Unbedingt retten wollen ...
Die WalinDer namenlose, männliche Erzähler in diesem Buch aus der Sicht der ersten Person ist ein einsames, für sich lebendes Individuum. Er ist journalistisch tätig, zuhause und liebt das Ozeanarium.
Er hat ohnehin ...
Der namenlose, männliche Erzähler in diesem Buch aus der Sicht der ersten Person ist ein einsames, für sich lebendes Individuum. Er ist journalistisch tätig, zuhause und liebt das Ozeanarium.
Er hat ohnehin eine Dauerkarte und ist jeden Sonntag dort. Als er im Becken die Zwergwalin sieht, verspricht er ihr in ihr bezauberndes Antlitz, daß er sie retten werde. Er ist ohnehin schon lange von ihr fasziniert und angetan.
Nicht lange danach, eines Morgens dann, liegt die Walin in der Tat in seinem Wohnzimmer - auf dem Trockenen.
Kafkaeske Surrealität? Ist sie wahrhaftig bei ihm? Leidet er unter einer Psychose? Einer zu lebhaften Phantasie? Oder ist sie reell zu ihm gekommen, auf sein Versprechen vertrauend, das er ihr gemacht hatte. Zu leichtfertig vielleicht?
Ein desperater Kampf gegen die Zeit beginnt. Denn die Walin droht auszutrocknen. Sie hat keine Nahrung. Sie ist nicht schwerelos, mangels des Meeres oder eines Beckens. Er tut alles, um sie zu retten ...
Dieses Buch ist mysteriös, mit vielgestaltigen Deutungsmöglichkeiten. Eine Parabel sowie eine Elegie. Voller Poesie und Melancholie. Berührend und hypnotisch geschrieben. Auch eine Liebesgeschichte; welch eine Passion der Mann aufbringt, um die Schöne der Meere zu schützen. Ein Galan.
Ein Werk, das wahrlich in bester Tradition Kafkas steht. Hervorragend, daß es vielerlei Lesarten gestattet und sich der Eindeutigkeit entzieht. Das regt die Imaginationskraft der Leserinnen an. Kalt läßt dieser Kurzroman aber niemanden.
Ist es ein Abgesang auf die Vergeblichkeit zu bewahren? Auf die Vergänglichkeit von alles und jedem? Oder eine Lobpreisung des Idealismus, gegen alle Widerstände zu kämpfen und niemals aufzugeben, so fruchtlos es auch scheinen mag?
Das Ende überzeugt jedenfalls sehr und das Geheimnis könnte durchaus verdichteter als jemals zuvor sein. Ein flirrendes Changieren einer betörenden Symphonie der entrückten Emotionen.
Man kann ebenso eine sehr berechtigte Kritik an der Gefangenschaft von Walen in Ozeanarien und Co. herauslesen. Exzellent!
Das Buch enthält diverse SW-Illustrationen. Einige Teile des Textes sind fett und in größerer Schriftgröße abgesetzt, was optisch sehr gut aussieht. Außergewöhnlich, diese Geschichte, für den Connoisseurin unter den Aficionados des Literarischen.
Der Verlag Edition Outbird ist exzeptionell unter all den Verlagen, weil es besondere Perlen fördert. Schade, daß der Mainstream das nicht ausreichend zu goutieren scheint. Deswegen freuen mich solche Entdeckungen umso mehr. Danke, Christian Mahlow für diese ungewöhnliche, kreative und wunderschöne Geschichte und dem Verlag!!!!!