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Veröffentlicht am 05.10.2021

interessante Biographie

Der schöne Deutsche
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Gottfried von Cramm war eine Tennislegende, ein Sportler der weltweit für sein Spiel bewundert und vor allem für seinen Sportsgeist geachtet wurde. In einer Zeit, als sich die Deutschen in der Welt eher ...

Gottfried von Cramm war eine Tennislegende, ein Sportler der weltweit für sein Spiel bewundert und vor allem für seinen Sportsgeist geachtet wurde. In einer Zeit, als sich die Deutschen in der Welt eher unbeliebt machten, war er der vorbildliche Sportsmann, der auch Niederlagen mit Würde hinnehmen konnte.

Jens Nordalm erzählt nun das Leben Gottfrieds von Cramm auch jenseits des Tennisplatzes. Von Cramm entstammt einem deutschen Adelshaus und wächst mit Brüdern auf den familieneigenen Gütern auf. Schon früh zeigt sich nicht nur die Leidenschaft, sondern auch die Begabung für Tennis. Ende der zwanziger und in den dreißiger Jahren ist er erfolgreich in der Tenniselite der Welt unterwegs und vertritt Deutschland im Davis-Cup-Team. 1938 wird er wegen einer Beziehung zu einem Mann verhaftet und muss ins Gefängnis. Nach dem Krieg heiratet er Barbara Hutton und bleibt dem deutschen Tennis treu.

Mich hat das Buch vor allem interessiert, da ich wissen wollte, was aus Julius oder die Schönheit des Spiels denn nun der Wirklichkeit entsprach. Für mich war dieses Buch eine sehr passende Ergänzung zu dem Roman. Nordalm zeichnet rund um von Cramm eine Gesellschaft, die in den goldenen Zwanzigern bis zur Machtergreifung Hitlers das Leben genoss und es sich leisten konnte die schönen Seiten des Lebens zu genießen. Die High Society Berlins und teilweise auch Europas. Von Wirtschaftskrise oder finanzieller Not spürt man hier nichts. Ich fand es sehr interessant über diesen Teil der Gesellschaft mehr zu erfahren. Deren Leben war wirklich glamourös und international. Von Nationalismus keine Spur. Und vor allem konnte gerade in sexueller Hinsicht jeder sein, der er wollte. Diese offene Lebensart widerstrebte den Nationalsozialisten natürlich und so kommt es mit deren Machtergreifung schnell zu einem Ende dieser freien Zeit und von Cramm bekommt die Folgen noch Jahre später zu spüren.

Ich habe das Buch gerne gelesen, es war interessant und gut geschrieben, auch wenn die Menge an Personen doch recht hoch war. Da wäre ein Personenregister sicher hilfreich gewesen. Auf jeden Fall kann ich das Buch empfehlen, auch wenn man sich nicht so sehr für Tennis interessiert. Es lässt das Flair der vergangenen Zeit auf jeden Fall aufleben.

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Veröffentlicht am 02.09.2021

Briefwechsel

I get a bird
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Johann schickt Jana ihren Organizer zu, den sie vor geraumer Zeit verloren hat. Damit beginnt ein Briefwechsel zwischen zwei Menschen, die mit Teilen ihres Lebens hadern, die sich nicht kennen, sich aber ...

Johann schickt Jana ihren Organizer zu, den sie vor geraumer Zeit verloren hat. Damit beginnt ein Briefwechsel zwischen zwei Menschen, die mit Teilen ihres Lebens hadern, die sich nicht kennen, sich aber in den Briefen an den anderen offenbaren können. Und nach und nach stellt sich heraus, dass es nicht nur Parallelen zwischen ihren Leben gibt, sondern sogar einen Schnittpunkt.

Anne von Canal und Heikko Deutschmann haben dieses Projekt als Briefwechsel geplant, ohne sich dabei einen Rahmen zu geben. Zwei Jahre lang haben sie wechselseitig Briefe geschrieben, einig waren sie sich nur bei Ausgangspunkt, der eine hat etwas gefunden, was der andere verloren hat.

Ich habe mir am Beginn des Buches recht schwergetan. Richtig in den Lesefluß bin ich immer dann gekommen, wenn einer der beiden etwas aus seinem Leben erzählt hat. Die Passagen, in denen über das Leben und die eigene Darstellung darin philosophiert wird, fand ich eher ermüdend. Ich wollte eigentlich eher die Geschichte der beiden erfahren. Im Großen und Ganzen hat es dann auch gepasst und ich fand es schön zu sehen wie gerade Johann wieder zurück ins Leben findet. Über das Ende lässt sich streiten, bzw. mehr über den Zeitpunkt des Endes.

Alles in allem kann ich das Buch durchaus empfehlen, aber Briefromane werden wohl trotzdem nicht mein neues Lieblingsgenre.

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Veröffentlicht am 25.08.2021

Die Zukunft?

Broken World
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Vahvin ist so zusagen das Nachfolgeland der europäischen Union. Nach einer verheerenden Pandemie wurde der Sozialstaat abgeschafft, nur die gesunden und leistungsstarken Menschen können ein gutes Leben ...

Vahvin ist so zusagen das Nachfolgeland der europäischen Union. Nach einer verheerenden Pandemie wurde der Sozialstaat abgeschafft, nur die gesunden und leistungsstarken Menschen können ein gutes Leben führen, wer krank wird hat keine Möglichkeit sich behandeln zu lassen. Yma hat es geschafft, trotz ihrer Herkunft aus ärmlichen Verhältnissen mit harter Arbeit in der Schule an die Spitze der Klasse zu kommen und bekommt einen tollen Job inklusive einer tollen Wohnung angeboten. Doch als ihre beste Freundin bei einer Gesundheitsuntersuchung durchfällt und aussortiert wird, wachsen ihre Zweifel an der Mitleidlosigkeit der Gesellschaft. Als sie dann noch auf Len trifft, der ein Doppelleben zu führen scheint, wird ihr klar, dass sie sich entscheiden muss.

