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Veröffentlicht am 19.04.2022

Ein Krimi wie jeder andere

Viral. Blutrausch
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Bevor ich eine Rezension schreibe, lasse ich immer ein paar Tage verstreichen - um mich zu sammeln, meine Gedanken zu ordnen und mich zu fragen, welchen Eindruck das Buch in mir hinterlassen hat.
Normalerweise ...

Bevor ich eine Rezension schreibe, lasse ich immer ein paar Tage verstreichen - um mich zu sammeln, meine Gedanken zu ordnen und mich zu fragen, welchen Eindruck das Buch in mir hinterlassen hat.
Normalerweise kommen mir dann ganz gute Gedanken, um meine Rezensionen zu beginnen, und mir fallen im Nachhinein Dinge auf, die ich fast übersehen hätte.
Aber dieses Mal? Nichts ist hängengeblieben.

“Viral. Blutrausch” ist ein Krimi von Mark Benecke, der 2022 durch den Beneveto-Verlag veröffentlicht wurde und den Privatdetektiv Sebastian Becker bei der Lösung eines medial und politisch aufgeladenen Falls begleitet.

Berlin gerät durch eine Mordserie in Aufruhr: Das Besondere an diesem Fall? Zwei schöne junge Frauen wurden bis auf den letzten Tropfen ausgeblutet, doch ihre Wunden sind kaum zu sehen.
Der ex-Polizist Sebastian Becker, gefolgt von seiner Assistenz Janina Funke, werden von der Polizei als Beratung angeheuert und Becker muss sich wieder strengen Regeln und starren Hierarchien entgegenstellen, die ihn schon einmal daran gehindert haben, ein Leben zu retten.
Der Fall selbst bestimmt bald die Medien und die Politik: Querdenker stürzen sich gierig auf diesen sonderbaren Mord, die Medien wittern einen Titelseiten füllenden Fall und werden noch wilder, als die BDSM- und Vampirismusszene in das Visier der Ermittlungen geraten. Auch die Politik versucht sich verzweifelt aus einer Schlinge zu winden, die sie sich durch Sparmaßnahmen und Druck auf die Beamten selbst geknüpft hat.
In diesem Durcheinander verliert die tatsächliche Lösung des Falls und das Leid der betroffenen Familien an Bedeutung.

So gewinnt auch der Titel des Krimis im Verlauf des Buches immer mehr Bedeutung, denn nicht nur ist das Interesse an diesem Fall für so viele unterschiedlichen Gruppen ansteckend - vielmehr scheinen die Leute in einen Blutrausch zu verfallen, indem es um die eigenen Interessen geht und die Wahrheit keine Rolle mehr spielt.

Währenddessen müssen Becker und die Polizistin XXX mit ihren eigenen inneren Dämonen kämpfen, während für beide durch den Fall vieles auf dem Spiel steht.

Dieser Krimi ist ein Mix auf Medienkritik, Politikanalyse, forensischen Insiderwissen und die eine oder andere Selbstreflexion.

Der Cast selbst ist dabei bunt gemischt: Wir haben den traumatisierten Detektiven, der dringend Therapie benötigt, weil er eine schrecklich dunkle Vergangenheit hat, sowie seinen Sidekick, die genauso kompetent ist, aber eben nicht die gleichen Chancen bekommt (und natürlich gab es eine Szene, in der sie heißer als sonst aussah, um eine Undercover-Mission zu erledigen). Demgegenüber steht die pflichtbewusste und regelkonforme Hauptkommissarin, die dennoch versucht unserem Helden so viel Freiheit wie Möglich zu verschaffen, während sie von dem Polizisten-Wunderkind unterstützt wird (die natürlich ebenfalls eine tragische Geschichte hat, welche sie zu noch mehr Perfektionismus antreibt).
Also insgesamt der typische Krimicast.

Die Handlung selbst war interessant und blieb durchgehend auf die Lösung des Falles konzentriert - Dinge, die die Figuren persönlich betrafen, wurden nur nebenbei angeschnitten, wobei sich solche persönlichen Momente doch nachhaltig auf die Figuren ausgewirkt haben.
Wendepunkte waren überraschend, aber sie wirkten nie wie aus dem Nichts herausgegriffen, weswegen ich das Gefühl hatte, miträtseln zu können und genug Infos zu erhalten, um selbst auf den Täter kommen zu können.

