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Veröffentlicht am 20.10.2021

Hier scheitert es definitiv an der Protagonistin...

Rixton Falls - Secrets
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Winter Renshaw schreibt, ganz wie man es von ihr gewohnt ist, wahnsinnig flüssig und leicht, absolut verständlich und bildhaft. Sie hält sich nicht mit unötigen Beschreibungen auf, sondern treibt die Handlung ...

Winter Renshaw schreibt, ganz wie man es von ihr gewohnt ist, wahnsinnig flüssig und leicht, absolut verständlich und bildhaft. Sie hält sich nicht mit unötigen Beschreibungen auf, sondern treibt die Handlung stetig vorwärts und vermeidet allein durch den Stil jegliche Form von Länge. Man rauscht nur so durch die Seiten, kann sich die Szenen sehr gut vor Augen führen und damit einhergehend, komplett ins Geschehen eintauchen. Sie erzählt sehr gefühlvoll und die gewählte Sprache passte meiner Meinung nach sehr gut zu Geschichte. Selbst die erotischen Szenen sind eingehend und intensiv, aber nicht niveaulos, sondern prickelnd und sexy. Ein durch und durch angenehmer Schreibstil, der sehr locker, aber dennoch emotional und mitreißend ausfällt und einen dank stimmiger Atmosphäre in seinen Bann ziehen kann.
Ebenso überzeugt auch die Gliederung, in Form der zwei unterschiedlichen Perspektiven. Wir durchleben die Geschichte also sowohl durch Demi’s als auch durch Royal’s Augen und vergrößern so den Blickwinkel deutlich. Beide Figuren sind dadurch lebendiger und ihre Gedankengänge äußerst interessant zu verfolgen. Dazu kommt die Tatsache, dass die Kapitel relativ kurz sind und das Ganze so sehr schnelllebig wirkt und zu einem regelrechten Pageturner mutiert. Buch mal auf den Händen legen und Pause machen? Fehlanzeige.

Was meinen Lesespaß aber etwas minderte, waren die Hauptfiguren. Nach einem anfänglichen Hoch in Sachen Sympathie und Liebenswürdigkeit, nahm das ganz schnell wieder ab und zurück blieb nur ein Genervtsein. Demi und Royal sind auf den ersten paar Seiten noch sehr glaubhaft und lebendig, sehr greifbar und interessant; doch nach und nach werden die Handlungen, vor allem von ihr, immer weniger nachvollziehbar. Ich verstand überhaupt nicht, wieso so handelte, wie sie es tat und was ihr dabei durch den Kopf ging, erschloss sich mir auch kaum. Demi ist eine junge Frau von 25 Jahren, lässt sich aber behandeln wie ein 16-jähriges Mädchen, das noch nicht den Mut hat, die eigene Meinung und den eigenen Willen durchzusetzen. So fällt mir zu Demi nur eins ein: feige – denn das war sie in jeder Hinsicht. Feige und rückgratlos, selbst Schuld an all ihrem Elend und all das Mitgefühl, was man für sie aufbringen sollte, blieb verborgen. Zwar wurde immer wieder auf ihre Erziehung verwiesen, um das Verhalten zu erklären, aber kein Mensch würde so kleinlaut zu allem „ja“ und „amen“ sagen. Keiner. Erst gen Ende stellte sich eine gewisse Besserung ein, obwohl sie nicht einmal dann den Mut besitzt, für sich und ihre Liebsten einzustehen. Trotzdem entwickelte sich Demi weiter, wurde erwachsener und reifer und wirkte zunehmend sympathischer. Ab dem letzten Drittel ertappte ich mich sogar dabei, wie ich mit ihr mitfieberte und ihr das Happy End wünschte – nicht von Herzen, aber genug, um sie nicht als völlig katastrophalen Charakter in Erinnerung zu behalten.
Royal, der zugebenermaßen echt attraktiv und sexy war, verkörperte im Grunde alles, was ein typischer Klischee-Badboy mitbringen muss. Ein dunkles Geheimnis, Muskeln, Tattoos, harter Job, viel Drama. Und obwohl ich kein Fan von Klischees bin, wenn sie so ausschweifend bedient werden, gefiel mir Royal doch alles in allem ganz gut. Er war einfach der interessante Part, derjenige, der Spannung in die Geschichte brachte, wenn Demi mal wieder hoffnungslos versagte. Aber er verdient auch Kritik, denn seine Handlungen, Gedankengänge und Beweggründe waren mir oftmals schleierhaft. Es wirkte so, als würde die Autorin auf Gedeih und Verderb verhindern wollen, seine Geschichte zu offenbaren – und darunter litt Royal als Figur ganz enorm. Mir ist natürlich auch klar, dass es der Storyline nicht in die Karten gespielt hätte, wenn das Geheimnis früher gelüftet worden wäre, aber mich störte es enorm, wie Winter Renshaw es verhinderte. „Später“ war da Royal’s Devise und das sagte er so oft, ohne Gründe dafür zu nennen, dass ich schon gar nicht mehr mit zählen hinterher kam. Auch nimmt er so vieles als zu selbstverständlich, agiert nicht immer glaubhaft und seine Eigenheiten sind so eigen, dass ich nicht weiß, ob ich sie liebe oder hasse. Trotzdem war es Royal, der mich am Ende für sich gewann und alle anderen Charaktere in den Schatten stellte. Denn seine Geschichte berührt, schockiert und macht unendlich wütend. Das ganze Drama um ihn, macht also definitiv Sinn und das warten auf die Offenbarung, lohnt sich. Ihr merkt, ich schwanke etwas, was ihn betrifft.
Über die anderen Figuren will ich gar nicht allzu viele Worte verlieren. Sie alle erfüllten ihren Zweck. Manche weckten (ganz wie von der Autorin gewollt) tiefste Aggressionen im Leser und waren für ihre Verhältnisse toll ausgearbeitet. Das ist also definitiv gelungen. Nur leider schlug diese Wut, die da entfacht wird, einfach aufs Gemüt und ruiniert einen Großteil der Freude am Entdecken der Geschichte.

