Immer Mensch bleiben
Sehr direkt und ohne den Leser zu schonen, jedoch mit einem gewissen Schmiss, berichtet der Autor von seiner Arbeit als Tatortreiniger. Dabei erlebt man beim Lesen ein Wechselbad der Gefühle. Schon Anfangs ...
Sehr direkt und ohne den Leser zu schonen, jedoch mit einem gewissen Schmiss, berichtet der Autor von seiner Arbeit als Tatortreiniger. Dabei erlebt man beim Lesen ein Wechselbad der Gefühle. Schon Anfangs fand ich es sehr unterhaltsam wie Thomas Kundt erzählt wie er als damaliger Finanzberater zu seinem jetzigen Job, des Tatortreinigers, kam und vor allem unter welchen Bedingungen das alles statt fand. Berührend ist die liebevolle Verbindung zwischen Kundt und seiner Mama, die trotz einer schweren Krebserkrankung seinen ersten Einsatz tatkräftig begleitet. Ich finde es wertvoll, wie viele Überlegungen der Autor zum Thema Leben und das für einander Dasein anregt. So kann man beim Lesen den traurigen und oft auch ekligen Ausführungen folgen, ohne all zu sehr in eine negative Stimmung abzudriften. Hut ab, vor allen die diesen Job machen (können). Lesenswert und aus meiner Sicht eine wichtige Lektüre ist das Buch, um über gesellschaftsrelevante Themen, wie Einsamkeit, Krankheit aber auch Zusammenhalt und Respekt vor dem Leben, zu diskutieren. Nur das Cover gefiele mir besser, wenn Kundt vor dem am Boden ausgebreiteten "Blutfleck" keine Tasse in der Hand halten würde. Zumindest sieht das für mich so aus, als sollte eine relativ entspannte Haltung in einer grausigen Kulisse gezeigt werden. Durch die schwarzen Vorhänge am Fenster, das Bild auf- und die Bücher im Regal, an die der Autor mit seinem Hocker räumlich näher herangerückt ist, schafft er für den Betrachter aber auch die Klarheit, dass es sich bei den "Fällen" immer um Menschen handelt, die eine eigene Geschichte, ein eigenes Leben hatten. Die Gendergerechte Sprache hat mir sehr gut gefallen.