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Veröffentlicht am 04.10.2021

Unbedingt retten wollen ...

Die Walin
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Der namenlose, männliche Erzähler in diesem Buch aus der Sicht der ersten Person ist ein einsames, für sich lebendes Individuum. Er ist journalistisch tätig, zuhause und liebt das Ozeanarium.

Er hat ohnehin ...

Der namenlose, männliche Erzähler in diesem Buch aus der Sicht der ersten Person ist ein einsames, für sich lebendes Individuum. Er ist journalistisch tätig, zuhause und liebt das Ozeanarium.

Er hat ohnehin eine Dauerkarte und ist jeden Sonntag dort. Als er im Becken die Zwergwalin sieht, verspricht er ihr in ihr bezauberndes Antlitz, daß er sie retten werde. Er ist ohnehin schon lange von ihr fasziniert und angetan.

Nicht lange danach, eines Morgens dann, liegt die Walin in der Tat in seinem Wohnzimmer - auf dem Trockenen.

Kafkaeske Surrealität? Ist sie wahrhaftig bei ihm? Leidet er unter einer Psychose? Einer zu lebhaften Phantasie? Oder ist sie reell zu ihm gekommen, auf sein Versprechen vertrauend, das er ihr gemacht hatte. Zu leichtfertig vielleicht?

Ein desperater Kampf gegen die Zeit beginnt. Denn die Walin droht auszutrocknen. Sie hat keine Nahrung. Sie ist nicht schwerelos, mangels des Meeres oder eines Beckens. Er tut alles, um sie zu retten ...

Dieses Buch ist mysteriös, mit vielgestaltigen Deutungsmöglichkeiten. Eine Parabel sowie eine Elegie. Voller Poesie und Melancholie. Berührend und hypnotisch geschrieben. Auch eine Liebesgeschichte; welch eine Passion der Mann aufbringt, um die Schöne der Meere zu schützen. Ein Galan.

Ein Werk, das wahrlich in bester Tradition Kafkas steht. Hervorragend, daß es vielerlei Lesarten gestattet und sich der Eindeutigkeit entzieht. Das regt die Imaginationskraft der Leserinnen an. Kalt läßt dieser Kurzroman aber niemanden.

Ist es ein Abgesang auf die Vergeblichkeit zu bewahren? Auf die Vergänglichkeit von alles und jedem? Oder eine Lobpreisung des Idealismus, gegen alle Widerstände zu kämpfen und niemals aufzugeben, so fruchtlos es auch scheinen mag?

Das Ende überzeugt jedenfalls sehr und das Geheimnis könnte durchaus verdichteter als jemals zuvor sein. Ein flirrendes Changieren einer betörenden Symphonie der entrückten Emotionen.

Man kann ebenso eine sehr berechtigte Kritik an der Gefangenschaft von Walen in Ozeanarien und Co. herauslesen. Exzellent!

Das Buch enthält diverse SW-Illustrationen. Einige Teile des Textes sind fett und in größerer Schriftgröße abgesetzt, was optisch sehr gut aussieht. Außergewöhnlich, diese Geschichte, für den Connoisseur
in unter den Aficionados des Literarischen.

Der Verlag Edition Outbird ist exzeptionell unter all den Verlagen, weil es besondere Perlen fördert. Schade, daß der Mainstream das nicht ausreichend zu goutieren scheint. Deswegen freuen mich solche Entdeckungen umso mehr. Danke, Christian Mahlow für diese ungewöhnliche, kreative und wunderschöne Geschichte und dem Verlag!!!!!

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Veröffentlicht am 03.10.2021

Die ( innere ) Stille kann ungeheuerlich laut sein ...

Stille Verdrängung
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Diversität ist ein wichtiger Themenkomplex in Romanen. Wie sonst sollen sich Leute wiederfinden, die nicht analog dem sogenannten "Mainstream" sind?

In diesem Werk hier ist das diverse Thema "Behinderung", ...

Diversität ist ein wichtiger Themenkomplex in Romanen. Wie sonst sollen sich Leute wiederfinden, die nicht analog dem sogenannten "Mainstream" sind?

In diesem Werk hier ist das diverse Thema "Behinderung", wobei in Wirklichkeit nicht die betreffende Person " behindert" ist, sondern von der normativ stromlinienförmigen Gesellschaft ( fast immerzu ) behindert wird.

