Das soll Spannungsliteratur sein?
Vier JahreMeine Meinung
„Vier Jahre“ stammt aus der Feder der erfolgreichen schwedischen Krimiautorin Carin Gerhardsen und erzählt die Geschichte von vier Fremden, die alle auf der schwedischen Insel Gotland leben ...
Meine Meinung
„Vier Jahre“ stammt aus der Feder der erfolgreichen schwedischen Krimiautorin Carin Gerhardsen und erzählt die Geschichte von vier Fremden, die alle auf der schwedischen Insel Gotland leben und die an einem Wintertag im Januar in einen tödlichen Autounfall verwickelt werden, bei dem zwei Autos auf eisglatter Fahrbahn eine Rolle spielen. Was niemand weiß ist das die Wahrheit lediglich schläft und nur darauf wartet an die Oberfläche zu dringen.
Sowohl das wundervolle Cover als auch der ansprechende Klappentext konnten meine Neugierde vom ersten Momentan an wecken. Da ich ein großer Fan von guter Spannungsliteratur bin wollte ich dieses Buch natürlich unbedingt lesen. Rückblickend würde ich zwar nicht behaupteten, dass ich es bereue dieses Buch gelesen zu haben allerdings hätte ich ein schlechtes Gewissen, wenn ich es weiterempfehlen würde.
Sein wir mal ehrlich wer mag schon Mogelpackungen? Ich vermute mal Niemand. Schließlich enttäuschen sie unsere Erwartungen und ich kann mir beim besten nicht vorstellen, dass sich das auch nur ein einziger Leser wünscht, wenn er zu einem Buch greift, in das er bereits vorm Lesebeginn große Hoffnungen steckt.
Warum schreibe ich jetzt über Mogelpackungen? Weil dieses Buch für mich eine ist!
Der Verlag hat für jeden gut leserlich „Thriller“ aufs Cover geschrieben. Wer genauso wie ich gerne Spannungsliteratur liest würde spätesten nach dieser Entdeckung wahrscheinlich zumindest mal den Klappentext lesen. Wenn dieser interessant klingt und so meine Neugierde wecken konnte lese ich meistens die ersten Seiten des ersten Kapitels und wenn die mich ebenfalls ansprechen entscheide ich mich in den meisten Fällen zu einem Kauf.
Zum Glück habe ich dieses Buch gewonnen, denn wenn dem nicht so gewesen wäre würde ich mich spätestens jetzt darüber ärgern, dass ich mein Geld an ein schlechtes Buch verschwendet habe. Was? Ein schlechtes Buch? Ja! Auf dem Cover steht zwar „Thriller“ ich hatte aber leider zu keinem Zeitpunkt das Gefühl das ich hier wirklich einen lese. Daher auch die Bezeichnung Mogelpackung. Was macht für mich einen guten Thriller aus?
Spannung! Logisch ich möchte ja schließlich das Gefühl haben, dass ich etwas verpasse, wenn ich das Buch nicht in einem Rutsch verschlinge. Und was kann einen schon besser an die Seiten fesseln als eine ordentliche Portion Spannung.
Nervenkitzel! Ist für mich ein positiver Nebeneffekt der Spannung und sorgt bei mir in den meisten Fällen für eine unbeschreibliche Neugierde, die bisweilen auch schon mal so extrem werden kann, dass ich vorlauter Erwartung das Atmen vergesse.
Ein Täter der nicht plötzlich vom Himmel fällt! Ein Thriller lebt von der drohenden Gefahr, die immer mehr die Kontrolle übernimmt und deren verheerende Folgen erst ganz zum Schluss und auch nur in letzter Sekunde vom Helden abgewendet werden können. Dabei kämpft er ununterbrochen gegen die Gewalteinwirkungen seines Gegenspielers, dem Täter. Ich bevorzuge Thriller in denen sowohl der Held als auch der Täter von Anbeginn eine Rolle spielen. Es gibt aber leider immer wieder Thriller, in denen der Täter ganz plötzlich auftaucht und das meisten irgendwann kurz vorm Ende der Geschichte. Ich gibt Nichts das ich mehr hasse als diese Methode, weil ich dabei jedes Mal das Gefühl habe, dass der Autor seinen Täter vergessen hat und ihn zum Ende hin noch ganz schnell dazwischen quetschen muss, weil das Buch sonst kein Sinn ergibt. Für mich wird das Buch dadurch aber eher unglaubwürdig.