Insgesamt handelt es sich bei “Viral.Blutrausch” um ein Bilderbuchkrimi, an dem sich gerade unerfahrene Autoren wunderbar orientieren können.

Was ist dann mein Problem?

Das Buch war zu ordentlich.

Diesen Krimi war für mich so, als würde ich eine Folge aus einem Fernsehkrimi sehen: Die Folge war durchaus interessant und unterhaltsam, aber ich könnte sie nicht von anderen Folgen oder sogar anderen Serien unterscheiden, da die Figuren, die Opfer und die Fälle ab einem bestimmten Zeitpunkt nicht mehr einzigartig oder besonders sind.

Denn grundlegend folgen Krimis doch alle dem gleichen Rezept:

Opfer (junge, schöne Frau) + Detektiv (psychisch durch und tragische Geschichte) + blutiger, ausgefallener Mordfall (Pluspunkte, wenn der Mörder irgendwie ausgefallen ist) = Krimi

Und das ist vollkommen in Ordnung so - jedes Genre hat ein Grundgerüst, dass es auszeichnet und diese Grundstruktur erlaubt es Krimis zu einem Genre zu machen, in dem man sich immer schnell und leicht zurechtfinden kann, wenn man unterhalten werden will.

Aber weil “Viral. Blutrausch” all die Marker, die einen Krimi ausmachen so gut getroffen hat, ohne beispielsweise Elemente aus anderen Genres zu entnehmen oder die Figuren aus dem gewohnten Schema ausbrechen zu lassen, ist es für mich ein Buch von vielen, ohne für mich herauszustechen. Denn obwohl die politische und mediale Ebene interessant waren und auch mit dem Fall zu tun hatten, waren sie doch nicht so wichtig und tragend für die Geschichte, dass das Buch nicht ohne sie ausgekommen wäre.

Trotzdem möchte ich “Viral. Blutrausch” an alle weiterempfehlen, die Krimis lieben, denn es ist ein ordentlich geschriebenes Buch mit einem interessanten Fall, der auch die Frage stellt, welche Bedeutung die Suche nach der Wahrheit tatsächlich hat. Nur alle, die wie ich mit der klassischen Krimi-Formel nichts anfangen können, oder mehr Abwechslung in diesem Genre suchen, sollten von diesem Buch die Finger lassen.

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Veröffentlicht am 19.12.2021

Wichtige Themen mit schwacher Umsetzung

Drowning in Stars
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Ich muss ehrlich sagen, dass ich nicht weiß, was ich von diesem Buch halten soll.
Mir wurde in den ersten Kapiteln schnell klar, dass das Buch von den Figuren und dem Thema getragen werden wird, aber ich ...

Ich muss ehrlich sagen, dass ich nicht weiß, was ich von diesem Buch halten soll.
Mir wurde in den ersten Kapiteln schnell klar, dass das Buch von den Figuren und dem Thema getragen werden wird, aber ich weiß nicht, ob das genug ist.

“Drowing in Stars” ist ein Jugendroman von Bebra Anastasia und wurde 2020 durch den Lyx-Verlag im Deutschen veröffentlicht.
Das Buch handelt davon, wie man mit Mut und Kraft seinem zerstörerischen Umfeld entfliehen und sein Leben selbst bestimmen kann - auch dann wenn die eigene Familie versucht einen klein zu halten.

Dabei werden Armut, häusliche Gewalt und sexueller Missbrauch offen thematisiert.

Die Hauptfiguren sind die zwölfjährigen Gaze und Pixi Rae, die sich sofort anfreunden und unzertrennlich werden. Sie geben sich gegenseitig halt während Gaze sich gegen die Schläge seines alkoholabhängigen Vaters wehren muss und Pixi Rae von ihrer abwesenden Mutter vernachlässigt wird.
Gemeinsam versuchen sie sich ein unbeschwertes Leben aufzubauen, in dem beide sich entfalten und sicher fühlen können.
Als Gaze umziehen muss, endet ihre gemeinsame Zeit.
Erst Jahre später treffen Pixi Rae und Gaze wieder aufeinander und müssen gemeinsam ihre Narben aufarbeiten, ehe sie das Leben leben können, nach dem sie sich gesehnt haben.

