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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.10.2021

Tatverdacht ist nicht gleich Schuld

Inside Strafverteidigung
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„Ein Strafverteidiger muss beißen wie Salzsäure.“ Ja, so stellt man sie sich vor, die Verteidiger des Bösen, die jeden Zeugen und jedes verschüchterte Opfer in Grund und Boden befragen. Aber wie so oft ...

„Ein Strafverteidiger muss beißen wie Salzsäure.“ Ja, so stellt man sie sich vor, die Verteidiger des Bösen, die jeden Zeugen und jedes verschüchterte Opfer in Grund und Boden befragen. Aber wie so oft gibt es auch vor Gericht zwei Perspektiven, vertreten durch den Strafverteidiger und die Staatsanwaltschaft.

Benecken und Reinhardt räumen auf mit Vorurteilen im Strafrecht, lassen hinter die Kulissen der Berufsverteidiger schauen und machen deutlich, daß Tatverdacht nicht gleich Schuld ist.

Ein sehr lehrreiches Buch, wie ich finde, dazu noch spannend und kurzweilig. Es bietet einen guten Einblick in das abwechslungsreiche Tagesgeschäft des Strafverteidigers. Manches habe ich so erwartet, manches hat mich erstaunt.

Die erläuterten Fälle, die teilweise sehr spektakulär sind, machen die Lektüre sehr unterhaltsam, so daß man gar nicht merkt, daß man darüber hinaus einiges über das deutsche Rechtssystem lernt.

Benecken und Reinhardt haben entscheidenden Anteil am (milden) Strafmaß ihrer Mandanten, weswegen die beiden Strafverteidiger für mich zu den mächtigsten Männern im Land gehören.

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  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.10.2021

Leon mit der Wildblumenwiese

Call on You – Katie & Leon
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Eigentlich ist das Thema, daß sich eine Kundin in den Callboy verliebt, ja nicht neu. Hier passiert es der überarbeiteten Ärztin Katie, nachdem sie beim Flaschendrehen verliert. Aber trotzdem ist die Geschichte ...

Eigentlich ist das Thema, daß sich eine Kundin in den Callboy verliebt, ja nicht neu. Hier passiert es der überarbeiteten Ärztin Katie, nachdem sie beim Flaschendrehen verliert. Aber trotzdem ist die Geschichte anders. Klar, auch Leon macht den Job aus dringenden finanziellen Gründen, aber er ist ein gestandener Mann im besten Alter mit einem Vollzeitjob.
Hinter Leon verbirgt sich ein wunderbar feinfühliger und sozialer Mann mit einem tragischen Hintergrund. Und Katie ist eine verantwortungsbewusste Kinderonkologin mit einem tollen Freundeskreis.
Beim ersten Zusammentreffen sprühen die Funken. Katie und Leon sind auf der selben emotionalen und sexuellen Wellenlänge, und das macht beim Lesen richtig Spaß. Es gibt so tolle romantische Szenen, aber auch witzige und geschmackvolle explizite.

Das Buch bietet die richtige Kombination aus Romantik, Erotik, Drama, Witz und Tragik und macht Lust auf den nächsten Band.

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  • Gefühl
Veröffentlicht am 21.09.2021

Heimat am See

Feudal verliebt
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Für Annette Müller läuft es nicht besonders gut. Nach ihrem mehr oder weniger freiwilligen Umzug von Berlin nach Augsburg arbeitet sie in einer Fastfood-Kette und lebt in einem Plattenbau so vor sich hin. ...

Für Annette Müller läuft es nicht besonders gut. Nach ihrem mehr oder weniger freiwilligen Umzug von Berlin nach Augsburg arbeitet sie in einer Fastfood-Kette und lebt in einem Plattenbau so vor sich hin. Ihr Leben ändert sich in dem Moment, in dem ihre Mutter ihr einen Gutschein für ein Hotel mit Sternerestaurant am Wörthersee schenkt. Was sie dort alles erlebt ist spannend, romantisch, herzerfrischend, schön, rührend und auch lustig.

Ich mag es, daß es von nun an für die Protagonistin Bergauf geht, was nicht heißt, daß alles vorhersehbar und einfach ist. Das ist es nämlich nicht. Die Autorin hat ein paar tolle Wendungen eingebaut, die mir sehr gut gefallen haben. Und ein bisschen Drama gibt es auch.

Ich mag alle Charaktere: den volksnahen Burgherren, seine leicht exzentrische Schwester, Annettes neue Freunde im besten Rentenalter und natürlich Bobby

Und ich mag die Geschichte insgesamt. Sie ist sympathisch erzählt, unaufgeregt und witzig. Sie regt an der ein oder anderen Stelle zum Nachdenken an. Es gibt allerdings zwei emotionale Szenen, die ich gerne noch etwas ausführlicher dargestellt hätte.