Der Einstieg in die Geschichte rund um Royal und Demi ist vielversprechend, denn der Prolog barg mehrere Zeitsprünge in die Vergangenheiten der beiden – geht sogar bis in ihre Kindheit zurück. So wird auch schnell klar, wie die beiden zueinander fanden und was sie füreinander empfunden haben. Das erste Kapitel beginnt dann in der Gegenwart, 7 Jahre später und mit Demi’s neuem Leben an der Seite von Brooks. Und da ging es auch schon los mit dem Abwärtstrend. Winter Renshaw konnte mir nicht glaubhaft verkaufen, was Demi für ihren Verlobten empfindet – konnte mich emotional überhaupt nicht catchen und schaffte es nie, das ganze lebendig werden zu lassen. Das alles wirkt auch so realitätsfern, so gekünstelt und verlor dadurch die Authensität. Nicht einmal als Royal wieder ins Spiel kam, änderte sich etwas daran. So würde das im echten Leben schlicht nicht ablaufen – niemals. Und dazu dann noch die irrsinnige Willensschwäche von Demi, die sich so rückgratlos verhielt und mich einfach an den Rand der Zweiflung trieb. Jedes Mal; in jedem einzelnen Absatz wollte ich die Frau schütteln und sagen, sie solle verdammt nochmal den Mund aufmachen. Doch je mehr Zeit verging und je mehr solcher Situationen vorüber waren, umso weniger empfand ich Mitleid mit ihr. Sollte sie doch in ihr Unglück rennen – solange sie mir damit nicht auf die Nerven geht.
Irgendwann kam dann die Wende und die Handlung schlug (dem Himmel sei dank) eine andere Richtung ein. Ich behaupte nicht, dass sich ab dem Moment meine Meinung um 180Grad drehte, doch sie stimmte mich zumindest etwas milder und verschaffte dem Buch eine zweite Chance. Denn ab dieser Wende wird es angenehmer wenn auch nicht viel tiefschürfender. Denn jedes Problem das auftaucht, wird mit Sex gelöst. In Grunde konnte man sich dann irgendwann sicher sein: jedes Mal wenn sich Demi und Royal treffen, gehts zur Sache. Tiefsinnige, emotionale Dialoge sucht man eher vergeblich, ebenso wie großartige Interaktionen. Es ist nicht schlecht, was da schlussendlich zwischen den Protagonisten passiert, aber eben sehr erotik-lastig und nichts besonderes. Erst als dann das Geheimnis von Royal gelüftet wird, kommt für kurze Zeit unheimlich viel Gefühl in die Sache, verpufft danach aber relativ schnell wieder, weil auf die Offenbarung erstmal was folgt? Richtig. Sex.
So war auch das Ende kein Feuerwerk, nichts, was man nicht schon tausend Mal gesehen hätte und nichts, was mich total begeistern kann. Mir gefielen die letzten Seiten gut, rundeten das Buch schön ab, aber mehr auch nicht. Schade.

FAZIT:
Von „Rixton Falls 01: Secrets“ von Winter Renshaw habe ich mir eindeutig mehr versprochen. Eine kriecherische Protagonistin nervt ohne Ende, lässt den Lesespaß verblassen und ruiniert jede Form von Lebendigkeit. Zu viel Erotik verdrängt den Tiefgang und unrealistische Handlungen machen den Rest. Da half auch der tolle Schreibstil nichts; oder die wenigen emotionalen Momente oder die große Überraschung am Schluss; denn selbst die wird durch Sex irgendwie entmachtet. Schade.

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Veröffentlicht am 20.10.2021

Ein Band hätte definitiv gereicht

Save You
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Da nun doch einiges an Zeit vergangen ist, seitdem ich Band 1 gelesen habe, glückte der Einstieg nicht ganz so problemlos, wie ich es mir gewünscht hätte. Die Erinnerungen an die Geschehnisse aus „Save ...

