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Veröffentlicht am 03.01.2022

Eine ungewöhnliche Geschichte

Four Dead Queens
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Keralie Corrington ist Taschendiebin und sie ist eine besonders gute und besonders schnelle Taschendiebin in Quadara, dem Land der vier Königinnen. Eines Tages erhält sie den Auftrag, dem Boten Varin Erinnerungschips ...

Keralie Corrington ist Taschendiebin und sie ist eine besonders gute und besonders schnelle Taschendiebin in Quadara, dem Land der vier Königinnen. Eines Tages erhält sie den Auftrag, dem Boten Varin Erinnerungschips zu stehlen, was eigentlich kein Problem für sie ist. Die Betonung liegt auf eigentlich, denn dieses Mal ist es ein Problem. Sie wird Zeugin des Mordes an den vier Königinnen des Landes und gerät in mehr als große Schwierigkeiten.
Mit „Four Dead Queens“ ist Astrid Scholte auf jeden Fall ein richtig gutes Debüt gelungen. Eine ungewöhnliche Geschichte in einem ungewöhnlichen Land und ein überraschendes Ende sorgen für Spannung und gute Unterhaltung. Die Kombination aus so unterschiedlichen Landesteilen und so unterschiedlichen Charakteren sorgen dafür, dass es ungewöhnliche Wendungen gibt.

Es ist eine schnelle Erzählweise mit Sprüngen in die Zukunft und die Vergangenheit und in die komplizierten Familienverhältnisse der Königinnen, aber auch der anderen Hauptpersonen im Buch. Zwischendurch habe ich immer wieder gedacht, dass ich jetzt endlich weiß, wie die Morde an den Königinnen passiert sind, aber dann war es doch wieder anders. Das hat mir eindeutig gut gefallen und mich dazu gebracht, das Buch so schnell wie möglich zu Ende zu lesen.

Jede der Hauptpersonen hat eine besondere, eigene Geschichte, die von der Autorin zusätzlich erzählt wird. So bleiben die Personen nicht eindimensional, sondern werden einem vertrauter und es wird am Ende verständlich, warum wer wie gehandelt hat.

Es ist eindeutig nicht nur für ein ganz junges Lesepublikum geschrieben, sondern macht auch Leser:innen wie mir Freude. Auch hat es moderne Ansätze und verfolgt nicht nur den klassischen Ansatz, Mann – Frau, sondern lässt auch auch andere Möglichkeiten zu. Wenn ihr also Fantasy für einen gemütlichen Nachmittag auf der Couch sucht, seid ihr bei diesem doch ungewöhnlichen Buch richtig.

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Veröffentlicht am 12.12.2021

Darf der Algorithmus dein Leben bestimmen?

Every (deutsche Ausgabe)
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„Sobald sie drin war, wollte Delaney die Maschinerie genau unter die Lupe nehmen, nach Schwachstellen suchen und den ganzen Laden in die Luft jagen. Sie würde den Konzern snowden, sie würde ihn manningen. ...

„Sobald sie drin war, wollte Delaney die Maschinerie genau unter die Lupe nehmen, nach Schwachstellen suchen und den ganzen Laden in die Luft jagen. Sie würde den Konzern snowden, sie würde ihn manningen. Sie würde ihn ausspionieren und dann deep-throaten.“ Das ist das erklärte Ziel von Delaney Wells, die sich den Kampf gegen den Internetgiganten Every zum Lebensziel gemacht hat.

„Every“ beginnt ähnlich wie „Der Circle“: eine junge Frau fängt bei dem Internetmonopolisten an. Doch ist es bei Delaney Wells nicht das große Glücksgefühl, das sie leitet wie bei Mae Holland, sondern ihr Kampf gegen diesen Konzern, der in ihren Augen das Leben so vieler Menschen und vor allem Kinder zerstört hat. Um dies zu beenden, wird sie eine Everyone, eine Mitarbeiterin des Unternehmens, dass sie hasst.

