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Veröffentlicht am 22.10.2021

Großartiger Krimi im historischen Berlin der Nachkriegszeit

Der weiße Panther (Lemke-von Stain-Serie 2)
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Nachdem ich bereits "Der Petticoatmörder", den ersten Teil der Krimireihe mit großer Begeisterung gelesen hatte, hatte ich eine hohe Erwartungshaltung an das neuste Buch von Leonard Bell, und ich wurde ...

Nachdem ich bereits "Der Petticoatmörder", den ersten Teil der Krimireihe mit großer Begeisterung gelesen hatte, hatte ich eine hohe Erwartungshaltung an das neuste Buch von Leonard Bell, und ich wurde nicht enttäuscht. Vor einem angesagten Nachtclub im Zentrum des alten Westberlins, unweit des Kurfürstendamms, wird eines Nachts der Barkeeper des Etablissements mit einer Armbrust erschossen. Doch was ist das Motiv? Handelt es sich um eine Verwechslung, und in Wirklichkeit war vielleicht der Besitzer des sogenannten Ballrooms Ziel des Anschlages? Schließlich war dieser jüdischer Abstammung und hatte in letzter Zeit Drohbriefe bekommen? Oder steckt die Stasi dahinter? Das Mordopfer hatte erst kürzlich aus'dem Ostteil der geteilten Stadt rüber gemacht, wie man umgangssprachlich so schön sagte? Die Ermittlungen gehen in viele Richtungen, und doch tappen die Kripokommissare, die wir bereits aus dem ersten Band kennen, Fred Lemke und Ellen von Stain lange Zeit im Dunklen. Der Autor führt den Leser bis zum Schluss sehr gekonnt in die Irre, ich habe tatsächlich bis zum Ende nicht vorhersehen können, wie alles zusammen hängt. Doch genauso wichtig und interessant wie die Krimihandlung war für mich die von Leonard Bell mit größter Bravour gekonnte Schilderung der damaligen politischen Umstände, die mit den fiktiven Geschehnissen elegant verwoben werden. So erfährt man nebenher vieles über das zweigeteilte Berlin, wo es zwar Ende der 50iger Jahre noch keine Mauer gab, ein Besuch im Ostteil der Stadt trotzdem nicht ungefährlich für Wesrberliner war. Auch die große Kluft zwischen der Highsociety, die im Nachtclub verkehrt, und den einfachen Menschen in den dunklen Hinterhöfen der Großstadt, die sich um ihr tägliches Überleben sorgen müssen, sind sehr professionell und gleichzeitig anrührend dargestellt. Das Ganze ist in einem sehr flüssigen und angenehm zu lesenden Schreibstil verfasst, ja man fliegt quasi nur so durch die Seiten und mag das Buch eigentlich nicht aus der Hand legen! Man erfährt auch wieder einiges mehr über das Privatleben der beiden Hauptermittler. Da sie einem dadurch nur um so mehr als Herz wachsen, führt dazu, dass man nun mehr als gespannt den nächsten Teil der gelungenen Reihe herbei sehnt! Hoffentlich lässt uns der Autor nicht allzu lange warten! Von mir gibt es natürlich die volle Punktzahl und ein großes Dankeschön für großartige und sehr sehr spannende Leseunterhaltung!

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Veröffentlicht am 18.10.2021

Verzwickte Familiengeschichte zwischen Ost und West

Die Enkelin
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Birgit flieht kurz nach dem Mauerbau über die deutsch-deutsche Grenze aus Ostberlin in den Westen, um mit Kaspar zusammen zu leben, den sie bei dessen Besuch in der DDR kurz zuvor kennengelernt hat. In ...

