Eine Familie muss sich der Vergangenheit stellen
Unter dem SchneeLouise von Schwan ist verstorben und zur Beerdigung findet sich die Familie auf dem Gut an der Ostsee ein. Durch einen Schneesturm, der plötzlich mit extremen Schneemassen übers Land fegt, an das Haus ...
Louise von Schwan ist verstorben und zur Beerdigung findet sich die Familie auf dem Gut an der Ostsee ein. Durch einen Schneesturm, der plötzlich mit extremen Schneemassen übers Land fegt, an das Haus gefesselt, entwickelt sich eine Geschichte von Liebe, Verrat, Flucht und Schuld. Und der Auslöser all dieser zu bewältigenden Konflikte ist Aimee, die genauso plötzlich über die Familie kommt wie der Schneesturm selbst. Mit ihrem Erscheinen muss sich die Familie einer Wahrheit stellen, die lieber ungesagt geblieben wäre.
Katrin Burseg versucht anhand der fiktiven Familie von Schwan Themen aufzuarbeiten, welche noch lange nach dem 2. Weltkrieg Tabu waren – die Beschäftigung von ZwangsarbeiterInnen in deutschen Unternehmen, der Umgang mit Kindern aus Beziehungen von ZwangsarbeiterInnen mit einer/einem Deutschen und auch die Vertreibung aus den damaligen Ostgebieten. Die Verbindung, die die Autorin dabei zwischen Fiktion und Historie geschaffen hat, ergibt eine wunderbar lebensechte Geschichte. Aimees Existenz als Aufhänger für die hier erzählte Familiengeschichte der von Schwans zu nutzen und die o. g. Themen aus Sicht der einzelnen Personen zu beleuchten, empfand ich als sehr überzeugend und spannend erzählt.
Katrin Burseg konnte mich mittels ihrer wunderbar bildhaften Sprache und dem flüssigen und leicht zu lesenden Schreibstil absolut an das Buch fesseln. Die Kapitel handeln im Wechsel immer von/über einen anderen Charakter, sodass sich letztlich ein komplettes Bild der Umstände und Entscheidungen innerhalb der Familie zusammensetzt. Die einzelnen Figuren sind nicht stereotyp sondern haben alle ihre Ecken und Kanten, entwickeln sich im Verlauf weiter und können gemachte Fehler sich selbst und den anderen gegenüber eingestehen.
Fazit: Mich hat das Buch wunderbar unterhalten und auch nachdenklich in Hinsicht auf die beschriebene Thematik zurückgelassen. Hier wurde ein Kapitel deutscher Geschichte beleuchtet, welches bis heute noch nicht vollständig aufgearbeitet ist, aber mit diesem Roman doch eine Stimme bekommen hat. Ich empfehle das Buch hiermit sehr gern weiter und vergebe volle 5 Sterne.