Da nun doch einiges an Zeit vergangen ist, seitdem ich Band 1 gelesen habe, glückte der Einstieg nicht ganz so problemlos, wie ich es mir gewünscht hätte. Die Erinnerungen an die Geschehnisse aus „Save Me“ waren entweder komplett verschwunden, oder zumindest sehr verwaschen. So hat es einige Zeit gedauert, bis ich mich an der Seite von Ruby & Co. wieder einigermaßen zurechtfand und dem Geschehen richtig folgen konnte. Doch selbst dann wollte sich nicht die erhoffte Spannung einstellen. Genau so wie in Band 1 herrschte auch hier dauerhaft ein ewiges Hin und Her und unnötiges, zum Teil sich wiederholendes Drama. Es wirkt, als wäre die Story wie Kaugummi in die Länge gezogen worden, nur um möglichst viele Bände herauszuholen.
Das was zwischen Ruby und James passiert, war schon zu Beginn der Trilogie nicht wirklich fesselnd, aber immerhin noch ganz interessant. In diesem zweiten Band gibt es so wenige Plots, dass die Handlung mehr oder weniger auf der Stelle tritt und man einfach aus meilenweiter Entfernung schon jede noch so kleine Wendung kommen sieht. Die Grundstimmung trug auch nicht unbedingt dazu bei, am Ball bleiben zu wollen. Sie ist unheimlich erdrückend, traurig und belastend und hat sich binnen weniger Sekunden auf mich übertragen. Und das ist, abwechslungshalber, nichts gewesen, was ich als positiv empfunden hätte – im Gegenteil. Es hatte beinah eine depressive Note und ich fühlte mich nicht wohl an der Seite der Figuren. Viel Geweine, tausende Missverständnisse und zu wenig Kommunikation. Dazu noch Alkohol,- und Drogenmissbrauch und eine gute Portion Egoismus und Gejammer. Damit lässt sich dieser zweite Band ganz gut beschreiben. Mal abgesehen davon, dass eine Triggerwarnung irgendwie doch angebracht gewesen wäre, fehlte auch sonst noch einiges, was es für eine gute NA-Story braucht. Denn hätte man mal einen nützlichen Dialog eingebaut, wäre dieser Band, und wahrscheinlich auch der nächste unnötig gewesen; weil alles hätte kinderleicht gelöst werden können. Obwohl; es gab einen kleinen Nebenstrang – also eine Geschichte, die sich parallel zu der von Ruby und James abspielt und die fand ich wirklich interessant. Zu wenig behandelt, als dass sie spannend gewesen wäre, aber es war dieser eine kleine Lichtblick, der mich durch dieses Buch trieb. Und es ist auch der Grund, warum ich Band 3 noch eine Chance gebe.
Denn bis auf den Epilog, der bereits ankündigt, was in besagten Nebenstrang geschehen könnte, war das Ende dieses zweiten Romans einfach blass und unglaublich vorhersehbar. Der ganze Aufbau des Buches war das, aber besonders das Ende ließ mich einfach ungläubig auflachen. Es lief supergut; und dann Überraschung!! Nächstes Drama. Ich bin ehrlich enttäuscht von Ruby und James, bin dafür aber umso glücklicher, Ember und Lydia näher kennengelernt zu haben & sie in Band 3 wieder zu treffen.

Wo wir auch direkt bei den Figuren wären. Ruby und James als Protagonisten sind eigentlich nicht mal großartig verkehrt. Im Gegenteil. Sie könnten sogar ganz interessant sein; wäre da nicht das naive Verhalten und die tausend Fehler, die sie immer und immer wieder begeben. James gefiel mir dabei noch eine Spur besser, schlicht weil er noch ein bisschen realistischer dargestellt wurde als Ruby. James hatte weitreichende Probleme, mit denen er anfangs keineswegs so umgeht, wie es für richtig gehalten wird. Er zerbricht ein bisschen und weiß sich selbst nicht mehr zu helfen als sich in die tröstenden Arme von Alkohol und Drogen zu flüchten. (an dieser Stelle ein kleiner Einwurf: ich hätte mir definitiv mehr Aufklärung zu diesem Thema gewünscht – besonders in Bezug auf die Drogen. So vermittelt man schnell das Bild, Kokain und Co. wäre harmlos und ein „normaler Rettungsanker“). James musste jedenfalls einiges ertragen, stürzte aber fing sich irgendwann auch wieder auf und wuchs an den Hindernissen, die ihm das Leben in den Weg legte. Trotzdem komme ich nicht umhin zu sagen, dass ich ihn auch als reichlich naiv wahrnahm. Er trug sein Herz am rechten Fleck und opferte sich für seine Freunde regelrecht auf, aber das änderte nichts dran, dass er zu viel für selbstverständlich nahm und einfach anstrengend war. Aber alles in allem mochte ich ihn doch ganz gern, eben weil er lebendiger war und nicht fehlerfrei.
So wie Ruby. Ruby hatte es schon in Band 1 recht schwer bei mir. Ich fand sie sehr stereotypisch und gewöhnlich; fast ein bisschen zu glatt, für meinen Geschmack. Und dieser Eindruck verstärkte sich in diesem Band 2 noch zusätzlich. Ruby schien alles zuzufliegen, und als sie plötzlich merkt, dass das Leben kein Ponyhof ist, versinkt sie in weinerlichem Gejammer. Erst nach und nach versteht sie, dass die Welt nicht immer so schön ist und so problemlos, wie sie es kennt. Und erst ab dem Moment, in dem sie die Augen öffnet, fand ich auch wieder einen gewissen Draht zu ihr. Ruby war von einem Moment auf den anderen sympathisch, ja fast liebenswert. Nicht fehlerfrei, und manchmal auch echt nervig – aber sie schien an ihrem gebrochenen Herzen zu wachsen. Sie setzte sich plötzlich für ihre Freunde ein, tat alles in ihrer Macht stehende um ihnen zu helfen und für sie da zu sein. Das schenkte ihr definitiv den ein oder anderen Pluspunkt. Trotzdem fand ich so manch Gedankengang, und noch mehr Handlungen nicht so recht nachvollziehbar. Manchmal wirkte es fast ein bisschen weltfremd, wie sich Ruby gab und was die dachte. So komplett fern ab von jeder Glaubwürdigkeit. Es fällt mir schwer, diese zwiespältigen Eindrücke in Einklang zu bringen, aber ich denke, es schwankte einfach extrem. Mal mochte ich sie und bewunderte sie für ihre aufopferungsvolle Art; im nächsten Moment trieb sie mich mal wieder zur Verzweiflung.
Die Nebenrollen waren dafür mein Highlight in diesem Buch. Sie alle waren erstaunlich vielfältig ausgearbeitet, sehr glaubhaft und greifbar und alles in allem einfach viel besser dargestellt, als James und Ruby. Das kann natürlich auch daran liegen, dass uns Lesern zu wenig Zeit mit ihnen zugestanden wurde, um ihre Macken kennenzulernen aber Ember und Lydia, Wren und Co. gefielen mir extrem gut. Ich habe die beiden Mädels unheimlich ins Herz geschlossen, mit ihnen mitgefühlt und mitgefiebert und mich jedes Mal gefreut, wenn sie wieder auftauchten. Logischerweise gab’s natürlich auch die, die direkt einen tiefen Hass im Leser wecken und das gelang ihnen auch echt gut.

