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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.01.2022

Der Osten rockt

Das vermutlich allerletzte Ostrockbuch
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Und zwar schon lange. Oft handwerklich deutlich besser, als es der Westen jemals imstande war, haben doch viele Musiker ihr Werk von der Pieke auf gelernt: Es sind wirklich und wahrhaft Musiker, die gaaanz ...

Und zwar schon lange. Oft handwerklich deutlich besser, als es der Westen jemals imstande war, haben doch viele Musiker ihr Werk von der Pieke auf gelernt: Es sind wirklich und wahrhaft Musiker, die gaaanz viel können. Weil sie es studiert oder von klein auf gelernt haben.

Ich selbst komme aus dem Westen, habe aber als Teenager im Zuge von "Die Legende von Paul und Paula" schon in den 1970ern die Puhdys kennengelernt - "Wenn ein Mensch lebt" ist immer noch einer meiner liebsten Songs.

Und als Kölnerin natürlich lange vor Maffay das Lied über die sieben Brücken - für uns hier die sieben kölschen Rheinbrücken.

Dieses Buch folgt wichtigen DDR-Musikern bzw. Bands basierend auf Gesprächen mit Mitgliedern. Der Stil wird hier sehr gekonnt verwendet, nicht zu professionell, aber auch nicht zu locker oder anbiedernd und man merkt, dass der Ostrock DAS Thema des Fragenden ist.

Es haben mir einige Gruppen wie City gefehlt.

Aber es kommt ja noch das WIRKLICH allerletzte Ostrock-Buch. Gottseidank!

Veröffentlicht am 05.12.2021

Emil ermittelt weiter

Die letzte Schuld
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Kommissar Emil Graf ist auch im Frühjahr 1946 noch in Amt und Würden und ermittelt gemeinsam mit den Alliierten, in diesem Fall den Amerikanern. Diesmal geht es um eine Leiche in einer ehemalige Nazi-Wohnsiedlung, ...

Kommissar Emil Graf ist auch im Frühjahr 1946 noch in Amt und Würden und ermittelt gemeinsam mit den Alliierten, in diesem Fall den Amerikanern. Diesmal geht es um eine Leiche in einer ehemalige Nazi-Wohnsiedlung, die inzwischen bereits kräftig durchgemischt ist, die Tote war aber durchaus eine Vertreterin der Braunen, die sich mit deren Absetzung schwer tat. Somit gab es so manchen, der sich möglicherweise ihrer entledigen wollte.

Im Laufe seines Ermittlungen begegnet ihm wieder Journalistin Billa Löwenfeld, eine Jüdin, die damals ihre Heimatstadt München im allerletzten Moment in Richtung USA verlassen konnte. Nun ist sie als Reporterin gemeinsam mit der amerikanischen Army wieder da und man kann sich vorstellen, welch diffuse Gefühle und Eindrücke sie durchdringen. Nicht nur in Bezug auf den Fall, sondern auch auf Emil und die sind durchaus gegenseitig!

Hier wird es aus meiner Sicht ganz besonders spannend, da dieser Fall den Leser ins Kunsthaus München führt und auch einige "Überraschungsgäste" in diesen verwickelt sind. Autorin Heidi Rehn hat sich einmal mehr tief in die historischen Zusammenhänge eingearbeitet und präsentiert sie dem Leser auf gewohnt spannende und fesselnde Art.

Nicht zuletzt deswegen lege ich Ihnen diesen wundervollen Krimi ausdrücklich ans Herz, er ist zu allem anderen auch spritzig und gut recherchiert . Und wer Heidi Rehn kennt, weiß, dass sie niemals ohne Humor auskommt. Meine vollste Empfehlung nicht nur für dunkle Winterzeiten - Sie werden begeistert sein!

Veröffentlicht am 02.12.2021

Vom Helikopter ist schwer runterkommen

Mach dich locker
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Marie ist nämlich eine Helikopter-Alles: Helikopter-Mutter, Helikopter-Hausfrau, Helikopter-Ehefrau, Helikopter-Mitarbeiter, Helikopter-Kollegin und noch so manches mehr. Sie kann so gar nicht verstehen, ...

Marie ist nämlich eine Helikopter-Alles: Helikopter-Mutter, Helikopter-Hausfrau, Helikopter-Ehefrau, Helikopter-Mitarbeiter, Helikopter-Kollegin und noch so manches mehr. Sie kann so gar nicht verstehen, dass es doch tatsächlich Menschen gibt, die ganz anders ticken und dass diese offensichtlich sogar die Mehrheit bilden. Und mehr und mehr wird deutlich, dass sie diese nicht einmal mehr in der eigenen Familie hält - ein Schock für sie!

Vor allem, als sie mitbekommt, wie ihr Mann Alex auf Babette, die größte Schlampe unter den Mitschülern ihrer Kinder Robin und Lilli, reagiert. Für sie fühlt es sich so an, als ob er schon mehr oder weniger dabei ist, zu ihr umzuziehen!

Und dann passiert der Supergau: Marie wird krank und zwar so sehr, dass sie das Bett hüten muss. Und Axel hat nichts Besseres zu tun, als seine Mutter ins Haus zu holen. Natürlich versucht Marie wieder einmal, alles selbst zu lösen....

Autorin Ellen Berg ist hier wieder einmal ein überaus unterhaltsamer und vor allem humorvoller Roman, der so einige Alltagsprobleme auf die Schippe nimmt.

