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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.10.2021

Ein etwas anderer Endzeitroman

The Fulfillment
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„...Bei uns ist die Welt wieder in Ordnung. Wir wohnen wieder zusammen und sind wieder eine Familie. Danke für alles, was ihr für uns getan habt...“

Mit diesen Worten wendet sich Lars an Hannah und Johannes. ...

„...Bei uns ist die Welt wieder in Ordnung. Wir wohnen wieder zusammen und sind wieder eine Familie. Danke für alles, was ihr für uns getan habt...“

Mit diesen Worten wendet sich Lars an Hannah und Johannes. Beide haben ihren Anteil daran, dass die Ehe zwischen Lars und Lisa nicht zerbrochen ist. Mittlerweile erwarten sie ihr zweites Kind. Deshalb muss Lisa beruflich kürzer treten. Ihre Forschungen könnten dem Embryo schaden.
Dann wird Lars erneut ins CERN eingeladen. Während des Experiments im Beschleunigerring ist ein Schatten zu sehen. Der ist aber danach auf keiner Aufnahme nachweisbar.

„… Ich wundere mich, wie etwas zur Abbildung kommen kann, das keine Masse und keine Ladung hat...“

Der Autor hat einen spannenden Abschlussband geschrieben. Er verknüpft Medizin und Physik mit dem Endzeitszenario der Bibel
Die Geschichte lässt sich gut lesen. Dazu trägt sowohl die angenehme Schriftgröße, als auch die detaillierte Beschreibung bei.
Für weitere Forschungszwecke wird dem CERN ein Quantencomputer aus Israel zur Verfügung gestellt. Lars will sofort nach dem Experiment wieder nach Hause, denn Lisa braucht ihn. Dann aber erhält er eine Nachricht von Lisa, die viele Fragen aufwirft.

„...Du wolltest doch nur zwei bis drei Tage fortbleiben? Jetzt sind schon zwei Wochen vergangen, und ich bin in Sorge...“

Für Lars und sein Team aber sind erst wenige Stunden vergangen. Doch nun wird ihnen klar: Der Versuch ist aus dem Ruder gelaufen. Sie stellen fest, dass sie den Raum nicht verlassen können. Sie können zwar Nachrichten empfangen, aber ihre abgesendeten kommen nicht an. Damit ergeben sich folgende Gedanken:

„...Ihr fragt, wo wir sind und wann wir sind. Und ich frage mich schlicht, ob wir noch sind...“

Über die Cloud kann Lars das Leben von Lisa und seinen Söhnen verfolgen. Diese Teile werden kursiv wiedergegeben. Dabei erfahre ich ein Menge über die Geschichte der Medizin, neue medizinische Theorien, statistische Methoden und plötzlich auftretende ungewöhnliche Erscheinungen in Israel. Lisa wird einige Jahre brauchen, bis sie begreift, was sie an Lars gehabt hat. Dann erkennt sie, dass sie meist die Nehmende war. Sie hofft auf ein Wiedersehen.
Das Verschwinden der vier Forscher hat für Wirbel gesorgt. Als aber die Nachforschungen zu keinem Ergebnis kommen, wendet sich die Welt anderen Problemen zu.
Im Tunnel dagegen diskutiert man das Phänomen unter dem Gesichtspunkt relativistischer Theorien verknüpft mit Quantentheorie. Die Erscheinung verhält sich wie Wind. Sie ist spürbar, aber nicht greifbar. Schrödingers Katze kommt erneut ins Gespräch. Die Erläuterungen erfolgen allgemeinverständlich.
Dann aber nimmt die Diskussion eine andere Richtung. Sie wissen, dass ihnen die Zeit davon läuft. Gleichzeitig ergibt sich aus Lisas Briefen, dass auf der Erde Dinge vorkommen, die unter anderem im Buch Hesekiel und in der Offenbarung vorher gesagt wurden. Die Diskussion verlegt sich auf Glaubensfragen.

