Fall für Carlotta Fiore

Die unbekannte Schwester
0

Meine Meinung:
„Die unbekannte Schwester“ ist nach „Wiener Totenlieder“ (ausgezeichnet mit dem „Leo-Perutz-Preis 2015“ der Stadt Wien) und „Mörderische Wahrheiten“ bereits der dritte „Carlotta Fiore“-Krimi ...

Meine Meinung:
„Die unbekannte Schwester“ ist nach „Wiener Totenlieder“ (ausgezeichnet mit dem „Leo-Perutz-Preis 2015“ der Stadt Wien) und „Mörderische Wahrheiten“ bereits der dritte „Carlotta Fiore“-Krimi der österreichischen Autorin, Schauspielerin und Regisseurin Theresa Prammer. Obgleich dieser dritte Band einen in sich abgeschlossenen Fall behandelt, sind die Anknüpfungspunkte an die beiden Vorgänger – insbesondere in Bezug auf die Entwicklung der Charaktere und deren Zusammenspiel – doch sehr allgegenwärtig, so dass ich jedem empfehlen würde, zunächst die ersten beiden Bände zu lesen.

Der dritte Fall für Carlotta Fiore hat es diesmal richtig in sich, denn er ist nicht nur sehr rätselhaft, sondern gleichzeitig auch der persönlichste Fall für die Protagonistin. Als sehr gelungen habe ich es dabei empfunden, dass Carlotta diesmal nun endlich offiziell als Kripo-Mitarbeiterin ermitteln könnte – und dennoch aufgrund verschiedener Einflüsse (die hier nicht verraten werden) doch wieder auf eigene Faust ermitteln muss. Selbstverständlich hat sie auch diesmal wieder ihren „Partner“ Konrad Fürst an ihrer Seite, der nach jahrzehntelanger Abstinenz zusammen mit Carlotta wieder neu im Polizeidienst beginnt. Entsprechend können sich Carlotta und Konrad nicht überall offiziell Eintritt verschaffen oder auf die umfangreichen Ermittlungs-Methoden der Polizei zurückgreifen. Raffinesse, Ideenreichtum, Improvisationstalent und ein gutes Stück Unverfrorenheit gehören also auch diesmal wieder mit dazu!

Der Fall selbst entspinnt sich aus dem vermeintlichen Selbstmord eines Journalisten, in dessen Wohnung Carlotta einen geheimnisvollen Zettel mit ihrem Namen darauf findet. Von hier aus entwickelt sich eine regelrechte Ermittlungs-Odyssee, die sowohl Carlotta als auch die Leser vor immer neue Rätsel und unvorhersehbare Ereignisse stellt. Entsprechend befinden sich die Spannung und das Tempo in diesem Buch auf einem durchweg hohen Level. Anders als in den Vorgängern , in denen Theresa Prammer einen bunten Strauß potenziell Verdächtiger parat gehalten hat, habe ich in dieser Story eigentlich die ganze Zeit im Dunkeln getappt und bis ganz zum Schluss noch nicht mal den Ansatz einer halbwegs belastbaren Theorie gehabt. Dennoch hat die Autorin im – sehr spannenden! - Finale alles nachvollziehbar, in sich rund und mit großem Aha-Effekt aufgelöst. Ein sehr gelungener Krimi-Plot!

Die „Carlotta Fiore“-Reihe weist aber noch eine weitere große Stärke auf: Die sehr gelungenen Charaktere. Carlotta Fiore ist eine sehr außergewöhnliche Protagonistin, die sich selbst und ihrem eigenen Glück oftmals doch sehr im Weg steht. Durch die ungewöhnliche aber nicht unglaubwürdige Vergangenheit Carlottas, die gerade in diesem Fall eine große Rolle spielt, werden ihre verschrobene Persönlichkeit und ihr oftmals unbeholfenes Verhalten anderen Menschen gegenüber nachvollziehbar und realistisch. Das beste Beispiel hierfür ist sicherlich ihre gegen Ende des ersten Bandes aufkeimende Beziehung zu Hannes Fischer, die auch in diesem Band immer wieder auf neue Belastungsproben gestellt wird. Meine persönlichen Lieblingscharaktere sind und bleiben aber die erfrischend quirlige 13jährige Fanny (die hier diesmal nur am Rand in Erscheinung tritt) und der durch-und-durch sympathische Konrad Fürst, der auch diesmal so einiges einstecken muss. Hier bleibt sich die Autorin also erfreulicher Weise treu!