Schon das zweite Buch der Autorin, das mir gut gefallen hat.

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Veröffentlicht am 08.09.2021

Auf zu neuen Ufern

Liebe in bester Lage
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Endlich mal wieder ein Liebesroman, der keine Klischee-Liste abarbeitet und nicht auf einer Insel spielt!
Mir hat hier so vieles gefallen. Daß die Protagonistin keine 20 mehr ist, daß der Roman in Südtirol ...

Endlich mal wieder ein Liebesroman, der keine Klischee-Liste abarbeitet und nicht auf einer Insel spielt!
Mir hat hier so vieles gefallen. Daß die Protagonistin keine 20 mehr ist, daß der Roman in Südtirol spielt, daß es so viele gut ausgearbeitete Charaktere gibt, daß keine künstlichen Dramen vorkommen und es trotzdem kein bißchen langweilig ist.
Ella ist eine starke Frau, die nach der Trennung von ihrem Mann nicht in Selbstmitleid versinkt, sondern sich bei einem Weinseminar in Bozen eine neue Zukunft überlegt. Es gefällt mir, wie sie verschiedene Möglichkeiten auslotet, Für und Wider abwägt, an Entscheidungen zweifelt, doch nie an ihrem Können. Das hat sie nach 25 erfolgreichen Berufsjahren auch gar nicht nötig. Sie ist offen für neue Wege und Bekanntschaften. Schön, wie dabei viele nette Protagonisten eingeführt werden. Diesbezüglich ein toller feel-good-Roman. Vor allem auch deswegen, weil Ella die schmerzliche Erfahrung mit ihrem Ehemann so fair wegsteckt, ohne auf Rache aus zu sein und er trotzdem sein Fett weg kriegt.
Warum ich mich über die Örtlichkeit gefreut habe? Weil ich Südtirol gar nicht kenne. Die Gegend um Bozen wird so plastisch beschrieben, daß ich richtig neugierig auf sie geworden bin. Dabei habe ich noch einiges über Wein, Weinbau, Klima und einige ortstypische Leckereien gelernt. Die deutschen Inseln kenne ich zwar auch nicht, aber über die habe ich schon so viel gelesen, daß ich dankbar bin, mal eine andere Gegend kennenlernen zu dürfen.
Für diesen tollen Roman gibt es von mir die volle Punktzahl und eine unbedingte Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 08.09.2021

Lebe Deinen Traum

Nachtschicht in Neukölln
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„Nachtschicht in Neukölln“ bietet einen Einblick in die Polizeiarbeit der deutschen Hauptstadt. Aber das Buch bietet noch mehr. Etwa die Hälfte nimmt die Biografie der Autorin ein.
Lana Atakisieva kam ...

„Nachtschicht in Neukölln“ bietet einen Einblick in die Polizeiarbeit der deutschen Hauptstadt. Aber das Buch bietet noch mehr. Etwa die Hälfte nimmt die Biografie der Autorin ein.
Lana Atakisieva kam als 15-jährige mit Mutter und Schwester nach Deutschland. Sie erzählt von den harten Anfangsjahren als Migrantenkind, von Vorurteilen, Mobbing und den kulturellen und familiären Verpflichtungen. Zielstrebig verfolgt sie ihren Traum Polizistin zu werden. Wo die meisten bereits mehrfach aufgegeben hätten, beißt sich die Autorin durch, lernt Deutsch, schafft das Abitur und schließlich die Aufnahmeprüfung bei der Polizei. Welche Hürden sie im Leben nehmen muss, beschreibt sie sehr eindrücklich.
Besonders imponiert hat mir, daß sie stets eine Lösung für ihre Probleme gefunden hat, und nicht nur für ihre eigenen. Sie ist eine Macherin, eine unglaublich starke Frau, die in ihrem Heimatland weit unter ihren Möglichkeiten geblieben wäre, wie so viele andere Frauen auch.
Am Ende der Lektüre war ich richtig traurig, nicht noch weiter an ihren Einsätzen teilnehmen zu können. Ich hätte so weiterlesen können. Der Schreibstil ist unglaublich fesselnd, plastisch und empathisch. Ich würde mir wünschen, die Autorin würde einen Folgeband schreiben, mit weiteren Einsätzen und der ein oder anderen Information, wie es ihrer Familie und vor allem ihrer Schwester im weiteren Verlauf ergangen ist.
Das Buch ist in vielerlei Hinsicht absolut lesenswert. Deswegen bekommt es von mir auch die volle Punktzahl und eine unbedingte Leseempfehlung.

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