Da hatte ich leider mehr erwartet
Von „Liebe ist ein Haus mit vielen Zimmern“ hatte ich mir eindeutig mehr versprochen. Nicht nur, dass ich von Liebe nichts gespürt habe, nein, darüber hinaus hatte ich den Eindruck, in einer Kunststunde ...
Von „Liebe ist ein Haus mit vielen Zimmern“ hatte ich mir eindeutig mehr versprochen. Nicht nur, dass ich von Liebe nichts gespürt habe, nein, darüber hinaus hatte ich den Eindruck, in einer Kunststunde zu sitzen – eine von der trockenen Sorte.
Schon der Einstieg ist mir extrem schwer gefallen, weil ich so meine Probleme mit dem Schreibstil der Autorin hatte. Zum einen ist die Sprache schon fast philosophisch (was ich mochte) und zum anderen mit Kunstbegriffen und Malernamen der Sezession durchsetzt (was zwar wegen dem Thema notwendig war, ich aber weniger mochte). Auch das Schreiben in der Er-Perspektive hat eine zusätzliche Distanz zur Protagonistin und dem Text geschaffen.
Bei Clara bin ich mir immer noch nicht ganz sicher, wie ich über sie denken soll. Ich kann absolut nachvollziehen, warum sie ihren Mann immer noch liebt und ihn nicht verlassen möchte. Auch kann ich verstehen, warum sie sich zu Jasper hingezogen fühlt. Allerdings bleibt ihre Gefühlswelt dem Leser vollkommen verschlossen. Sie wirkt teilweise sogar richtig kalt. Wie schon gesagt, könnte das eventuell an der Erzählperspektive liegen. Ihre Handlungen als Mitarbeiterin des Museums, also ihre professionelle Seite in der Kunstszene, konnte ich ihr hingegen voll abkaufen. Hier wirkt Clara überaus kompetent.
Die Nebencharaktere waren für mich deutlich authentischer. Besonders die Kollegen im Meseum haben ein insgesamt stimmiges Bild abgegeben. Mein Liebling ist allerdings der alte Blumenverkäufer Engels, den man einfach in sein Herz schließen muss, da er eine unglaubliche Wärme ausstrahlt.
Die Hintergrundthematik an sich ist spannend, da es um Raubkunst aus der Nazizeit geht. Allerdings ist mir die Umsetzung hier von zu vielen Zufällen geleitet. Auch das Kunstthema an sich ist eher trocken. Ganz oft musste ich Fachbegriffe sogar nachschlagen, weil ich gar nicht wusste, was gemeint war.
Die Spannung ist so leider ein wenig auf der Strecke geblieben, weil man sich eher dazu aufraffen musste, weiterzulesen. Noch dazu kommt, dass ich spätestens ab der Hälfte der Lektüre wusste, worauf es hinausläuft und lediglich auf die Bestätigung meiner Vermutung gewartet habe.
Ingesamt eine mittelmäßige Story, die mich nicht vollkommen überzeugen konnte. Die Charaktere waren mir zu schwach ausgearbeitet, was wirklich schade war, denn vor der tollen Kulisse Hamburgs hätte man durchaus gut agieren können.
2,5 Sterne