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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.06.2017

Ich lebe

Tanz des Vergessens
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Auch mit diesem Roman hat mich Heidi Rehn wieder überzeugt. Die 20er Jahre des letzten Jahrhunderts werden lebendig und die Autorin liefert ein beeindruckendes Frauenportrait dieser Zeit ab.
Das Cover ...

Auch mit diesem Roman hat mich Heidi Rehn wieder überzeugt. Die 20er Jahre des letzten Jahrhunderts werden lebendig und die Autorin liefert ein beeindruckendes Frauenportrait dieser Zeit ab.
Das Cover ist nicht so ganz mein Geschmack, der Blick wirkt doch etwas durchdringend, auch wenn die Kleidung und der Kopfschmuck, sowie das Make-up eine absolute Eleganz ausstrahlt. Der Klappentext hat mich dann wirklich neugierig gemacht, man fragt sich als Leser unweigerlich, wie es mit Lou weitergehen mag.
Die Schatten der Zeit liegen wie ein böser Fluch auf den Menschen dieser Zeit und das neue Unheil ist für einige schon am Horizont sichtbar, wogegen andere der Wahrheit dessen, was da kommen mag, noch nicht ins Auge schauen können, bzw. das Unheil schlicht und ergreifend nicht erkennen.
Wie schafft es diese Generation mit dem Erbe der Vergangenheit umzugehen, ohne ihre eigene Identität zu verlieren, genau dies versucht Heidi Rehn in diesem Roman zu beantworten. Der Autorin gelingt dies auch sehr gut. Man bekommt einen guten Einblick in die Sorgen und Nöte der Zeit, aber auch von den Träumen und Sehnsüchten einer Generation. Der Roman wird chronologisch erzählt, die Autorin arbeitet neben Zeitraffungen auch mit Zeitsprüngen, um den Roman geschmeidig zu erzählen und keine Langeweile aufkommen zu lassen.
Die Themen: Politik, Gesellschaft, Mode, aber auch das Nachtleben kommen in diesem Roman nicht zu kurz. Die Autorin hat akribisch recherchiert, um ein beeindruckendes Portrait einer Zeit einzufangen. Mich hat die Geschichte zwar beeindruckt, dennoch bin ich nicht zu 100% mit der Protagonistin Lou warm geworden. Sie mag zwar ein Kind ihrer Zeit sein, dennoch hätte ich sie mir beispielsweise nicht als beste Freundin vorstellen können. Oft war ihr Handeln für mich nicht nachvollziehbar, bzw. ich hätte es als ihre beste Freundin nicht billigen können, was sie tat. Dies ist mein ganz persönlicher Eindruck, meine Neugier hingegen hat die Autorin mit dieser Figur in mir geweckt. Auch die anderen Figuren, waren zwar sehr gut gezeichnet, dennoch bleiben sie mir ein wenig fremd, da auch ihr Handeln für mich nicht immer akzeptabel war. Oft war alles mehr Schein als Sein und genau damit habe ich mir in einigen Situationen des Romans schwer getan.
Der Schreibstil der Autorin ist sehr feinfühlig und intensiv, einmal angefangen reißt er mit und man möchte am liebsten mit dem Lesen nicht mehr aufhören. Ich kann diesen Roman nur allen empfehlen, die mehr über diese besondere Zeit zwischen den zwei Weltkriegen erfahren möchten. Ein Roman der zum Nachdenken anregt, der aber auch gleichzeitig die unbändige Lebensfreude einer Generation thematisiert.

Veröffentlicht am 14.05.2017

Liebe kennt kein Alter

Und jetzt lass uns tanzen
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Das Cover ist ein wenig ungewöhnlich, Strichzeichnungen lassen eher einen Comic bzw. Cartoon vermuten, als einen Liebesroman. Der Klappentext hingegen spricht eine eindeutige Sprache und der Leser kann ...