„...Was also ist der Glaube? Er ist die Grundlage unserer Hoffnung...“

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Dem Autor gelingt der Spagat zwischen moderner Wissenschaft und tiefer Gläubigkeit. Das Ende ist schlüssig und lässt der eigenen Phantasie Raum.

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Veröffentlicht am 25.10.2021

Was sehnsucht vermag ...

Häuschen mit Garten
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„...Sie hasste diese entsetzlich enge, fensterlose Küche, in der ihre Füße geradeso neben den Abfalleimer passten...“

Leonie ist 60 Jahre alt. Nach der Scheidung ist die froh, eine bezahlbare Wohnung ...

„...Sie hasste diese entsetzlich enge, fensterlose Küche, in der ihre Füße geradeso neben den Abfalleimer passten...“

Leonie ist 60 Jahre alt. Nach der Scheidung ist die froh, eine bezahlbare Wohnung gefunden zu haben. Als Schriftstellerin lebt sie eher von der Hand in den Mund. Am meisten aber vermisst sie ihren Garten. Auch für ihren Hund sind die beengten Wohnverhältnisse Stress.
Die Autorin hat einen abwechslungsreichen Kurzkrimi geschrieben. Die Geschichte lässt sich flott lesen..
Trotz der wenigen Seiten werden die Protagonisten gut charakterisiert. Auf einen Spaziergang lernt Leonie Allegra kennen. Die hat ein Häuschen mit Garten geerbt und lädt Leonie zum Kaffee ein.Die beiden Frauen haben aber nicht wirklich viel gemeinsam. Mit Beauty und Mode kann Leonie nichts anfangen. Dafür lässt Allegra ihren Besitz vergammeln. Sie schätzt nicht, was sie hat.
Mir gefällt die bildhafte Beschreibung, die sich auch auf den Gemütszustand der Protagonisten bezieht, wie das folgende Zitat von Leonie zeigt.

„...Und so trieb sie im kalten Februar weiter auf ihren Floß über hoffnungsvoll hohe Wellen und sauste in Täler der Enttäuschung...“

Leonie hat nur einen Wunsch. Sie möchte gern das Häuschen haben, kann es sich aber finanziell nicht leisten. Nach einem Gespräch mit Sabine, der Gartennachbarin, kommt ihr die entscheidende Idee.
Der Kurzkrimi hat mir sehr gut gefallen.

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Veröffentlicht am 15.10.2021

Kinderbuch mit tierischen Protagonisten

Maxwell und die Hundegang
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„...In seinem kurzen Leben war Maxwell noch niemanden begegnet, der freundlich zu ihm gewesen wäre. Als er gerade erst drei Wochen alt war, hatte man ihn gegen eine Flasche Bier und ein Päckchen Chips ...

„...In seinem kurzen Leben war Maxwell noch niemanden begegnet, der freundlich zu ihm gewesen wäre. Als er gerade erst drei Wochen alt war, hatte man ihn gegen eine Flasche Bier und ein Päckchen Chips eingetauscht. Sein neuer Besitzer war Mr. Donaldson...“

Mit diesen Sätzen beginnt ein Kinderbuch, in dem es muss Freundschaft, Vertrauen und Mut geht. Maxwell ist ein kleiner Hund.
Die Geschichte wird kindgerecht erzählt. Die meisten Protagonisten sind Tiere. Maxwell hat die besondere Fähigkeit, ausgleichend zu wirken.
Bei Mr. Donaldson lernt er vier Tage später die kleine Hündin Blümchen kennen. Beide bringen ihrem neuen Herrchen aber nicht den erhofften Nutzen.
Blümchen befreit Maxwell aus dem Schrank und belehrt ihn:

„...“Freunde geben niemals auf“, sagte Blümchen. „Hat dir das noch niemand beigebracht?“...“

Mr. Donaldson wirft beide in einen Fluss. Maxwell erreicht das Ufer. Dabei hört er eine feine Stimme. Er weiß, dass Blümchen irgendwo am anderen Ufer ist. Damit beginnt eine spannende Suche durch die nächtliche Stadt. Andere Hunde, Katzen Ratten kreuzen Maxwells Weg. Die Hundegang nimmt ihn bei sich auf und will ihm helfen.
Der Autor hat ungewöhnliche Ideen, die er bei der Suche umsetzt.
Süße Zeichnungen illustrieren die Geschichte. Am Ende jedes Kapitels befindet sich der Abdruck einer Hundepfote.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen.

