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Veröffentlicht am 13.03.2022

Meter pro Sekunde

Meter pro Sekunde
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Es ist der Titel des Buches, der mich in erster Linie neugierig auf diesen Roman gemacht hat. „Meter pro Sekunde“ - eine Geschwindigkeitsangabe, allerdings ohne konkretes Maß. Was sagt er aus?

Zunächst ...

Es ist der Titel des Buches, der mich in erster Linie neugierig auf diesen Roman gemacht hat. „Meter pro Sekunde“ - eine Geschwindigkeitsangabe, allerdings ohne konkretes Maß. Was sagt er aus?

Zunächst zum Inhalt: Eine junge Frau folgt ihrem Partner in das Westjütländische Velling, wo er einen Job als Lehrer der örtlichen Volkshochschule antritt. In diesem Ort, wo "das grammatikfreie Festhalten an der Tradition" üblich ist und sich die sprachliche Kommunikation auf das Wesentliche beschränkt, empfindet sie sich als „Anhängsel“ ihres Partners, reduziert auf ihre Rolle als Partnerin und Mutter und nimmt die angebotene Stelle als „Kummerkasten-Tante“ an.

Empathisch, aber auch mit viel Humor schildert Stine Pilgaard die Gedanken und Erlebnisse der jungen Frau. Sie bedient sich dabei einer sehr bildreichen Sprache. Ebenso locker und offenherzig wie ihre Protagonistin denkt und handelt, ist auch Pilgaards Schreibstil, rasch und leicht lesbar. Doch unter der Oberfläche und dem oft ironischen Ton klingt immer wieder eine tiefer gehende Nachdenklichkeit an. Selbst die manchmal banal erscheinenden Kummerkasten-Fragen führen zu erstaunlichen Antworten.

Ein ganzes Schuljahr umfasst der Roman, unterteilt in drei Kapitel, die wiederum aus einer Aneinanderreihung szenischer Erzählungen bestehen, hin und wieder unterbrochen von Kummerkasten-Briefen und Liedtexten - ein Jahr voller neuer Eindrücke, Erfahrungen, Einsichten, Fortschritte. Der Prozess der Weiterentwicklung verläuft von Mensch zu Mensch durchaus unterschiedlich; der eine kommt sehr schnell voran, der andere etwas langsamer, manch einer bleibt gar stehen. Wieviele Meter pro Sekunde mag die Erzählerin entwicklungsmäßig in diesem Jahr zurückgelegt haben?

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Veröffentlicht am 14.02.2022

"Sandmann, komm doch ..."

ministeps: Mein erstes großes Gutnacht-Buch: Vorlesebuch ab 12 Monaten, Babybuch, Pappbilderbuch
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Das große „Gutenacht-Buch“ macht seinem Namen wirklich alle Ehre: sein großes quadratisches Format spricht nicht nur Kinder an. Es ist ein wunderschönes Bilderbuch zum gemeinsamen Betrachten, in dessen ...

Das große „Gutenacht-Buch“ macht seinem Namen wirklich alle Ehre: sein großes quadratisches Format spricht nicht nur Kinder an. Es ist ein wunderschönes Bilderbuch zum gemeinsamen Betrachten, in dessen großzügigen, nicht zu detailreichen Illustrationen die Kleinen viele ihnen bekannte und vertraute Dinge entdecken. Katja Senners Bilder sind durchweg unkompliziert, fröhlich und farbenfroh. Harmonisch ergänzen sie Sandra Grimms kleine Gedichte und Geschichten. Kurze Episoden aus dem Kinderalltag wechseln mit gereimten Gutenacht-Versen, in denen die Kuscheltiere Emil, Frida, Butz, Locke und Pelle immer wieder auftauchen.
Ein zusätzliches Plus sind der kompakte, aber trotzdem weiche Einband, der sich zur Not auch einmal feucht abwischen lässt, und die festen Kartonseiten, die auch den neugierigsten kleinen Fingern standhalten. Ein wirklich empfehlenswertes Bilder- und Vorlesebuch für die Kleinsten!

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Veröffentlicht am 15.12.2021

Ein Leben für die Kunst

Jane Austen und die Kunst der Worte
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Wer ist Jane Austen, die Autorin solch literarisch bedeutungsvoller Werke wie "Stolz und Vorurteil" oder „Emma“?
Catherine Bell versucht ein wenig Licht in das Dunkel von Austens Leben (1775 – 1817) zu ...

Wer ist Jane Austen, die Autorin solch literarisch bedeutungsvoller Werke wie "Stolz und Vorurteil" oder „Emma“?
Catherine Bell versucht ein wenig Licht in das Dunkel von Austens Leben (1775 – 1817) zu bringen. Da nur wenige belegte Einzelheiten überliefert sind, mischt sie die spärlichen Fakten mit Fiktion. Mit viel Empathie versetzt sie sich in Janes Person und ihr Zeitalter. Sie schildert Janes Leben und den mühsamen Weg bis zur anerkannten Schriftstellerin auf ihre spezielle, sensible Weise. Es ist unterhaltsam und spannend zu lesen, wie Jane als junges Mädchen bereits mit dem Schreiben beginnt und mit den Worten ringt, um ihre Gedanken zu Papier zu bringen. Austens scharfe Beobachtungsgabe und ihr feiner Humor verhelfen ihren Büchern schließlich zu Erfolg.
Doch in dem engen Korsett der Sitten ihrer Zeit gibt es für sie kaum Möglichkeiten zur Entfaltung. Sie ficht so manchen Kampf mit sich selbst (und ihrer Mutter) aus, bis sie sich gegen die konventionelle Lebensweise der Ehefrau und Mutter entscheidet, um sich ungehindert dem Verfassen ihrer Romane zu widmen.
Catherine Bell gelingt eine warmherzige, leicht zu lesende Romanbiografie, die Jane Austen auch Lesern nahebringt, die noch keines ihrer Werke kennen.

