Original oder Fake? Ein unfreiwilliger Fälscher rettet ein Meisterwerk aus den Fängen eines machtgierigen Politikers.Ein Anschlag auf Jan Vermeers ins Ausland verliehenes berühmtes Gemälde Die Malkunst, das dabei stark beschädigt wird, weckt ein starkes Begehren: Der junge ambitionierte Kanzler, der auf dem besten Weg ist, das Land in eine illiberale Demokratie zu verwandeln, will sich das Gemälde, das einst als das Lieblingsbild Adolf Hitlers galt, für seine Amtsräume sichern und besteht auf einer beschleunigten Restaurierung. Für den sorgfältigen und gewissenhaften Restaurator Clemens Hartmann steht außer Frage, dass dies unmöglich ist. Also muss er sich etwas einfallen lassen. Ist er nicht selbst Maler? Und haben nicht alle großen Maler als Kopisten begonnen?
Ein wunderbares Cover verrät, dass es in diesem Buch um Kunst geht, genauer gesagt, um "Malkunst", dieses geniale und hochdotierte Gemälde von Jan Vermeer. Das Buch beginnt mit einem Paukenschlag, nämlich ...
Ein wunderbares Cover verrät, dass es in diesem Buch um Kunst geht, genauer gesagt, um "Malkunst", dieses geniale und hochdotierte Gemälde von Jan Vermeer. Das Buch beginnt mit einem Paukenschlag, nämlich einem Anschlag auf genau dieses Gemälde, das pikanterweise eines der Lieblingsbilder Hitlers war. Und so kommt es zum Restaurator, der als Erzähler fungiert und von sich und seinem Leben und natürlich dem Gemälde erzählt. Dazwischen gibt es kursiv gesetzte Einblicke in die Vergangenheit. Selbst der Maler persönlich meldet sich zu Wort!
Das ist alles sehr interessant dargestellt - einige Längen sind meiner Meinung nach allerdings vorhanden, zumal der Input auch recht groß ist, denn nicht nur der Assistent des Restaurators, sondern auch Freundin, Tochter, Ex-Geliebte, Ex-Frau und viele andere mehr spielen eine Nebenrolle. Da ist man als Leser schon etwas irritiert, wenn das umgekippte Fahrrad mehr als einen Nebensatz abbekommt.
Jedenfalls spielt auch die Politik der Jetzt-Zeit in Österreich (Wien) eine Rolle und so soll das Bild mal eben schnell restauriert werden, was natürlich gegen die Künstler/Handwerker-Ehre des Restaurators ist... Da müssen also andere Wege her...
Ich habe in letzter Zeit einige Bücher über Gemälde, Maler, Malerfrauen, Kunst gelesen. Dieses hier sticht heraus, weil es sich keinem Genre zuordnen lässt.
Ein berühmtes Gemälde von Jan Vermeer fällt einem Anschlag zum Opfer. Es war ausgeliehen und kommt nun schwer beschädigt zurück nach Wien. Der Restaurator Professor Clemens Hartmann und sein ...
Ein berühmtes Gemälde von Jan Vermeer fällt einem Anschlag zum Opfer. Es war ausgeliehen und kommt nun schwer beschädigt zurück nach Wien. Der Restaurator Professor Clemens Hartmann und sein Assistent Hubert machen eine Bestandsaufnahme zur Restauration und veranschlagen einen Zeitraum von neun Monaten.
Aber der Kanzler der Republik Österreich will das Bild schnellstens in seinem Büro hängen haben, um damit vor ausländischen Gästen anzugeben, vielleicht auch weil das Bild schon sehr bekannte Vorbesitzer hatte. Die Chefin von Clemens und der Finanzchef des Museums setzen ihn unter Druck.
Da taucht die Frage auf kann man das Original von der Kopie unterscheiden. Wenn alle das berühmte Gemälde erwarten, sehen sie dann das es nicht das Echte ist? Kann eigentlich jemand außer Experten mit den entsprechenden Werkzeug einen Unterschied feststellen?
Der Schreibstil ist ungewöhnlich, auf ruhige Art erzählt der Autor detailliert wie an so einem Bild gearbeitet wird. Er beschreibt wie die finanziellen Umstände eine Rolle spielen, der politische Druck bei solchen weltbekannten Bildern zu nimmt.
Die Liebe zur Kunst spielt eine große Rolle, nicht die Frage wieviel Geld ein Bild wert ist. Die Gefühle die so ein Gemälde im Betrachter auslöst, sind wichtiger als pekuniäre Werte.