Das Cover ist ein wenig ungewöhnlich, Strichzeichnungen lassen eher einen Comic bzw. Cartoon vermuten, als einen Liebesroman. Der Klappentext hingegen spricht eine eindeutige Sprache und der Leser kann sehr gut einschätzen, um welches Thema es sich im Buch dreht. Zuerst scheint der Bezug vom Inhalt zum Titel etwas unklar, allerdings gibt es eine Szene im Buch, die auch diesen relativ ungewöhnlichen Titel erklärt.
Das Thema dieses Romans könnte man wie folgt zusammenfassen: Gibt es eine Liebe nach der großen Liebe in der dritten Lebenshälfte? Mit dieser Frage beschäftigt sich der Roman, was durch die beiden Protagonisten Marcel, Witwer, und Marguerite, Witwe, schnell klar wird. Der gesamte Roman wird auch aus diesen beiden Perspektiven erzählt, wir bekommen Einblick in die Gefühlswelt von Marcel und Marguerite. Die relativ vielen kurzen Kapitel und die knappen, zum Teil auch witzigen Dialoge tragen dazu bei, dass der Roman sehr flott und leicht zu lesen ist. Er versprüht eine gewisse Leichtigkeit, die auch dem Humor in der Geschichte geschuldet ist. Aber es gibt auch traurige bzw. bedrückende Passagen, die sich an einen Zipfel Hoffnung klammern.
Der Schreibstil der Autorin in leicht und flüssig zu lesen, sie verwendet größtenteils Alltagssprache und verzichtet auf Fremdworte bzw. Fachausdrücke. Erzählende Passagen findet man in diesem Roman eher weniger, er lebt vor allen Dingen durch die Dialoge.
Der Roman hat aber nicht nur das Thema Liebe im Alter, sondern auch der Umgang mit dem Alter an sich, sowohl aus Sicht der Betroffenen selber, als auch aus der Perspektive der Angehörigen. Wie kann sich das Leben in der dritten Lebenshälfte noch einmal ändern? Wieviel Selbstbestimmung ist auch im Alter noch möglich?
Dieser Roman hat viele kleine feine Zwischentöne, die von Hoffnung und Zuversicht sprechen, sodass die Geschichte immerzu Spaß macht. Diesen Roman kann ich allen Liebenden empfehlen, egal ob Mann oder Frau, denn Liebe kennt kein Geschlecht und kein Alter. Von mir gibt es eine klare Kauf- und Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 10.05.2017

Zwischen Bauern und Adel

Die zwei Leben der Florence Grace
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Das neue Buch von Tracy Rees, lässt mich etwas gespalten zurück. „Die Reise der Amy Snow“ hatte mir damals richtig gut gefallen, meiner Meinung nach kann aber „Die zwei Leben der Florence Grace“ damit ...

