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Veröffentlicht am 10.10.2021

Gelungene Fortsetzung mit guten Ideen und einigen Längen

Ministry of Souls – Die Schattenarmee
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Im zweiten Teil der Dilogie um den Londoner Soulman Jack, die arabische Prinzessin Naima sowie Oz, den Archivar in Katergestalt, reisen die drei zunächst von London in Naimas Heimat, wo das Wissen um Geister ...

Im zweiten Teil der Dilogie um den Londoner Soulman Jack, die arabische Prinzessin Naima sowie Oz, den Archivar in Katergestalt, reisen die drei zunächst von London in Naimas Heimat, wo das Wissen um Geister und Ifriten (Rachegeister) seinen Ursprung hat. Während sie verzweifelt nach einer Lösung suchen, den gefährlichen Rachegeist aufzuhalten, sammelt dieser bereits seine Schattenarmee, um im Kürze in England einzufallen. Doch dafür benötigt er noch immer Naimas Seele als letztes Opfer.

Eine Armee der Enttäuschten und Wütenden. (Zitat)

Mir hat die Verlegung der Handlung in Naimas Heimat sehr gefallen, welche völlig gegensätzlich zum fortschrittlichen London wirkt und unter der Besatzung der Engländer leidet. Eine Atmosphäre, welche der Autor recht greifbar in seinem Buch beschreibt. Mehr möchte ich zum Inhalt gar nicht verraten, um niemandem die Überraschung vorweg zu nehmen. Der Stil ist wieder herrlich bildhaft, Naima eine starke Frau und Oz bereichert das Ganze mit seinen frechen Sprüchen und magischen Talenten ebensosehr wie mit seinem Draht zur Katzenwelt. Während seiner Erzählung greift der Autor mal zu besonders schönen Umschreibungen („...und im fahlen Licht einer weiteren Gaslampe sah sie, wie ihr Atem ein weißes Kleid gebar“), nutzt recherchierte Details der damaligen Zeit oder baut Anspielungen zu weiterer Literatur ein ("In 80 Tagen um die Welt", "Zauberer von Oz"). Die Handlung ist vielfältig und abwechslungsreich, wenn auch streckenweise leider wie berichtend erzählt, statt die Protagonisten aktiv handeln zu lassen. Das minderte meinen Lesespaß unnötig, wirkte dadurch stellenweise etwas langatmig. Zum besseren Verständnis empfehle ich, den ersten Band der Dilogie vorweg gelesen zu haben.

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  • Fantasy
Veröffentlicht am 10.10.2021

Das Leben ist (wie) Schach spielen

Das Damengambit
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Das Leben von Beth Harmon ist wie ein Schachspiel: Es beginnt mit vielen Möglichkeiten, jeder Zug bietet erneut viele weitere darauf aufbauende Zugmöglichkeiten - aber einmal gesetzt, ist ein Zug nicht ...

Das Leben von Beth Harmon ist wie ein Schachspiel: Es beginnt mit vielen Möglichkeiten, jeder Zug bietet erneut viele weitere darauf aufbauende Zugmöglichkeiten - aber einmal gesetzt, ist ein Zug nicht mehr rückgängig zu machen. Zudem weiß man nie, wie der Gegner bzw. das Schicksal sich entscheiden wird, nicht alle Züge des Gegners lassen sich vorhersehen oder forcieren. Manchmal kommt man nur über Taktik oder Umwege ans Ziel, manchmal muss man aufgeben und neu beginnen.
Das Buch beginnt mit der achtjährigen Beth, die ins Waisenhaus kommt und dort zufällig Schach vom Hausmeister lernt. Schnell stellt sich heraus, dass sie ein wahres Wunderkind zu sein scheint. Statt ihr Talent jedoch zu fördern, wird es ihr als Erziehungsmaßnahme einfach verboten. Erst Jahre später startet ihre Schachkarriere, zunächst über Umwege, jedoch stets mit demselben Ziel: Die Beste zu werden.
Der Start des Romans ist etwas befremdlich, spielt er doch in einer Zeit, als die Kinder in Waisenhäusern noch mit Drogen ruhig gestellt wurden. Nicht auszuschließen, dass dies den Grundstein für Beths späteren Hang zu Beruhigungsmitteln wurde. Das Verfolgen ihrer Karriere und wie sie sich in einer männerdominierten Welt ihren Weg nach oben kämpft ist erstaunlich, ihr Spiel durchaus brilliant. Leider bleibt ihre eigene Charakterentwicklung im Roman sehr auf der Strecke, vielmehr wirkt es, als würde sie die Erfahrungen anderer Jugendlicher wie eine to-do-Liste oder auszuprobierende Spielzüge abhaken: gemeinsamer Mädelsabend, erster Drogenrausch, erster Sex, Komasaufen... Ihre Emotionen bekommt man vielmehr indirekt über ihre Handlungen mit, dabei ist Beth alles andere als gefühlskalt, denn ihre Gegner rufen bei ihr durchaus starke Emotionen wie Angst, Hass, Neid und Unsicherheit hervor. Allerdings lässt sie nicht nur die Leser kaum an sich heran, auch die Menschen um sich herum hält sie lange auf Abstand statt Stärke in Freundschaften zu finden. Dafür bekommt man als Leser ein Übermaß an Spieltaktiken und -zügen präsentiert, welche leider nur dann wirklich Spannung beim Lesen erzeugen, wenn man selbst einen Bezug zum Schach hat. Mir hätte eine ausgewogenere Balance zwischen Spieltaktiken und Beths Emotionen besser gefallen. So blieb mir das Buch etwas zu distanziert.

