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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.10.2021

Verzwickter Fall

Unbezähmbare Gezeiten
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„...Es geht um einen Junkie, der sich einen goldenen Schuss gesetzt hat. Auf den ersten Blick eine eindeutige Angelegenheit...“

Kommissar Jörg – Peter Jörgensen in Kiel ist mit Ermittlungen zu einer bulgarischen ...

„...Es geht um einen Junkie, der sich einen goldenen Schuss gesetzt hat. Auf den ersten Blick eine eindeutige Angelegenheit...“

Kommissar Jörg – Peter Jörgensen in Kiel ist mit Ermittlungen zu einer bulgarischen Prostituierten beschäftigt , als ihn sein Chef für einen weiteren Fall verantwortlich macht. Um was es geht, zeigt das obige Zitat. Die Sache stinkt zum Himmel. Doch der Vater von Johannes, dem Toten, ist eine bekannte Persönlichkeit, die Mutter Pastorin. Es ist Fingerspitzengefühl gefragt.
Es fehlt sowohl ein Motiv, als auch ein möglicher Täter. Die Gespräche mit der Familie und einer Mitstudentin sind nicht sehr hilfreich.
Der Autor hat einen spannenden Krimi geschrieben. Die Geschichte lässt sich flott lesen.
Der Schriftstil passt zum Genre. Er sorgt mit für einen hohen Spannungsbogen.
Dann gibt es zwei Fakten, die für die Ermittlung wichtig werden könnten. Nach dem Abitur hat. Johannes mit seinem besten Freund eine Reise unternommen. Die hat ihn verändert. Leider weiß die Familie nicht, warum und wieso. Und bei dem letzten Streit von Johannes mit seinem Vater hatte er ein Buch bei sich, dass aus der rechtsradikalen Szene stammt.
Natürlich wird auch zum Thema Drogen recherchiert. Dabei wird der Kommissar mit folgender Meinung konfrontiert:

„...Das ist das Problem. Nicht die Drogen sind es, nein, es ist die Illegalität, die die Abhängigen tötet..“

Von Tag zu Tag wird die Sache verzwickter. Nicht nur die Polizei interessiert sich für die Vorgänge.
Über den Kommissar erfahre ich nur wenig. Sein Charakter und seine Gefühle erschließen sich über sein Tun. Das betrifft nicht nur die berufliche Arbeit, die er akribisch erledigt. Ich erfahre auch einiges über sein Privatleben.
Eingeflochten werden kurze gesellschaftswissenschaftliche Fragen, so die Staatsideen von Platon.
Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Sie lädt zum Miträtseln und Mitdenken an. Natürlich gehe ich dabei alle Umwege mit. Geschickt werde ich in die Irre geführt.

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Veröffentlicht am 10.10.2021

Mathematik und Humor - geht doch

Wie die Mathematik in die Welt kam
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„...Bald sah auch der Dümmste ein:
Zwei kann sehr Verschiedenes sein:
Zwei Eichenblätter, Bärenhäute,
Steinbeilklingen, alte Leute...“

Das ist ein Ausschnitt aus dem Gedicht, das auf ganz besondere Art ...

„...Bald sah auch der Dümmste ein:
Zwei kann sehr Verschiedenes sein:
Zwei Eichenblätter, Bärenhäute,
Steinbeilklingen, alte Leute...“

Das ist ein Ausschnitt aus dem Gedicht, das auf ganz besondere Art die Geschichte der Mathematik erzählt. Es begann vor knapp hunderttausend Jahren, als Häuptling Olim seiner Horde den Unterschied zwischen ein Mann, zwei Mann, viele Mann klarmachte.
Das Gedicht ist sehr humorvoll und für Kinder verständlich formuliert. Es geht darum, wie der Zahlenraum größer wurde, erste Brüche entstanden und man die Geometrie nutzte. Dabei wird deutlich hervorgehoben, dass es die Erfordernisse der Zeit waren, die die weitere Entwicklung der Mathematik vorangetrieben haben. Der Autor nennt das Eigennutz. Kann man so sehen, muss man nicht. Den Abschluss bildet ein Blick auf den ersten Rechenautomaten.
Eingebettet ist das Gedicht in phantasievolle Zeichnungen, die selbst mathematische Elemente enthalten, so ein rechtwinkliges Dreieck, einen Würfel oder eine Waage.
In einem Nachwort werden nochmals einige Mathematiker erwähnt, die Besonderes für das Fach geleistet haben. Einen Satz aus diesem Nachwort würde ich allerdigns sofort unterstreichen:

„...Aus dem Einfachen springt dann die Vielfalt wie die Blüte aus der Knospe...“

Worterklärungen am Ende gehen auf unbekannte Begriffe ein.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen.