Zu guter letzt noch ein weiterer positiver Aspekt des Buches: Mona Kasten’s Schreibstil ist so angenehm und leicht wie eh und je. Auch dieser Band hat sich wieder sehr locker und vor allen Dingen schnell lesen lassen und war, je nach Situation, total atmosphärisch. Die Autorin versteht sich einfach darauf, Wohlfühl-Geschichte zu erzählen; wobei es hier sicher der Handlung geschuldet ist, dass ich mich persönlich nicht so recht fallen lassen konnte.Dennoch ist der Stil bildhaft und gut verständlich; vllt fast ein wenig zu „jung“ für die Thematiken, die behandelt werden, aber mir persönlich sagte er, wieder einmal sehr zu.
Ebenso gefiel mir auch die Gliederung. Soweit ich mich erinnere, haben wir Band 1 lediglich aus James‘ und Ruby’s Sicht gelesen. Hier kommen plötzlich auch Ember und Lydia’s Perspektiven dazu und gerade weil ich die beiden so gerne mochte, freute ich mich, nun auch durch ihre Augen blicken zu dürfen. Das brachte uns nicht nur James und Ruby näher, sondern eben auch vermeindliche Nebenrollen. Gut gelöst und passend zur Geschichte.

FAZIT:
„Save You“ von Mona Kasten hängt leider deutlich hinter dem Vorgänger her und beweist eigentlich nur, dass die Geschichte unnötig in die Länge gezogen ist. So manches, wenn nicht sogar alle Probleme hätten durch einfache Kommunikation vermieden oder zumindest gelöst werden können. Aber stattdessen wiederholt sich das unnötige Drama immer wieder und die Handlung wird zunehmend vorhersehbarer und klischeehafter. Lediglich die Nebenfiguren bringen noch etwas Lesespaß und auch nur sie sind der Grund, wieso ich Band 3 noch gerne lesen möchte. Ruby und James sind zwar stellenweise sympathisch, überzeugen aber nicht. Schade.

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Veröffentlicht am 20.10.2021

Zu viel Drama, zu wenig Kommunikation

Save Us
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Ruby und James wieder zu treffen, löste erst einmal nicht die erhoffte Freude aus. Da ich schon in den Vorgängerbände gewisse Probleme mit ihnen hatte und so manch Handlung vom Ende des zweiten Bandes ...

Ruby und James wieder zu treffen, löste erst einmal nicht die erhoffte Freude aus. Da ich schon in den Vorgängerbände gewisse Probleme mit ihnen hatte und so manch Handlung vom Ende des zweiten Bandes überhaupt nicht nachvollziehen konnte, war der Einstieg erst einmal etwas mühselig. Trotzdem kam ich im Allgemeinen gut in die Geschichte rein. Ruby hatte es da noch etwas einfacher als James und das, obwohl ich ihn sonst deutlich lieber mochte. Ruby ist auch in diesem letzten Band wieder sehr organisiert und strukturiert. Sie hat klare Ziele und als die Pläne dann plötzlich ins Wanken geraten, fängt auch sie an etwas zu Straucheln. Man merkt, dass sie nicht unfehlbar ist und sich auch nicht dafür hält. Ruby musste im Laufe der Reihe einiges einstecken und ich muss sagen, trotz ihres zarten Alters bewies sie doch Mut und Kampfgeist und Durchsetzungsvermögen. Ich hatte auch ein wenig das Gefühl, dass sie hier deutlich reifer wirkte, als noch zu Beginn der Trilogie. Nach wie vor konnte ich nicht jede Handlung und nicht jeden Gedankengang von ihr nachvollziehen; nicht jede Facette von ihr mögen. Sie ging mir zeitweise ordentlich auf die Nerven, besonders ihre bevormundende Art und die fehlende Einsicht in gewissen Situationen machten es mir schwer, den Draht zu ihr zu halten. Genau so lernte sie aus ihren Fehlern einfach nicht und machte sie immer wieder aufs Neue. Ein Punkt, der mich schon immer störte an ihr. Aber im Vergleich zu früher war sie mir doch sympathischer und glaubwürdiger erschienen. Realistischer und weniger naiv.
James hingegen hatte in Band 3 einige Einbußen zu verzeichnen. Wenn er seinen Kopf nur einmal richtig eingeschalten hätte, hätte einiges an dem aufkommenden Drama verhindert werden können. James denkt also schlicht nicht nach und nimmt stellenweise zu wenig Rücksicht auf die Gefühle anderer. Auf der anderen Seite lässt er sich unheimlich bevormunden und unter Druck setzen, als hätte er keine eigene Meinung. Diese beiden Punkte in einer Person vereint lässt die Authensität einfach sinken. Obwohl ich auch ihn irgendwie gerne mochte und er Mitgefühl in mir wecken konnte, wollte ich ihn so oft einfach nur schütteln und ihm raten, mehr darauf acht zu geben, was er tut, anstatt sich im Nachhinein tausendfach dafür zu entschuldigen. James ist ein junger Mann, dem quasi alles in die Wiege gelegt wurde – nur das Rückgrat fehlte. Er tat mir gleichmeraßen leid, wie dass er mir auf die Nerven ging damit, sein Leben nicht so leben zu können, wie er wollte. Doch trotz all der negativen Eigenschaften, die ich jetzt aufgeführt habe, hatte er auch einige liebenswerte Facetten an sich. James liebte seine Schwester heiß und innig; stand loyal zu ihr und man spürte die intensive Bindung der Zwillinge. Auch sein Umgang mit Ruby war wirklich süß und berührte etwas in mir.
Man merkt also; in Bezug auf die Protagonisten bin ich zwiespältig. Einerseits mochte ich die zwei Chaoten, auf der anderen Seite gibt’s eben die Kritik, die sich nicht schönreden lässt. Dafür kann ich zu den Nebenfiguren kaum was schlechtes sagen. Ember und Lydia waren wieder zwei äußerst interessante Persönlichkeiten mit Tiefgang und „erwachsenen“ Problemen. Kein Kindergarten, wie es bei James und Ruby immer mal wieder der Fall war. Wren entwickelte sich ebenfalls unheimlich stark und war zum Ende hin sogar einer meiner liebsten, obwohl ich anfangs so gar nicht ausstehen konnte. Ich könnte ewig so weitermachen; aber um das Ganze hier jetzt abzukürzen: wieder waren es die Nebenrollen, die mich deutlich mehr überzeugten, als die Protagonisten es taten.