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Veröffentlicht am 13.10.2021

Mutige Frauen in harter Zeit

Bis zum letzten Tanz
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„...Herrschaftszeiten, was seid ihr denn für eine Generation? Wir wussten uns auch zu helfen, und das waren keine einfachen Zeiten! Ihr habt heute viel mehr Möglichkeiten...“

Diese Worte sagt Lotte zu ...

„...Herrschaftszeiten, was seid ihr denn für eine Generation? Wir wussten uns auch zu helfen, und das waren keine einfachen Zeiten! Ihr habt heute viel mehr Möglichkeiten...“

Diese Worte sagt Lotte zu ihrem hundertsten Geburtstag zu Hanna. Drei Generationen trennen die beiden Frauen. Nun nimmt Lotte Hanna auf einen Spaziergang mit und erzählt ihr aus ihrem Leben.
Die Autorin hat einen abwechslungsreichen historischen Roman geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen.
Der Schriftstil ist ausgereift. Er bringt die Probleme der Zeit sehr gut auf den Punkt.
Wir schreiben das Jahr 1938. Lotte hat ihr Heimatdorf Traunstein verlassen und kommt nach Wien. Dort wohnt sie anfangs bei ihrer Freundin Gisi. Sie bekommt eine Anstellung in einem Kaffeehaus.
Die Personen werden gut charakterisiert. Trotzdem fällt es schwer, Zugang zu Lotte zu finden. Sie ist arbeitsam und steckt die Gehässigkeiten ihrer Chefin weg. Sicher bringt die Umstellung vom Dorf auf die Großstadt Probleme mit sich. Dass es Lotte aber schafft, die Politik völlig auszublenden, obwohl sie selbst belästigt wurde, kann ich nur schwer nachvollziehen. Lottes Gedanken sind in der Regel auf ein Thema fixiert: Sie möchte nie wieder hungern müssen.

„...Jedes Wort konnte ins Gefängnis führen – oder Schlimmeres, was sich Lotte nicht einmal auszumalen wagte. Dann lieber den Alltag bewältigen, die Arbeit brav erledigen, wie man es von ihr erwartete, sodass Frau Schwarz mit ihr weiterhin zufrieden war...“
In all dem Grau erlebt Lotte eine romantische Szene, als sie sich in Erich, den Sohn ihrer Chefin, verliebt. Er verwöhnt sie mit Sachertorte. Doch bald wird er eingezogen. Als er erfährt, dass Lotte schwanger ist, organisiert eine schnelle Hochzeit. Bald darauf kommt die Nachricht, dass er vermisst wird.
Sehr detailliert und beeindruckend wird beschrieben, was der Krieg für die Frauen bedeutet hat. Wieder wird das Essen knapp. An Schlaf ist nicht zu denken, wenn Bombenalarm droht. Die Luftschutzkeller hinterlassen Beklemmung.

„...Diese endlose Kälte! Sie wusste nicht mehr, was schlimmer war, das Rumoren in den Eingeweiden oder das ewige Frieren bis auf die Knochen...“

Und dann muss Lotte feststellen, dass ihre Freundin Gisi von jetzt auf gleich verschwunden ist. Keiner weiß, warum und wohin. Gut gefallen hat mir, dass die Protagonisten vielschichtig gezeichnet wurden. Manche weisen überraschend positive Charakterzüge auf.
Das Kaffeehaus übersteht den Krieg. Was aber soll man anbieten? Lebensmittel sind im besetzten Wien nicht zu bekommen. Und Frauen sollen sich möglichst von der Straße fern halten. Er grassiert die Angst vor den Vergewaltigungen. Der Schleichhandel blüht.