Every ist das Nachfolgeunternehmen vom Circle und wurde so unbenannt, nachdem es den dschungel, das erfolgreichste Internetversandhaus der Welt, gekauft hatte. Dadurch wurde das Unternehmen noch mächtiger und konnte über noch mehr Menschen die Kontrolle übernehmen. Hiergegen kämpft Delaney, da ihr selbst so viel genommen wurde durch die stetige Kontrolle durch diesen Konzern.

Das Motiv, das Dave Eggers seiner Protagonisten gegeben hat, ist gut nachvollziehbar und es ist auch schlüssig, dass sie diesen Feldzug gegen die Maschinerie Every von sehr langer Hand geplant hat. Ihr nerdiger Programmiererfreund Wes passt auch gut ins Bild und auch die anderen Figuren in dieser Geschichte sind gut angelegt. Die Everyones leben so sehr in ihrem kleinen Paradies, dass sie für die Wirklichkeit teilweise gar nicht mehr empfänglich sind und es gibt Szenen in diesem Buch, die das sehr klar machen und auch wieder uns, als Leser:innen einen Spiegel vorhalten.

Gleichzeitig ist es auch wieder gute Unterhaltung, es ist ein bisschen abgedrehter als in „Der Circle“, überspitzter, was mir allerdings besser gefallen hat. Der Begriff „Everyone“ sagt schon soviel aus und dann dieses Verlangen der Everyones ganz besonders en vogue zu sein. Die Szenen mit den eng anliegenden Lycraanzügen auf dem Firmengelände haben schon etwas von Slapstick oder dieses Verlangen danach, alles ganz politisch korrekt zu machen. Es ist teilweise eine Persiflage auf uns und was passiert, wenn man nur in einer einzigen Filterblase lebt – übrigens egal, ob on- oder offline. Denn die Menschen, die in diesem Buch offline leben, tun das natürlich auch ganz extrem. Ein Abbild der Gesellschaft, in der wir leben, es gibt mehr Extreme und weniger gesundes Mittelmaß.

Das Ende hält noch eine kleine Überraschung parat oder eigentlich nicht, aber lies selbst und bilde dir selbst eine Meinung dazu. Mir hat „Every“ noch ein bisschen besser als „Der Circle“ gefallen, auch wenn es teilweise sehr albern wirkte, aber genau das passt zu diesem Buch, zu diesem Konzern und es hält so besser den Spiegel vor. Für mich war es hauptsächlich ein Buch zur Unterhaltung und nicht komplett als Kritik an unserer Gesellschaft. Wenn es darum ginge, wäre es mir zu einseitig, wir lassen uns alle zu sehr leben und hinterfragen zu wenig und nehmen vieles einfach hin.

Das Buch hat mich durch eine gute erzählte Geschichte, Wortwitz und wirklich überzogene Darstellungen völlig bekloppter Ideen, die erschreckenderweise vermutlich wirklich funktionieren würden, überzeugt.

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Veröffentlicht am 06.12.2021

Spannende Unterhaltung in einer nahen Zukunft

Der Circle
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Die Hauptfigur des Buchs, Mae Holland, ist überaus glücklich, dass sie, wie ihre Freundin Annie, beim Circle arbeiten darf. Annie ist die Karriereleiter schon steil bergauf geklettert und gehört zum inneren ...

Die Hauptfigur des Buchs, Mae Holland, ist überaus glücklich, dass sie, wie ihre Freundin Annie, beim Circle arbeiten darf. Annie ist die Karriereleiter schon steil bergauf geklettert und gehört zum inneren Kreis. Mae möchte natürlich ihre Freundin und auch ihre Eltern stolz machen und legt sich nach ein paar Anfangsschwierigkeiten ordentlich ins Zeug.
Sie ist der Typ, dem man eine Aufgabe gibt und der sie dann auch vorzüglich erledigt. Immer, wenn sie den mysteriösen Unbekannten auf dem Campus trifft, gerät dieses Gefüge ein wenig ins Wanken. Es ist also für ordentlich Spannung gesorgt und auch in Bezug auf ihre Familie gibt es Probleme, aber Mae kämpft sich tapfer durch und wird zu einer wichtigen und Vorzeigemitarbeiterin. Der Circle will Transparenz in der ganzen Welt schaffen, um Kriminalität und Korruption zu stoppen. Es sind hehre Ziele, die da verfolgt werden, ganz klar und auf dem Campus wirkt alles ganz leicht und schön. Die Welt wird einfach besser durch den Circle und durch das, was er tut.