Mona Kasten’s Schreibstil ist auch in diesem dritten und letzten Band wieder unheimlich angenehm. Die Geschichte liest sich wunderbar leicht und schnell, ist verständlich und birgt keine Stolpersteine. Die Atmosphäre ist stimmig und abwechslungsreich und erreichte mich durchgängig. Mir gefiel auch der Aufbau der Geschichte, sowie die Dialoge, die stets authentisch und realistisch ausfielen. Jede Szene ließ sich bildhaft vor Augen führen und versetzte mich jedes Mal fast körperlich an die Maxton Hall.
Was mir wiederum nicht so gut positiv in Erinnerung bleiben wird, ist die Aufteilung. Während wir in Band 1 lediglich James und Ruby begleiten und auch nur aus ihrer beiden Sichten lesen, kommen in Band 2 noch zwei weitere Perspektiven mit dazu. Das war erst einmal okay, denn Lydia und Ember sind tragende Bestandteile der Handlung und einen tieferen Blick in ihre Gedanken zu bekommen, stimmte mich zufrieden. In diesem dritten Band kommen hingegen noch weitere Sichten ins Spiel und plötzlich wechseln wir nicht mehr zwischen 2,- oder 4 Perspektiven, sondern zwischen gleich 8 (wenn ich mich nicht verzählt habe). Da war das Chaos in meinem Kopf quasi vorprogrammiert. Ich musste immer wieder zurückblättern um überhaupt zu verstehen, wer denn da gerade an der Reihe war und es brachte, für meinen Geschmack, zu viel Unruhe in diesen finalen Band. – auch inhaltlich; und dazu kommen wir jetzt:

Die Idee dieser Trilogie war schon in Band 2 nicht mehr unbedingt der Hit. Es hätte sicher nicht geschadet, hier und da was rauszukürzen – dann hätte man am Ende vielleicht noch einen, etwas dickeren Band; höchstens aber eine Dilogie gehabt. Die Geschichte auf gleich 3 Bände zu strecken verursachte lediglich, dass das Drama unnötig und aufgebauscht wirkte. Der Cliffhanger im vorherigen Teil war derart unsinnig, dass ich, wie oben schon erwähnt hatte, kaum noch Lust hatte, überhaupt weiterzulesen. Mein einziger Gedanke nach „Save You“ war eigentlich „bitte nicht schon wieder“. Und genau so geht es hier auch weiter: Viel Drama, viel Chaos, viele Missverständnisse und kaum Vorwärtsgang. Die Plots sind, in Bezug auf Ruby und James, eher rar gesäht und es passiert hauptsächlich was bei den vermeindlichen Nebenfiguren, die hier dann plötzlich eigene Sichten verpasst bekamen. Bei den Protagonisten herrschte entweder Friede, Freude, Eierkuchen, oder sie stritten – aus den immerwährend gleichen Gründen. Bei Ember und Lydia hingegen gab’s auch mal Abwechslung – und das tat der Geschichte unheimlich gut. Ich verfolgte die beiden Mädels so gerne, weil sie sich vom Mainstream abhoben und ihre Storys und Hintergründe wirklich lesenswert waren. Die eine mit einer Teenie-Schwangerschaft, die andere setzte sich für Menschen mit mehr Pfunden ein und ist damit auch noch total erfolgreich.
Leider war mir die Ausarbeitung hier aber zu lasch. Nicht unbedingt bei Lydia und Ember, aber definitiv bei den anderen „Neu-Protagonisten“. Wenn man sich schon dafür entscheidet, weitere Figuren als tragende Rollen ins Rennen zu schicken, muss der Raum dafür gegeben sein um ihre Geschichten zu erzählen. Gerade in Bezug auf Homosexualität, was nicht nur heikel, sondern auch hochinteressant ist, bedarf es Zeit, um das Ganze zu entfalten. Aber hier lief das nur so nebenbei und war, für meinen Geschmack unnötig. Es wirkte beinah so, als wolle Mona Kasten möglichst viel Toleranz zeigen, indem sie für jede Nische den passenden Charakter in dieses Finale stopfte.
Das Ende hatte schließlich dann aber nochmal so richtig Potential. Endlich kam die so lang ersehnte Spannung; und der Aufbau deren war großartig. Allerdings war mir in Anbetracht der wenigen Seiten, die noch übrig waren, relativ schnell klar, dass da nicht das Feuerwerk kommen kann, das ich mir erhoffte. Und so war es auch: der aufkeimende Spannungsbogen fiel schon nach kurzer Zeit wieder komplett ab und alles lief viel zu unspektakulär ab. Es hätte viel mehr kommen müssen, einfach um dem Leser die Befriedigung und Genugtuung zu verschaffen, die er nach 3 Bänden verdient hätte. Schade.

