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Veröffentlicht am 08.10.2021

Bittersüße Geschichte über Freundschaft und die Suche nach Liebe, über Trauer, Enttäuschungen und Geheimnisse, die zu einer Herausforderung für Beziehungen werden können - etwas ernster als vermutet.

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Eve, Susie, Ed und Justin sind seit ihrer Collegezeit beste Freunde, wobei Eve mehr als nur Freundschaft für Ed empfindet. Regelmäßig trifft sich das Quartett zum Kneipenquiz in seinem Stammpub. An einem ...

Eve, Susie, Ed und Justin sind seit ihrer Collegezeit beste Freunde, wobei Eve mehr als nur Freundschaft für Ed empfindet. Regelmäßig trifft sich das Quartett zum Kneipenquiz in seinem Stammpub. An einem dieser Abende erhält Ed von seiner Freundin Hester einen Heiratsantrag, was Eves Hoffnungen auf Ed endgültig zu zerstören scheint. Viel schlimmer ist jedoch ein schrecklicher Unfall, der sich noch in derselben Nacht ereignet und Eve letztlich an ihrer Freundschaft zu Susie und Ed zweifeln lässt, die ihr Vertrauen ihrer Ansicht nach missbraucht haben. Zudem kommt als Folge des Unfalls Susies älterer Bruder Finlay nach Nottingham und wirbelt Eves Gefühlswelt komplett durcheinander.

Titel und Cover suggerieren eine unbeschwerte und amüsante Liebesgeschichte. Der Roman beginnt jedoch unerwartet tragisch und handelt zunächst von den schwerwiegenden Folgen des Unfalls für die Freundschaft der Viererbande und der Verarbeitung des tragischen Unglücks, mit dem niemand hatte rechnen können. Der Verlust ist vor allem für Eve schwer zu ertragen und was sie anschließend herausfindet, macht ihr weiterhin zu schaffen und droht die langjährige Freundschaft zu zerstören.

Bis die Geschichte auf das Thema, das ich eigentlich erwartet hatte, der Ménage-à-trois, gelenkt wird, vergehen ca. 250 Seiten, die für mich etwas langatmig waren. Der Schreibstil ist jedoch durchgehend unterhaltsam und trotz aller Schwermut immer noch mit lebendigen und witzigen Dialogen, denn der britische Humor blitzt immer wieder durch.
Richtig in Fahrt kam der Roman für mich aber erst mit dem Roadtrip nach Edinburgh und der unweigerlichen Annährung von Eve und Finlay. Die beiden gemeinsam zu erleben, gab der Geschichte nach all der Tragik etwas Hoffnungsvolles. Zudem wünschte man sich, dass Eve Ed endlich würde loslassen und sich für eine neue Liebe öffnen können. Die Entwicklung, die Eve durchmacht und das langsame Kennenlernen mit Finlay ist authentisch geschildert.
Finlay macht es jedoch weder ihr noch dem/ der Leser*in leicht, ihn zu mögen, denn er wirkt unfreundlich, überheblich und verbittert. Es ist zu erahnen, dass die Gründe dafür in der Vergangenheit und der Beziehung zu seiner Familie liegen müssen, was zusätzlich neugierig macht, sein gegenwärtiges Auftreten zu verstehen.

Der Roman ist, wie von Mhairi McFarlane gewohnt, turbulent und unterhaltsam. Die Geschichte handelt von Freundschaft und der Suche nach Liebe, von Trauer, Enttäuschungen und Geheimnissen, die zu einer Herausforderung für Beziehungen werden können. Es ist eine bittersüße Geschichte mit vielen ernsten Tönen, der durch humorvolle Szenen die anfängliche Schwere genommen wird.
Anders als erwartet, liegt der Fokus der Handlung weniger auf romantischen Liebesirrungen und der Entscheidung zwischen zwei Männern, sondern vielmehr auf den Folgen eines einschneidenden Erlebnisses für Eve, der Infragestellung einer langjährigen Freundschaft, der daraus resultierenden Selbstreflexion und der Botschaft, dass jedem Ende ein neuer Anfang inne wohnt.

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Veröffentlicht am 06.10.2021

Flüchtlingsdrama mit starken, etwas zu heldenhaften Frauen, das auf ein wichtiges Thema kritisch aufmerksam macht und gleichzeitig ein Appell für mehr Menschlichkeit ist.

