Ein bizarres Meisterstück
Quicksand HouseInhalt: Zecke und seine Schwester Polly leben im Hort, einem abgeschotteten Bereich ihres Elternhauses, der sie angeblich vor schattenartigen Wesen schützen soll. Großgezogen werden sie von einer Nanny ...
Inhalt: Zecke und seine Schwester Polly leben im Hort, einem abgeschotteten Bereich ihres Elternhauses, der sie angeblich vor schattenartigen Wesen schützen soll. Großgezogen werden sie von einer Nanny und versorgt von Maschinen, die nach „Tischlein-deck-dich“-Manier arbeiten. Ihre Eltern haben sie noch nie gesehen. Diese kommen Zecke und Polly erst abholen, wenn sie die Pubertät abgeschlossen haben. Warum das so ist? Das will die Nanny nicht verraten. Doch eines Tages fallen die Nahrungsmaschinen aus. Zecke und Polly müssen den Hort verlassen und den Rest des Hauses betreten, der einem Labyrinth gleicht.
Persönliche Meinung: „Quicksand House“ von Charlton Mellick III ist eine bizarre Mischung aus Thriller, Horror, Science-Fiction und Mystery. Erzählt wird „Quicksand House“ – anders als das Cover vermuten lässt – nicht hauptsächlich aus der Perspektive von Polly, sondern aus derjenigen von Zecke (personaler Erzähler). Pollys Perspektive wird nur wenige Male eingenommen. In „Quicksand House“ geben sich verschiedene Genres die Hand, sodass das Buch ein außergewöhnlicher Genremix ist. Zunächst startet die Handlung als – leicht abstruser – Thriller. Polly und Zecke sind eingeschlossen, kennen ihre Eltern nicht. Ihre einzige Bezugsperson ist die Nanny. Außerdem dürfen sie den Hort nicht verlassen, weil außerhalb gefährliche, körperlose Wesen leben sollen – deren Existenz aber fraglich ist. Gleichzeitig kommen hier Sci-Fi-Elemente zum Einsatz (z.B. die „Tischlein-deck-dich“-Maschinen, die digitale Schule, die Zecke besucht, und weitere Gadgets). Im Laufe der Handlung treten verstärkt noch zusätzliche Sci-Fi-Elemente hinzu, auf die ich aber zur Spoilervermeidung nicht näher eingehe. Eine gehörige Portion Horror kommt in die Handlung hinein, als Zecke und Polly den Hort verlassen (auch hier: Zur Spoilervermeidung gehe ich nicht ins Detail). Und zuletzt wird alles durch Mystery und Suspense zusammengehalten: Warum kommen die Eltern von Polly und Zecke nicht? Warum wollen sie sie nicht sehen? Wieso hat Polly ein Geweih? Und was verbirgt sich eigentlich jenseits des Hortes? Durch diese Fragen, die alle nicht zu schnell/früh beantwortet werden, entsteht ein schöner Spannungsbogen mit einigen unerwarteten Wendungen. Bizarr ist „Quicksand House“ vor allem durch das Zusammenführen gegensätzlichster Dinge und der Erzeugung absurdester Bilder. Um Spoiler zu vermeiden, gehe ich auch hier nicht zu stark ins Detail und bleibe beim Cover von „Quicksand House“, das das Absurd-Gegensätzlich-Bizarre, das in „Quicksand House“ sprudelt, sehr gut auf den Punkt bringt und illustriert: Die grünhaarige Polly in der – für ihr Alter unpassenden – Kinderkleidung scheint auf den ersten Blick menschlich – wäre da nicht das Geweih, das ihr aus dem Kopf wächst. Komplettiert wird ihr merkwürdiges Auftreten durch das weiße Prozellangesicht einer Puppe, das Polly als Augenklappe benutzt (quasi ein Gesicht im Gesicht). Im Hintergrund erscheint eine altertümlich anmutende Tapete, vor der ein Käfig hängt, in dem Planeten gefangen sind. Trotz aller Schrägheit, Absurdität und Bizarrheit: Die Handlung funktioniert; sie ist rund und schlüssig und führt nicht in den absoluten Nonsens. Im Gegenteil: Die aufgeworfenen Fragen werden zufriedenstellend beantwortet. Der Erzählstil ist detailliert und erzeugt eingehende Bilder und atmosphärische Orte. Insgesamt ist „Quicksand House“ ein bizarrer Genremix, der auf einem hohen Spannungsgrad erzählt wird und mehrere, unvorhersehbare Wendungen besitzt.