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Veröffentlicht am 24.04.2022

Auf den Wolf gekommen

Wo die Wölfe sind
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Schottland soll wieder auf den Wolf kommen. Eine kleine Gruppe von Wissenschaftlern und Naturschützern, allen voran Inti Flynn, versucht sich an diesem Projekt. Dabei müssen nicht nur rechtliche Hürden ...

Schottland soll wieder auf den Wolf kommen. Eine kleine Gruppe von Wissenschaftlern und Naturschützern, allen voran Inti Flynn, versucht sich an diesem Projekt. Dabei müssen nicht nur rechtliche Hürden aus dem Weg geräumt, die Tiere behutsam ausgewildert und überwacht werden, sondern auch die Ressentiments der Anwohner im Auge behalten werden. Inti kümmert sich nicht nur um die scheuen Tiere, sondern auch um ihre Zwillingsschwester, die nach den Ereignissen der letzten Jahre nicht mehr sie selbst ist.
Die Ansiedlung von einer Handvoll Wölfe kann weitreichende Auswirkung auf Flora und Fauna haben, darüber lernt man in diesem Buch viel Interessantes. Intis tiefe Verbundenheit zur Natur und den Wölfen im Besonderen lassen den Leser tief in die Thematik eintauchen, es wird mit Vorurteilen genauso aufgeräumt wie etwas unbequeme Wahrheiten ausgesprochen werden. Ich fand diese Einblicke sehr faszinierend. Die Autorin beschreibt auf eine ruhige, aber doch sehr eindringliche Art nicht nur die Tiere, sondern ebenso die schottische Natur sowie deren Bewohner. Diese sind nicht immer ganz unbelastet von Klischees, unterm Strich aber gut besetzt. Klarer Fokus liegt auf Inti, ihrer Schwester und Polizist Duncan. McConaghy erzählt auf sehr gefühlvolle Weise, ich war von ihrem Stil sehr angetan. „Wo die Wölfe sind“ ist ein ruhiger, empfindsamer Roman, der mir noch eine Weile im Kopf bleiben wird. Ich mochte schon McConaghys Zugvögel sehr gerne, aber mit diesem Roman hat die Autorin noch mal ein Schippchen obenauf gelegt. Klare Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 13.04.2022

Zehn Jahre danach

Verweigerung
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„Sie machten alle einen recht anständigen Eindruck. Als würden sie alle ihr Bestes tun, um einem Mädchen Gerechtigkeit zu verschaffen,… Sie wollten nur helfen.“
Vor zehn Jahren entschieden vierzehn Menschen ...

„Sie machten alle einen recht anständigen Eindruck. Als würden sie alle ihr Bestes tun, um einem Mädchen Gerechtigkeit zu verschaffen,… Sie wollten nur helfen.“
Vor zehn Jahren entschieden vierzehn Menschen darüber, ob der Lehrer Bobby Nock seine Schülerin Jessica Silver umgebracht hat. Sie glaubten an seine Unschuld – im Gegensatz zum Rest des Landes. Seitdem sieht sich v.a. Anwältin Maya immer wieder mit dem alten Fall konfrontiert, war sie es doch, die die anderen maßgeblich überzeugt hatte. Nun soll für eine TV-Sendung alles wieder ausgegraben werden, doch noch bevor alles richtig ins Rollen kommen kann, stirbt einer der vierzehn. Tatverdächtige Nr. 1: Maya.
Recht und Gerechtigkeit sind nicht immer dasselbe, und Moores Roman lässt den Leser diesen Satz spürbar erleben. Auch Schuld und Unschuld spielen eine große Rolle und damit meine ich nicht nur den vermeintlichen Mörder Bobby. Moore versteht es ganz hervorragend dieses Thema von allen möglichen und unmöglichen Seiten zu beleuchten, neben den spannenden Entwicklungen gibt es also reichlichst Stoff zum Nachdenken. All diese Bälle in der literarischen Luft zu halten, könnte etwas bemüht wirken, aber die Geschichte ist mehr als rund. Der Autor wechselt zudem zwischen den Perspektiven, jede/r Geschworene kommt mal zu Wort, gleichzeitig wird zwischen Vergangenheit und Gegenwart hin- und hergewechselt. Kling kompliziert, liest sich aber sehr flüssig und macht die Handlung noch einmal einen Ticken fesselnder. Ich war von dem ganzen Konstrukt sehr begeistert, der sehr angenehme Schreibstil tut dazu sein Übriges. „Verweigerung“ ist der etwas andere Justizthriller, der nicht nur Schwachstellen im amerikanischen Rechtssystem aufzeigt, sondern auch die Fehler jedes Einzelnen selbst beleuchtet. Ein wirklich toller Roman.

