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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.10.2021

Wenn die Schlange im Inneren erwacht.

Die Früchte, die man erntet
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Die Reichsmordkommission wird um Hilfe gebeten, als ein Heckenschütze innerhalb kürzester Zeit mehrere Personen umbringt. Die Toten haben auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun, sodass das Ermittlerteam ...

Die Reichsmordkommission wird um Hilfe gebeten, als ein Heckenschütze innerhalb kürzester Zeit mehrere Personen umbringt. Die Toten haben auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun, sodass das Ermittlerteam anfangs im Dunkeln tappt. Der Druck auf die Reichsmordkommission steigt, als es einen weiteren Toten gibt. Währenddessen hat sich Sebastian Bergman an sein ruhiges Leben gewöhnt. Er darf sich um seine Enkelin kümmern, sieht seine Tochter regelmäßig und betreibt in seiner Wohnung eine Praxis. Als ein neuer Patient seine Erlebnisse während des Tsunamis 2004 therapieren möchte, wird Sebastian wegen seiner eigenen Vergangenheit stark getriggert. Und dann gibt es da noch Billy. Billy, der einen dunklen Drang verspürt, den er kaum kontrollieren kann, den er aber kontrollieren will. Kann das klappen?

Selten ist mir der Einstieg in ein Buch so schwergefallen wie hier. Neben der eigentlichen Story gibt es einen Nebenstrang, der zuerst nicht zum restlichen Geschehen passt, der aber irgendwann perfekt in die Geschichte eingeflossen ist. Dazu kommen einige Veränderungen im Ermittlerteam, die mich verwirrt haben, denn zuerst dachte ich, ich würde mich nicht daran erinnern, weil zwischen dem letzten Fall so viel Zeit vergangen ist. Anscheinend sind diese Änderungen aber in der Pause zwischen den Büchern passiert, was sich irgendwann aufklärt. Dies und der Umstand, dass ich unbedingt wissen wollte, wann und wie es nun mit Billy weitergeht, hat aber dazu geführt, dass einiges an mir vorbeigeflossen ist, ohne einen großen Eindruck bei mir zu hinterlassen. Das ist schade, denn im Prinzip ist die Story wirklich gut und auch sehr spannend. Ab etwa der Mitte bin ich dann endlich im Buch angekommen, einige Fragen wurden beantwortet und die Spannung stieg an, und zwar so gewaltig, dass es kaum auszuhalten war. Das letzte Drittel hat mich dann für den schweren Start entschädigt und führt letztendlich dazu, dass ich begeistert von einem Highlight sprechen kann. Und das Ende? Meine Güte, das Ende! Ich hoffe, die Autoren haben das nächste Buch bereits angefangen, denn wieder so lange auf die Beantwortung der neu aufgeworfenen Fragen zu warten, das halte ich kaum aus. 5 Sterne und eine Leseempfehlung sind da das mindeste, das ich vergeben und aussprechen kann.

Dies ist der siebte Teil einer Reihe um Kriminalpsychologe Sebastian Bergman. Ich empfehle dringend, die richtige Reihenfolge einzuhalten und insbesondere bei diesem Buch den Klappentext NICHT zu lesen!

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Veröffentlicht am 06.10.2021

Eine höllische Idylle

Liebe deine Nachbarn wie dich selbst
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In dem ruhigen und gepflegten Vorort Lowland Way im Süden Londons ist die Welt noch in Ordnung. Die Nachbarn kennen sich, manche sind eng miteinander befreundet, die Kinder spielen miteinander, an autofreien ...

In dem ruhigen und gepflegten Vorort Lowland Way im Süden Londons ist die Welt noch in Ordnung. Die Nachbarn kennen sich, manche sind eng miteinander befreundet, die Kinder spielen miteinander, an autofreien Sonntagen sogar auf der Straße. Es ist ein regelrechtes Vorstadtparadies. Dies ändert sich, als die Bewohnerin aus Haus Nummer 1 stirbt und das Haus ihrem Neffen hinterlässt, der mit Frau sowie seiner Werkstatt einzieht. Mit den reparaturbedürftigen Autos parkt er die ruhige Straße völlig zu und ist abwechselnd mit den Arbeiten an den Karosserien sowie an dem Haus beschäftigt. Dazwischen besteht sein Leben aus lauter Musik und viel Alkohol. Dies alles führt zu Unmut, Streit und Ärger. Als ein schreckliches Ereignis das Viertel erschüttert, zeigen alle Nachbarn mit dem Finger auf die Neuankömmlinge. Die Polizei aber ist da einer gänzlich anderen Meinung.