Ich habe mich sofort in Pixi Rae und Gaze verliebt.

Während Pixi Rae zielstrebig, diszipliniert und extrovertiert ist, zeigt sich Gaze meistens eher schüchtern, wobei seine großherzige und mutige Seite schnell deutlich werden.
Gemeinsam geben sie ein sympathisches und liebenswertes Team ab - man kann ihnen nur das Beste Wünschen.
Deswegen tut es umso mehr weh, wenn man erfährt, welche Lasten und Leiden diese Kinder tragen müssen: Während Pixi Rae durch die Vernachlässigung ihrer Mutter zu schnell erwachsen wird, muss sich Gaze täglich gegen die Gewalt seines alkoholabhängigen Vaters wehren.

Dabei hatte die Autorin ein tolles Gefühl dafür, die Figuren und ihre Wesensmerkmale herauszustellen: Es wurde schnell klar, welche Charakterstärken und -Schwächen die Figuren haben und es wurde eine authentische Perspektive darauf geboten, wie sich Menschen verhalten, wenn sie Schuld oder Reue empfinden und wie auch unterbewusste Gefühle an den Tag treten können.

Leider wurden viele Charaktere gut und ausführlich innerhalb des Romans vorgestellt, nur um sie dann wenige Kapitel später spurlos und ohne Grund verschwinden zu lassen. So hatte Pixi Rae vor Gaze eine Freundesgruppe, die ausführlich besprochen, aber in der zweiten Hälfte des Romans dann nie wieder aufgegriffen wurde.

Noch schlimmer war tatsächlich die Umsetzung der Handlung, die den tollen Charakteren leider nicht gerecht werden konnte.

Das Problem ist, dass die Schicksalsschläge und handlungstreibenden Reaktionen der Figuren nur dann von Bedeutung waren, wenn die Autorin ein Werkzeug braucht, um die Handlung weiterzuführen. Schicksalsschläge und Wendungen wurden einfach wie Steine zufällig in den Weg von Pixi Rae und Gaze geworfen, die entweder überspitzt wirkten oder keine Konsequenzen aus vorherigen Geschehnissen waren. Wendungen - wie etwa das plötzliche entdecken eines reichen Großvaters oder die zufällig freistehende Wohnung, die man als Rückzugsort nutzen kann - wirken aus der Luft gegriffen und haben mich genervt - gerade weil es genug Material innerhalb der Geschichte gab, das man hätte nutzen können: So hätte man zu Freunden fliehen oder einen auslaugenden Nebenjob anfangen können.

Ein Grund für die Verwendung solcher Mittel war, dass viele Handlungen zu schnell abgehackt wurden, ohne irgendwelche nennenswerte Konsequenzen haben zu können.

Außerdem wirkt das Buch auf mich so, als hätte die Autorin mitten im Buch die Geschichte gewechselt - während im ersten Teil der Kinder mit ihrem Schicksal im Vordergrund standenwurde der Roman im zweiten Teil eine Geschichte die zeigen soll, wie man mit sexualisierter Gewalt fertig werden kann. Weil beide Ideen so unausgereift wirken, wird keine der beiden Geschichten wirklich glaubhaft umgesetzt, obwohl beide Ideen interessant gewesen sind.

Auch das Tempo mit der die Geschichte präsentiert wurde hat nicht gepasst und mich immer wieder verloren. So gab es mehrere Kapitel die innerhalb eines Tages oder wenigen Wochen spielten, während plötzlich Jahre zwischen manchen Kapiteln lagen. Das Schlimmste daran: Wir haben dadurch viele Dinge verpasst, die Pixi Rae passiert sind und nur angeschnitten werden, wobei sie Pixi Rae maßgeblich beeinflusst haben sollen, während wir zeitweise nur Gazes´ Perspektive erlebt haben.
Für mich verursachte das auch einen schlechten Leseflow.

