Cover-Bild Zandschower Klinken
22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Suhrkamp
  • Themenbereich: Belletristik - Dystopische und utopische Literatur
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 254
  • Ersterscheinung: 15.02.2021
  • ISBN: 9783518429921
Thomas Kunst

Zandschower Klinken

Roman
Bengt Claasen sitzt im Auto, sein ganzes Hab und Gut im Kofferraum. Vor sich, auf dem Armaturenbrett, liegt das Halsband seiner verstorbenen Hündin. Dort, wo es herunterfällt, will er anhalten und ein neues Leben beginnen. Er fährt so langsam und vorsichtig, wie es nur geht, und landet schließlich in Zandschow – einem Nest im äußersten Norden mit einem Feuerlöschteich im Zentrum. Schnell stellt er fest: Die Bewohner des Orts rund um »Getränke-Wolf« folgen einem strengen Wochenplan, donnerstags werden zum Beispiel zwanzig Plastikschwäne auf dem Teich ausgesetzt, und sie feiern an ihrer »Lagune« Festspiele unter künstlichen Palmen. Überhaupt: Mit den prekären Verhältnissen mitten in der Pampa finden sich die Menschen hier nicht mehr ab. Ihr Zandschow ist Sansibar, hier kann man arm sein, aber trotzdem paradiesisch leben, in viel Verrücktheit.
Mit unbändiger Fantasie und viel Witz erzählt Thomas Kunst in Zandschower Klinken von einer solidarischen Gemeinschaft, die sich am eigenen Schopf aus der Misere zieht – trotzig und stur, frei und eigensinnig. Er entwirft eine Utopie in unserer globalisierten Gegenwart und findet für sie eine Sprache von bezwingender Musikalität.

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Veröffentlicht am 05.10.2021

Thomas Kunst - Zandschower Klinken

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Es hat ja gute Tradition, dass unter den Büchern, die es auf die Shortlist diverser Literaturpreise schaffen auch welche sind, die sich dem Leser nicht unmittelbar erschließen. Die herausfordern. Die experimentell ...

Es hat ja gute Tradition, dass unter den Büchern, die es auf die Shortlist diverser Literaturpreise schaffen auch welche sind, die sich dem Leser nicht unmittelbar erschließen. Die herausfordern. Die experimentell sind. Als Literaturwissenschaftlerin lasse ich mich durchaus auf solch sprachlich oder formal neue Wege gehende Werke ein, mal sprechen sie mich an, mal bleibe ich ratlos zurück. Thomas Kunsts Roman „Zandschower Kliniken“, der aktuell auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis steht, was meine Neugier weckte, gehört für mich zur letzteren Gruppe. Interessanterweise deutet der Klappentext in keiner Weise auf das hin, was einem erwartet. Vorweg: ich habe nicht bis zum Ende durchgehalten, dabei gehöre ich zu den notorischen Buchbeendern, egal wie schlimm es ist. Hier habe ich jedoch nach knapp 2/3 die Segel gestreckt.

Es fällt mir schon schwer, den Inhalt irgendwie zu fassen. Es gibt Sätze, die ich verstehe, die nur mit den Sätzen um sie herum dann wieder wenig Sinn ergeben. Manche machen auch von sich aus schon ratlos:

„Ein letztes Mal wurde die Flasche nachts in Bogotá auf einem unbelebten Marktplatz abgesetzt, damit die Menschen durch die Glasöffnung wieder zu ihren Familien zurückkehren konnten“.

Ich mutmaße, dass dies auf ein Märchen von Hans Christian Andersen anspielt. In meiner Verzweiflung habe ich alles durchforstet, was neben dem eigentlichen Text noch in dem Buch zu finden war und in den Anmerkungen findet sich ein entsprechender Verweis. Das hilft mir jedoch auch nicht weiter.

Ein Mann flieht aus seinem Leben, ein Hundehaltband auf dem Armaturenbrett entscheidet über den Halt. Zandschow. Indischer Ozean. Bogotá. Cartagena. Getränke-Wolf. DDR. Briefe. Ja, das kommt irgendwie alles vor, findet nur nicht zueinander. Ebenfalls in den Anmerkungen bin ich auf eine Danksagung gestoßen, die als Metapher eigentlich ganz gut mein Leseerlebnis beschreibt: Der Autor nennt die Platten, die ihn beim Schreiben inspiriert haben. Beim Lesen kam es mir so vor als wenn diese Platten hängen, denselben Satz immer und immer wieder abspielen, um dann in ein völlig neues Lied zu springen, mit harten Übergang, ohne Erklärung. Das alles in Dauerschleife.

Der Name des Autors ist Programm. Kunst. Sehr abstrakt, oder in einer psychedelischen Phase verfasst. Vielleicht auch einfach: dadaistisch. Das würde zumindest von der Idee lösen, einen Sinn suchen zu wollen.