Veröffentlicht am 20.09.2021

Schöne Geschichten

Kirschen essen
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„...Such dir lieber einen neuen Mann. Du bist jung, du hast das Leben noch vor dir. Der Tod ist ein Spielverderber...“

Dieses Zitat stammt aus der zweiten Geschichte. Naomi will sich von Ruth verabschieden ...

„...Such dir lieber einen neuen Mann. Du bist jung, du hast das Leben noch vor dir. Der Tod ist ein Spielverderber...“

Dieses Zitat stammt aus der zweiten Geschichte. Naomi will sich von Ruth verabschieden und zurück in ihre Heimat gehen. Doch Ruth folgt ihr.
In 21 Episoden erzählt die Autorin Liebesgeschichten aus der Bibel. Dabei geht es nicht nur um die Liebe zwischen Frau und Mann. Die meisten der Erzählungen werden gekonnt in die Gegenwart übertragen.
Nach jeder Geschichte folgen entweder ein bis zwei Zitate einer historischen Persönlichkeit oder ein Vers aus der Bibel. Häufig greift die Autorin dabei auf das Hohelied zurück. Diese Teile wurden in Rot gedruckt.
Die eigentlichen Geschichten sind nur wenige Seiten lang. Schnell kommt die Autorin auf den Punkt. Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Er ist sehr bildhaft und arbeitet mit Metaphern. Betsebas Gedanken klingen so:

„...Der Mond scheint auf den Mosaikfußboden. Manche Steine leuchten, während andere dunkel bleiben. So ist die Liebe, denkt sie...“

In die Geschichte von Salomo und der Königin von Saba werden gekonnt Rätsel und kurze Erzählungen eingewoben. Andere Erzählungen zeichnen sich durch einen feinen Humor aus, zum Beispiel als sich die Tiere im Paradies unterhalten:

„...Mir gefällt es hier sehr. Nur die Nachbarn sind etwas laut, nun ja, Elefanten eben. Aber man wird schon miteinander auskommen...“

Es gibt vereinzelte Geschichte, die etwas aus dem Rahmen fallen. So wird in einer Erzählung Jesus charakterisiert. Kurze Sätze fassen das Wesentliche seines Lebens zusammen.

„...Wer mit ihm eine Meile gehen wollte, mit dem ging er zwei. Einigen ging das zu weit. Aber er ging noch weiter. Er liebte seine Feinde...“

Zu meinen Lieblingsgeschichten im Buch gehört die Erzählung von Judas. Hier möchte ich auf ein Zitat verzichten, weil ich nicht weiß, wo ich da anfangen und wo aufhören soll. Es wird eine Entwicklung dargestellt, die beginnt mit langsamer Zuneigung, sich wendet zu Enttäuschung und am Ende die eigene Vorstellung erzwingen will. Das Bild, das er sich von Jesus gemacht hat, war mit dem Wesen Jesus nicht zu vereinbaren.
Schöne Illustrationen in Schwarz und Rot veranschaulichen das Geschehen. Das Buch hat mir sehr gut gefallen.

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Veröffentlicht am 05.09.2021

Paulas Entscheidung

Eine Familie in Berlin - Paulas Liebe
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„...Doch, wenn man aufmerksam ist, kann man die ersten Anzeichen schon erahnen. Es sind immer nur kleine Veränderungen, sachte und leise – der Rauchgeruch eines Feuers auf den Feldern, der mit einem Mal ...

„...Doch, wenn man aufmerksam ist, kann man die ersten Anzeichen schon erahnen. Es sind immer nur kleine Veränderungen, sachte und leise – der Rauchgeruch eines Feuers auf den Feldern, der mit einem Mal in der Luft liegt...“

Wir schreiben das Jahr 1878. Die 15jährige Paula Oppenheimer, Tochter eines Rabbiners in Berlin, diskutiert mit ihrem zwei Jahre jüngeren Bruder Franz, ob schon Herbst oder noch Sommer ist. Noch ahnt sie nicht, dass für sie bald eine Veränderung ins Haus steht.
Die Autorin hat eine berührende Familiengeschichte geschrieben. Man sollte wissen, dass der Hintergrund der Ereignisse auf realen Geschehen beruht. Der Schriftstil ist ausgereift und unterstützt die eher ruhige Erzählweise.
Die Familie kommt zurecht, muss aber Zimmer untervermieten. Dem Geist der Zeit gemäß gibt es natürlich indem gutbürgerlichen Haushalt ein Kindermädchen und eine Köchin.

„...Machst du dir wirklich sorgen um unsere Finanzen? Das musst du nicht. Wir haben nicht viel, aber alles, was wir brauchen...“

Eines wissen die Kinder genau. Auf ihre Eltern können sie sich verlassen, egal mit welchen Anliegen sie zu ihnen kommen.
Schon in jungen Jahren zeigt sich bei Paula eine gewisse literarische Begabung. Sie unterhält ihre Geschwister mit Rätselgedichten.