Hinzukommend wurden Situationen und Geschehnisse zu ausführlich erklärt, weswegen ich gerade im zweiten Teil des Buches oft das Bedürfnis hatte, die Zeilen zu überfliegen. Viele Zusammenhänge hätte ich mir selbst denken können und es wäre spannend gewesen, wenn Fragen strategisch offen geblieben wären, um sie später aufzulösen.
Außerdem wurden Trauma und negative Gefühle nicht authentisch wiedergegeben: Es wurde nicht deutlich, inwieweit diese Erlebnisse Pixi Rae und Gaze beeinflusst haben. Bei den beiden Figuren handelt es sich um sonnige Gemüter, aber ich finde es nicht überzeugend, dass sie so wenig durch ihre Trauma in ihrem Handeln und ihrer Entwicklung beeinflusst wurden. Es gab keine traumatischen Flashbacks, Wutausbrüche, Angewohnheiten oder Ängste, welche die Erlebnisse glaubhafter gemacht hätten.

Nichtsdestotrotz hat mich das Buch stellenweise berührt, denn die Figuren waren unglaublich liebenswürdig und divers dass ich gar nicht anders konnte als mit ihnen mitzufühlen. Aber die Figuren allein waren nicht genug: Es gibt genug Bücher, welche die gleichen Themen genauso berührend und authentischer umgesetzt haben: Sie erzählen ebenfalls die Geschichte von Kindern, die sich nicht an ihrem zerstörerischen Umfeld zerbrechen und währenddessen Liebe und Sicherheit finden.
Deswegen kann ich das Buch leider nicht weiterempfehlen, da die Figuren allein nicht über die mangelhaft umgesetzte Handlung hinwegtäuschen können.

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Veröffentlicht am 02.04.2017

Verlorenes Potentzial

Engel der Nacht 1
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Rezession zu Engel der Nacht

Der mysterie Jugendroman „Engel der Nacht“, oder im Englischen „Hush Hush“, von Becca Fitzpatrick, welcher 2009 erschienen ist und von Page and Turner veröffentlicht wurde, ...

Rezession zu Engel der Nacht

Der mysterie Jugendroman „Engel der Nacht“, oder im Englischen „Hush Hush“, von Becca Fitzpatrick, welcher 2009 erschienen ist und von Page and Turner veröffentlicht wurde, handelt von den Figuren Nora Grey, welche wie immer ein ganz normales Mädchen ist, und dem gefallenen Engel Patch Cipriano, wobei Cipriano Kupfer/ kupfern bedeutet.

Beide treffen in der Schule aufeinander, wobei Patch eine unnatürliche Ausstrahlung auf Nora bewirkt, welche sie zunächst verängstigt und dafür sorgt, dass dieser in den engen Kreis der Verdächtigen fällt, nach dem Nora mehrere Male um ihr Leben fürchten musste.

Unerwarteter weise geht es in dem Buch aber darum, das man sein kann wer man will und auch ungeplantes in Gutes umschwenken kann, sei es Liebe oder auch eine neue Berufung.

Das Buch an sich jedoch weist sehr viele Widersprüche auf, wie auch eine Oberflächlichkeit an Handlung und Emotionen.

Angefangen mit der Geschichte von Patch. Zunächst wird sie als etwas Dunkles und Brutales beschrieben, bis es sich zu dem Wunsch entwickelt ein Mensch zu werden.

Nora währenddessen scheint eine charakterlose Person zu sein, welche sich, wie so oft, nur durch ihre Schönheit auszeichnet. Willensstärke oder sogar Humor lässt sich keine Vorweisen.

Auch die Beziehung zu ihrer besten Freundin lässt einiges missen, wobei diese als „etwas magisches“ beschrieben wird, was wie ein Versuch wirkt etwas halt in dem mysterie Genre zu finden.

Gefühl- und Umgebungsbeschreibungen wirken eingesetzt um Zeilen zu füllen, was die Handlung selber nicht schafft.
Personenbeschreibungen werden einfach aufgezählt ohne diese mit Handlungen zu belegen oder dem Leser die Chance zu geben sie selber herauszufinden, was dafür sorgt, dass keine Bindung zu den Figuren entsteht.
Zudem kommt ein Ereignis nach dem Anderen, wie aus der Luft gegriffen, was erahnen lässt, dass diese nur dazu da sind, um die Liebesgeschichte der Hauptfiguren zu füllen, welche so keinen Belang hätte, da diese in jedem anderen Buch besser aufgenommen wurde.

Insgesamt wirken alle Mysterieelemente so verwendet, wie Sex in erwachsenen Büchern.
Nur da, um das Buch irgendwie besser zu machen, wenn die Geschichte es nicht kann.