Sehr zu empfehlen sowohl für die Perfektionisten als auch die Schlampigen unter uns, denn hier kann jeder etwas lernen, denn auch an tiefergehenden Erkenntnissen mangelt es hier nicht. Den Roman können Sie also getrost allen Mitmenschen schenken, mit denen Sie es gut meinen (und bei denen Sie sicher sind, dass diese ihn noch nicht kennen!

Veröffentlicht am 29.11.2021

Minnie ist ein rechter Pechvogel

Unsere Zeit ist immer
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Minnie ist ein rechter Pechvogel - und das bereits seit ihrer Geburt am 1. Januar 1990. Sie hatte beste Chancen, das erste Londoner Baby mit einer Neun vor der Null im Geburtsjahr zu werden, aber tatsächlich ...

Minnie ist ein rechter Pechvogel - und das bereits seit ihrer Geburt am 1. Januar 1990. Sie hatte beste Chancen, das erste Londoner Baby mit einer Neun vor der Null im Geburtsjahr zu werden, aber tatsächlich war die Bettnachbarin ihrer Mutter schneller. Und zwar, weil diese ihr geholfen hatte: Connie Cooper hatte Tara Hamilton, so hieß die elegante Schönheit, mit diversen Plaudereien entspannnt und aufgelockert. Mit dem Resultat, dass Tara ihr nicht nur die 50.000 Pfund, die für das erste 90er-Baby der Stadt ausgelobt worden waren, vor der Nase wegschnappte, sondern auch den von ihr ausgesuchten Vornamen, nämlich Quinn.

Der passt nämlich sowohl für Jungs als auch für Mädchen. Und so lief Quinn Hamilton als Glückskind durchs Leben, während Minnie Cooper von Geburt an eine Witzfigur war! Dachte sie - und lernte prompt am gemeinsamen 30. Geburtstag selbigen Quinn kennen - auf seiner Geburtstagsparty wohlgemerkt, auf der sie sich selbst in der Toilette eingesperrt hatte.

Es zeigt sich, dass das Leben genau so mit Quinn umgegangen ist, wie Minnie es immer angenommen hat: er arbeitet als Unternehmensberater, hat einen Haufen Geld, sieht super aus und überhaupt....

Minnie hingegen ist gerade dabei, ihr erstes eigenes Business - ein Catering für Menschen, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens alt geworden sind, an die Wand zu fahren. Und da zeigt sich, dass Quinn nicht nur unglaublich schön und erfolgreich, sondern auch menschlich voll in Ordnung ist. Einfach zu gut, um wahr zu sein - für Minnie jedenfalls?

Eine Liebesgeschichte, die es tausendfach gegeben hat? Nun, sie endet zugegebenermaßen nicht ganz unvorhersehbar, aber alles andere stimmt nicht. Dieser Roman ist witzig, spritzig - und vor allem ist er kein bisschen oberflächlich! Einfach ein toller Unterhaltungsroman mit originellen Ideen und scharfsinnigen Dialogen, absolut klasse gezeichneten Figuren und einigen Umwegen, die beim besten Willen nicht erwartet werden können.

Ein Buch, das man der besten Freundin zu Weihnachten schenkt, damit sie sich auf allerhöchstem Niveau entspannen kann! Und auch noch nächstes Jahr um die selbe Zeit weiß, was sie da gelesen hat und zwar in allen Einzelheiten. Denn dieser Roman ist einfach zu gut, um in Vergessenheit zu geraten!

Veröffentlicht am 09.10.2021

Vicky Baum: eine Frau wie gemacht für die 1920er Jahre!

Vor Frauen wird gewarnt
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Und für das Großstadtleben im pulsierenden Berlin.

Ja. Vicky Baum ist leidenschaftlich und im provinziellen Mannheim, wo ihr Mann als Musikdirektor an der Oper tätig ist, ist es ihr viel zu eng, viel ...

Und für das Großstadtleben im pulsierenden Berlin.

Ja. Vicky Baum ist leidenschaftlich und im provinziellen Mannheim, wo ihr Mann als Musikdirektor an der Oper tätig ist, ist es ihr viel zu eng, viel zu trist und überhaupt nicht inspirierend!

Als sie die Gelegenheit erhält, als Redakteurin nach Berlin zum rennomierten Ullstein-Verlag zu gehen, ist sie mit Begeisterung dabei, auch wenn es bedeutet, dass sie zunächst getrennt sein wird von Mann und Söhnen. Doch das hat für sie auch Vorteile, da sich das Nachtleben ohne Anhang viel besser genießen lässt.

Doch vor allem arbeitet Frau Baum in Berlin und zeigt den Kollegen im Verlag alsbald, dass sie es nicht nötig hat, ihren Mann zu stehen. Weil sie nämlich als Frau nicht selten die Nase vorn hat - am Puls der Zeit und im Hinblick auf Verlagsideen.

Ein Roman, den ich mit großem Vergnügen las, da mir dort eine Menge anderer bekannter Zeitgenossen über den Weg liefen - vor allem aber, weil Heidi Rehn hier einen sehr ungewöhnlichen historischen Roman geschaffen hat, der sozusagen die berufstätige Frau feiert. In Person von Vicky Baum zwar, aber es wird sehr deutlich, dass diese zunehmende berufliche Selbstständigkeit quasi das Gebot der Stunde ist - Wenn die Frauen nur so könnten, wie sie wollten!

Ein wunderbarer und sehr unterhaltsamer Roman, während dessen Lektüre man Vicky Baum nicht nur beim Verfassen ihres berühmtesten Romanes "Menschen im Hotel" über die Schulter blicken kann!