Als die neuen Nachbarn einziehen, geht bereits das erste Kennenlernen gehörig schief und so zieht sich dieses missglückte Aufeinandertreffen durch das ganze Buch. Die Fronten verhärten sich, Allianzen werden gebildet, Pläne geschmiedet. Ich erfahre sehr früh, dass etwas passiert ist, aber nicht was. Am Anfang jedes Kapitels steht der Name eines der Beteiligten und zu Beginn ein Statement dieser Person gegenüber der Polizei. Nach und nach ergibt sich ein klares Bild, bis die Story in der Gegenwart ankommt, in der das Drama nicht etwa ein Ende findet. Ehrlich, das war so unglaublich gut, ich hätte ewig weiterlesen können!

Wenn ein Buch erscheint, in dem es um Nachbarn geht, muss ich es lesen. Ich liebe Geschichten, die sich um die zwischenmenschlichen Beziehungen drehen und was könnte spannender und aufregender sein, als Menschen, die meistens unfreiwillig ihr Leben nebeneinander verbringen (müssen hihi)? Was es da für Ärger, Streitigkeiten und andere Unannehmlichkeiten gibt; herrlich! Es ist das fremde Leben selbst, das ich aufregend und spannend finde, das vielen aber doch eher öde und langweilig erscheinen könnte. Die Einordnung als Thriller wird vielleicht dazu führen, dass manch ein Leser enttäuscht sein wird, der hier einen knallharten Thriller erwartet, denn davon ist dieses Buch weit entfernt. Solche Geschichten sind selten Thriller, sondern (wie hier) eher Dramen, bitterböse Satiren und Tragikomödien. Ich fand es wunderbar und vergebe gerne 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 04.10.2021

Verstörend und böse. Wenn der Trieb übermächtig wird.

Im Versteck
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Der freischaffende Fotograf Paul Böger verliebt sich in der Toskana in ein abgeschiedenes Haus. Es ist ihm egal, dass dieses Haus mehr eine Ruine ist, die er sich nicht leisten kann, und dass er kaum in ...

Der freischaffende Fotograf Paul Böger verliebt sich in der Toskana in ein abgeschiedenes Haus. Es ist ihm egal, dass dieses Haus mehr eine Ruine ist, die er sich nicht leisten kann, und dass er kaum in der Lage ist, die Renovierung und Instandsetzung durchzuführen. Er ist überzeugt davon, dass dieses Haus heilende Kräfte besitzt und seine Rettung sein wird, denn Paul Böger verspürt einen Trieb, den er nicht kontrollieren kann. Er glaubt, jedem menschlichen Kontakt aus dem Weg zu gehen, sei die Lösung für alle seine Probleme. Als in den toskanischen Bergen ein kleines Mädchen verschwindet, fangen die Probleme allerdings erst an.

Paul Böger ist ein äußerst zerrissener Charakter. Da ist einerseits das Wissen, dass seine Begierde falsch und abartig ist. Er ist intelligent genug, die Krankheit anzuerkennen, weiß um seinen Zustand. Andererseits ist da der Trieb, der ihn beherrscht und den er einfach nicht kontrollieren kann, dem er nachgibt, sobald sich ihm die Gelegenheit bietet. Da ist niemand, dem er sich anvertraquen kann, dem er sich anvertrauen will, und so setzt er sich in den Kopf, durch selbst gewählte Isolation gesund werden zu können. Diesen inneren Kampf schildert Frau Thiesler sehr überzeugend.

Schwankend zwischen Faszination und Ekel, Wut und Abscheu konnte ich der Geschichte folgen. Der Schreibstil der Autorin ist einfach, aber dennoch eindringlich. Sie schafft es, den Figuren Tiefe zu geben und zeigt, dass es nicht nur schwarz-weiß gibt, sondern ganz viele Schattierungen von grau. Immer wieder gibt es überraschende Wendungen, sodass die Spannung konstant hochgehalten wird. Irgendwann war ich so im Buch gefangen, dass ich alles um mich herum vergessen habe. Natürlich gibt es auch ein Wiedersehen mit Neri und seiner Gabriella, die beide immer wieder in den Büchern der Autorin auftauchen. Das Setting, die Charaktere, die ganze Atmosphäre im Buch sind so stimmig, dass es eine Freude ist, diesen Thriller zu lesen, und das trotz des ernsten und wichtigen Themas, das mich erschüttert und stellenweise zum weinen gebracht hat. Der geschilderte Kindesmissbrauch und auch die Gewalt gegenüber Kindern im Buch ist nichts für sensible Menschen. Von mir gibt es 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 03.10.2021

Toller Auftakt zu einer fantastischen Trilogie

Bändigerin der Schatten
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Die Bauernstochter Gunid lernt im Alter von acht Jahren den sechsjährigen Ragald kennen, Sohn ihres Lehnsherrn, des Ritters Adolar. Nach anfänglichen Schwierigkeiten werden die beiden trotz des unterschiedlichen ...

