Von Wüsten, Geistern und der Kraft der Liebe
Der zweite und abschließende Band über das "Ministry of Souls" ist spannend, ehrlich und definitiv lesenswert. Nachdem der geheimnisvolle Ifrit, dessen böse Machenschaften Großbritannien und die ganze ...
Der zweite und abschließende Band über das "Ministry of Souls" ist spannend, ehrlich und definitiv lesenswert. Nachdem der geheimnisvolle Ifrit, dessen böse Machenschaften Großbritannien und die ganze Welt bedrohen am Ende des ersten Teils zurückgeschlagen aber nicht besiegt werden konnte, stehen der durch einen Fluch geschwächte Protagonist Jack, die kluge Prinzessin Naima und der schlagfertige sprechende Kater Oz vor keiner geringeren Aufgabe als der, die Welt zu retten. Dafür begeben sie sich zunächst in Naimas Heimat, ein Wüstenemirat unter britischer Kolonialherrschaft, um dort nach einer Methode zu suchen, mit der ein Ifrit besiegt werden kann. An dieser Stelle ist zu erwähnen, dass die Geschichte der Kolonialisierung und die mit ihr in Verbindung stehenden Verbrechen in diesem Buch sehr feinfühlig und in meinen Augen gut verständlich beschrieben wurden. Es handelt sich nicht um ein historisches Drama, sondern bleibt natürlich ein Fantasy-Roman, aber wer über diese Zeit schreibt, hat meiner Meinung nach auch eine gewisse Aufklärungspflicht. Diese erfüllte der Autor wirklich sehr gut. Doch auch die Reise von London nach Ras al'Chaima wurde sehr anschaulich und wie immer mit interessanten kleinen historischen Fakten beschrieben.
Im Verlauf der Geschichte stellen sich Jack, Naima und Oz also dem Ifriten und seiner Schattenarmee, nach der das Buch benannt ist und begeben sich auf die Suche nach dem Motiv und der ursprünglichen Identität des Rachegeists. Dabei stoßen sie auf ungeahnte Erkenntnisse...
Wie auch im ersten Band begeisterten mich hier nicht nur der teils lockere, teils spannende Erzählstil, sondern besonders die Figurengestaltungen: Oz ist schlagfertig und stolz, aber auch mächtig und loyal. Jack benimmt sich dem Kater gegenüber frech und jugendlich, der Prinzessin gegenüber liebevoll und erwachsen. Naima ist die Personifikation einer starken und eigenständigen Frau und zugleich sowohl zart als auch scharfsinnig. Selbst der Ifrit ist nicht lediglich rachsüchtig, sondern berechnend und zuweilen ironisch.
Mit anderen Worten: In diesem Roman begegnet man ein weiteres Mal ganz besonderen, sehr lebendigen und eigenen Charakteren, mit denen ich zumindest sehr gern dieses Abenteuer durchlebt habe.
Auch die Geschichte war abwechslungsreich und in sich schlüssig. Lediglich der finale Höhepunkt der Ereignisse, auf den ich, um nicht zu spoilern, hier nicht näher eingehen möchte, war in meinen Augen an einigen Stellen etwas verworren beschrieben, weswegen es mir zwischenzeitlich schwer fiel, der Handlung richtig zu folgen. Die Logik hinter der Lösung des eigentlichen Konflikts gefiel mir hingegen sehr gut und bereitete meiner Meinung nach einen zu der Geschichte passenden Abschluss.
Insgesamt fand ich das Buch also ein ganz klein wenig schwächer als den ersten Band der Reihe, aber noch immer sehr lesens- und empfehlenswert. Ich hoffe, Jack, Naima, Oz und ihre Freunde wie Feinde können noch viele weitere Leser*innen begeistern!