„..So lief es derzeit immer, denn jeder kannte wen, der wen kannte, wo man das gerade Benötigte irgendwie eintauschen konnte...“

Mehrmals fährt Lotte in ihr Heimatdorf, um dort Waren einzutauschen. Dort trifft sie Robert, einen amerikanischen Soldaten. Mittlerweile kennt sie das beliebteste Zahlungsmittel: die Zigaretten der Amerikaner.
Als kurz nach dem Krieg die Schwiegermutter stirbt, übernimmt Lotte das Kaffeehaus. Immer noch wartet sie auf Erichs Rückkehr.
Sehr eindringlich wird die Befindlichkeit der Menschen deutlich.

„...Gisi hatte über das Erlebte sprechen wollen, sonst niemand. Schweigen lag über der Diktatur, dem Krieg und all den Toten….“

Die Autorin versteht es, mir als Leser Lottes innere Zerrissenheit nahe zu bringen. Stunden der Leichtigkeit werden abgelöst durch Zeiten der Hoffnungslosigkeit. Der Krieg hat nicht nur die Männer verändert. Er hat bei allen Spuren hinterlassen.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es zeigt eine andere Sicht auf Krieg und Nachkriegszeit – die Sicht der Frauen.

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Veröffentlicht am 12.10.2021

Verzwickter Fall

Unbezähmbare Gezeiten
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„...Es geht um einen Junkie, der sich einen goldenen Schuss gesetzt hat. Auf den ersten Blick eine eindeutige Angelegenheit...“

Kommissar Jörg – Peter Jörgensen in Kiel ist mit Ermittlungen zu einer bulgarischen ...

„...Es geht um einen Junkie, der sich einen goldenen Schuss gesetzt hat. Auf den ersten Blick eine eindeutige Angelegenheit...“

Kommissar Jörg – Peter Jörgensen in Kiel ist mit Ermittlungen zu einer bulgarischen Prostituierten beschäftigt , als ihn sein Chef für einen weiteren Fall verantwortlich macht. Um was es geht, zeigt das obige Zitat. Die Sache stinkt zum Himmel. Doch der Vater von Johannes, dem Toten, ist eine bekannte Persönlichkeit, die Mutter Pastorin. Es ist Fingerspitzengefühl gefragt.
Es fehlt sowohl ein Motiv, als auch ein möglicher Täter. Die Gespräche mit der Familie und einer Mitstudentin sind nicht sehr hilfreich.
Der Autor hat einen spannenden Krimi geschrieben. Die Geschichte lässt sich flott lesen.
Der Schriftstil passt zum Genre. Er sorgt mit für einen hohen Spannungsbogen.
Dann gibt es zwei Fakten, die für die Ermittlung wichtig werden könnten. Nach dem Abitur hat. Johannes mit seinem besten Freund eine Reise unternommen. Die hat ihn verändert. Leider weiß die Familie nicht, warum und wieso. Und bei dem letzten Streit von Johannes mit seinem Vater hatte er ein Buch bei sich, dass aus der rechtsradikalen Szene stammt.
Natürlich wird auch zum Thema Drogen recherchiert. Dabei wird der Kommissar mit folgender Meinung konfrontiert:

„...Das ist das Problem. Nicht die Drogen sind es, nein, es ist die Illegalität, die die Abhängigen tötet..“

Von Tag zu Tag wird die Sache verzwickter. Nicht nur die Polizei interessiert sich für die Vorgänge.
Über den Kommissar erfahre ich nur wenig. Sein Charakter und seine Gefühle erschließen sich über sein Tun. Das betrifft nicht nur die berufliche Arbeit, die er akribisch erledigt. Ich erfahre auch einiges über sein Privatleben.
Eingeflochten werden kurze gesellschaftswissenschaftliche Fragen, so die Staatsideen von Platon.
Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Sie lädt zum Miträtseln und Mitdenken an. Natürlich gehe ich dabei alle Umwege mit. Geschickt werde ich in die Irre geführt.

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