FAZIT:
Spannend, rätselhaft und temporeich – ein durch und durch überzeugender Wien-Krimi mit tollen Charakteren. Absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 24.04.2017

Gesund, schmackhaft und sehr abwechslungsreich – eine Bereicherung für die Küche

Happy Healthy Food – Histaminfrei, glutenfrei, laktosefrei kochen
0

Hintergrund / zur Autorin:
Bei der kosmopolitischen Autorin wurde 2014 mit 21 nach längeren gesundheitlichen Beschwerden eine Histamin- und Laktoseintoleranz diagnostiziert, was sie in einem persönlichen ...

Hintergrund / zur Autorin:
Bei der kosmopolitischen Autorin wurde 2014 mit 21 nach längeren gesundheitlichen Beschwerden eine Histamin- und Laktoseintoleranz diagnostiziert, was sie in einem persönlichen Vorwort schildert, ebenso wie ihre ersten Annährungsversuche an das Thema Intoleranzen. Da die Beschwerdebilder bei Lebensmittelintoleranzen sehr unspezifisch sind (Kopfschmerzen, Hitzewallungen, Blähungen, Bauchschmerzen und / oder Müdigkeit sind nur einige davon) wird von Spezialisten vermutet, dass viele Menschen davon betroffen sind – ohne es zu wissen. Eine sehr gute Anregung der Autorin ist es, einfach mal den Selbsttest zu machen und sich eine Woche lang entsprechend zu ernähren (ohne Ausnahmen!). Wenn es einem danach besser geht: voila!

Zum Inhalt:

Dem Rezeptteil ist ein Einleitungs- & Theorieteil vorangestellt, der rund 30 Seiten umfasst. Für Leser, die sich bislang noch nicht mit dem Thema Lebensmittelintoleranzen - und allergien auseinandergesetzt haben, gibt dieser Teil einen kurzen, aber recht runden Überblick über das Thema. Besonders gut gefallen haben mir hierbei die FAQ´s auf den Seiten 20 – 27 (u.a.: „Wie verhältst du dich als Gast“), während die „Do´s and Dont´ts“ doch eher ein wenig platt und zumeist ganz selbstverständlich wirken (Don´ts: u.a. „Frischen Fisch im Auto liegen lassen“, „Nächtelang durchfeiern“). Obgleich wir in der Familie einige Fälle von Lebensmittelintoleranzen - und allergien haben, waren manche Informationen für mich dabei durchaus neu (z.B. dass Zitrusfrüchte „Liberatoren“ sind, die Histamin im Körper freisetzen - S. 36).

Der Rezeptteil startet dann ab Seite 40 und bietet insgesamt 104 sehr abwechslungsreiche Rezepte für alle Anlasse und Mahlzeiten des Tages. Die meisten Rezepte sind optisch ansehnlich präsentiert und mit Angaben über die Zubereitungszeiten sowie die Nährstoffe (Kalorien, Eiweiß, Fett, Kohlenhydrate) versehen. Die Zubereitungsanweisungen sind stets übersichtlich und leicht verständlich. Die veganen Rezepte sind nochmals extra gekennzeichnet. Aufpassen muss man allerdings mit dem Thema „glutenfrei“, da nicht alle Rezepte per se glutenfrei sind, sondern ggf. durch den Austausch von Zutaten abgewandelt werden müssen (ist dann unter den Zubereitungsanweisungen angegeben).

