Zitate:
"Ich weiß, dass ich damit Gefahr liefe, zu weit zu gehen. Doch für derlei Subtilitäten dünkt mich das Leben zu kurz. Den Vorwitzigen lacht das Glück." Seite 14
"Wie seltsam, sterben zu wollen. Und wie seltsam, wenn man zudem noch glaubt, man habe so einen simplen Ausweg nicht verdient." Seite 126
"Ich bin nichts wert, überhaupt nichts. Mein größtes Talent besteht darin, in Schwierigkeiten zu geraten, aus denen mich andere herausholen müssen." Seite 399
Meinung:
Herzlich willkommen zu Montys Cavaliersreise, auf die er von seinem Vater geschickt wird, um sich ein letztes Mal die Hörner abzustoßen! Aber was ist das? Er darf weder Trinken, noch Feiern oder sich gar in anstößigen Szenarien mit Männern erwischen lassen, sonst wird er enterbt. Wo soll denn da bitte der Spaß sein? Und zu allem Überfluss, muss er nicht nur einen Tutor ertragen, der auf ihn und seinen besten Freund Percy aufpasst, sondern auch noch, zumindest auf dem ersten Teil der Reise, seine ungeliebte Schwester Felicity...
Na das kann ja heiter werden... Zumal genau das die Dinge sind, die Percy in der Regel am meisten genießt: Alkohol, Spiel, Tändeleien und sonstige Dummheiten. Auch der Männerwelt ist er nicht abgeneigt...
Was einem beim Lesen natürlich zuerst ins Auge sticht, ist der Schreibstil. Dieser ist, passend zum 18. Jahrhundert, entsprechend altertümlich gehalten, ohne jedoch zu hochtrabend zu werden. Also keine Angst, keine Verständnisprobleme in Sicht ;)
Ein weiterer sehr charmanter Aspekt sind die Charaktere. Sie sind liebevoll und mit viel Witz ausgearbeitet, so dass das Lesen ein wahrer Genuss ist.
Monty, oder besser gesagt Henry Montague, ist ein charmanter Taugenichts, der -mehr oder minder- regelmäßig Dummheiten im Kopf hat und dabei leider zumeist kein Fettnäpfchen auslässt. Sehr zum Verdruss seines Vaters, der wahrlich alles andere als stolz ist und ihn deswegen auch des Öfteren maßregelt. Er handelt meist zuerst, bevor er das Köpfchen anstrengt. Man muss jedoch sagen, dass er mit seiner einnehmenden und dreisten Art auch oftmals damit durchkommt. Sein Selbstbewusstsein ist beispiellos! Außer... ja außer es geht um Percy. In ihn ist er bis über beide Ohren verliebt, doch Gott bewahre, wenn er davon erführe! Zumal auf Sodomie harte Strafen stehen und Monty gleichwohl ihre Freundschaft nicht gefährden möchte.
Percy, sein bester Freund, ist in seiner Familie ein Bastard. Ein Schwarzer, resultierend aus einem Fehltritt, der bestenfalls geduldet wird. Das machte mich beim Lesen sehr traurig, denn mit seinem Sanftmut und seiner Güte hatte er mich ziemlich schnell um seinen Finger gewickelt! Zumal zwischen den beiden nicht selten sehr schlagfertige, zynische und witzige Dialoge stattfinden, die mich immer wieder zum Schmunzeln brachten.
Und dann wäre da natürlich noch Felicity. Sie hat ihre ganz eigenen Gründe, von Monty genervt zu sein und hadert auch nicht, ihn das spüren zu lassen.
Ihr seht, es handelt sich um einen bunten Mix aus Charakteren und einem gleichzeitig sehr großen Potential für Probleme. Wen wundert es da, dass die Reise NOCH abenteuerlicher wird, als zunächst angenommen?? ;)
Auf den ersten Blick scheint es sich um eine aufregende, gefährliche und zuweilen witzige Geschichte zu handeln. Doch -ganz im Stil der bislang von mir gelesenen Königskinder- gibt es noch bedeutend mehr! Denn auch sonnige Gemüter ereilen Schicksalsschläge und oftmals sind Dinge nicht immer so, wie sie auf den ersten Blick erscheinen. Wie wir alle wissen, hat jeder Mensch seine eigenen Probleme sowie Dämonen, und oftmals lohnt sich ein tieferer Blick.
Für mich war "Cavaliersreise" ein bemerkenswertes und vor allem charmantes Buch voller Abenteuer und Gefahren, das einerseits wunderschön und witzig verpackt, jedoch gleichzeitig auch stellenweise herzzerreißend und traurig ist.
Meiner Meinung nach ein gestandenes Königskind :)