Die Schönheit liegt im Auge des Betrachters, so reagiert auch Clemens auf das Bild.
Gleichzeitig erzählt der Autor in tagebuchähnlichen Einträgen die Geschichte des Bildes von seiner Entstehung an bis in die Gegenwart. Eine Geschichte die teilweise auch die des Restaurators wieder spiegelt.
Das sehr schöne Cover ist Ausschnitt aus dem Bild "Malkunst". Bilder des Malers Jan Vermeers waren schon öfter Thema von Romanen.
Das Lesen von Reinhard Tötschingers Politsatire " Rochade" hat mir große Freude bereitet: Meine Erwartungen hinsichtlich erhofften Wiener Schmähs wurden ebenso voll erfüllt wie jene nach Horizonterweiterung, ...
Das Lesen von Reinhard Tötschingers Politsatire " Rochade" hat mir große Freude bereitet: Meine Erwartungen hinsichtlich erhofften Wiener Schmähs wurden ebenso voll erfüllt wie jene nach Horizonterweiterung, wohingegen die befürchteten Probleme mangels Schachfertigkeiten meinerseits glücklicherweise ausblieben. Und die positive Erinnerung an "Das Mädchen mit dem Perlenohrring", geschrieben von Tracy Chevalier sorgte ohnehin für ein freundliches Leseklima.
Das ein wenig düster geratene Cover passt zum erzählten Geschehen, das Lesebändchen erwies sich als hilfreich (wobei die Spannung häufige und längere Leseunterbrechungen ohnehin reduzierten.
Achtung: Man muss ganz schön aufpassen, wenn man den Überblick behalten möchte, wo nun gerade welches Bild tatsächlich abgeblieben war. Der Autor erweist sich als äußerst eloquenter Beobachter und Menschenkenner und lässt hoffentlich in nicht allzu langer Zeit das eine oder andere Buch folgen.
Zu Beginn der Erzählung erfahren wir von einem Bombenattentat in einem Kunstmuseum. Nun werden Professor Clemens Hartmann und sein Kollege Hubert Finning gebeten, Jan Vermeers "Die Malkunst" zu restaurieren, ...
Zu Beginn der Erzählung erfahren wir von einem Bombenattentat in einem Kunstmuseum. Nun werden Professor Clemens Hartmann und sein Kollege Hubert Finning gebeten, Jan Vermeers "Die Malkunst" zu restaurieren, da sie bei dem Anschlag Schaden genommen hat. Doch die Zeit drängt, denn der Kanzler bittet nicht, sondern fordert das Meisterwerk in seinem Büro hängen zu sehen. Wie werden sich die zwei Restauratoren entscheiden, da das Bild in so kurzer Zeit nicht angemessen bearbeitet werden kann?
Mit viel Humor, Kritik an der Regierung durch alle Zeiten hindurch, einer aufkeimenden Freundschaft und dem Glauben an das falsche Richtige, sieht man nicht nur ein Meisterwerk auf dem Cover des Buches, man liest es auch.
Die ersten Kapitel fielen mir noch schwer, da ich die (angenehm kurzen) Rückblenden in die Vergangenheit schlecht einordnen konnte und mir unklar war, wohin sich das Ganze bewegt. Die Zweifel zerstreuten sich dann allerdings recht schnell, da die Lektüre einfach Spaß macht. Die Sprache ist eher knapp und pointiert, arbeitet jedoch an vielen Stellen mit den meist sehr unterhaltsamen Gedanken des Professors, denn man erfährt hier zusätzlich zu dem Gesagten noch das Gedachte. Wer Lust auf einen spannenden Roman mit kunsthistorischem Hintergrund hat, ist hier goldrichtig.
Österreich befindet sich dabei, unter der Herrschaft eines jungen und aufstrebenden Kanzlers sich immer mehr in eine illiberale Demokratie zu verwandeln. Als nun eines der berühmtesten Gemälde aus dem ...
Österreich befindet sich dabei, unter der Herrschaft eines jungen und aufstrebenden Kanzlers sich immer mehr in eine illiberale Demokratie zu verwandeln. Als nun eines der berühmtesten Gemälde aus dem Kunsthistorischen Museum Wiens einem Terroranschlag zum Opfer fällt, wirft dieser nun ein begehrliches Auge darauf. Er will es für sich haben, der Öffentlichkeit entreißen. Doch das passt Clemens Hartmann, dem Restaurator, der dafür verantwortlich ist, dass das Gemälde restauriert wird, überhaupt nicht. Er wird dazu gedrängt, es schneller zu restaurieren, als normalerweise an Zeit notwendig für qualitative Arbeit wäre. Das Risiko, dabei das Gemälde zu beschädigen ist in seinen Augen verantwortungslos hoch und auch ist Hartmann davon überzeugt, dass solch berühmte und wichtige Gemälde und Kunstgegenstände in Museen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden müssen. Und so beginnt Clemens Hartmann damit, Pläne zu bereiten, wie er den Kanzler täuschen kann, ohne dabei jedoch sich selbst ins Schussfeld zu manövrieren.