Maik kam gehörlos zur Welt. Er kann Lippen lesen und sich gut verständlich artikulieren, um zu kommunizieren. Er hat nie die Gebärdensprache erlernt, wofür die Eltern gute ( ? ) Gründe hatten, was durchaus verblüfft und dennoch erschreckt. Das kommt öfters vor, als man denkt. Die Gebärdensprache besitzt eine genauso komplexe Linguistik wie jede andere, wird aber immer noch von vielen nicht für vollwertig gehalten.

Erst als Erwachsener erlernt er die Gebärdensprache, was ihn zweifellos bereichert.

Das ganz Besondere an diesem Buch ist, daß Autorin Corina Brosch selbst gehörlos ist, also weiß, wovon sie redet und schreibt.

Das verleiht dem Buch bei der Darstellung, den Grundlagen und Hintergründen eine immense Authentizität.

Maik schafft es sein Abitur via Inklusion an einer "normalen" Schule zu bestehen. Er mußte sich mit allerlei Klischees und Vorurteilen herumschlagen.

Doch nun steht ihm ein neuer, aufregender Abschnitt des Lebens bevor: Studieren und Aufbruch ins Leben.

Jedoch kommt es zu einem traumatischen Einschnitt, einem veritablen Nachtmahr.

Auf der Feier seiner Klasse, nötigt man ihn, an einer Gruppenvergewaltigung "teilzunehmen", wobei ein schutzloses Mädchen das Opfer ist.

Er redet mit niemandem darüber. Jedoch vollzieht er Tabula Rasa mit seinem alten Leben und begibt sich nach Berlin.

Er wird Psychologe mit sehr feinen Antennen und einer außerordentlichen Empathie. Er hadert manchmal schon mit sich, wenn er dazu tendiert, die nötige Distanz zu Patienten zu unterschreiten, und ab und an kumpelhaft wird. ( Ohne sexuelle Komponente! )

Mit seiner Anverlobten Kate findet er sein privates Glück. Doch der Riss der Vergangenheit war und ist ihm immer immanent und diese Dunkelheit droht wieder sehr vital werdend mit Fulminanz in sein Leben zu krachen ...

Die Handlung ist psychologisch sehr ausgefeilt und komplex. Maik, der wider Willen Teil einer Tragödie wird, ist mir sehr sympathisch und dreidimensional dargestellt.

Tiefgründig und fesselnd entspinnt sich eine finstere Tour de force, die den Leser*in mitnimmt und durch seine Dichte, Intensität sowie profunde Einblicke in die Stille Welt überzeugt.

Es bleiben keine Fragen offen, denn das Buch ist bis zum Ende stringent. Es packt einen emotional sehr und ist bewegend. Sowie differenziert und äußerst ausgereift.

Wenn schon das Debüt der Autorin derart magnifiziert, wie werden dann erst die nächsten Bücher aus ihrer Feder sein? Danke, Corina Brosch!!!!

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Veröffentlicht am 03.10.2021

Die Leiden des mittleren Werther!

Ferris & Ich - Verrückt werden für Fortgeschrittene
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Lars, nicht alt, aber auch nicht mehr ganz jung, ist Lehrer für Physik und Mathematik. Er ist eher introvertiert sowie nüchtern und scheint dröge.

Seine Schüler nehmen ihn nicht für voll. Sein angeblich ...

Lars, nicht alt, aber auch nicht mehr ganz jung, ist Lehrer für Physik und Mathematik. Er ist eher introvertiert sowie nüchtern und scheint dröge.

Seine Schüler nehmen ihn nicht für voll. Sein angeblich bester Freund und Mitlehrer Dirk reißt auf seine Kosten Witze.

Sein Ehegespons Katie setzt ihm nicht nur Hörner auf, sondern macht endgültig die Flatterfrau.

An einer Medikamentenstudie teilzunehmen, Reizdarm betreffend, ist vielleicht doch keine solch gloriose Idee. Denn die dunkle Macht Ferris erwacht ....

Könnte es in der Tat sein verrückt spielendes Unterbewußtsein sein? Oder ist es zur selbständigen Entität, independent von Lars, geworden? Oder ist es eine Nebenwirkung der eingeworfenen Chemie? Oder? Bruhahahaha! Das womöglich zweite, erweckte, "böse" Ich Larsens?

Ferris ist gekommen, um zu bleiben? Um Larsens Ich eine Generalsanierung zu verpassen? Pimp up the Lars, pimp him up, pimp him up ...