Die Rezepte sind in die folgenden sechs Rubriken aufgeteilt:

• Breakfast: 23 extrem abwechslungsreiche Rezepte für einen gesunden Start in den Tag, u.a. mit Smoothies, Müslis, Muffins und dreierlei Brotsorten, u.a. das „saftige Süsskartoffel-Kokos-Brot (S. 46) oder auch ein „Körnerbrot“ (S. 56). Sehr lecker und wirklich schnell zubereitet (muss aber über Nacht in den Kühlschrank) ist der „Chiapudding mit Mangopüree“ (S. 60)
• Snacks: 17 Rezepte „to go“ für den kleinen Hunger zwischendurch, wie etwa die einfach zu machenden „schnellen Popcornriegel“ (S. 73), leichte „Reis-Crispies“ (S. 93) oder auch die fruchtig-frischen „saftigen Blaubeer-Riegel“
• Fresh Salads: 14 Rezepte inkl. 4 Dressings & Saucen, wie beispielsweise die exotische „Mango Tahini Sauce“ (S. 131); Bei dem „Pfirsich-Quinoa-Salat mit Hähnchen und Pesto” (S. 116) „versteckt“ sich ein tolles veganes Pesto-Rezept, das auch sehr gut zu Pasta passt!
• Healthy Sweets: 11 Rezepte für das „gesunde Naschen“, wie etwa die leckere „Kokos-Créme-Brúlée” (S. 134) oder auch das “Mango-Kokos-Eiscremewunder” (S. 153), dass abgesehen von der Tiefkühlzeit wirklich sehr schnell und einfach zuzubereiten ist!
• Quick and easy Mains: 19 Rezepte für pfiffige Hauptgerichte, wie etwa die “Zucchinispaghetti mit Basilikumpesto” (S. 160 – Achtung ein Spiralschneider wird benötigt!) oder auch das „Hirse-Gemüse mit Süsskartoffeln” (S. 199)
• Cooking for friends and family: 20 sehr abwechslungsreiche Rezepte mit überschaubarem Zubereitungsaufwand, wie etwa bei dem „Panierten Kokoshuhn mit Mango-Couscous“ (S. 216) oder auch dem „grünen Thai-Curry mit Hähnchen“ (S. 224)

Meine Meinung / FAZIT:
Die Rezepte dieses Kochbuchs sind extrem abwechslungsreich und bieten für alle Anlässe und Geschmacksvorlieben die richtigen Gerichte. Selbstverständlich ist histamin-, laktose- und glutenfreies Kochen und Backen grundsätzlich eher aufwendiger als die herkömmliche Küche mit Weizen & Co. Entsprechend finden sich auf den Zutatenlisten häufig Zutaten, deren Beschaffung etwas aufwendiger und natürlich auch teurer ist, wie etwa Wachteleier. Auch benötigt man für manche Rezepte spezielles Küchenwerkzeug, wie etwa einen Spiralschneider oder eine Getreidemühle (z.B. für das Macadamianussmehl). Alles in allem ein sehr gelungenes Kochbuch mit tollen Rezepten. Übrigens bietet die Autorin auf ihrer Homepage (nathaliescuisine.com) viele sehr schöne Rezepte an – auch auf Deutsch!

Veröffentlicht am 11.04.2017

Ein modernes Märchen und ein absolut fesselnder Page-Turner voller Fantasie, Irrungen und Wirrungen

Caraval
0

Meine Meinung:

„Willkommen, willkommen in Caraval! Dies ist die großartigste Vorstellung an Land und auf dem Meer. Ihr werdet Wunder erleben, wie sie vielen Menschen ihr Leben lang nicht begegnen. Ihr ...

Meine Meinung:

„Willkommen, willkommen in Caraval! Dies ist die großartigste Vorstellung an Land und auf dem Meer. Ihr werdet Wunder erleben, wie sie vielen Menschen ihr Leben lang nicht begegnen. Ihr könnt Magie aus einer Tasse trinken und Träume in Flaschen kaufen.“ (S. 80)


„Caraval“ ist der Debutroman der US-amerikanischen Schriftstellerin Stephanie Garber und für mich eines der besten Debuts der letzten Jahre!