Noch weiter dazu kommen die vielen Twilightparallelen. Sei es das Schaf und der Löw oder in der Informationsbeschaffung über das Übernatürliche, es ist alles vorhanden.
Ach der böse Gegenspieler/ Tracker lässt grüßen.

Stilistisch werden oft Metaphern und Vergleiche mit Hexen und anderen übernatürlichen Wesen verwendet, wobei ich darauf bereits kurz eingegangen bin.
Die Sprache ist einfach und wirkt an jüngere Leser, besser gesagt Leserinnen, gerichtet, wobei auch vorhandenen Bibelzitate aufs schändlichste vereinfacht und verkindlicht wurden.

Insgesamt ist dies ein einfaches Buch, das versucht hat einen Platz in einem Genre zu finden, in dem es keine Substanz hat, was wie versucht aber nicht gekonnt wirkt.

Trotzdem kann ich nachvollziehen, wenn Mädchen, und damit meine ich wirklich nur Mädchen, verrückt nach diesem Buch sind, denn es hat alles wonach sich ein einfaches Herz sehnt:
Einen scharfen Bad Boy der für seine Liebe den Himmel aufgibt und eine beste Freundin, die nur durch einen Hund hätte ersetzt werden können.

Zusammengefasst man kann es lesen, aber nur wenn man nicht am Ende der Pubertät ist und Logikfehler einen nicht stören.

Das finde ich leider enttäuschend, denn der Anfang wie auch der Klappentext war verdammt vielversprechend und voll mit Potenzial.
Das passiert, wenn man aus einer Idee etwas machen will, das der breiten Masse gefällt und Gewinnbringend werden soll.

Peace.

Veröffentlicht am 06.10.2021

Action für die Hausfrau

Probe 12
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Buchrezension Probe 12

Kaum haben wir es geschafft uns auf Corona einzustellen kommen nun die antibiotikaresistenten Bakterien…

“Probe 12” ist ein Thriller von Kathrin Lange und Susanne Thiele, welcher ...

Buchrezension Probe 12

Kaum haben wir es geschafft uns auf Corona einzustellen kommen nun die antibiotikaresistenten Bakterien…

“Probe 12” ist ein Thriller von Kathrin Lange und Susanne Thiele, welcher 2021 von Lübbe veröffentlicht wurde und sich mit eben diesem Thema beschäftigt: Der Gefahr von antibiotikaresistenten Bakterien und einem möglichen Heilmittel, welches einer erneuten Pandemie zuvorkommen könnte.

Dabei hat schon diese Idee allein das Potential dazu, einen spannenden Thriller zu bieten, welcher einem Nachts den Schlaf raubt– gerade wenn man sich vorgenommen hat nur noch ein Kapitel zu lesen.

Probe 12 konnte dieses Versprechen für mich leider nicht einhalten.

In den ersten Kapiteln werden viele Figuren vorgestellt, welche die Handlung aus unterschiedlichen Perspektiven betrachten – jedoch hatte ich bis zum Ende des Buchs das Gefühl, dass man nicht jeden Blickwinkel benötigte oder mir sogar die Spannung dadurch verdorben wurde, dass die unterschiedlichen Beweggründe der Figuren erklärt wurden.

Die Hauptcharaktere sind dabei die Wissenschaftsjournalistin Nina Falkenberg und der Foodhunter Tom Morell, welche durch Ninas Willen, den letzten Wunsch ihres verstorbenen Ziehvater zu erfüllen und sein Heilmittel der Welt zur Verfügung zu stellen, und Toms Wunsch, seiner Tochter von einer Lebensbedrohlichen Bakterieninfektion zu retten, sich zusammentun. Gemeinsam versuchen sie das Heilmittel gegen die antibiotikaresistenten Bakterien vor den “bösen Russen” zu schützen, bevor das Heilmittel für private und wirtschaftliche Interessen zweckentfremdet werden kann.
Dabei werden sie durch den Lobbyisten Max Seifert und die Polizistin Christina Voß unterstützt.
Ihnen gegenüber steht ein Team aus drei Russen, welche aufgrund unterschiedlicher Schicksalsschläge im Auftrag eines Unbekannten handeln, der das Heilmittel für seine eigenen Zwecke will.