Thematisch bietet das Buch ein Potpourri an Themen in Sachen Kunst und Politik. Beides wird gekonnt vom Autor in die Geschichte mit einbezogen. So erfährt man während des Lesens immer mehr über die Geschichte von Vermeers Die Malkunst, die ja das Gemälde ist, welches zur Begierde des Kanzlers geworden ist. Vor allem erfährt man vieles über die Methoden und die Arbeit der Gemälderestauratoren , aber auch Fälscher. Hier begleitet man beim Lesen unseren Protagonisten bei seiner Arbeit und erfährt in langwierigen Prozessen, was er da so macht. Für manche mag dies langweilig wirken, allerdings sind hier die interessanten Fakten so in die Geschichte mit eingebunden, dass sie Lesefluss in keiner Weise stören, sondern viel mehr notwendig für das Verständnis dieser sind. Neben der Kunst hat das Buch aber noch ein anderes ganz großes Thema, das unterschwellig, aber dennoch eine Omnipräsenz innehatte. Und zwar die Politik, oder, wenn man es genauer nehmen will, Kritik an Populismus und dem Bundesbasti. Beim Lesen fällt schon stark auf, dass die Figur des Kanzlers vom Verhalten, den politischen Ausrichtungen und auch dem Aussehen sehr stark an Sebastian Kur angelehnt ist. Und so gibt es auch immer wieder kleine Momente oder Nebenbemerkungen in der Geschichte, die diese Theorie füttern. "Drei Tageszeitungen wurden von einem Milliardär aufgekauft, einem Freund des Kanzlers." S. 277. Hier brauche ich nichts mehr zu sagen. Ich glaube, wer sich ein bisschen mit Kurz und seiner Gang beschäftigt hat, weiß, worauf der Autor hier anspielt. Neben der Thematik, die das buch für mich so außerordentlich spannend und lesenswert gemacht hat, hat das buch auch ein enormes sprachliches Niveau. Die Geschichte ist aus der Sicht von Clemens Hartmann geschrieben. Eigentlich bin ich kein großer Fan vom Ich-Erzähler, wohingegen er hier so eingesetzt wird, dass man als Leser:in das Gefühl bekommt, mit unserem Protagonisten schon lange bekannt bzw. befreundet zu sein, und er einem nun die Vorkommnisse und seine Gefühle schildert. So bekommt man nicht sehr viel über ihn durch charakterliche Beschreibungen präsentiert, sondern viel mehr, anhand seiner Gedanken und seiner Handlungen, seiner Reaktionen auf die Handlung. So zeichnet sich ein recht genaues Bild von ihm. Ich weiß zwar nicht, ob man unseren Protagonisten als Antihelden bezeichnen könnte, aber man merkt hier schon deutlich, dass er mit sich nicht ganz zufrieden ist, und auch äußerliche Faktoren, wie beispielsweise die Altlast seiner Nazifamilie ihm scher auf den Schultern liegen. Und hier ist es auch interessant, wie Clemens Hartmann bzw. seine Familie vom Autor in direkten Bezug zur Geschichte von Vermeers Gemälde gesetzte wird. Gefallen hat mir auch die Atmosphäre der Geschichte. Auf der einen Seite ist diese dunkel, düster und richtig packend, auf der anderen Seite bringt aber Hartmann als Protagonist eine enorme Ruhe in das Geschehen mit hinein. Diese strahlt er selbst aus und gibt sie an sein Umfeld, damit das Setting der Geschichte und die Geschichte selbst, weiter. Aufgefallen ist mir auch die enorme Qualität der Monologe Hartmanns und der Dialoge im Buch. Selten habe ich in einem solch authentische Gespräche verfolgen können.
Nach der Lektüre kann ich jetzt bestätigen, was ich währenddessen schon gewusst habe. Bei Rochade handelt es sich um ein ganz großes Meisterwerk der österreichischen Literatur, politisch und künstlerisch interessant.
Im Übrigen glaube ich nicht, dass die Farbe des Lesebändchens Zufall war...