Little Bee
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Little Bee konnte aus Nigeria nach England fliehen, erhielt dort jedoch keinen Asylstatus, sondern wurde in ein Abschiebegefängnis verbracht. Nach zwei Jahren kommt sie überraschend frei und ist auf sich ...

Little Bee konnte aus Nigeria nach England fliehen, erhielt dort jedoch keinen Asylstatus, sondern wurde in ein Abschiebegefängnis verbracht. Nach zwei Jahren kommt sie überraschend frei und ist auf sich alleingestellt. Vor ihrer Flucht nach England lernte sie am Strand in Nigeria Andrew und Sarah O'Rourke, ein Ehepaar aus England, kennen, die dort Urlaub machten. Seitdem verbindet die drei ein schreckliches Ereignis miteinander.
Little Bee erinnert sich an die beiden, erhofft sich Hilfe und kontaktiert Andrew. Wenige Tage später steht sie vor Sarahs Tür, die gerade damit beschäftigt ist, Andrews Beerdigung zu organisieren. Nach Little Bees Anruf konnte er mit seinen Depressionen nicht mehr leben und hat sich erhängt.
Der Roman ist abwechselnd aus der Sicht der jugendlichen Flüchtigen Little Bee und der englischen Journalistin Sarah geschildert. Little Bee hat es geschafft, nach England zu gelangen, steht aber nun mittellos und ohne Papiere da. Sie ist eine Illegale und sucht Hilfe bei Sarah. Sarah hat gerade ihren Ehemann verloren und ist nun alleinerziehende Mutter eines kleinen Sohnes. Die Tat von Andrew erschüttert sie, aber die Trauer überwältigt sie nicht, denn die Ehe war schon lange am Ende. Sarah hat Andrew seit Jahren betrogen.
Die Geschichte entwickelt sich zunächst spannend, denn als Leser drängt man darauf zu erfahren, was vor über zwei Jahren am Strand in Nigeria passiert ist und warum Andrew sich nach dem Anruf von Little Bee zum Suizid entschied. In Rückblenden erfährt man nach der Ankunft Little Bees bei Sarah aus beiden Sichten, was sich ereignet hat. Die Schilderungen sind brutal und erschütternd. Sie handeln vom Kampf um Öl, von der Zerstörung ganzer Dörfer in Nigeria, von der Vergewaltigung und Tötung von Frauen. Schonungslos werden die Fluchtgründe von Little Bee offengelegt und sodann wird auch klar, warum sie, seitdem sie in England ist, im Kopf diverse Pläne schmiedet, sich umzubringen, aus Angst Männer könnten sie wieder so rücksichtslos, ungehemmt und brutal angreifen.
Nachdem die Vergangenheit offengelegt ist und auch die Gründe für Andrews Suizid offensichtlich sind, nimmt der Spannungsbogen etwas ab. Sarah, die sich für Little Bee verantwortlich fühlt, nimmt sie bei sich auf, auch wenn ihr als illegale Einwanderin jederzeit die Abschiebung droht. Eine Lösung für das Problem suchen sie lange nicht, verhalten sich zu naiv, aber geben sich gegenseitig Halt, um ihre jeweiligen Traumata zu überstehen.
Die Figuren sind authentisch beschrieben und insbesondere Little Bee, in deren Gedanken, Träume und Ängste man unmittelbar eintauschen kann, wirkt lebendig und echt. Sie ist eine intelligente, starke junge Frau, die bereits in der Abschiebehaft eine Strategie entwickelt hat, wie sie in England überleben kann. Akribisch hat sie sich ein Oxford-Englisch angeeignet und sich Queen Elisabeth II als starke Frau zum Vorbild genommen.
Sarah bleibt hingegen unnahbarer, zu ihr fällt es wesentlich schwerer eine Verbindung aufzubauen. Die Ereignisse in Nigeria zeigten jedoch, dass auch sie eine mutige Frau ist, die sich bedingungslos für andere einsetzt, weshalb auch sie eine interessante Persönlichkeit ist, die aber ihre Gefühle nicht so offen zeigen kann.
Der Roman schildert ein Flüchtlingsdrama aus den Jahren 2005 bis 2007, ist jedoch auch heute noch aktuell, denn Little Bees Schicksal ist nur eins von vielen, das zeitlos ist. Überall auf der Welt sind Menschen auf der Flucht und hoffen auf eine Zuflucht in (West-)europa. Insbesondere die Situation für Frauen und Kinder ist in vielen Staaten unerträglich und eine humanitäre Katastrophe. Der Roman zeigt weiterhin auf, wie schändlich mit Asylsuchenden umgegangen wird und dass Flüchtlinge selbst in Europa keine sichere Zukunft erwartet.
Die fiktive Geschichte bewegt, stimmt nachdenklich, macht auf ein wichtiges Thema kritisch aufmerksam und ist gleichzeitig ein Appell für mehr Menschlichkeit und deshalb lebenswert, auch wenn der Heldenmut der beiden Frauen am Ende etwas überzeichnet wird.