Birgit flieht kurz nach dem Mauerbau über die deutsch-deutsche Grenze aus Ostberlin in den Westen, um mit Kaspar zusammen zu leben, den sie bei dessen Besuch in der DDR kurz zuvor kennengelernt hat. In ihrer alten Heimat lässt die junge Frau auch ihr Kind zurück, dass sie sofort nach der Geburt zur Adoption frei gegeben hat, da sie als Teenager ungewollt während einer Affäre mit einem verheirateten Mann schwanger geworden war. Die Existenz ihres Kindes, über dessen Aufenthaltsort Birgit selbst nichts weiß, verschweigt sie ihrem Ehemann Kaspar jedoch zeitlebens. Zwar trägt sich die Mutter lange mit dem Gedanken, sich auf die Spurensuche nach ihrer Tochter zu machen, nachdem dies durch die Öffnung zwischen den beiden deutschen Staaten und der Wiedervereinigung möglich geworden ist, doch kann sie das Vorhaben leider nicht in die Tat umsetzen. Zu früh verstirbt sie tragisch an den Folgen ihrer krankhaften Alkoholsucht. Durch schriftliche Hinterlassenschaften erfährt Kaspar von der Existenz der Tochter seiner toten Frau und macht sich selbst auf die Suche. Er findet nicht nur die Tochter selbst, sondern auch deren Familie. Auf diesem Wege wird er auch mit der Existenz einer quasi Stiefenkeltochter und seiner Rolle als plötzlicher Großvater konfrontiert. Durch den Tod von Birgit nun auch recht einsam, engagiert sich Kaspar intensiv als Opa, obwohl ihm dies nicht wirklich leicht fällt, lebt die neu gefundene Familie doch einen recht unterschiedlichen Lebensstil als er selbst und hat vor allem komplett andere politische Einstellungen. Svenja und ihr Mann Björn sowie Tochter Sigrun leben in den neuen Bundesländern als sogenannte völkische Siedler und finden auf diese Art und Weise ihre Erfüllung. Der "neue Großvater" lädt die Enkelin zu sich nach Berlin ein, zeigt ihr die Großstadt, bringt ihr klassische Musik nahe, besucht mit ihr Konzerte, lässt sie im Klavierspiel unterrichten u. genießt vor allem ihre Gesellschaft, auch wenn das Zusammensein nicht immer harmonisch und durchaus von kleineren Konflikten geprägt ist. Bernhard Schlink hat mich mit diesem Buch stark beeindruckt und teilweise sehr berührt! Seine klare,eindringliche, manchmal einfach wirkende, und doch so poetische Sprache macht dieses Geschichte zu einem großartigen Leseerlebnis, von mir hierfür eine absolute Empfehlung! Für mich auf jeden Fall ein Werk mit Highlight-Potential!

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Veröffentlicht am 18.10.2021

Familiensaga einer Parfümerie-Dynastie

Das Haus der Düfte
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Pauline Lambert nimmt uns in ihrem Buch "Das Haus der Düfte" mit auf eine wunderbare Reise nach Frankreich. Wir starten in Paris, hier lebt die junge Anouk mit ihrer Mutter Isabel, ein männliches Familienoberhaupt ...

Pauline Lambert nimmt uns in ihrem Buch "Das Haus der Düfte" mit auf eine wunderbare Reise nach Frankreich. Wir starten in Paris, hier lebt die junge Anouk mit ihrer Mutter Isabel, ein männliches Familienoberhaupt gibt es nicht. Die beiden Frauen führen gemeinsam eine Apotheke, doch Anouk, unsere Protagonistin, möchte dies als Lebensinhalt, anders als ihre Mutter, die sich Anouk als potentielle Nachfolgerin wünscht, nicht akzeptieren. Die Tochter hat ein anderes besonderes Talent, sie gehört zu den wenigen Menschen, die zuerst alles über ihre Nase wahrnehmen, ihr großer Traum ist es, eine Laufbahn als sogenannte Parfümeurin zu absolvieren. Doch in den 50iger Jahren, wo unsere Geschichte spielt, ist dies natürlich noch nicht so einfach, Anouk kämpft lange Zeit gegen den Widerstand ihrer Mutter. Durch eine schicksalhafte Fügung lernt sie ein Familienmitglied der Girards, der tonangebenden Firma mit Sitz in der kleinen malerischen Stadt Grasse kennen, die ihren legendären Ruf seit vielen Jahrzehnten in Sachen Parfüms behauptet. Anouk erhält tatsächlich die Möglichkeit einer Ausbildung in ihrem Traumberuf. Die Geschichte wird auf zwei zeitlichen Ebenen erzählt, wir erfahren einiges über die steinigen Anfänge der Firmengründung, über die erste Frau, die den Ruf des Imperiums ins Leben rief, und auch über die Konkurrenten einer zweiten Familie im selben Ort, die Bonnets, mit denen die Girards eine Feindschaft über Generationen verbindet, u. was sich dahinter verbirgt. Selbstverständlich gibt es auch romantische Liebesbeziehungen, doch die Autorin schafft es, hier nicht kitschig zu werden. Pauline Lambert hat einen überaus flüssigen sehr angenehmen Schreibstil, die Handlung wird von ihr sehr spannend erzählt, die Charaktere sind alle so authentisch und eindringlich geschildert, dass man jeden einzelnen zu kennen meint. Man fliegt nur so durch die Seiten, mag das Buch kaum aus der Hand legen, um auch hinter das letzte kleine Familiengeheimnis der Parfümerie zu gelangen. Für mich war dies ein wunderbares Buch, besonders beeindruckend vor allem auch die malerischen Schilderungen der französischen Landschaften, für diesen Lesegenuss eine absolute Empfehlung und natürlich die volle Punktzahl!

