Da ich Dystopien liebe, war ich sehr gespannt auf „Water Love“ von Marion Hübinger. Das Thema ist sehr interessant und das von der Autorin entworfene Zukunftsszenario wirkt erschreckend realistisch. Während des Lesens konnte ich den vom Smog verhangenen Himmel vor meinen Augen sehen. Nur der Schreibstil von Marion Hübinger hat mir leider überhaupt nicht gefallen. Die Autorin schreibt sehr umgangssprachlich und die Wortwahl von Bela und seinen Freunden hat mich beim Lesen gestört.
Bela lebt in Kiel bei seinem Großvater Laszlo. Nachdem Belas Eltern verstorben sind, kam Laszlo extra aus Ungarn nach Kiel, um für Bela zu sorgen. Das Buch spielt in der Zukunft zu einer Zeit, in der die Luft durch einen drastischen Klimawandel von dichtem Smog verschmutzt ist. Ohne Atemmaske wagen sich viele Menschen nicht mehr vor die Tür. In Belas tristem Alltag gibt es plötzlich einen Lichtblick. Die lebenslustige Sintje mit ihrer bunten Kleidung geht ihm nicht mehr aus dem Kopf. Doch gerade als sie sich näherkommen, werden sie durch einen Smogalarm getrennt. Gefangen im Schutzbunker muss Bela mit der Ungewissheit leben, nicht zu wissen, was mit Sintje geschehen ist. Schließlich hält er es nicht mehr aus und macht sich auf die Suche nach ihr.
Der Einstieg in das Buch ist mir leicht gefallen, da der Schreibstil sehr einfach und schnell zu lesen ist. Ich hatte direkt alles vor den Augen und konnte mir gut vorstellen, in welcher schrecklichen Lage Bela ist. Die Gesellschaft ist gespalten in Landers und Waters. Die Waters sind die Elite der Gesellschaft. Sie haben riesige Unterwasserschiffe erschaffen, in denen ein Leben ohne den giftigen Smog möglich ist. Für ein Leben auf einem der Schiffe müssen horrende Summen bezahlt werde, die sich kaum ein Landers leisten kann. Bela ist ein Landers, Sintje hingegen ist eine Waters und hat bereits einen Platz auf einem der Schiffe. Beide Protagonisten wurden gut ausgearbeitet. Ich konnte sowohl mit Sintje als auch mit Bela gut mitfühlen. Für Bela ist kein normales Leben mehr möglich. Die Vorräte im Bunker halten nicht ewig und draußen auf der Straße wird es immer gefährlicher, denn es geht um das nackte Überleben. Wohnungen und Supermärkte werden geplündert, bis alles verwüstet ist. Wer sich auf der Straße aufhält läuft in Gefahr überfallen zu werden oder an den Folgen des giftigen Smogs schwer zu erkranken. Sintje hingegen erwartet auf dem Schiff ein luxuriöses Leben ohne viele Entbehrungen. Beide Sichtweisen fand ich ausgesprochen interessant. Belas Leben zeigt ein Szenario, das wohl niemand von uns erleben möchte. Und doch liegt es im Bereich des Möglichen, auch wenn wir diese Zeit (hoffentlich) nicht mehr miterleben werden. Aber auch Sintjes Leben auf dem Schiff ist interessant. Für ein Leben in Luxus muss sie große Opfer bringen und nichts ist so, wie sie es sich ausgemalt hatte.
Durch die Missstände in der Gesellschaftsstruktur ist eine kleine Rebellengruppe entstanden, die eines der Unterwasserschiffe in ihre Gewalt bringen will. Sowohl die Gesellschaftsstruktur, als auch das Klimaszenario wirken überraschend real. Man kann die Verzweiflung der Menschen richtig spüren. Zu Beginn lässt die Autorin der Geschichte viel Raum, um sich zu entwickeln. Dadurch zieht sich der Anfang des Buches etwas. Mit Sintjes Ankunft auf dem Unterwasserschiff steigert sich das Erzähltempo und es wird spannend. Der schnörkellose und klare Schreibstil passt hervorragend zu dieser dystopischen Geschichte. Leider ist der Sprachstil oft sehr umgangssprachlich gehalten, was ich in Büchern überhaupt nicht mag. Ich finde es schon schlimm genug, wenn ich im richtigen Leben Sätze wie „Boa, voll krass Alter“ höre. Da muss ich so etwas nicht auch noch lesen. Leider hat mich die Umgangssprache wirklich sehr beim Lesen gestört. Das Ende des Buches war zufriedenstellend, doch für einen Einzelband nicht ganz rund. Die Rebellion der kleinen Gruppe, der sich Sintje angeschlossen hatte, spielt mit einem Mal überhaupt keine Rolle mehr und es bleiben einige Fragen offen. Da es sich um einen Einzelband handelt, hat mir an dieser Stelle am Ende die eine oder andere Information gefehlt.
Fazit: Insgesamt ist „Water Love“ von Marion Hübinger eine erschreckend real wirkende Dystopie. Die Gesellschaftsstruktur sowie das Klimaszenario sind gut durchdacht und man fragt sich automatisch, ob so etwas bei uns tatsächlich passieren könnte. Leider war der umgangssprachliche Schreibstil störend und es fehlte mir zu Beginn und im Mittelteil an Spannung. Daher kann ich trotz der tollen Grundidee und interessantem Szenario nur 3 Sterne vergeben.