Rezension
Ich, Eleanor OliphantBevor ich das Buch begonnen habe, dachte ich mir Hey, das wäre doch genau das Richtige für mich! Denn ihr müsst wissen, dass ich selber nicht gerade die Kontaktfreudigste bin. Daher dachte ich, mich mit ...
Bevor ich das Buch begonnen habe, dachte ich mir Hey, das wäre doch genau das Richtige für mich! Denn ihr müsst wissen, dass ich selber nicht gerade die Kontaktfreudigste bin. Daher dachte ich, mich mit ihr identifizieren zu können und so begann ich das Buch mit dieser Erwartung. Was ich nicht wusste, war, dass bei Eleanor ein ungeahntes Geheimnis dahinter steckt.
Schon nach einigen Seiten wurde mir klar, was unter "anders" zu verstehen war. Eleanor wirkt auf andere Menschen durch ihre Art verstörend ohne dass sie es selber bemerkt. So wirkte sie auch auf mich wirklich skurril und gewöhnungsbedürftig: Sie hat keinerlei Interesse an Kontakt mit ihren Mitmenschen, sie verhält sich ihnen sogar befremdlich, sie lebt äußerst abgeschottet und redet wie man es in einem Wissenschaftsbuch erwarten würde. Doch ich habe sie sehr schnell lieb gewonnen und das trotz ihrer eigenartigen Art. Ich habe förmlich mit ihr mitgelitten und mich trotzdem manchmal gefragt, warum sie sich so verhält. Im Laufe des Buchs entwickelt sie sich daraufhin weiter und sie wird auch zunehmend glücklicher; doch gemerkt, dass sie einsam war, hat sie zuvor nicht. Jedes Mal, wenn sie einen neuen Schritt aus ihrem festgetrampelten Pfaden gewagt hat, ist mir das Herz aufgegangen.
Folglich war es wirklich berührend mit anzusehen, wie sie sich entpuppt. Dennoch muss ich zugeben, dass im Nachhinein einige Passagen sehr langatmig waren und besonders zu Beginn recht wenig Aufregendes passiert ist. Man sollte daher nichts Spannendes erwarten, sondern sich darauf konzentrieren, die ganzen umschriebenen Gefühle wahrzunehmen.
Mit der voranschreitenden Entwicklung von unserer Protagonistin erfährt man Stückchen für Stückchen von ihrer Vergangenheit, die mich jedoch zunächst nur verwirrt haben und die mir schleierhaft und widersprüchlich vorkamen. Dennoch ist es äußerst unterhaltend, als etwas Abwechslung in Eleanors anfänglichen Trott kommt.
Unterschwellig wird dem Leser auch die Botschaft näher gebracht, was bei Isolation passieren kann. Es soll eine Ermutigung sein, Mut zu haben, neue Pfade zu beschreiten und aus der Muschelschale zu kriechen.
Mir hat das Buch sehr gefallen und ich kann es jeder Leseratte empfehlen, die gefühlvolle Bücher mag. Dennoch muss ich gestehen, dass es an manchen Stellen - besonders am Anfang - langatmig ist. Aufgewogen wird dies jedoch von den Gefühlen, die ich beim Lesen empfunden habe: Mitleid, Freude, Trauer und auch Argwohn. Es hat mir ein paar wichtige Lektionen über das Leben gelehrt und mich bestimmt auf eine gewisse Weise verändert.