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Veröffentlicht am 28.09.2021

Freiheitskämpfer im alternativen Steampunk-England

Florance Bell und die Melodie der Maschinen
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England 1820: Der französische Kaiser Napoleon errang zu Beginn des 19. Jahrhunderts den Sieg über England. Unter seiner Regierung verbleiben den Engländern seitdem nur eingeschränkte Rechte, während in ...

England 1820: Der französische Kaiser Napoleon errang zu Beginn des 19. Jahrhunderts den Sieg über England. Unter seiner Regierung verbleiben den Engländern seitdem nur eingeschränkte Rechte, während in den Highlands die Freiheitskämpfer die Befreiung des englischen Königs planen. In dieser Zeit wächst Waisenkind Florance im Haushalt eines englischen Earls auf. Der französische Chefmechaniker des Erfinders erkannte ihre Begeisterung für Maschinen und bildet sie seit einigen Jahren zu seiner rechten Hand aus. Die einzige Herausforderung neben ihrer Tätigkeit als Mechanikerin sind die Zusammentreffen mit den Kindern des Earls, beide ebenso versnobt wie arrogant. Dies ändert sich, als bei einer Veranstaltung des Hausherren ein Überfall stattfindet und die neueste Erfindung des Kaiserreiches gestohlen wird - in ihr verborgen Florance.
Die Idee des Worldbuilding ist recht interessant mit einer alternativen Zeitlinie und so manchen mechanischen Erfindungen, welche dem Ganzen einen Hauch von Steampunk verleihen. Zunächst lernt man die toughe Florance kennen, welche als Mechanikerin recht geschickt ist, mit den verzogen wirkenden Kindern des Earl, Victoria (14) und Edward (17), doch eher etwas überfordert. Die Steampunkelemente sind verhältnismäßig eingesetzt, ohne übertrieben zu wirken. Auch die Besetzung durch Napoleon und deren Folgen werden zu Beginn deutlich erläutert, u.a. durch vorangehende Zeitungsauschnitte. Entsprechend hatte ich schnell ein Bild dieser alternativen Zeitlinie im Kopf. Das eigentliche Abenteuer mit dem Überfall und der Entführung beginnt erst nach rund 100 Seiten, wobei die Steampunk-Komponente immer mehr in den Hintergrund gerät und das pro und contra der Freiheitskämpfer thematisiert wird. Hierbei machen die drei Jugendlichen eine interessante Charakterentwicklung durch, was sich insbesondere bei den versnobten Kindern des Earl anbietet, wobei ich Victoria leider bis zum Schluss als übertrieben nervig empfand. Auch vermisste ich das Steampunk-Feeling zum Ende hin, da war es doch mehr ein Freiheitskämpfer-Roman mit ein paar motorisierten Geräten, so richtiges Steampunk-Feeling hatte ich da nicht mehr.
Ein spannendes Abenteuer für eine starke Protagonistin, platziert in einer alternativen Steampunk-Zeitline. Das Steampunk-Feeling nimmt im Verlauf des Romans leider ab zugunsten der Abenteuer rund um die Freiheits-Rebellen.

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Veröffentlicht am 24.09.2021

Fantastische Mordermittlungen in einer magischen Stadt

Die Stadt ohne Wind
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Hyperborea ist die einzige Stadt, in welcher Magie noch erlaubt ist. Geschützt durch eine Kuppel ist sie die Stadt ohne Wind, zu bewundern auf dem wunderschön gestalteten Cover. Hier hofft die dreizehnjährige ...

