Alles für die Kinder, aber auch für die Familie?
Eine Mutter verlässt ihre Familie in Rumänien, um in Mailand als Altenpflegerin zu arbeiten. Während die Mutter glaubt, mit diesem Schritt das Beste für ihre Kinder zu tun, indem sie ihnen eine gute Schulbildung ...
Eine Mutter verlässt ihre Familie in Rumänien, um in Mailand als Altenpflegerin zu arbeiten. Während die Mutter glaubt, mit diesem Schritt das Beste für ihre Kinder zu tun, indem sie ihnen eine gute Schulbildung auf den besten Schulen ermöglicht, sehen die Kinder den Weggang der Mutter ganz anders. Angefangen mit der Perspektive des Sohnes Manuel, erzählt das Buch reihum, wie es den Beteiligten dabei geht. Manuel fühlt sich allein gelassen, er kommt mit der neuen Situation nur schlecht klar. Ohne den Halt, den ihm seine Mutter gegeben hat, rutscht er ab. Die Mutter, Daniela, fühlt sich ungerecht behandelt - die undankbaren Kinder stellen am Telefon immer neue Forderungen, während sie sich abschuftet. Die Tochter sieht sich ihrer Freiheit beraubt, als sie quasi als Ersatzmutter die Aufgaben von Daniela übernehmen muss. Ein schlimmer Schicksalsschlag führt die drei auseinander gedrifteten Familienmitglieder schließlich wieder zusammen.
Mit viel Gefühl und einem Blick für die kleinen Dinge des Lebens erzählt der Autor ein bewegendes, aber nicht ungewöhnliches Schicksal über die Frauen, die aus dem Ausland, wo sie keine Arbeit finden, nach Italien kommen, um dort in Pflegeberufen, oft in Schwarzarbeit, Geld für die Familie zu verdienen. Dabei ist es nicht ungewöhnlich, dass das Familienleben auf der Strecke bleibt oder ganz zerbricht. Es ist eine Zwickmühle: getrieben von dem Willen, den Kindern ein besseres Leben zu ermöglichen, nehmen sie ihnen doch gleichzeitig das, was für ein Kind besonders wichtig ist: eine Mutter, die sich kümmert, die einfach wirklich da ist - und nicht nur auf dem Handy-Bildschirm zu sehen. Geschickt zieht einen der Autor im ersten Kapitel auf die Seite der Kinder: wie konnte die Mutter uns allein lassen?, nur um diese verständliche, aber einseitige Meinung im anschließenden Teil, der aus der Sicht der Mutter geschrieben ist, ins Wanken zu bringen und in Frage zu stellen. Es gibt hier keine Verlierer oder Gewinner, keine Verräter oder Zurückgelassenen: beide Seiten leiden unter der Situation, die sie lediglich auf unterschiedliche Weise wahrnehmen. So haben nicht nur die Kinder ihre Mutter, sondern auch die Mutter ihre Kinder verloren.
Ein weiteres, sehr eindringliches Buch des Autors, das nachdenklich stimmt.