„...Es läuft und hat keine Beine, es gibt viele und doch nur eine. Wer zu viel hat, kann`s nicht verschenken, wer zu wenig hat, muss es beschränken. Bald geht es langsam, bald schnell...“

Auguste, Paulas Tante, die ebenfalls in Berlin wohnt, bietet der Familie an, Paula zu sich zu nehmen. Sie ist finanziell gut gestellt, hat keine Kinder und einen Mann, der beruflich häufig auf Reisen ist. Auguste hat viele Kontakte zu Künstlern und Schriftstellern, besucht Oper und Konzert. In diese Welt will sie Paula einführen und ihre musische Ausbildung fördern. Offiziell bietet sie Paula die Stelle einer Gesellschafterin an. Paula darf selbst entscheiden, was sie will. Gut werden ihre inneren Konflikte dargestellt. Für sie liegt die Zukunft noch im Dunkeln. Ein Studium ist nicht möglich.
Bei der Tante genießt Paula mehr Freiheiten als im Elternhaus. Sie darf sich ausprobieren, um ihren Weg im Leben zu finden. Natürlich geht nicht alles reibungslos.

„...Heimweh und Sehnsüchte sind tückische Gefühle. Sie gaukeln uns vor, dass das Gras auf der anderen Seite des Weges immer grüner ist...“

Das Zitat zeigt auch, dass die Autorin das Spiel mit Worten und Metaphern beherrscht. Eingebunden in die Geschichte sind etliche Briefe. Sie entsprechen dem Stil der Zeit: romantisch, voller Gefühle. Und es sind gerade Kleinigkeiten und kurze Bemerkungen in den Briefen, die die Zwischentöne des Buches ausmachen und Veränderungen verdeutlichen.
Durch ihren Bruder Franz lernt Paula Richard Dehmel kennen. Nach und nach entwickelt sich eine besondere Beziehung. Doch sowohl die Tante, als auch die Eltern haben einen anderen Blick auf den jungen Mann als die verliebte Paula. Ihr Vater stellt ihr die entscheidende Frage:

„...Macht er dich glücklich?...“

Sie sehen seine Arroganz und seinen Drang nach Selbstbestätigung. Paula kämpft für diese Liebe. Neben den Briefen sind es tiefgehende Gespräche, die einen Blick in die Seelen der Protagonisten gestattet.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es ist eher leise Lektüre, die die historischen Gegebenheiten gut widerspiegelt.

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Veröffentlicht am 09.08.2021

Schöne Übersicht

Adler, Fisch und verbotene Früchte
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„...Im Grunde ist dieses Buch eine Sammlung von zweiundfünfzig Haftnotizen. Es enthält kurze Impulse zu den wichtigsten christlichen Symbolen und Motiven. Sie erinnern an die Bedeutung, die sich hinter ...

„...Im Grunde ist dieses Buch eine Sammlung von zweiundfünfzig Haftnotizen. Es enthält kurze Impulse zu den wichtigsten christlichen Symbolen und Motiven. Sie erinnern an die Bedeutung, die sich hinter diesen Symbolen verbirgt...“

Nach diesem Worten aus dem Vorwort des Buches wusste ich als Leser, was mich erwartet. Jeder Doppelseite ist ein Begriff zugeordnet. Der Aufbau geschieht nach dem gleichen Schema. Zuerst wird ein Bibelvers angegeben. Danach erfolgt die Erläuterung des Begriffs, der auf der zweiten Seite im Bild genannt wird. Zuletzt wird die Bibelstelle zitiert. Die Reihenfolge der vier Objekte kann durchaus variieren.
Die Fotos sind gut gewählt und von hoher Qualität. Auch die leicht glänzende Papierqualität gibt dem Buch ein besonderes Gepräge.
Es beginnt mit Begriffe, die wir zumeist der Weihnachtszeit zuordnen wie den Adventskranz und den Christstollen. Neben eher bekannten Symbolen werden auch Dinge angesprochen, die ich bisher nicht dem christlichen Glauben zugeordnet hätte, so der Nubbel, die Nuss oder Lametta.
Die Texte sind kurz und kommen schnell auf das Wesentliche.

„...Das Fischsymbol wird dabei mit der Speisung der Fünftausend verknüpft...“

Der Schriftstil ist meist sachlich, aber trotzdem von einer gewissen Lockerheit. Neben den christlichen Kontext wird der Einstieg oft über Bezüge zum Alltagsleben geschaffen.
Eines habe ich allerdings vermisst. Ich hätte gern gewusst, ob das eine oder andere Symbol vorher schon eine Bedeutung hatte und warum es zur neuen Bedeutung kam.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen.

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