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Veröffentlicht am 02.10.2021

Dramatische Familiengeschichte, bei der die Spannung erst spät einsetzt, dann jedoch eine Sogwirkung erzeugt. Eine Geschichte über Freundschaft, Loyalität, Liebe, Eifersucht, Neid und Erfolgsdruck.

Die Geschichte der Baltimores
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2012 begegnet Marcus Goldmann seiner Exfreundin Alexandra wieder, von der er sich getrennt und seit Jahren keinen Kontakt mehr hatte. Sodann kommen Erinnerungen in ihm hoch, an seine Kindheit und Jugend ...

2012 begegnet Marcus Goldmann seiner Exfreundin Alexandra wieder, von der er sich getrennt und seit Jahren keinen Kontakt mehr hatte. Sodann kommen Erinnerungen in ihm hoch, an seine Kindheit und Jugend und seine besondere Verbindung zu den Baltimores. Die Baltimores, das waren der Bruder seines Vaters, Onkel Saul, seine Frau, Tante Anita und die beiden Söhne Hillen und Woody. Marcus bewunderte die ganze Familie für ihren Reichtum und ihr Ansehen im Vergleich zu seiner einfachen Familie, den Montclairs. Seine Cousins waren wie Brüder für Marcus, die er, wann immer es ging, besuchte. Sie wurden zur Goldman-Gang bis es 2004 zur großen Katastrophe kam und die schöne Fassade der Baltimores einstürzte.
Acht Jahre später wird Marcus durch Gespräche mit Alexandra, die auch von Woody und Hillel geliebt worden war, sowie zuvor mit Saul, der sich endlich öffnete, bewusst, wie es zu den schrecklichen Ereignissen kommen konnte.

Der Roman ist aus der Perspektive von Marcus geschrieben, der rückblickend als allwissender Erzähler auftritt, obwohl er nicht alle Ereignisse selbst erlebt haben kann.
Die Geschichte wird nicht chronologisch erzählt. Marcus springt zwischen den Zeiten vor und nach der Katastrophe. Verbindendes Element ist durchgängig seine Beziehung zu den Baltimores, die er anhimmelte und die ihm zeitweise näherstanden, als seine Eltern, für deren Einfachheit er sich oft schämte.

Die Kindheit und Jugend wird ausschweifend erzählt und insbesondere das Thema Mobbing nimmt einen großen Umfang ein, wiederholt sich an allen Bildungseinrichtungen der jungen Baltimores. Dabei entsteht ein enges Band zwischen Hillen und Pflegesohn Woody, aber auch zu Marcus, der die Goldman-Gang komplettiert. Immer wieder wird in den Nacherzählungen das Eintreten einer Katstrophe erwähnt, ohne letztlich ins Detail zu gehen. Diese Hinhaltetaktik erzeugt künstlich Spannung, ist jedoch auch ein wenig enervierend.

Wirklich interessant wird der episch erzählte Roman erst im letzten Drittel, als sich die Dramatik zuspitzt und allmählich ans Licht kommt, dass die Baltimores nicht so perfekt und integer sind, wie Marcus immer dachte. Auch in dieser Familie gab es Neid und Eifersucht und ein ungesundes Streben nach Anerkennung. Marcus wird dies erst mit Abstand beim Verfassen seines Romans bewusst. Er ist nicht enttäuscht, aber ernüchtert und erkennt, dass seine einfache, wenig außergewöhnliche Familie, die Montclairs, am Ende die besseren Goldmans waren, als die Baltimores und ihr schöner Schein.