An sich ist dieses Team bestehend aus den vorgestellten Helden eine interessante Kombination, die gerade im gutbürgerlichen Milieu gut ankommen müsste - jedoch wirken die Figuren klischeehaft: Die Polizistin ist knallhart, der Lobbyist ist verweichlicht und listig, die Wissenschaftsjournalistin ist neutral genug, dass man sich in sie hineindenken kann und der Foodhunter fährt eine Enduro, war bei der Antifa und achtet nicht auf seine Kleidung.

Diese Aufzählung sagt nichts über die Unterhaltung aus, die man Empfindet, wenn man das Buch liest, aber hat das Verhalten der Figuren für mich vorhersehbar und nicht spannend gemacht.

Gerade die Szenen aus der Sicht der “Baddies” hat mir die Spannung geraubt, da sie nicht weitere Handlungen angestoßen hat, sondern bereits passierte Handlungen Revue hat passieren lassen und erklärte, wieso sie getan haben, was sie getan haben - man kam weniger dazu, darüber zu rätseln wer die Bösen waren und was sie wollen. Dadurch waren ihre nächsten Schritte vorhersehbar und sogar langweilig - das wurde noch dadurch gefördert, dass sie scheinbar nur dann Initiative ergriffen, wenn die Handlung einen neuen Antrieb brauchte.
Auch wurden die Figuren so wie sie vorgestellt nicht konsequent umgesetzt - So wurde Nina in manchen Szenen plötzlich zur gefährlichen Powerfrau und die „Baddies“ haben trotz Know-How leichtsinnsfehler begangen.
Deswegen wirkten Actionszenen aufgesetzt und nicht authentisch, sondern dienten nur dazu, die Figuren aufzuscheuchen und mehr Gespräche anzustoßen, als dass diese sich durch den Verlauf der Geschichte und als Konsequenzen der Handlungen selbst ergeben hätten.

Insgesamt wirkte die Handlung eher wie der Füller um über Bakterien und ihre Antibiotikaresistenz aufzuklären, als dass sie alleinstehend überzeugen könnte. Das ist umso schwerwiegender, da insgesamt recht wenig Handlung passiert ist, da statt Szenen zu zeigen, in denen etwas passiert ist, über diese Geschehnisse einfach nur gesprochen wurde oder diese einfach erzählt wurden. Das hat unter anderem dazu geführt, dass die Geschichte wenig dynamisch war, was so wirkte, als würde man dem Leser nicht trauen selbstständig Schlüsse ziehen zu können.

Das Buch selbst lässt sich trotz der hin und wieder vorkommenden wissenschaftlichen Erklärungen gut lesen – so wurde Fachbegriffe gut erklärt und geschmeidig in Gespräche eingeführt, ohne beim Lesen zu überfordern oder dazu aufzufordern die angesprochenen Themen recherchieren zu müssen. Falls es Probleme oder Unverständnis aufkommen sollten gibt es im Anhang ein Glossar.

Insgesamt ist dieses Buch trotz dem großen Wissenschaftsbezug seichte und gutbürgerliche Unterhandlung – es ist Action für die Hausfrau.
Die Handlung ist an manchen Stellen spannend, jedoch war die Auflösung wer denn der Auftraggeber der „Baddies“ ist war so nicht vorhersehbar – das Autorinnenteam hat keinerlei Anhaltspunkte gegeben, was dem Leser so nicht ermöglicht mit zu rätseln und zum Schluss den Aha!-Moment haben zu dürfen, bei dem die Puzzleteile endlich zusammengefügt werden und man sich fragt, wieso einem das nicht früher aufgefallen ist.

Das Buch hat durch die Behandlung von antibiotikaresistenten Keimen eine hohe Relevanz und bietet einen guten Einblick in diese Thematik. Jedoch weiß ich nicht, ob ich es Thriller-Fans weiterempfehlen kann, da es einfach zu wenig Thrill gab.

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Veröffentlicht am 25.08.2017

Ein Blick auf unsere Zukunft

Der Circle
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Der Roman„Der Circle“ von Dave Eggers aus dem Jahr 2014 handelt von der Hauptfigur Maebelline Holland, welche sich beim „Circle“, dem weltweit Marktführenden Socialmediaunternehmen, beworben hat und durch ...