Der Start in die Geschichte fällt unglaublich leicht, denn mit der Protagonistin Scarlett, ihrer kleinen Schwester (Dona)Tella, dem attraktiven und geheimnisvollen Seemann Julian sowie dem jähzornigen und grausamen Patriarchen, dem Governor Dragna, ist der Kreis der Charaktere zunächst sehr eng umrissen. Aber auch sonst hält sich Stephanie Garber nicht mit großem Vorgeplänkel auf, denn bereits ab Seite 50 geht es auf die geheimnisvolle Privatinsel des Caraval-Masters Legend, wo die sagenumwobenen Spiele von Caraval stattfinden. Ab hier taucht der Leser gemeinsam mit Scarlett in eine märchen- und rätselhafte, stellenweise schon unwirklich erscheinende Welt ein, die mich im Folgenden immer wieder an den Klassiker „Alice im Wunderland“ erinnert hat. Es gibt stets und überall etwas Faszinierendes, Überraschendes und manchmal auch Verwirrendes zu entdecken. Sehr schnell wird Scarlett dabei in einen Wirbel der Ereignisse hineingezogen und immer wieder vor neue Proben und Herausforderungen gestellt. Spätestens ab dem Zeitpunkt, an dem sich Scarlett entscheidet, aktiv am Spiel von Caraval teilzunehmen gibt es für sie kein Zurück mehr und nur noch ein einziges Ziel: den Sieg. Denn nur der Gewinner des Spiels erhält als Preis einen Wunsch erfüllt. Doch um dieses Ziel zu erreichen, muss Scarlett mehrere Hinweise finden, die sie sich teilweise verdienen muss, die sie etwas Wertvolles kosten werden und die einen Sprung ins Ungewisse voraussetzen. Bei all diesen Ungewissheiten ahnt Scarlett zu Beginn aber noch nicht, wie zutiefst persönlich dieses Spiel für sie werden wird.

Als das Spiel beginnt, wird die Geschichte immer mehr zu einem faszinierenden und zugleich trügerischen und latent bedrohlichen Fiebertraum, aus dem es für Scarlett weder ein vorzeitiges Erwachen geben wird noch einen bedingungslos verlässlichen Partner an ihrer Seite. Denn so schillernd und fantasievoll die Orte und Dinge in Caraval sind, so mysteriös und ambivalent sie die Bewohner Caravals. Bei nichts und niemandem kann sich Scarlett über die wahren Absichten und Motive sicher sein. Hier gelingt es der Autorin hervorragend, eine undurchdringliche und unterschwellig stets vorhandene paranoide Grundstimmung hervorzurufen. Was ist hier Wirklichkeit, was ist Fiktion? Wer ist Freund, wer ist Feind? Selbst die Zeit wird in Caraval zu einem dehn- und stauchbarem Gut, das mitunter sogar als Zahlungsmittel fungiert.

Eine weitere Stärke dieses Romans sind die schillernden und geheimnisvollen Charaktere, sei es der immer wieder auf- und abtauchende Julian, der verwahrlost und verzweifelt wirkende Dante oder auch ein Graf, dessen Rolle Johnny Depp auf den Leib geschrieben zu sein scheint. Selbst die Nebencharaktere sind in diesem Buch absolut einzigartig und überzeugend, wie beispielsweise der über und über tätowierte Hellseher Nigel oder auch die beobachtende und vielleicht auch beratende Aiko.

Neben dieser unglaublich atmosphärischen, verwirrenden und spannenden Geschichte mit einem furiosen Finale hat mich die Autorin mit ihrem wunderbaren Schreibstil voll und ganz von sich überzeugt. Ihre Sprache ist so voller Farben, Bildnisse und Poesie, dass es unglaublich Spaß macht, voll und ganz in diese Geschichte abzutauchen und sich mitreißen zu lassen.

„Die Wärme schmeckte nach Licht, sie prickelte auf ihrer Zunge, rann ihr süß die Kehle hinab, brachte alles von ihren Zehen bis zu den Fingerspitzen zum Kribbeln.“ (S. 93)

Ich bin mir sicher, dass Tim Burton alles dafür tun würde, dieses Buch verfilmen zu dürfen. Ich habe es an nur einem Tag regelrecht verschlungen.


FAZIT:

Eines der beeindruckendsten Debuts der letzten Jahre: Ein modernes Märchen voller Magie, Illusion, Zweifel und Hoffnung!