Chick-Lit ja, aber keine besonders gute
Der kleine Laden der einsamen HerzenManchmal denke ich, sollte ich meine Erwartungen nicht zu hoch stecken. Oder mir zumindest mal Leseproben durchlesen. Buch-Enttäuschungen sind doch eigentlich vorprogrammiert, wenn ich mich nicht daran ...
Manchmal denke ich, sollte ich meine Erwartungen nicht zu hoch stecken. Oder mir zumindest mal Leseproben durchlesen. Buch-Enttäuschungen sind doch eigentlich vorprogrammiert, wenn ich mich nicht daran halte. So hatte ich eine solche nämlich mal wieder vor mir.
Dass die Geschichte an sich ziemlich vorhersehbar wird, konnte ich mir ja schon denken. Ich meine, es gibt nun wirklich nicht viele Liebesromane mit einer krassen Wendung. In dem Genre komme ich damit klar und freue mich einfach auf den Verlauf der Geschichte. Nur dass der hier leider nicht viel rausgerissen hat. Denn ich konnte so viele Details erraten, dass das Ganze einiges an Spannung verloren hat. Dazu kommt, dass die gesamte Handlung einfach nicht spannend werden wollte. Es gab zwar Konflikte und Dramen, aber die haben mich eher genervt als dass sie mich haben mitfiebern lassen. Und an manchen Stellen fand ich das, was passierte, schon fast lächerlich. Wobei man das 'fast' hier weglassen kann...
Was mir an der Geschichte gut gefallen hat, war der (wenn auch kleine) Einblick in die Führung eines Buchladens. Für einen Bücher-Fan wie mich natürlich ein gefundenes Fressen. Und ebenfalls interessant waren die Passagen aus Posys Roman, die man auch zu lesen bekommt. Den Fakt jedenfalls, dass man diese Passagen hatte, fand ich gut, den Inhalt davon...achje, nein. Obwohl Posy selbst davon denkt, wie schlimm das doch ist, was sie fabriziert - und ich ihr da nur voll und ganz zustimmen kann! Ansonsten gibt es auch immer wieder Anspielungen auf Romane, was ich ebenfalls schön zu lesen fand.
Als nächstes komme ich zum Schreibstil. Nun, da habe ich nicht ganz so viel zu meckern. Denn im Allgemeinen lässt sich das Geschriebene gut lesen. Andererseits (und ja, ich habe doch noch das ein oder andere zu meckern) bleibt es hinter der meisten Chick-Lit oder Liebesromanen zurück. Denn selbst wenn sich das Buch gut hat lesen lassen, habe ich länger dafür gebraucht als gedacht. Was an der oft altertümlich wirkenden Ausdrucksweise der Autorin liegen könnte. Die hat hier, in einen Roman, der in der Gegenwart spielt, einfach nicht gepasst. In dem Roman, den Posy schreibt, hat er ebenfalls nicht gepasst, aber aus dem gegenteiligen Grund. Für die Zeit, zu der Der Wüstling, der mein Herz stahl spielen sollte, war der Schreibstil an manchen Stellen zu umgangssprachlich. Da hätte Annie Darling erstens einen Unterschied machen müssen von Buch zu Buch im Buch und zweitens hätte sie meiner Meinung nach ihren Stil mehr an die Zeit anpassen müssen. Ein paar der Szenen waren aber auf jeden Fall schön beschrieben, da ist die Stimmung gut rübergekommen, nur leider kam das nicht so oft vor.
Was mich wiederum gestört hat, waren die vielen Wiederholungen. Dauernd wird betont, dass Posy nun für ihren kleinen Bruder Sam verantwortlich ist, weil ihre Eltern gestorben sind, um nur ein Beispiel von vielen zu nennen. Der Leser ist ja nicht dumm, man merkt sich vieles und wenn wichtige Sachen ein paarmal wiederholt werden, ist das okay, aber bitte nicht so oft! Was mir jedoch am krassesten aufgefallen ist und mich am meisten genervt hat, war Posys Wortschatz. Und damit meine ich, dass Posy, die immerhin als sprachgewandt und eloquent beschrieben wird, ein Wort übermäßig häufig benutzt. Und zwar ist es so, dass sie, wann immer sie sich mit Sebastian herumschlägt, ihn immer wieder als unverschämt bezeichnet. Ich will gar nicht wissen, wie oft in diesem Buch "Du bist so unverschämt!", "So unverschämt!" oder - ganz minimalistisch - "Unverschämt!" zu finden ist. Das ist für mich dann nicht wortgewandt. Und noch weniger ist es witzig! Was ich ja tatsächlich von diesem Buch erwartet habe, denn das macht Chick-Lit für mich aus. Doch beim Lesen von "Der kleine Laden der einsamen Herzen" habe ich leider keine Stelle gefunden, die mich zum Lachen gebracht hat.
Auch was die Charaktere angeht, wird es leider nicht besser. Mit Posy als Protagonistin wurde ich ganz einfach nicht warm, was nicht nur an ihrem beschränkten Wortschatz liegt. Sie ist mir mit ihrer Art so oft auf die Nerven gefallen. Mir kam es vor, als wäre sie dauernd am Jammern gewesen, hat sich aber gleichzeitig nicht aufraffen können, etwas zu tun. Außerdem waren ihre Handlungen nicht immer nachvollziehbar, denn es konnte sein, dass sie während eines Gesprächs von stur zu mitfühlend zu absolut wütend gesprungen ist. Nein. Wirklich, nein.
Mit Sebastian kam ich ebenfalls nicht wirklich klar, denn er war oft einfach nur kindisch. Anfangs dachte ich noch, er wäre ein ganz passabler Charakter mit seinen sarkastischen Bemerkungen, aber die wiederholen sich im Verlauf des Buches oder ähneln wich zumindest immer stark. Und dann bemerkte ich eben, dass der Kerl absolut kindisch ist. Wie er Posy einfach nie zuhört beziehungsweise nur das hört, was er hören möchte....ich kann mir das bei einem Mann von immerhin Anfang 30 einfach gar nicht vorstellen!
Die Nebencharaktere fand ich zwar ansatzweise interessant, sie sind mir später jedoch zu sehr ins Klischee abgerutscht. Damit meine ich vor allem Nina, die wirklich nett und sympathisch wirkte, sich dann aber als die mit dem typisch schlechten Männergeschmack entpuppte. Oder Piers (was ist das eigentlich für ein Name?), dessen Charakterzeichnung mir später schon fast lächerlich 'böse' vorkam (er hat außerdem wohl ein bisschen zu viel "Hänsel und Gretel" gelesen/gesehen^^). Sam, Posys kleinen Bruder, mochte ich eigentlich ganz gerne. Aber auch bei ihm gab es einen Haken: Obwohl er dauernd anmerkt, er würde nicht gern über Gefühlsmäßiges reden, redet er eben doch immer wieder darüber. Wen ich tatsächlich als Charakter am meisten mochte in dieser Geschichte und wer meiner Meinung nach auch am besten dargestellt ist, ist Verity, eine von Posys Kolleginen. Sie fand ich mit ihrer immensen Introvertiertheit doch recht interessant.
Doch alles in allem konnte nichts so stark das Ruder herumreißen, dass ich sagen würde, mir hätte das Buch gefallen. Denn es lässt sich zwar einigermaßen gut lesen und war dadurch, dass es ein Buch über Bücher ist auch ganz interessant für mich, aber das war's dann leider auch schon.