Dass da eventuell nicht alles koscher ist, ist jetzt zu vermuten, aber wie es weitergeht, verrate ich jetzt nicht. Es ist ein Roman, der eine unterhaltsame und spannende Geschichte liefert. Teilweise fällt einem die Absurdität einiger eigener Handlungen im Internet auf und es ist bis zum Ende gut erzählt. Ein paar Längen gibt es zwischendurch schon, wenn es um die Beschreibung der Freizeitaktivitäten auf dem Circle Campus geht, aber das ist vielleicht auch nur mein persönliches Empfinden.

Es ist mal so ein Buch, von dem ich keinen Tiefgang erwarte, sondern in Tradition bestimmWter Romane so wie z. B. von Dan Brown oder „Blackout – Morgen ist es zu spät“ von Marc Elsberg eine gute Geschichte erzählen. Es ist Bewegung im Buch, es wird ein Spiegel vorgehalten (Stichwort Zings versenden und alles mit der Community teilen) und es gibt unterschiedliche Charaktere, die das Ganze gut am Laufen halten. Zwischendurch muss man an all die Internetkonzerne denken, die typische amerikanischen Unternehmensmanager, die das Storytelling für sich gepachtet haben, aber darum geht es ja auch, es überspitzt dieses Verkaufen durch Emotionen so schön.
Diese Sätze sind so typisch für diese Art der Beeinflussung, die dieses Buch zeigt. Sind alle gleich Freunde, weil sie zusammenarbeiten oder vernetzt sind? Die Unterhaltung zwischen Mae und einem der Circle Gründer, Eamon Bailey, zeigt das so deutlich und ist gleichzeitig auch das, was ich an dem Buch mag.

Ich würde nicht so weit gehen und das Buch mit „Schöne neue Welt“ oder „1984“ vergleichen von der Bedeutung her, aber es ist ein Buch, dass ich z. B. mit in den Urlaub nehmen würde, um es dann an einem Tag einzusaugen.

So ein Buch braucht es einfach zwischendurch mal, um in eine Geschichte einzutauchen, die gut unterhält. Und das ist Dave Eggers mit „Der Circle“ in meinen Augen gelungen.

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Veröffentlicht am 16.11.2021

Es ist nicht, was es auf den ersten Blick scheint

Unterwasserflimmern
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Mit Ende 20, Anfang 30 gibt es oft einen Umbruch im Leben. So auch bei der namenlosen Hauptperson des Buchs. Ihr zehn Jahre älterer Lebensgefährte Emil findet, dass er ihr genug Zeit gegeben hat und dass ...

Mit Ende 20, Anfang 30 gibt es oft einen Umbruch im Leben. So auch bei der namenlosen Hauptperson des Buchs. Ihr zehn Jahre älterer Lebensgefährte Emil findet, dass er ihr genug Zeit gegeben hat und dass es jetzt losgehen kann mit der Umsetzung der Familienplanung. Er will ein Haus, ein Kind und ein Familienleben.

Seine Lebensgefährtin stürzt dieses Vorhaben in eine Krise. Will sie das auch? Ein Kind, Verantwortung, ihr Leben, so wie sie es kennt, aufgeben und sich festlegen, verbindlich sein? Bislang lebt sie außerhalb der Beziehung mit Emil noch ein anderes Leben, sie hat einen verheirateten Liebhaber, Leo und nimmt ansonsten den ein oder anderen One-Night-Stand mit ohne großartig darüber nachzudenken.

Die Sprache ist einer der Schlüssel zu Katharina Schallers Buch. Der innere Konflikt der Hauptfigur z. B. wird ganz besonders beschrieben und steht in großem Widerspruch zur oft derben, eher männlich wirkenden Sprache, wenn es um Sex geht. Das ist auch gleichzeitig grandios als Stilmittel gewählt. Es beschreibt den Bruch dieser Person. Auf der einen Seite ist sie auf einer inneren Reise zu sich selbst und auf der anderen Seite lebt sie ein flüchtiges Leben aus, sie hat eine feste Affäre und nimmt noch ein paar weitere mit.