Der Roman„Der Circle“ von Dave Eggers aus dem Jahr 2014 handelt von der Hauptfigur Maebelline Holland, welche sich beim „Circle“, dem weltweit Marktführenden Socialmediaunternehmen, beworben hat und durch ihre dortige Freundin die perfekte Arbeitsstelle erhalten hat. Krankenversicherung für sich und ihre Familie, frei zur Verfügung stehende Luxusgüter und ein einmaliges Sozialleben inklusive.
Sie merkt gar nicht, will es sogar nicht sehen, dass ihre Abhängigkeit von Socialmedia, die sofortige selbstbestetigung, sie, aber auch ihr Umfeld, nach und nach sozial wie auch psychisch zerstören.
Es wird aufgezeigt wie die Abhängigkeit von Aufmerksamkeit im Internet wie auch der Schrei nach dem gläsernen Menschen wider die Menschliche Natur sind und ihn zu einem unreflektierten Kind zurückentwickeln lassen.
Aber auch, dass es Dinge gibt die besser hätten verborgen bleiben sollten.
Dies alles beginnt mit Mae, welche zu Beginn kaum ihre Socialmediakanäle verwendet und ihre Arbeit auf ihren Arbeitsplatz reduziert.
Dies führt jedoch zu Gesprächen, welche eher einer Gehirnwäsche ähneln. Es wird suggeriert das ihr leben nur so viel wert ist wie sie es online teilt, dass ihre Erlebnisse mit der ganzen Welt geteilt werden müssen, dass Privatsphäre Diebstahl ist und ihre Meinung etwas wert ist.
Mae beginnt immer mehr und mehr ihr Leben online zu offenbaren, nur im Internet zu leben und Erlebnisse anderer als ihre zu empfinden. Selbst bei einem Essen mir ihren Eltern und Ex beginnt sie sogar diese zu ignorieren und in einem Strudeln aus Posts über dieses zu ertrinken.
Durch diesen Einfluss den das soziale Netzwerk in ihrem, aber auch anderen Leben spielt, denkt sie, dass dies der Weg zu einer perfekten Welt ist. Besonders als begonnen wird weltweit Kameras zu verteilen um so die Ultimative freiwillige Überwachung bereitzustellen.
Sie merken nicht wie dünnhäutig und abhängig sind, nahezu wirkt es als würden sie sich zurück zu naiven und dummen Kindern entwickeln mit unrealistischen Lebensvorstellungen, nur das Handys und PCs ihre Erzieher sind.
Charaktere werden nur durch ihre Smileys und Frowns definiert. Wenn einem einer einen Frown gibt ist er der Fein, will einen vernichten. Es geht sogar so weit das die Macht dieser so hoch geschätzt wird, dass angenommen wird, dass diese Menschenrechtsverletzungen in Kriegsgebieten stoppen kann.
Der Klimax ist Maes Vergläserung und die Übernahme politischer Institutionen erreicht, welche mich an George Owelll erinnert hat.
Nur, dass die Menschen sich selber ihren Untergang gewählt haben, bis hin diese Bewegung einer Religion ähnelt. Jedoch spielen die Menschen Gott in dem sie sich gegenseitig beobachten, bestraffen und belohnen.
Sprachlich ist das Buch einfach gehalten und lässt sich schnell lesen, Begriffe werden nebenbei erklärt.
Interessant ist das Thema besonders jetzt, wo Kinder mit Smartphones in der Krippe aufwachen und wir uns immer mehr dem dargestellten Szenario nähern.
Was 1984 in der Nachkriegszeit an Bedeutung hatte, har der Circle jetzt.
Jedoch lässt sich die Qualität nicht vergleichen. Die Welt die durch Mae versucht wurde darzustellen war zu klein, es hätten mehr Sichten dargestellt werden sollen. Kapitel aus der Sicht von Maes Ex währen gut gewesen.
Auch sind die Charaktere einfach gehalten, sie alle wirken schwach und zerbrechlich, aber spielen deswegen umso mehr den heutigen Zeitgeist unserer Jugend nach.
Es wird ein realer Einblick auf eine mögliche Zukunft geboten, von der es einfach erschreckend ist wie sich die Menschheit geistig zurückentwickelt hat.