"Die Geschichte der Baltimores" ist eine dramatische Familiengeschichte, bei der man zunächst einen langen Atem haben muss. Sie handelt von Freundschaft, und Loyalität, Liebe und Eifersucht, Neid und Erfolgsdruck. Spannung kommt erst spät auf, erzeugt aber dann eine Sogwirkung. Die Auflösung und das Zusammenführen der einzelnen Handlungsstränge und Erzählebenen ist schlüssig und lässt keine Fragen offen.

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Veröffentlicht am 29.09.2021

Perfekte Unterhaltung für Hobbyköche und Freunde von Castingshows, überzeugt aber auch mit einer Liebesgeschichte, die durch ihren ernsten Hintergrund nicht plump und anspruchslos ist.

Mein Stück vom Himmel
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Nachdem Clover Gray ihre Bäckerei aufgeben musste, steht nun auch das Haus ihrer verstorbene Grammy, auf dass sie eine Hypothek aufnehmen musste, vor der Zwangsversteigerung. Als sie in ihrer Verzweiflung ...

Nachdem Clover Gray ihre Bäckerei aufgeben musste, steht nun auch das Haus ihrer verstorbene Grammy, auf dass sie eine Hypothek aufnehmen musste, vor der Zwangsversteigerung. Als sie in ihrer Verzweiflung beim Pfandleiher letzte Erinnerungsstücke in Bargeld verwandeln möchte, erhält Clover die Nachricht, dass sie mit ihrem Eiscremerezept "Ein Eclair für die Ewigkeit" unter den Finalisten eines landesweiten Eiswettbewerbs der bekannten Eismanufaktur Truman ist. Sie wird neben vier weiteren Kandidaten im Rahmen einer zehntägigen Show an den Finals teilnehmen, um ihre Eissorte zu verteidigen, die Jury von ihrem Können zu überzeugen und die dotierten zwei Millionen Dollar zu gewinnen.
Clover sieht sich harter Konkurrenz ausgesetzt, freundet sich aber dennoch mit ihren Mitstreitern an und verliebt sich dabei in den Maisfarmer Calvin Peppers, der den Hauptpreis mindestens genauso dringend braucht wie Clover.

"Mein Stück vom Himmel" ist ein unterhaltsamer Roman, der sehr detailliert die Abläufe einer Realityshow im Fernsehen beschreibt. Als Leser ist man hinter den Kulissen und bei den Live-Wettbewerben dabei und kann die Leidenschaft und das Adrenalin der Kandidaten, insbesondere Clovers, spüren. Die Szenen erinnern an so manche Koch- und Backshow, bei denen der/ die Beste gesucht wird. Bei den Beschreibungen der verschiedenen Eissorten, die im Rahmen der Aufgaben kreiert werden, läuft einem das Wasser im Mund zusammen und man bekommt selbst Lust, kreativ zu werden.

Neben Trash-TV und Kulinarik ist die Handlung durch Clovers und Clas Sorgen spannend geschildert und zudem ahnt man bald, dass einer der Kandidaten falsch spielt und den Wettbewerb mit allen Mitteln gewinnen möchte und dabei auch vor Sabotage nicht zurückschreckt.
Auch die Liebesgeschichte zwischen Clover und Ca fügt sich gut darin ein, ohne kitschig zu wirken oder zu sehr in den Vordergrund zu rücken.

"Mein Stück vom Himmel" ist ein turbulenter Roman, der die Höhen und Tiefen im Leben der Protagonisten beschreibt, aber trotz aller Dramatik doch vor allem hoffnungsvoll und motivierend ist. Die Geschichte ist dabei so lebensnah beschreiben, dass man sich selbst wie ein Zuschauer im Fernsehstudio fühlt, mit den Kandidaten mitfühlt und über so manche Übertreibung in der Inszenierung durch die Fernsehmacher und Medien nur den Kopf schütteln kann. Der Roman bietet damit die perfekte Unterhaltung für Hobbyköche und Freunde von Castingshows, überzeugt aber auch mit einer Liebesgeschichte, die durch ihren ernsten Hintergrund nicht plump und anspruchslos ist.

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Veröffentlicht am 27.09.2021

Geschichte über zwei starke, kämpferische Frauen zur Zeit der Great Depression - bildgewaltig und spannungsvoll, aber auch etwas schwermütig.