Mir hat das Buch an sich gut gefallen. Die Gesellschaft, die die Autorin zeichnet, ist durchaus denkbar. Das Ausgangsszenario, wie es dazu kommen konnte gleicht dem, was wir gerade erleben. In dieser Form der Gesellschaft ist nur der etwas wert, der Leistung abliefert, jedes Versagen wird mit Ausstoß aus der Gesellschaft geahndet. Auch Krankheit gilt als Versagen und da es keine Ärzte mehr gibt, kann man schon an den einfachsten Dingen sterben, die früher locker behandelbar waren.

Die Geschichte liest sich flüssig und Ymas Zweifel sind gut beschrieben, man kann sie gut nachvollziehen. Ich mochte das Buch auch nur ungern aus der Hand legen, durch die kurzen Kapitel entsteht ein ziemlicher Lesesog. Nur mit dem Ende war ich nicht zufrieden, das Buch ist derzeit nicht als Reihenauftakt gekennzeichnet und ohne eine Fortsetzung ist mir das Ende definitiv zu unvollständig. Daher hoffe ich mal sehr, dass es noch einen weiteren Band zu dieser Geschichte geben wird.

Trotz des Endes kann ich das Buch empfehlen. Es war spannend geschrieben und hatte eine wirklich gute Idee dahinter.

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Veröffentlicht am 17.08.2021

interessantes Sachbuch

Wie das Wetter Geschichte macht
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In Wie das Wetter Geschichte macht bringt uns Ronald D. Gerste nahe, wie sehr sich Wetter und Klima schon immer auf die Menschheitsgeschichte auswirkte. Über die Antike bis in die Neuzeit haben Klima und ...

In Wie das Wetter Geschichte macht bringt uns Ronald D. Gerste nahe, wie sehr sich Wetter und Klima schon immer auf die Menschheitsgeschichte auswirkte. Über die Antike bis in die Neuzeit haben Klima und Wetter immer wieder Einfluss auf das Leben der Menschen genommen. Teilweise mehr als dauerhafte Wärme- oder Kälteperioden, die durch den Einfluss auf die Lebensmittelherstellung auch die Entwicklungen von Gesellschaften hatten, oder aber durch konkrete Wetterereignisse, die den Ausgang von Schlachten beeinflussten.

Mich hat das Buch gut unterhalten. Einige der Phänomene kannte ich schon, aber gerade so Dinge wie das Wetter die Schlacht von Waterloo und auch den D-Day beeinflusst hat, war mir noch unbekannt. Der Autor schafft es mit solchen Details Geschichte lebendig werden zu lassen. Da wird einem doch klar, das es auch ganz anders hätte laufen können, hätte das Wetter Anfang Juni 44 nicht doch noch aufgeklart.

Von daher kann ich das Buch durchaus als gut lesbares Sachbuch empfehlen.

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Veröffentlicht am 01.08.2021

spannende Jugenddystopie

Allein durch die Sterne
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Ariadne lebt ziemlich ziellos vor sich hin, Hauptsache die Erwartungen des Vaters nicht erfüllen. So schlägt sie sich als Kellnerin durch und weiss nicht so recht, was sie mit ihrem Leben anfangen soll. ...

Ariadne lebt ziemlich ziellos vor sich hin, Hauptsache die Erwartungen des Vaters nicht erfüllen. So schlägt sie sich als Kellnerin durch und weiss nicht so recht, was sie mit ihrem Leben anfangen soll. Doch eines Tages sind von einem Moment auf den anderen alle Menschen einfach verschwunden. Um herauszufinden, ob noch jemand da ist, postet sie auf Instagramm und tatsächlich, eines Tages stellt sich heraus, dass es genau noch einen anderen Menschen auf der Welt gibt, Sanghyun. Allerdings ist er in Shanghai und damit am anderen Ende der Welt. Die beiden beschließen sich zu treffen, auf der Hälfte der Strecke zwischen ihnen in Jekaterinenburg. So macht sich Ariadne mit ihrer Katze und dem Hund Tobi auf den Weg.

Am Anfang habe ich etwas Probleme gehabt, ins Buch zu kommen. Ariadne wirkte da sehr Ich-Bezogen auf mich und ich bin mit ihr nicht warm geworden. Das hat sich erst geändert, als sie sich auf den Weg macht, um Sanghyun zu treffen. Da wird ihre Fürsorglichkeit für die Tiere sichtbar und sie verändert sich deutlich merkbar. Sie kümmert sich um die Tiere, die sie begleiten, befreit immer wieder eingesperrte Tiere und vor allem baut sie eine Beziehung zu Sanghyun auf, macht sich Sorgen um ihn und versucht ihm aus der Ferne zu helfen. Gegenseitig motivieren Sie sich immer wieder, bis sie das Ende ihrer Reise erreichen.

Die Kapitel des Buches sind mit einzelnen Hashtags überschrieben, die ziemlich gut zum Kapitelinhalt passen. Der Schreibstil ist locker und flapsig, passend zum Alter der Protagonisten. Am Ende mochte ich das Buch nicht mehr weglegen, da ich unbedingt wissen musste, ob die beiden ihr Ziel erreichen und ob es eine Auflösung der ja doch recht seltsamen Situation gibt. Alles in allem kann ich das Buch auf jeden Fall empfehlen.

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