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Veröffentlicht am 20.10.2021

Miau-Jongg

Die Katzen von Shinjuku
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In Shinjuku liegt die kleine Spelunke Karinka, welche eine besondere Attraktion für die Eingeweihten bietet: Miau-Jongg. An einem Kellerfenster lassen sich unterschiedlichste Katzen blicken, auf deren ...

In Shinjuku liegt die kleine Spelunke Karinka, welche eine besondere Attraktion für die Eingeweihten bietet: Miau-Jongg. An einem Kellerfenster lassen sich unterschiedlichste Katzen blicken, auf deren Erscheinen gewettet wird. Zufällig verschlägt es auch den einsamen Yamazaki in die Kneipe, der sich direkt von der losen Gemeinschaft der Stammgäste aufgenommen fühlt. Besonders angezogen nicht nur von den Katzen, sondern auch von Kellnerin Yume.
Sukegawa hat einen ganz feinfühligen Roman abgeliefert, den ich nahezu verschlingen musste. Seine Beschreibungen der Bar und ihrer Besucher sind pointiert, oftmals witzig und zutiefst menschlich. Aber auch die titelgebenden Katzen werden treffend charakterisiert und spielen gemeinsam eine nicht unerhebliche Rolle im Buch. Yamazaki erzählt die Geschichte aus seiner Perspektive, so kann man seine Einsamkeit und Verlorenheit hautnah miterleben. Die Schilderungen gerade aus seinem Arbeitsalltag muten für den westlichen Lesegeschmack etwas seltsam an, Vorgesetzte, die ihre Angestellten prügeln gehören hier erfreulicherweise ja nicht unbedingt zum Standard. Aber sein etwas verlorenes Dasein kann nun wirklich jeder Leser gut nachvollziehen. Der Autor lässt sich Zeit beim Erzählen, so baut sich eine sehr eindrückliche Atmosphäre auf. Ich bin kein großer Fan von Lyrik, aber die eingestreuten Katzengedichte fand ich wirklich toll, sie unterstreichen den fast poetischen Charakter des Erzählstils. Mich hat diese bezaubernde Geschichte begeistert und ich empfehle sie uneingeschränkt weiter.

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Veröffentlicht am 11.07.2021

Spannender Ausflug auf den Wiener Zentralfriedhof

Das Buch des Totengräbers (Die Totengräber-Serie 1)
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Wien, 1893: Leo von Herzfeldt lässt sein Leben als angesehener Untersuchungsrichter in Graz zurück, um bei der Wiener Polizei quasi noch mal ganz unten anzufangen. Gleich bei seinem ersten Fall eckt er ...