Theoretisch habe ich einen „Thriller“ gelesen praktisch hatte ich aber nie wirklich das Gefühl, dass dem auch wirklich so ist. Wie soll dieses Gefühl den auch bitte aufkommen, wenn die Voraussetzungen dafür gänzlich fehlen? „Vier Jahre“ war nämlich weder spannend noch habe ich zu irgendeinem Zeitpunkt Nervenkitzel empfunden und das wohl schlimmste war der Täter, der erst ganz zum Ende plötzlich vom Himmel fiel. Ganz ehrlich? Ich versuche immer noch zu begreifen was die Autorin sich bei dieser Umsetzung gedacht hat. Mich konnte sie damit jedenfalls nicht überzeugen. Folglich kann ich sie auch niemandem mit gutem Gewissen weiterempfehlen.
Neben diesen drei Aspekten (Spannung, Nervenkitzel und „Täter“) achte ich auch auf die Charaktere und wie bei jedem anderen Genre lege ich natürlich auch bei einem Thriller wert drauf, dass sie mich zumindest unterhalten können. Positiv find ich immer, wenn sie mich in ihren Bann ziehen können, dann sind sie mir nämlich auch in den meisten Fällen recht schnell sympathisch. Gesteigerten Wert lege ich drauf aber nicht. Allerdings sollten sie bei niemals negativen Emotionen hervorrufen, denn das zerstört nicht nur mein Leseerlebnis, sondern führt bei mir gelegentlich auch zum Abbrechen des Buches. Ich bin nämlich nicht bereit meine Lesezeit an Bücher zu verschwenden, die diese nicht wert sind.
Bei „Vier Jahre“ haben wir es mit einer sehr überschaubaren Menge an Personen zu tun. Neben Jeanette, Sandra, Jan und Kerstin, aus deren Sicht die Geschichte erzählt wird, gibt es noch vier weitere Personen, die eine wichtige Rolle spielen. Leider konnte mich aber keine einzige von ihnen unterhalten geschweige denn überzeugen. Jeanette und Jan waren mir von der ersten Seite an unsympathisch und daran hat sich bis zur letzten Seite nichts geändert. Sandra und Kerstin konnten bei mir zu Beginn der Geschichte weder positive noch negative Emotionen hervorrufen und ich hatte die Hoffnung das mir zumindest eine der beiden irgendwann sympathisch ist, aber das ist leider nie passiert. Am Ende fand ich sie nämlich genauso grauenhaft wie Jan und Jeanette.
Hinzu kommt das es für mich in diesem Buch auch nicht wirklich einen Helden gab. Ja zum Schluss gewinnt in gewisser Weise das „Gute“, wenn man es in diesem Buch denn so nennen kann. Auf dem Weg dahin haben sie sich aber alle die Hände schmutzig gemacht und das so extrem, dass jeder einzelne von ihnen Lügen würde, wenn er behaupten würde, dass er eine weiße Weste hat. Mich hat dieses Verhalten ab einem bestimmten Punkt nur noch genervt und ja ich hätte dieses Buch sehr gerne abgebrochen, aber dann hätte ich keine Rezension schreiben können. - (Ich habe dieses Buch aber im Rahmen einer Leserunde gelesen und da ist eine abschließende Rezension Pflicht.)
Abschließen möchte ich noch die ganz wenigen positiven Aspekte an diesem Buch erwähnen. Zwar handelt es sich hier nur um Rahmenaspekte, sie konnten mich aber immerhin positiv stimmen. Das wäre einmal der Schreibstil, der sich erstaunlich gut lesen ließ und der mich das ein oder andere Mal über so manche grauenhafte Szene hinwegtröstet hat. Dann wäre da noch die Kapitellänge, die sich durch ihre Kürze auszeichnet, denn die Kapitel waren zwischen zwei bis zehn Seiten lang. Zu guter letzte haben mir sowohl die Zeitsprünge zwischen Vergangenheit (2014) und Gegenwart (2018) als auch die Zeitungsausschnitte gut gefallen.
Fazit
Was vom Klappentext her sehr vielversprechend und spannend geklungen hat, war am Ende eine herbe Enttäuschung. Ich versuche eine Geschichte ja immer mit so wenigen Ansprüchen wie möglich zu lesen, weil ich mich so viel besser auf alles einlassen kann. Da ich mich aber nicht ganz blind ins Geschehen stürzen möchte gibt es je nach Genre ein bis zwei (ganz selten auch mal drei) Ansprüche, die ich an die Geschichte stelle und wer eine positive Bewertung von mir haben möchte, der sollte diese besser erfüllen. Bei einem Thriller wären das meine drei Aspekte, die ich weiter oben genannt habe - Spannung, Nervenkitzel und „Täter“ - da Carin Gerhardsen aber keinen einzigen davon umgesetzt hat ist das Buch für mich mehr oder weniger unten durch. Nur die wenigen positiven Rahmenaspekte haben dafür gesorgt das ich dem Buch noch wohlwollende Bewertung von 2 von 5 Sternen gebe habe. Wenn du gerne gute Spannungsliteratur liest dann lass die Finger von diesem Buch.