Das neue Buch von Tracy Rees, lässt mich etwas gespalten zurück. „Die Reise der Amy Snow“ hatte mir damals richtig gut gefallen, meiner Meinung nach kann aber „Die zwei Leben der Florence Grace“ damit nicht ganz mithalten.
Das Cover ist wieder sehr stilvoll und edel, es ist relativ klar, um was es geht. Die Kleidung der jungen Dame auf dem Cover verrät dem Leser sofort um welche Gesellschaftsschicht es sich handelt, sowie zu welcher Zeit der Roman ungefähr spielt. Der Klappentext ist mit dem kurzen Anreißer sehr gut gewählt und macht den Leser neugierig. Die Animation zum Lesen ist somit gegeben und man möchte am liebsten sofort loslegen.
Florrie ist zu Beginn des Romans dreizehn Jahre alt und steht somit an der Schwelle zum Teenager-Dasein, welches natürlich zu ihrer Zeit etwas ganz anderes beinhaltet, als dies heute der Fall wäre. Die Frage, die den Leser während des gesamten Romans begleitet ist die Beziehung zwischen Florence, genannt Florrie, und ihrem Cousin Turlington. Werden die beiden ein Paar oder nicht? Eine weitere Frage die im Raum steht ist: Wird Florence in ihrem neuen Leben zu Recht kommen? Beide Fragen beantwortet die Autorin und lässt den Leser nicht im Unklaren.
Der Aufbau der Romans ist meiner Meinung nach ein klein wenig verwirrend. Die Geschichte wird zwar chronologisch erzählt, allerdings gibt es sowohl Zeitraffungen, als auch Rückblenden sowie Zeitsprünge. Manchmal weiß man als Leser nicht genau wieviel Zeit zwischen einigen Ereignissen gelegen hat, was ich als sehr schade empfunden habe. Sonst ist der Roman aber logisch stringent aufgebaut, im Vordergrund stehen die gesellschaftliche Stellung der Familie und ihr damit verbundenes Ansehen.
Der Roman wird aus der Sicht der Ich-Erzählerin Florrie erzählt. Eigentlich ist diese Perspektive dafür prädestiniert eine enge Bindung zu der Person aufzubauen, mir ist dies leider nicht gelungen. Ich bin mit Florence leider nicht warm geworden, aber dies ist sicherlich eine rein subjektive Empfindung. Ein gewisser Humor blitzt immer wieder durch die Zeilen und unterhält sehr gut, teilweise waren es mir aber zu viele erzählende Passagen und ich hätte mir mehr Dialoge gewünscht, die etwas zur Auflockerung beigetragen hätten. Auch bleiben durch diese spezielle Erzählweise die Gedanken der anderen Personen dem Leser verborgen, da man nur Florence Blickwinkel kennt.
Dieser Roman richtet sich mit sehr großer Wahrscheinlichkeit an die weibliche Leserschafft, Männer werden es sehr schwer haben sich mit Florrie identifizieren zu können. Alles in allem aber ein durchaus lesenswerter Roman, der einen guten Einblick in die Welt der Upper-Class gewährt.

Veröffentlicht am 26.04.2017

Das schwarze Gold

Der Kaffeedieb
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Das Cover ist eine absolute Wucht, es erinnert sofort an die alten niederländischen Meister und fängt das Flair der Zeit wunderbar ein. Der Klappentext bietet eine gute und knappe Zusammenfassung des Inhalts, ...

Das Cover ist eine absolute Wucht, es erinnert sofort an die alten niederländischen Meister und fängt das Flair der Zeit wunderbar ein. Der Klappentext bietet eine gute und knappe Zusammenfassung des Inhalts, sodass man als Leser Lust auf mehr bekommt. Chalon und sein Team von Dieben ist eine Truppe, die man sofort, jeder auf seine Art und Weise, ins Herz schließt. Jeder hat spezielle Fähigkeiten die für den heiklen Auftrag den sie ausführen sollen, von Nutzen sein werden.
Als Leser braucht man eine gewisse Portion Geduld und analytische Begabung, um bei der Fülle an handelnden Personen auf diesen 460 Seiten die Orientierung zu behalten. Die Verwicklungen von Adel und Handel, sowie deren agieren über die Landesgrenzen hinweg, entwickelt sich nicht nur zu einem spannenden historischen Roman, nein es wird ein Abenteuerroman daraus, sodass man das Buch innerhalb kürzester Zeit liest. Der Roman wird zeitlich stringent aus mehreren Perspektiven erzählt und durch die vielen erzählenden Personen nimmt der Roman immer mehr an Fahrt auf. Auch die Briefe, die Teile der Geschichte erzählen, tragen dazu bei, dass der Roman eine eigene Dynamik entwickelt. Insgesamt ist der Roman in sechs Teile unterteilt. Die Handlung ist komplex, aber logisch nachvollziehbar, sodass die Taten der Protagonisten stets verständlich sind. Das Spionagenetz, welches innerhalb dieses Romans thematisiert wird, ist außerordentlich beachtlich und es macht sehr viel Spaß als Leser den Spionen über die Schulter zu schauen.
Tom Hillenbrand verwendet eine Sprache die den Leser dazu auffordert aufmerksam zu sein, viele französische, lateinische Ausdrücke und Redewendungen fließen in seinen Roman ein. Auch das passende Fachvokabular hat sich der Autor für seinen Roman angeeignet, sodass das Glossar im Anhang unabdingbar ist. Aber auch die Karte, der Anhang sowie eine Auflistung aller „Dramatis Personae“ runden den positiven Eindruck von diesem Buch ab.
Diesen Roman kann ich nur allen empfehlen, die gerne anspruchsvollere historische Romane lesen. Als Leser sollte man allerdings bereit sein, sich auf die wirtschaftlichen und adeligen Verstrickungen einzulassen.
Ein historischer Roman, der zugleich ein Wirtschaftskrimi ist und von seinen Leser volle Aufmerksamkeit fordert. Eine klare Leseempfehlung!
Ich bedanke mich beim Verlag Kiepenheuer & Witsch für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.