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Veröffentlicht am 10.10.2021

Gelungenes Finale

Die Schwestern vom Ku'damm: Ein neuer Morgen
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Da ich bereits die drei Vorgänger Bände dieser Saga mit großer Begeisterung gelesen hatte, war auch dieser abschließende Teil ein absolutes Muss! Und so habe ich mich natürlich besonders gefreut, dass ...

Da ich bereits die drei Vorgänger Bände dieser Saga mit großer Begeisterung gelesen hatte, war auch dieser abschließende Teil ein absolutes Muss! Und so habe ich mich natürlich besonders gefreut, dass ich hier bei lovely books Glück hatte, und mit einem gewonnenen Exemplar an dieser Leserunde teilnehmen durfte. Diesmal steht (Halb)Schwester Miri im Fokus der Geschichte. Erzählt wird auf zwei Zeitebenen, einmal befinden wir uns am Ende der 60iger Jahre, unsere Protagonistin arbeitet als Chefdesignerin im Familienunternehmen, dem alteingesessenen Modehaus am Ku'damm. Prominente Kunden geben sich hier die Klinke in die Hand, u.a. auch die Ehefrau des späteren Bundeskanzlers, Rut Brandt. Überhaupt hat es mir gut gefallen, dass viele interessante Details aus'dem politischen Zeitgeschehen der damaligen Epoche mit eingeflossen sind. Der zweite Erzählstrang spielt in den letzten Jahren des Zweiten Weltkrieges, und wir erleben all die unsäglichen Torturen, die Miri während der Nazizeit und ihres ständigen Versteckspiels als Jüdin erleben musste. Dieser Teil hat mich besonders berührt und war gleichzeitig unglaublich spannend. Überhaupt war das gesamte Buch zu keiner Sekunde je langweilig, man flog nur so durch die Seiten, um all die vielen kleinen Entwicklungen rund um die Familienmitglieder der Thalheims zu erfahren. Auch wenn ich zum Schluss etwas melancholisch war, dass das Ende natürlich einen Abschied dieser tollen Saga bedeutet, hat die Autorin es mit Bravour gemeistert, ein für die Leser befriedigendes Finale zu komponieren! Von mir eine absolute Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 06.10.2021

Ich bin du und du bist ich

Die andere Tochter
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Die 40jährige Antonia, genannt Toni, löst hauptberuflich Wohnungen auf. Bei der Ausübung dieser Tätigkeit erleidet sie einen Arbeitsunfall, kommt mit einer hochätzenden Flüssigkeit in Berührung uns verliert ...

Die 40jährige Antonia, genannt Toni, löst hauptberuflich Wohnungen auf. Bei der Ausübung dieser Tätigkeit erleidet sie einen Arbeitsunfall, kommt mit einer hochätzenden Flüssigkeit in Berührung uns verliert ihr Augenlicht. Gott sei Dank kann sie von der hierbei erlittenen Blindheit durch eine Transplantation der Hornhaut einer anderen jungen Frau, die selbst bei einem Unfall ums Leben kam, geheilt werden. Toni ist dankbar für diese Organspende und hat das Gefühl, ein zweites Leben geschenkt bekommen zu haben, sie möchte der Familie der Verstorbenen danken und tritt mit der Mutter in Kontakt. Von ihrer Heimatstadt Berlin reist sie nach Frankfurt, um diese kennen zu lernen. Selbst aus einfacheren Verhältnissen stammend, taucht Toni in der Mainmetropole nun in luxuriösere Gesellschaftsschichten ein, kommt der Mutter ihrer Spenderin erstaunlich schnell sehr nahe und baut zu Teilen der Familie eine extreme Bindung auf, fast als wäre sie selbst eine Reinkarnation der Toten. Das gefällt allerdings beileibe nicht allen Hinterbliebenen, und auch einige von Tonis eigenen Verwandten in Berlin begegnen den neuen Kontakten mit Skepsis. Die Geschichte ist in zwei wechselnde Zeitebenen aufgeteilt und wechselt von der Ich-Erzählerin Toni immer wieder zur auktorialen Perspektive. Für mich hatte der Schreibstil etwas sogartiges, ich fühlte mich sofort in die Handlung hinein gezogen, auch wenn ich mich mit der Protagonistin nicht unbedingt identifizieren konnte, da sie mir in ihrer Persönlichkeit kaum gefestigt schien. Dinah Marte Golch hat mit "Die andere Tochter" einen sehr spannenden Roman geschrieben, in dem sie dem Leser das Thema Organspende ganz nebenbei nahe bringt. Bis zum Schluss hat man das Gefühl, nicht genau zu wissen, was sich hinter der ganzen Story verbirgt und kann dadurch das Buch nur schwer aus der Hand legen. Großartige Unterhaltung und von mir eine absolute Leseempfehlung!

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