Es kommt zu peinlichen Fettnäpfchen, aber ebenso Witziges ereignet sich. Doch der hartnäckige Ferris scheint gar nicht mehr Abschied nehmen oder gar leise Serves, bzw. Tschüss, bzw. Ciao, bzw. Cheerio sagen zu wollen ...

Ich mutmaße, daß es in der Tat Larsens Unbewußtes ist, aber fleischgeworden, sein "dunkler" Zwilling. Nur meine Interpretation selbstredend! Es gibt viele andere potentielle Lesarten.

Der Zwiespalt zwischen Larsens Selbstbild und der Realität klafft enorm. Man verfolgt gerne die Genese dieses "Doppelsterns", die durchaus authentisch anmutet. Vor allem, daß Ferris immer düsterere Züge annimmt. Und Lars? Muß er sich erst verlieren, um sich selbst wiederzufinden? Könnte es bedrohlich werden oder erlebt Lars eine immense Selbstbefreiung?

Das Reflektierende des Buches regt an, sich darüber klarzuwerden, ob man integer bleiben oder sich um jeden Preis verändern muß, nur um besser anzukommen? Bei anderen? Sich selbst treu bleiben um im Gleichklang mit dem Inneren zu sein?

Das Buch hat philosophischen Impetus, durch den Humor und die düsteren Anklänge wie Kehren sehr unterhaltsam. Simon Wasner, 1987 in Karlsruhe geboren, ist selbst Lehrer, der Deutsch, Geschichte, Religion und Philosophie unterrichtet. Er weiß selbst also aus erster Hand aus Himmel, Hölle und dem Dazwischen sehr realistisch zu berichten. Lehrer werden ist nicht schwer, Lehrer sein dagegen schwer! Danke, Simon Wasner!!!!!

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Veröffentlicht am 03.10.2021

Von der Schwierigkeit, Vertrauen aufzubauen ...

Wenn jedes Wort nur Liebe ist
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Fünf Jahre vermeintlich glücklich verheiratet, ist Clea, die eine Buchhandlung führt, rundherum sehr zufrieden.

Jetzt wäre ein Kind das A und O ( und das E, I und U sowiesu! ). Jonas, ihr Ehegespons ...

Fünf Jahre vermeintlich glücklich verheiratet, ist Clea, die eine Buchhandlung führt, rundherum sehr zufrieden.

Jetzt wäre ein Kind das A und O ( und das E, I und U sowiesu! ). Jonas, ihr Ehegespons und auch Arzt, macht sich aber unverhofft wie eine Ratte aus dem Aquädukt auf und davon. Einem anderen Röcke frönend.

Sie fällt aus allen seligen Schäfchenwolken und ist verständlicherweise bis in den tiefsten Kern getroffen. Lulu, ihre außergewöhnliche beste Freundin, suberb und klasse bringt sie dazu zu tindern.

Es wird bittersüßer Slapstick in real.

Ein ungeschienter Wolkenbruch. Clea hat all diese Datingapps über. Hoch auf die städtische Brückenbrüstung. Und das Handy den Strömungen des Flusses überantwortend.

Ein großer, attraktiver Mann namens Emil mit einem traumhaften Timbre umklammert sie von hinten, denkend, daß sie sich das Leben nehmen will.

Clea ist hin und weg. Das Feuer sogleich entfacht. Ein schöner Abend und ebensolche Nacht.

Ein Mysterium umhüllt jedoch Emil und er macht am nächsten Morgen Verschwindibus.

Haben die beiden eine reelle Chance?

Die österreichische Autorin Lotte Wöss hat eine charmante, warmherzige Geschichte erdacht, emotional und frei von Kitsch.

Emil und Clea sind beide auf ihre ureigene Art durch Verletzungen und Erfahrungen "beschädigt". Beide plagt die klandestine Angst, daß ihre sich generierende Romanze potentiell neue Kränkungen produziert. Das Vertrauen, ein zartes Pflänzchen, muß gehegt und gepflegt werden.

Beide haben in ihrem jeweiligen Umfeld toxische, nervende Menschen, daß man sich so richtig schön aufregen kann. Humor ist ebenso dem Werk immanent und auch Poesie bewohnt diese Zeilen.