Die vier Winde
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Elsa wächst in Texas bei ihren gut situierten Eltern auf und fühlt sich ungeliebt. Als junge Frau träumt sie davon, aufs College zu gehen und zu studieren. Die Sehnsucht nach Liebe und Anerkennung treibst ...

Elsa wächst in Texas bei ihren gut situierten Eltern auf und fühlt sich ungeliebt. Als junge Frau träumt sie davon, aufs College zu gehen und zu studieren. Die Sehnsucht nach Liebe und Anerkennung treibst sie in die Armes eines Sohnes italienischer Einwanderer, von dem sie schwanger wird. Ruf und Elsa heiraten, aber die Ehe ist nicht glücklich. Beide hatten sich ein anderes Leben als das auf der Farm vorgestellt.
Die 1930er-Jahre sind von der Weltwirtschaftskrise geprägt und die Dürreperiode trifft vor allem die Farmer hart. Hitze, Staub und Trockenheit machen die Ernte mehrere Jahre infolge zunichte. Vor dem nahenden Hungertod und aus Angst um die Gesundheit ihrer Kinder macht sich Elsa wie so viele "Hobos" vor ihr auf den Weg nach Kalifornien, um im "goldenen Land" Arbeit zu finden.

"Die vier Winde" handelt von den Auswirkungen der Dürreperiode und der damit verbundenen Wirtschaftskrise in Amerika der 1930er-Jahre. Erzählt wird eine fiktive Geschichte um Elsa Martinelli auf der Basis historischer Fakten.

Die Geschichte ist sehr bildhaft und eindringlich im historischen Kontext geschildert. Elsa ist als junge Frau naiv und hat eingeschüchtert von ihren Eltern ein sehr geringes Selbstwertgefühl. Sie sehnt sich nach Liebe und möchte nicht die Fehler wiederholen, die ihre Eltern gemacht haben. Als sie selbst Mutter ist, wird ihr bewusst, wie schwierig die Beziehungen zu den eigenen Kindern sein können. Stets mit dem Rat ihres Großvaters im Hinterkopf, mutig zu sein oder zumindest so zu tun, als ob, macht Elsa eine entscheidende charakterliche Entwicklung durch. Sie reift, gewinnt an Stärke und geht mutig ihren steinigen Weg.

Die Geschichte beschreibt das Leid der Menschen in den Great Plains zur damaligen Zeit, wie sie unter den körperlichen Einschränkungen darbten, aber auch wie die Klimaflüchtlinge von Einheimischen behandelt wurden und seelisch unter der Herabwürdigung litten. Trotz der vielen zermürbenden Jahre, der Heimatlosigkeit, des Nichtwillkommenseins, der Ausbeutung, von Krankheit und Tod, ist der Roman zwar schwermütig, aber nicht deprimierend. Denn der Zusammenhalt unter den flüchtigen, armen Menschen, die sich gegenseitig mit dem wenigen, was sie besitzen, unterstützen, ist groß. Es entstehen Freundschaften und der Glaube an ein besseres Leben in Würde und mit weniger Sorgen wird nie aufgegeben und stimmt hoffnungsvoll, insbesondere als auch Elsas Tochter Loreda ihren Kampfgeist entwickelt und noch entschlossener als Elsa für ihre Rechte eintritt.

Es ist die Geschichte über zwei kämpferische, starke Frauen, die den Naturgewalten trotzen und niemals aufgeben. Es ist eine Mischung aus dramatischer Familiengeschichte und Abenteuerroman, die durch die bildhafte Beschreibung von Land, Klima und Alltag der Menschen in den 1920er- und 1930er-Jahren die Atmosphäre in einer Zeit des sozialen und wirtschaftlichen Umbruchs und des Kampfes der Arbeiter um eine gerechtere Bezahlung emotional und spannungsvoll einfängt. Für meinen Geschmack hätte der Roman an mancher Stelle etwas gestrafft werden können und persönlich hätte ich mir für Elsa mehr schöne Momente gewünscht, um dem Roman etwas von seiner schicksalhaften Schwere zu nehmen.
Auch wenn der Roman vor knapp 100 Jahren handelt, ist er zeitlos, denn er hat mit den Themenfeldern Flucht und Vertreibung, Naturkatastrophen und Zukunftsängsten nichts an seiner Aktualität verloren.

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