Die Bauernstochter Gunid lernt im Alter von acht Jahren den sechsjährigen Ragald kennen, Sohn ihres Lehnsherrn, des Ritters Adolar. Nach anfänglichen Schwierigkeiten werden die beiden trotz des unterschiedlichen Standes beste Freunde. Erste Risse bekommt die Freundschaft, als Ragald eines Tages mit seiner zukünftigen Braut nach Hause kommt, denn da wird Gunid vor Augen geführt, welche Kluft zwischen ihnen beiden besteht. Als Ragald kurze Zeit später in den Krieg gegen die Furcht einflößenden und plündernden Jattar zieht, versucht sie, ihn zu vergessen. Als sie aber hört, dass er im Kampf vermisst wird, setzt sie ihr Leben aufs Spiel, ihm zu folgen, um ihn zu finden. Es folgt ein Abenteuer, in dem es um Freundschaft, Liebe, Loyalität, Verrat, finstere Mächte, Zauberer und den Bestand des Königreichs geht. Während der Reise versuchen beide, die Gefühle füreinander vor dem anderen zu verbergen, beide aus unterschiedlichen Gründen. Ob es dem Edlen und der Hörigen gelingt, das Königreich zu retten?

Burgen, Ritter, Gaukler, Schattenwesen und vieles mehr begegnet dem Leser in dem Buch. Ein phantastisches Abenteuer, in dem auch die Liebe nicht zu kurz kommt. In der passenden Sprache, die mich oft schmunzeln ließ, nimmt uns der Autor auf eine spannende Reise. Dies ist der erste Teil einer Trilogie und auch wenn dieser in sich abgeschlossen ist und die beiden bereits einige Abenteuer bestanden haben, macht das Ende mir richtig Lust auf den nächsten Teil. Zu viele Fragen blieben offen, zu neugierig bin ich, wie es weitergeht. Ich hoffe, der Fantasy-Anteil ist im nächsten Buch etwas höher und auch die Action darf gerne zunehmen, aber das ist jammern auf hohem Niveau, denn wider Erwarten hat dieses Buch mir unglaublich viel Spaß gemacht und tolle Lesestunden beschert. Ich vergebe 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 29.09.2021

Die andere Sicht auf die Dinge

Die Berge, der Nebel, die Liebe und ich
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Die bis zuletzt namenlose Erzählerin ist Anfang 40, verheiratet mit Christian (Chris), mit dem sie drei Kinder hat, und mit ihrem Leben, insbesondere mit ihrer Ehe, ziemlich unzufrieden. Sie fühlt sich ...

Die bis zuletzt namenlose Erzählerin ist Anfang 40, verheiratet mit Christian (Chris), mit dem sie drei Kinder hat, und mit ihrem Leben, insbesondere mit ihrer Ehe, ziemlich unzufrieden. Sie fühlt sich zu wenig beachtet, zu wenig geliebt, und um dies zu ändern, schenkt sie ihrem Mann ein Wochenende zu zweit auf einer einsamen Hütte in den Bergen. Als es zum Streit kommt, geht die Frau verletzt und aufgebracht alleine auf eine Wanderung. Als sie unterwegs einem alten Mann begegnet, zeigt ihr dieser eine neue Sicht auf die Dinge. Ob diese Wanderung ihr Leben verändern kann?

Dieses innen wie aussen (die feinen Illustrationen haben nicht begeistert!) wunderschöne Büchlein ist ein Ratgeber in Form einer toll erzählten Geschichte. Da ich Sachbücher eher nicht lese, ist dies für mich genau die richtige Erzählform. Diese Sicht auf die Dinge ist für mich nicht neu, lebe ich schon lange nach dieser Devise, aber es war sehr unterhaltsam für mich, den Weg der Frau mitzugehen und die interessanten Gespräche zu verfolgen. Eine schöne Geschichte, die Menschen, die in einer Krise stecken oder den Weg kurzzeitig aus den Augen verloren haben, eine Richtung weisen kann. Für alle anderen einfach eine angenehm zu lesende und schöne Erzählung. Von mir gibt es nichts zu bemängeln und 5 Sterne.

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