Eine wirklich schöne Geschichte, liebenswerte Charaktere, eine sehr authentische Atmosphäre und ein bunter Genre-Mix!
"Der Uhrmacher in der Filigree Street" von Natasha Pulley ist als Hardcover mit 448 Seiten im September 2021 bei Klett-Cotta erschienen.
London, 1883: Nathaniel "Thaniel" Steepleton findet eines Abends ...
"Der Uhrmacher in der Filigree Street" von Natasha Pulley ist als Hardcover mit 448 Seiten im September 2021 bei Klett-Cotta erschienen.
London, 1883: Nathaniel "Thaniel" Steepleton findet eines Abends eine goldene Taschenuhr auf seinem Kopfkissen, die er allerdings nicht einmal öffnen kann - und wie sie in seine Wohnung gelangte, ist ihm ebenfalls ein Rätsel. Sechs Monate später jedoch öffnet sich die Uhr und schlägt derart Alarm, dass Steepleton aus dem Gebäude flüchtet und somit dem Bombenanschlag auf das Scotland Yard nicht zum Opfer fällt.
In die Taschenuhr ist die Adresse des Uhrmachers eingraviert, und diesen sucht Thaniel alsbald auf. Es handelt sich um den Japaner Keito Mori, ein stiller, freundlicher Mann, der harmlos zu sein scheint. Oder?
Der Titel hatte es mir im Vorfeld schon angetan und das wunderschöne Cover des Buches hat mich gleich in seinen Bann gezogen. Besonders die durch die Autorin äußerst authentisch erzeugte Atmosphäre des viktorianischen Englands und des historischen Japans haben mir wahnsinnig gut gefallen. Hier merkt man ganz deutlich, dass Natasha Pulley sehr gründlich recherchiert hat, zudem sind historische Fakten in den Plot eingeflossen. Man meinte förmlich, durch die Straßen der damaligen Zeit zu flanieren und alles selbst mitzuerleben!
Ebenfalls toll finde ich die liebevoll und detailreich erschaffenen Charaktere, allen voran Thaniel und Mori, die bald Freunde werden, und Moris bezaubernden Oktopus Katsu.
Grace blieb für mich etwas mysteriös. Auf alle Fälle ist sie eine starke Frau, die aus dem damaligen Klischee, der Rollenverteilung, sympathisch ausbricht.
Den Schreibstil als solchen empfand ich hingegen an manchen Stellen etwas trocken und schwergängig, so dass ich ab und zu aus dem Buch wieder in den Alltag geraten bin, ohne es zu wollen... Vielleicht liegt das daran, dass die Autorin hier ein bisschen was von vielen Genres gemischt hat und damit etwas zu viel wollte. Vielleicht liegt es auch an meinem persönlichen Geschmack.
Die Geschichte ist wunderbar ausgeklügelt und alles fügt sich auf wundersame Weise am Ende schlüssig zusammen, so verwirrend es zuvor auch gewesen sein mag.
Ein wirklich lesenswerter historischer Roman mit liebenswerten Protagonisten, der sich schwerlich einem einzigen Genre zuordnen lässt...