FAZIT:
„Save Us“ von Mona Kasten steht seinem Vorgänger in kaum etwas nach; denn er war beinah genau so enttäuschend. Zwar mochte ich die Figuren wieder und fand besonders die Nebenrollen relativ interessant, aber die Handlung tritt viel zu sehr auf der Stelle, als dass es wirklich spannend wäre. Der einzige Lichtblick in Sachen Spannungsbogen verpufft binnen kürzester Zeit und geht über in das altbekannte Drama. Und das gruselige ist dabei, dass ich mich dennoch relativ gut unterhalten fühlte. Also so völlig verkehrt kann es nicht gewesen sein. Aber knapp. Ich bin jedenfalls froh, es geschafft zu haben bis zum Schluss.

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Veröffentlicht am 19.11.2020

Leider gar nicht meine Geschichte..

Royal Blue
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Wo fängt man am besten an, wenn man nicht weiß, wo man anfangen soll? Fallen wir heute mal mit der Tür ins Haus und beginnen mit der Kritik. Casey McQuiston hat einen, für mich, sehr unangenehmen, holprigen ...

Wo fängt man am besten an, wenn man nicht weiß, wo man anfangen soll? Fallen wir heute mal mit der Tür ins Haus und beginnen mit der Kritik. Casey McQuiston hat einen, für mich, sehr unangenehmen, holprigen und chaotischen Schreibstil, der jede Form von Bildhaftigkeit im Keim erstickt. Während die Dialoge zum Teil noch sehr schön zu verfolgen sind und von sowas wie Lebendigkeit zeugen, und auch die eMails größtenteils überzeugen, ist das Drumherum einfach unendlich schwierig zu verstehen. Die Sätze sind zu verschachtelt, transportieren alles in allem zu wenig und sind schlicht zu wirr und chaotisch, um dem Ganzen flüssig folgen zu können. Beschreibungen oder Details sucht man vergeblich – oder man stolpert darüber und vergisst sie sogleich wieder. Dadurch leidet im Grunde die ganze Geschichte, denn wenn man immer wieder gewaltsam aus dem Geschehen gerissen wird, verschwindet der Lesespaß, trotz womöglich guter Storyline ziemlich schnell. Die Greifbarkeit fehlt.
In meinen Augen hätte sich die Autorin definitiv einen Gefallen getan, das Ganze in zwei unterschiedliche Perspektiven zu gliedern und in der Ich-Form zu erzählen. So aber sind endlos lange Kapitel von locker mal 50-70 Seiten entstanden, was sich zusätzlich unweigerlich auf das Lesetempo auswirkt. Ein letzter, nicht unerheblicher Grund, warum mir weder Stil noch Gliederung gefallen haben waren die unerwarteten Sichtwechsel und Kulissensprünge. Im einen Satz ist mit „er“ Henry in England gemeint, im nächsten dann wieder Alex in Amerika – und das alles ohne erkennbaren Hinweis darauf. Das Chaos in meinem Kopf schien perfekt. Sehr schade! Denn mit diesem Schreibstil, in den man selbst nach über 300 Seiten nicht richtig reinkommt bzw. mit dem man nie richtig warm wird, geht das gesamte Buch unter.