Hyperborea ist die einzige Stadt, in welcher Magie noch erlaubt ist. Geschützt durch eine Kuppel ist sie die Stadt ohne Wind, zu bewundern auf dem wunderschön gestalteten Cover. Hier hofft die dreizehnjährige Arka, ihren Vater zu finden, der dort ein mächtiger Magier sein soll. Zudem hilft sie dem jungen Magier Lastyanax, den Mörder seines Mentors zu finden.
Mit ihrem Roman entführt uns die Autorin nicht nur in eine faszinierende magische Stadt, sondern auch in eine Welt voller Magie, Intrigen und Geheimnisse, zu welchen sich noch ein mysteriöser Fluch gesellt. Allein das Erkunden der äusserst vielfältigen Stadt ist eine wahre Freude, hier hat sich die Autorin wunderschöne Details einfallen lassen, von denen ich nichts vorweg nehmen möchte, um nicht zu spoilern.
Gelungen sind auch die beiden jungen Protagonisten des Abenteuers, welche sich auf ihre Art ergänzen. Arka ist ein cleveres und mutiges, teils etwas eigenwilliges Mädchen, fernab jeglichen Braven-Mädchen-Klischees, während der wenig ältere Magier Lastyanax eher als verschrobener Denker daherkommt. Um eine zusätzliche Liebesgeschichte zwischen den beiden muss man sich entsprechend keine Sorgen machen. Erzählt wird hauptsächlich abwechselnd aus ihrer beider Perspektive, wodurch zusätzliche Abwechslung ins Spiel kommt. Der Stil ist unterhaltsam, die Handlung komplex, wenn auch mit einigen Längen. Die Beschreibungen sind bildhaft und die Ideen für das Worldbuilding brilliant. Unterstützend werden Begriffe und magische Ränge in einem Anhang kurz erläutert.
Spannung, Humor, faszinierende Details und überraschende Wendungen ergeben einen gelungenen AllAge-Fantasy-Krimi, der Spaß macht zu lesen und den ich gerne weiterempfehle.

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Veröffentlicht am 06.09.2021

Aussergewöhnlich und märchenhaft, mit verwirrendem Anfang und einigen Längen

Unsichtbar im hellen Licht
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Ein Buch, welches beim Leser zunächst für ebensoviel Verwirrung sorgt wie bei der Protagonistin. Diese findet sich plötzlich in einem ihr bisher unbekannten Leben wieder, welches sich in manchen Punkten ...

Ein Buch, welches beim Leser zunächst für ebensoviel Verwirrung sorgt wie bei der Protagonistin. Diese findet sich plötzlich in einem ihr bisher unbekannten Leben wieder, welches sich in manchen Punkten mit der bisherigen Realität überschneidet, ansonsten jedoch stark davon abweicht. Ein mysteriöser Mann im smaragdgrünen Anzug bezeichnet das Ganze als ein Spiel namens „Die Abrechnung“, Celestes Chanzen zu gewinnen tendieren angeblich gen Null. Der Gewinn wäre das Überleben einer gesamten Schiffsbesatzung, an welche Celeste sich jedoch nicht erinnern kann, ebenso scheint ihr bisheriges Leben wie ausradiert aus ihren Erinnerungen. Ihr Spiel beginnt im Kostümkorb der Königlichen Oper der Stadt K.
Wie bereits erwähnt ist die Handlung insbesondere zu Beginn ziemlich verwirrend und erfordert einiges an Durchhaltevermögen, bis sich langsam ein roter Faden sowohl für Celeste wie auch für den Leser erkennen lässt. Das Ganze gestaltet sich wie ein Märchen, basierend auf einem Märchen, welches im späteren Verlauf Gestalt annimmt.
Die Anzahl der Charaktere bleibt angenehm übersichtlich auf einige wenige beschränkt, welche sich relativ schnell gut zuordnen lassen. Der Stil ist bildhaft und verständlich. Etwas befremdlich empfand ich die Tragödie, wie eine Person dem eigenen Kind wiederholt seelische und körperliche Gewalt angetan hat, ohne, dass Aussenstehende mal beherzt eingriffen. Ebenso verwunderte mich, dass niemand im Roman das Wortspiel „Albert Ross - Albatross“ bemerkt haben will. So manche Längen im Buch minderten die Spannung zudem hier und da ein wenig.
Im Großen und Ganzen ist der Roman eine wunderschöne Idee, ein Märchen mit durchgehend etwas surrealer Atmosphäre. Allerdings ist der Einstieg recht verwirrend und zwischendurch mindern einige Längen in der Handlung die Spannung.

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