Veröffentlicht am 29.03.2017

Kampf der Gewalten

Ohne Ausweg
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Ohne Ausweg ist der dritte Teil der Faris-Iskander-Reihe. Leider habe ich diesen Titel als ein wenig schwächer in Bezug auf seine Vorgänger empfunden.
Das Cover ist düster, bedrohlich und beklemmend, es ...

Ohne Ausweg ist der dritte Teil der Faris-Iskander-Reihe. Leider habe ich diesen Titel als ein wenig schwächer in Bezug auf seine Vorgänger empfunden.
Das Cover ist düster, bedrohlich und beklemmend, es spiegelt wunderbar die Stimmung in dem Roman wieder. Er ist nichts für schwache Nerven, da er gerade in diesen Zeiten hochaktuell und die Brisanz des Themas im Hinblick auf die Anschläge in aller Welt nicht zu verleugnen ist. Die Story wird von der Autorin als sehr realistisch dargestellt, es geht nicht nur um Islamisten, sondern auch um die „Rechte Szene“. Ebenso um den Zusammenhang von politisch motivierten Straftaten, um Fatalismus und um den Terror gegen unschuldige Menschen.
Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt, die Anschläge sollen natürlich nach Möglichkeit verhindert werden, um so viele Menschen wie möglich zu retten. Wer wird das Bauernopfer sein?
Der Roman wird stringent aus mehreren unterschiedlichen Perspektiven erzählt, der Leser ist aber nicht allwissend, er weiß zwar mehr als die Ermittler, aber längst kennt auch er nicht alle Zusammenhänge.
Die Protagonisten, die die Autorin auch diesmal wieder ins Rennen schickt, sind Menschen mit Stärken und Schwächen. Sie sind greifbar für den Leser und nicht der Welt entrückt. Besonders die Nebenfiguren Ben, ein Computerspezialist, und Ira, eine evangelische Pfarrerin, haben mich auf ganzer Linie in ihrem Handeln überzeugt und sind mir während dieses Krimis ans Herz gewachsen.
Am Ende löst die Autorin alles sehr schön und konsequent auf, sodass keine Fragen offen bleiben und der Leser das Gefühl hat, die Motive und Beweggründe der Handelnden nicht unbedingt verstehen, aber doch nachvollziehen zu können.
Ich hätte mir den einen oder anderen Überraschungsmoment gewünscht, der alles in ein anderes Licht bringt und nichts so sein lässt, wie es zuerst den Anschein hatte. Ein wenig zu glatt, wenn man es so will, denn ich glaube nicht, wenn es sich so im realen Leben abspielen würde, dass es dann diesen Ausgang genommen hätte.
Dieses Buch richtet sich an alle Leser, die gerne einen Krimi oder Thriller lesen und eine nötige Portion Nervenkitzel vertragen können. Für Zartbesaitete ist dieser Roman nichts, da er zu sehr die Bilder der aktuellen Weltlage heraufbeschwört und ein sehr mulmiges Gefühl beim Lesen auslöst.
Somit kann ich leider keine allgemeine Empfehlung für diesen Krimi aussprechen. Wer einen gediegenen Kriminalroman aller Donna Leon, Martin Walker und Co. Erwartet, sollte zu einem anderen Buch greifen. Wer aber gerne auch mal etwas härtere Sachen liest, den wird dieser Roman trotz des aktuellen Themas sicher gut unterhalten.