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Veröffentlicht am 31.10.2021

Spannend und spaßig

Merdyns magische Missgeschicke – Zaubern will gelernt sein!
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Mittelalter trifft auf Moderne: Merdyn der Mächtige findet sich nach einem Gerichtsprozess im Jahre 511 unversehens im 21. Jahrhundert wieder und ist auf den Beistand eines Schulmädchens angewiesen, um ...

Mittelalter trifft auf Moderne: Merdyn der Mächtige findet sich nach einem Gerichtsprozess im Jahre 511 unversehens im 21. Jahrhundert wieder und ist auf den Beistand eines Schulmädchens angewiesen, um sich zurecht zu finden. Er verspricht Rosie als Gegenleistung einen Sangeszauber, mit dem sie hofft,all ihre Probleme lösen zu können. Wie man sich denken kann, sind allerhand Missverständnisse und Missgeschicke vorprogrammiert, denn ein Zeitunterschied von mehr als tausend Jahren ist nicht so einfach zu überbrücken.
Sehr witzig und überaus spannend erzählt Simon Farnaby, wie es Merdyn bei seiner Zeitreise ergeht. Es ist köstlich, wie er Merdyns mittelalterlichen Stil der modernen Sprache gegenüberstellt und auch auf die korrekte Bedeutung von Wörtern eingeht: so etwa lernen wir auf humorvolle Weise die feinen Unterschiede der Bezeichnungen Hexenmeister, Zauberer oder Magier kennen. Vielleicht noch Unbekanntes erklärt der Autor in Fußnoten auf lockere, amüsante Art, so dass die Erläuterungen nicht „lehrerhaft“ klingen.
Die Illustratorin Claire Powell gestaltet die komischen Situationen, in die Merdyn und seine modernen Freunde geraten, bildlich. Ihre vielen schwarz-weißen Zeichnungen begleiten humoristisch den Buchtext.
Unser Fazit: Kinder, die solche lustigen Fantasiereisen lieben, werden die Geschichte des in die Gegenwart katapultierten Magiers mit viel Spaß lesen.







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Veröffentlicht am 18.10.2021

Recht auf gesundes Leben?

Wie schön wir waren
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Das Leben in dem afrikanischen Dorf Kosawa war sicher nicht immer idyllisch, aber seit die amerikanische Ölfirma Pexton bei ihren Bohrungen unweit des Ortes fündig geworden ist, haben sich die Nöte der ...

Das Leben in dem afrikanischen Dorf Kosawa war sicher nicht immer idyllisch, aber seit die amerikanische Ölfirma Pexton bei ihren Bohrungen unweit des Ortes fündig geworden ist, haben sich die Nöte der Bewohner vervielfacht. Nicht nur, dass sie nun kilometerweit laufen müssen, um Land zu bestellen, das nicht ölverseucht ist, es sterben auch immer mehr Einwohner an unerklärlichen Krankheiten, vor allem Kinder. Während sie seit Jahren darauf warten, dass die Firma ihren Sanierungs- und Wiedergutmachungsversprechungen nachkommt, löst eines Tages der „Dorfirre“ einen Aufstand aus - mit dramatischen Folgen.
Es ist eine recht intensive Erzählung, in der Imbolo Mbue unterschiedliche Stimmen zu Wort kommen lässt. Da ist Thula, gewissermaßen eine Symbolfigur des Romans, die auf ihr privates Glück verzichtet, weil sie glaubt, mit einer guten, in Amerika erworbenen Bildung mit der Firma Pexton auf Augenhöhe verhandeln zu können, zum Wohl ihres Dorfes. Ihre Großmutter Yaya hingegen dämpft allzu hohe Erwartungen aus ihrer Lebenserfahrung heraus. Sie kennt noch die Berichte ihrer Vorfahren von Sklavenhandel und Ausbeutung. Hauptsächlich aber erfährt der Leser durch die Kinder des Dorfes Details. Sie sind die in erster Linie Leidtragenden. So werden die Hoffnungen der Kinder auf eine bessere Zukunft im Verlauf des Romans immer mehr zurückgeschraubt, während sie nun selbst als besorgte Eltern einen Ausweg suchen.
Gekonnt verwickelt uns die Autorin in die Gegensätze von Anspruch auf eigenbestimmte, traditionelle Lebensweise einerseits und Ausbeutung von Bodenschätzen durch Firmen von Ländern, die nur scheinbar die Menschenrechte achten, andererseits. Sie handeln mit Unterstützung und Hilfe autoritärer Regime, die ihre Interessen rücksichtlos durchsetzen. Macht, Gier, Korruption - haben Kosawas Bewohner dagegen eine Chance?
Bei aller Dramatik des Romans fällt jedoch immer wieder die überschäumende Lebenslust der Menschen auf, die Lust und Freude am (einfachen) Dasein. „Wie schön wir waren“ - ein packendes, eindrucksvolles Buch!

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