Diese Protagonisten wirken authentisch und das Tempo der Geschichte ist genau richtig. Man geht richtig im Flow mit und genießt dieses Buch bis zum allerletzten Wort und Punkt. Viva Homo Austriensis! Danke, Lotte Wöss!!!!!

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Veröffentlicht am 30.09.2021

Eine nicht risikolose Mission fur die Halbwolfsblüterin!

Myrica
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Schließe die Augen und stelle dir vor. Oh! Äh! Das geht ja gar nicht. Dann kannst du ja meine Rezension überhaupt nicht lesen. Hüstel! Ähem! Noch einmal:

Stelle dir vor, du bist eine junge Dame, intelligent, ...

Schließe die Augen und stelle dir vor. Oh! Äh! Das geht ja gar nicht. Dann kannst du ja meine Rezension überhaupt nicht lesen. Hüstel! Ähem! Noch einmal:

Stelle dir vor, du bist eine junge Dame, intelligent, gewieft, empathisch und äußerst talentiert. Und du vereinst die Abstammung zweier Blutlinien in dir - Sirene ( nicht die Heulbojen, die in Deutschland vielerorts abgebaut werden. Das mythologische Wesen aus der Saga des Odysseus ist gemeint. Har! Har! ) und Wolf. 

Wölfischer Lebenssaft kann schon mal aufbrausend machen, wie bei Lupa. (Ja, sie ist die Zwieblütige! ) Also muß ich demzufolge auch Wolfsblut in mir pulsieren haben ( obwohl ich keinen Jack kenne und nicht in London lebe! :) )

Und stelle dir noch fürderhin vor, daß du ebenso ( mentale ) Kraft, Durchsetzungsvermögen und Willen in dir vereinst, aber ebenso über Fragilität verfügst, die dich jedoch glücklicherweise nicht lähmt. 

Du supprimierst aber die sirenischen Anteile in dir, um in keine wie auch immer gearteten Schwierigkeiten zu geraten. 

Ein magischer Orden ist dein Zuhause und eine düstere Gefahr ist in Verzug, die abgewendet bzw. aufgehalten werden muß. 

In Myrica leben noch andere "mythologische Wesen", die hier jedoch sehr real sind. 

Dieser nicht risikolose Auftrag würfelt dich, Lupa, mit anderen zusammen und eine "Quest" der besonderen Art beginnt. 

Rhona, Nairne und Carnie sind deine Gefährten. Mit deiner Schwester Lynx bist du allerdings spinnefeind. Warum? Und wird die Mission erfolgreich werden? 

Dies ist der fesselnde Auftakt der Dilogie, die für mich ebenso noch zusätzlich unter dem Label "High Fantasy" firmieren könnte. Zurecht. Eins der absoluten Highlights des allmählich absterbenden Jahres 2021. 

Die Autorin hat unverwechselbare, wiedererkennbare Unikate an Individuen erschaffen, die allesamt sympathisch sind und die ich als Protagonisten schnell ins Herz eingekerkert habe.

Lupa ist natürlich besonders exzeptionell und bemerkenswert, sowie unvergeßlich. 

Geradezu greifbar und vital gestaltet liest sich das fluide Buch geradezu visuell. 

Der tapfere, hehre Trupp hat eine wunderbare Spannkraft und die Saat wird ausgesäht für eine potentiell nachhaltige Freundschaft ( en ) sowie mehr noch - neue Familie. 

In der ersten Person kann man profunde in Lupas Dermis schlüpfen. Viel Cor sanguinis hat die Autorin diesem Buch zuteil werden lassen, was man auch merkt, weil es einfach prima und klasse ist. 

Sehr kreativ und originell hat die Schriftstellerin eine derart bemerkenswerte Starkstromstärke der Phantasie, daß sie damit ein kleines Kraftwerk problemlos speisen würde. Das wäre wünschenswert. Denn dann würde jeder via Steckdose davon profitieren und die flache absente Vorstellungskraft vieler hätte endlich ein Ende. 

Mir gefällt es, daß nicht wenige der Namen keltisch - gälische Wurzeln haben. Es gibt ein Verzeichnis der Charaktere gen Ende als auch ein erläuterndes Glossar. 

Und, die Urheberin des vorliegenden Werkes hat einen bissigen Cliffhanger ans Ende gepflanzt, was die Vorfreude auf den zweiten und letzten Teil immens steigert! Lady Cliffhanger! Ha! Danke, Kristin Wöllmer-Bergmann!!!!!

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