Und mit ihm natürlich auch die Besatzung in Form der Charaktere. Henry und Alex sind an und für sich sympathisch gestaltet, die hitzigen Wortgefechte und schlagfertigen Emails tun den beiden jedenfalls immens gut. Doch eine richtige Bindung konnte ich zu keinem der beiden aufbauen. Beide wirken sehr stereotypisch, besonders Henry hat bis auf sein Äußeres kaum etwas an sich, was ihn aus der Masse herausstechen lässt. Er ist sehr, trotz seines Titels, sehr normal, beinah schon ängstlich und irgendwie rückgratlos. Ich bin froh, dass sich das im Laufe der Geschichte etwas relativierte und er somit eine gewisse Entwicklung an den Tag legte. Daran mangelte es Alex nämlich wiederum umso mehr: Alex ist ein ganz typischer Bad Boy, mit einer großen Klappe und viel Selbstbewusstsein. Manchmal hinwegen scheint es, als würde er sich nur hinter dieser Fassade verstecken, denn im ihm schlummert so viel mehr als nur ein attraktiver Präsidentinnensohn. Doch auch er gewinnt immer mehr Einsicht, wenn es auch kein Vergleich zu Henry ist. Alex ist und bleibt der Partykönig, der Spaß am Leben hat und seine Probleme in Arbeit ertränkt.
Beide sind auf ihre eigenen Arten und Weisen glaubhaft in ihren Positionen. Es wurde durchaus ordentlich recherchiert und dargestellt, in was für Leben sie sich befinden und mit welchen Problematiken sie sich auseinandersetzen müssen. Trotzdem fehlte mir manchmal das Verantwortungsgefühl der beiden. Es schien keiner so richtig über das, was sie taten, nachzudenken. Folgen? Egal.
Die Chemie aber stimmte ganz eindeutig. Obwohl mich Henry’s und Alex’s Lovestory emotional nicht catchte, lässt es sich nicht abstreiten, dass die Funken nur so flogen zwischen ihnen. Besonders in Chats und Emails kam dies ganz deutlich durch und machte stellenweise wirklich großen Spaß zu verfolgen. Ansonsten verhielten sie sich aber oft wie pubertierende Teenies, bei denen Sex stets an oberster Stelle steht.
Die Nebencharaktere, die hier auftauchen, sind ebenfalls ein wenig blass, können aber doch irgendwie überzeugen. Allen voran gefielen mir die Schwestern der beiden Protagonisten wirklich extrem gut. So sind sie es, die in den entscheidenden Momente entweder die Schulter zum Anlehnen bieten, oder ihnen ins Gedächtnis rufen, welche Stellung sie haben. Bea und June sind, trotz der Distanz, die ich zu der Geschichte verspürte, die beiden, die mich am meisten für sich gewannen. Da konnten auch Henry und Alex nicht mithalten. Undurchsichtigkeit gab es dabei im Allgemeinen aber fast keine. Sie alle spielten, scheinbar, mit offenen Karten und große Überraschungen gab es (leider) nicht. Negative Gefühle hegte ich eigentlich auch zu kaum einem; lediglich einer stach ein wenig aus der Masse hervor, weil er doch sehr „gegen alles“ war und der wohl schlimmste Spießer, dem man in Büchern jemals begegnet ist.

Die Handlung. Okay. Die Idee, die hinter diesem Buch steckt ist jedenfalls schon mal sehr vielversprechend und interessant! Nicht zuletzt auch wegen all der positiven Stimmen, die im Netz bereits laut wurden, war ich doch voller Hoffnungen, dass mich „Royal Blue“ komplett vom LGBTQ-Genre überzeugen kann. Letztlich war es aber ein eher steiniger Weg. Angefangen damit, dass ich aufgrund des Stils keine Chance hatte, überhaupt so richtig in die Geschichte abzutauchen. Ich fühlte mich immer „so weit weg“ – manches konnte ich nur verschwommen wahrnehmen und ich bin mir sicher, dass mir unglaublich viel auch entgangen ist, ohne dass ich es gemerkt habe. Der weitere Verlauf war nicht das, was ich mir versprochen habe. Die Handlung war süß, teilweise sogar richtig spannend, aber alles in allem sehr klischeehaft und standardmäßig. Dieses typische „vom Erzfeind zum Love Interest“, dies auch noch recht instalove-mäßig abgehandelt und mit viel zu vielen Sexszenen gespickt. Tiefgründe Dialoge findet man nicht im direkten Gespräch der Protagonisten, sondern lediglich, hin und wieder, über die Chats und Emails, die Henry und Alex austauschen. Ansonsten wird sehr oft erwähnt, wie heiß der eine den anderen findet und umgekehrt und wie sie übereinander herfallen. Da blieb einfach keine Zeit für große Wortwechsel. So kam es leider zu gewissen Längen, weil sich Plots schlicht wiederholten. Ich fühlte mich dennoch oftmals recht gut unterhalten, wenn man mal den Schreibstil außen vor lässt und gerade wenn sich Casey McQuiston dann auf die Politik bzw. den Kampf für Gleichberechtigung von Homosexuellen etc. konzentriert, wird die Message, die das Buch ausdrücken soll, deutlich. Dafür gab’s auf jeden Fall einen großen Pluspunkt, weil mir die Umsetzung davon wiederum sehr gut gefiel und mich sogar von Punkt zu Punkt fesseln konnte. Ebenso verhielt es sich mit den offenen Fragen, die sich auftun. Intrigen und Verrat sind in der Politik keine Seltenheit und wurden von der Autorin auch hier geschickt platziert und sorgten für eine kleine Portion Spannung im großen Chaos
Das Ende war dann schließlich rund, auch wenn ich mich frage, wieso man einen 50-seitigen Epilog braucht. Trotzdem gefiel mir der Abschluss der Geschichte, war stimmig und hob die Message nochmal klar und deutlich hervor. Überraschungen gab’s auch hier zwar wieder keine, doch rückblickend war es doch verhältnismäßig spannend und nochmal sehr temporeich.

FAZIT:
„Royal Blue“ von Casey McQuiston war so ganz anders, als ich es mir erhofft oder erwartet habe. Die Geschichte rund um die beiden Söhne der Staatsoberhäupter von Amerika und England ist nicht wirklich überraschend und noch weniger temporeich. Es ist ein stereotypischer New Adult Roman mit einem eher ungewöhnlichen, für mich auch unangenehmen Schreibstil. Lässt man den allerdings mal außen vor, kann das Buch dennoch unterhalten. Zwar gibt es einige Plot-Wiederholungen, sehr viel Sex und nur wenig spannende Gespräche, doch so richtig enttäuscht bin ich trotzdem nicht. Ich würde sagen, wer gern mal ins LGBTQ-Genre schnuppern möchte und die Erwartungen nicht allzu weit oben ansiedelt, der könnte Henry und Alex auf jeden Fall eine Chance geben und sich vielleicht in das homosexuelle Pärchen verlieben.