Wien, 1893: Leo von Herzfeldt lässt sein Leben als angesehener Untersuchungsrichter in Graz zurück, um bei der Wiener Polizei quasi noch mal ganz unten anzufangen. Gleich bei seinem ersten Fall eckt er mit seinen modernen Methoden an, der Fall einer jungen Frau scheint für die Kollegen schnell gelöst. Unerwartete Schützenhilfe erhält Leo vom eigenbrötlerischen Totengräber Rothmayer, der seinen Wiener Zentralfriedhof sonst nur selten verlässt, zu diesem und weiteren Fällen aber doch einiges zu sagen hat.
Ich habe schon einige Bücher von diesem Autor gelesen, aber dieses zählt für mich zu seinen besten bisher. Zum einen ist die Stadt Wien in bunten Farben gezeichnet, alles wirkt sehr lebendig und echt. Zum anderen wird auch die Stimmung greifbar, der Aufbruch in ein neues Jahrhundert steht bevor, nicht jeder kann da Schritt halten. Der Mordfall entwickelt sich unerwartet und spannend, die Spuren führen bis in die angesehensten Wiener Kreise und man kann als Leser herrlich miträtseln und –fiebern.
Der heimliche Star des Buches ist für mich Totengräber Rothmayer, der so authentisch und lebendig wirkt, dass man am Schluss fast enttäuscht ist, weil es sich „nur“ um eine fiktive Figur handelt. Jedem Kapitel ist ein Zitat aus Rothmayers „Almanach für Totengräber“ vorangestellt, das zugleich kurios wie auch informativ ist. Ich hoffe sehr, dass Rothmayer auch in weiteren Bänden eine Rolle spielen wird, bisher mag ich ihn mehr als Leo. Dieser hat eine, wie er selbst gerne feststellt, schnöselige Art, trotzdem aber auch eine empathische Seite. Sein Interesse an der noch so neuen Kriminalistik gibt dem Leser einen guten Einblick in die Anfangszeit dieser Fachrichtung. Diese Mischung aus spannendem Kriminalfall, informativen Fakten zur Polizeiarbeit, Ausflug ins historische Wien und dem perfekten Zusammenspiel der so unterschiedlichen Charaktere ist für mich rundum gelungen. Ein toller Auftaktband, der mich die nächsten Bände sehr ungeduldig erwarten lässt.

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Veröffentlicht am 28.03.2021

Meinem Leserherz auf den Leib geschneidert

Der gekaufte Tod
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Vor einem Jahr hat August in seiner Heimatstadt Detroit alle Zelte abgebrochen, um mit seinem neu gewonnen Reichtum die Welt zu sehen und alles hinter sich zu lassen. Jetzt ist er zurück, doch noch bevor ...

Vor einem Jahr hat August in seiner Heimatstadt Detroit alle Zelte abgebrochen, um mit seinem neu gewonnen Reichtum die Welt zu sehen und alles hinter sich zu lassen. Jetzt ist er zurück, doch noch bevor er sich wieder eingerichtet hat, holt ihn die Vergangenheit ein. Nicht nur ist quasi der gesamte Polizeiapparat schlecht auf ihn zu sprechen, sondern eine alte Bekannte begeht zudem Selbstmord, kurz nachdem sie August um Hilfe bat. Der ist jetzt erst recht skeptisch, und so kämpft er nicht nur gegen den Verfall seines Viertels, sondern auch für die lückenlose Aufklärung ihres Todes.
Stephen Mack Jones hat mich mit seinem Krimidebüt umgehauen, alles, aber auch wirklich alles war wie perfekt auf mich und meinen Lesegeschmack zugeschnitten. Angefangen mit August Snow, der als Hauptfigur sicherlich nicht aus der 08/15-Kiste gezogen wurde. Halb Afroamerikaner – halb Mexikaner, aufgewachsen in Mexicantown, einem eher ärmlicheren Stadtteil Detroits, das prägt. August hat zwar ein liebevolles Elternhaus, aber er ist auch ein Kind seines sozialen Umfelds, das merkt man in seiner grundsätzlichen Einstellung, aber auch in vielen Kleinigkeiten. Anhand seines Beispiels thematisiert der Autor viele heiße Eisen wie Rassismus, Korruption und die Annahme, dass Recht und Gerechtigkeit eben doch nicht immer identisch sind. Ich mochte Augusts freche, aber kluge Art von Anfang an. Detroit als Handlungsort ist ebenfalls gut gewählt, der Verfall der Autostadt spiegelt sich in allen Schichten des Romans wieder. Die Handlung entwickelt sich rasant und brutal, Jones‘ Stil ist schnell und trotzdem nicht leichtlebig. Er legt mit „Der gekaufte Tod“ einen wirklich packenden Krimi vor, der mich die Übersetzung der nächsten Snowfälle kaum erwarten lässt.

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