Sie stellt alles infrage und dies macht das Buch aus. Es provoziert, andererseits fühlt man mit ihr mit und spürt diese Zerrissenheit. Nachdem ich es fast beendet hatte, habe ich noch einmal mit Mareike Lüken darüber gesprochen und auch in diesem Gespräch wurde noch mehr klar für mich. Beim ersten Lesen wirkte vieles so, als ob es um eine oberflächliche junge Frau ging, nach dem zweiten Blick war klar, dass es das mit Sicherheit nicht ist. Und dann ist da noch das Ende, über das ich jetzt aber aus verständlichen Gründen nichts sage. Es lässt einen noch einmal ganz anders zurück und die Gedankenspirale beginnt erneut.

Alles in allem ein Buch, das es einem nicht leicht macht, aber ein Buch, das auch beim Lesen mehr Tiefe braucht und das ich gerne weiterempfehle, vorausgesetzt, man ist bereit, sich darauf einzulassen.

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Veröffentlicht am 06.10.2021

Eine alte Liebe auf der Suche nach dem Funken

Der Brand
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Dreißig Jahre verheiratet, die Kinder sind mittlerweile erwachsen und aus dem Haus und irgendwie ist das große Ah und Oh aus der Beziehung verschwunden, ist überhaupt noch Liebe zwischen ihnen? Dieser ...

Dreißig Jahre verheiratet, die Kinder sind mittlerweile erwachsen und aus dem Haus und irgendwie ist das große Ah und Oh aus der Beziehung verschwunden, ist überhaupt noch Liebe zwischen ihnen? Dieser Frage stellen sich Rahel und Peter in ihrem Urlaub. Wird der Weg gemeinsam fortgeführt?

Das Buch hat mich allein aufgrund seines Themas schon angesprochen. Was passiert mit der Beziehung, wenn die Kinder aus dem Haus sind? Wo geht die Liebe hin? Bleibt sie? Geht sie in ein anderes Stadium über? Wie findet man dann als Paar noch einmal neu und anders zusammen, wie wird es sein?

Das sind Fragen, über die man in meinem Alter vielleicht häufiger nachdenkt als mit knackigen Dreißig. Die Kinder werden irgendwann flügge und was ist dann? Bei Peter kommt in dem Buch eine berufliche Krise hinzu, die für ihn viel verändert, während Rahel ihren Job immer noch so weiterführt und Bestätigung bekommt. Auch ist sie die Temperamentvollere, während er viel mit sich selbst ausmacht und nicht mit Rahel über all das Ungesagte spricht.

Vieles kommt hoch bei Rahel, auch die unterschiedliche Art, wie sie ihre Kinder liebt und wie es für sie als Kind war, wie gerne sie bei Ruth und Viktor war. Es hat ganz viel mit der Angst vor Verlust und dem Gefühl zu tun, dass sie vielleicht versagt hat, sie, die es doch wissen möchte als Psychologin.

Schön ist, wie sie sich immer wieder klar macht, was sie an Peter geliebt hat oder vielleicht immer noch liebt und man merkt an kleinen Gesten, wie vertraut sie miteinander sind. Es gibt auf jeden Fall Hoffnung für die beiden, sie funktionieren über das Elternsein hinaus. Wird es reichen?

Daniela Krien gelingt es so gut, diese widersprüchlichen Gefühle in Rahel zu beschreiben. Diese manchmal ein bisschen Bösartige, Gemeine in ihren Gedanken, was doch auch gleichzeitig ihre innere Zerrissenheit zeigt. Dieser Kampf und das Wissen, dass sie ihrem Mann gegenüber ungerecht ist, aber diese Gedanken müssen gedacht werden und manchmal auch leider ausgesprochen. Es ist so real an vielen Stellen.

Die Sprache ist überhaupt so gut eingesetzt, knappe Sätze, keine Satzwürmer. Gezielte Beschreibungen und gleichzeitig geben sie die Emotionen des jeweiligen Moments wieder.

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