Intelligente Historical Romance, die ein wichtiges und immer noch aktuelles Thema behandelt- allerdings auch mit einigen Längen
Die Rebellinnen von Oxford - UnerschrockenDamals:
Ausgerechnet die schöne Schwester seines Freundes, hat es dem jungen Lord Tristan angetan. Doch die hat lediglich Verachtung für ihn übrig und macht sich lustig über seinen karottenroten Schopf. ...
Damals:
Ausgerechnet die schöne Schwester seines Freundes, hat es dem jungen Lord Tristan angetan. Doch die hat lediglich Verachtung für ihn übrig und macht sich lustig über seinen karottenroten Schopf. Eine Zurückweisung, die der junge, unsichere Heranwachsende nie vergessen wird…
Oxford 1880:
Lucie Tedbury hat alles verloren, worauf es den meisten jungen Damen im Leben ankommt. Eine liebende Familie, Reichtum und die Chance auf eine vorteilhafte Ehe. Doch darauf pfeift die energische Frau, denn sie hat sich mit Haut und Haaren der Frauenrechtsbewegung verschrieben. Obwohl sie nach außen hin, die starke Kämpferin zeigt; stets bereit für ihre Bestrebungen zum Äußersten zu gehen, fühlt sie sich im Inneren doch oftmals recht einsam. Sie lebt mit ihrer Katze in einer kleinen Wohnung, muss mit der bescheidenen Erbschaft ihrer verstorbenen Tante haushalten und plant die Übernahme eines Verlagshauses mit ihren Mitstreiterinnen und Freundinnen.
Doch ausgerechnet Lord Tristan Ballantine, die Geißel ihrer Jugendzeit auf zwei Beinen, hält sich nicht nur ebenfalls in der Stadt auf, er entpuppt sich tatsächlich als zweiter Teilhaber des gerade von den Frauen erworbenen Verlagshauses.
Lucie wird fuchsteufelswild, als sie davon erfährt und stellt Tristan erbost zur Rede.
Doch der zeigt sich lediglich amüsiert und macht ihr ganz klar, dass er bereits ahnt, welche heimlichen Pläne sie mit ihrem Anteil anstrebt. Er bietet ihr allerdings einen möglichen Ausweg an- Ein Prozent seiner Anteile und somit die Mehrheit, überschreibt er an Lucie, wenn sie sich ihm für eine Nacht voller Leidenschaft hingibt. Und mit seinem Vorschlag gibt er Lucie einiges zu denken…
Nachdem im ersten Band der „Rebellinnen von Oxford“ Reihe Lucys Freundin Annabelle Archer, die große Liebe fand, ist es nun Lucie, die diesmal im Fokus steht. Lucie ist noch um einiges entschlossener und kampfbereiter, wenn es um die Frauenrechtsbewegung geht, doch sie hat auch sehr viel verlieren müssen und bereits am eigenen Leib erfahren, dass Frauen keinerlei Rechte besitzen. Die sie die Tochter eines Adligen ist und ihr Vater sie lediglich intern verstoßen hat, um den guten Ruf zu wahren, kann sie sich weiterhin in zwei Welten bewegen und so auch wichtige Kontakte knüpfen, zu möglichen Geldgeberinnen für die Sache. Lucie ist sehr scharfsinnig, offen und konsequent und gilt als gefürchtete Eisprinzessin im ton, wohingegen Tristan seit seiner Jugendzeit eine wahre Wandlung durchgemacht hat und nun reihenweise Frauenherzen bricht. Der Kriegsheld ist lediglich von der Front zurückgekehrt, weil sein Bruder, der Titelerbe, verstarb. Und nun sieht sich Tristan vom eigenen Vater unter Druck gesetzt. Er soll heiraten und zwar eine Frau, die er nicht will. Weigert er sich, hat das schlimme Konsequenzen für einen Menschen, den er liebt.
Tristan sucht verzweifelt einen Ausweg aus seiner Lage und kommt damit ausgerechnet Lucie in die Quere. Und er steht für alles, was Lucie an einem Mann verabscheut. Sie hält ihn nämlich für einen nichtsnutzigen Taugenichts.
In der ersten Hälfte des Romans geschieht leider nicht viel- außer dass sich das Heldenpaar bei diversen Anlässen trifft und verbal die Klingen miteinander kreuzt, was ich ein wenig schade fand. Manche Rezensenten bemängelten, dass der Kampf für Frauenrechte und politische Dinge, auf Kosten der Liebesgeschichte in diesem Band, zu sehr in den Mittelpunkt gerückt wurden. Diesbezüglich bin ich jedoch anderer Meinung, denn das wichtige Thema wird sehr informativ und interessant eingeflochten und ausreichend Zeit zur Entwicklung der Liebesgeschichte bleibt trotzdem noch. Vielmehr fand ich, dass die Handlung, als solche, über weite Strecken ereignislos bleibt und die Story einfach zu langatmig erzählt wurde. Evie Dunmore legt zwar erneut eine wunderbare, kluge Ausdrucksweise an den Tag, die sich von der, vieler anderer Autorinnen dieses Genres wohltuend abhebt und bietet facettenreiche Akteure, doch hätte man die Story definitiv gestraffter erzählen müssen.
Obwohl ich das Heldenpaar mochte, fehlte mir mehr Spannung, wobei Spannung vielleicht nicht das richtige Wort dafür ist. Es ist eigentlich von Anfang an klar, dass Tristan und Lucie sich wollen und Tristan kaum der Bad Guy ist, für den ihn alle halten. Obwohl ich Tristan so sehr mochte, fehlte es der Liebesgeschichte, was größtenteils an der pragmatischen Lucie liegt, an der nötigen Portion Knistern. Und diese Story, in der nicht viel geschieht, auf über 500 Seiten auszubreiten, fand ich ein wenig „too much“.
Dennoch möchte ich nicht weniger als vier von fünf Punkten dafür vergeben, da die zweite Hälfte des Romans besser wird und man hier eine dennoch außergewöhnliche Historical Romance geboten bekommt, die viele lebenskluge Weisheiten beinhaltet und viele Leser zum Nachdenken anregen wird und zeigt, dass dieses Genre mehr zu bieten hat, als „nur“ angebliche Hausfrauenlektüre zu sein.
Kurz gefasst: Intelligente Historical Romance, die ein wichtiges und immer noch aktuelles Thema behandelt- allerdings auch mit einigen Längen.
Die Rebellinnen von Oxford Reihe:
1. Teil: Verwegen
2. Teil: Unerschrocken
3. Teil: Furchtlos