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Veröffentlicht am 07.09.2020

Einige sehr ausgeprägte Längen ruinieren die Spannung

Der Klavierstimmer Ihrer Majestät
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Der Schreibstil ist, genau so wie die gewählte Sprache, sehr „schwer“. Das Buch liest sich längst nicht so leicht, wie man es von anderen Romanen aus diesem Genre gewohnt ist – was aber durchaus seinen ...

Der Schreibstil ist, genau so wie die gewählte Sprache, sehr „schwer“. Das Buch liest sich längst nicht so leicht, wie man es von anderen Romanen aus diesem Genre gewohnt ist – was aber durchaus seinen Charme mitbringt. Daniel Mason beschäftigt sich sehr viel mit Details, geht auf alles sehr genau ein und erzeugt das Gefühl, nebenbei noch enorm viel lernen zu können. Seine Wortwahl und Beschreibungen passen perfekt in die damalige Zeit und in das ferne Birma. Doch gleichzeitig verleiht es der Geschichte auch etwas kompliziertes – etwas fachliches, was einen schnell überfordern kann. Die Atmosphäre fehlte, bzw. kam nur stellenweise auf; was schlicht zu wenig war. Als Hörbuch entsteht schnell der Eindruck, überhaupt nicht mehr mitzukommen und den Faden schon nach wenigen Sekunden verloren zu haben. Das geschriebene Wort war zumindest für mich, absolut nötig. Vergleicht man die beiden Bücher, die ich schon gelesen habe, merkt man doch, dass Daniel Mason in „Der Wintersoldat“ deutlich mehr überzeugte, was den Stil, die Sprache und die Stimmung betrifft.

Die erstaunlich wenigen Figuren, die in diesem Werk eine Rolle spielen, wollen auch nicht so recht begeistern. Edgar Drake als Protagonist wirkt oft sehr distanziert und unterkühlt, erscheint manchmal sehr unbedacht und naiv – ist schlicht nicht recht greifbar. Dabei ist der Klavierstimmer alles andere als unsympathisch, denn allein seine grenzenlosen Liebe zu seinem Beruf lassen das Leserherz schnell höher schlagen. Zu beobachten, mit wie viel Hingabe und Leidenschaft er arbeite, wie konzentriert er bei der Sache ist und wie sehr er dabei alles sich herum vergisst, bereitet große Freude. Er durchlebt ein unbeschreibliches Abenteuer; alles ist neu für ihn und er weiß überhaupt nicht, was auf ihn zukommt. In gewisser Weise ist seine Persönlichkeit also definitiv passend zur Geschichte. Dennoch sind nicht all seine Handlungen, Gedanken und Entscheidungen nachvollziehbar. Manches von dem, was er denkt und tut, ist beinah absurd leichtgläubig. Aber nochmal: Edgar ist kein schlechter Protagonist, er ist schlicht eigen und unterscheidet sich grundlegend von den gewohnten Charakteren.
Alle andere Figuren, die im Laufe des Romans auftauchen, bekleiden nur eine Nebenrolle. So lernen wir als Leser beispielsweise auch die Ehefrau von Edgar kennen, die im regnerischen London bleibt, während ihr Mann ins ferne Birma reist. Es bleibt also kaum Zeit, diese Figur so richtig kennenzulernen, ehe sie wieder von der Bildfläche verschwindet. Ebenso verhielt es sich mit all den anderen, die einem auf der Reise begegnen. Kaum einer hinterließ einen bleibenden Eindruck und selbst der Arzt Dr. Carrol blieb eher blass. Meines Erachtens nach war es aber auch nicht nötig, die Charaktere alle genau auszuleuchten – das hätte die Handlung nur in die Länge gezogen. So bin ich also nicht der größte Fan der Besetzung dieser Geschichte geworden, konnte aber dennoch einige positive Aspekte finden und aufzählen.

Das Grundgerüst des Romans – also das, was man im Klappentext erfährt – klingt erstmal sehr vielversprechend und voller Potential. Steigt man aber dann erst einmal in die Geschichte ein, kommt schnell die Ernüchterung. Der Einstieg ist noch verhältnismäßig interessant. Es passiert was; das Ganze tritt nicht auf der Stelle. Doch kaum dass Edgar die Reise nach Birma angetreten hat, wird alles extrem ruhig. Gefühlt geschieht ewig nichts, und danach auch nur wenig. Diese Passagen sind dann auch noch mit allerlei Geschichten von anderen Reisenden gespickt, die nur wenig mit dem weiteren Verlauf des Geschehens zu tun haben. Wären besagte Erzählungen wenigstens interessant gewesen, hätte man ihnen sicher was abgewinnen können; so aber sorgte sie nur für weitere Langeweile. Dazu kam, dass vieles, was Daniel Mason schreibt, zum kompliziert wirkt. Es gab einige Stellen, die man, wenn überhaupt, nur mit Müh und Not analysieren konnte. Zu viele Jahreszahlen, zu wenig aussagekräftige Plots. Doch auch in der Haupt-Story dümpelte alles nur so vor sich hin; fast so wie das Schiff, das den Klavierstimmer nach Asien verfrachtete. Zig Umstiege zogen auch die Reise sehr in die Länge. Angekommen im Kriegsgebiet hätte es eigentlich so richtig losgehen sollen; das zumindest wäre nur die logische Nachfolge der zu intensiven Ruhe gewesen. Doch selbst dort wollte sich so etwas wie Tempo und Spannung nicht blicken lassen. Es wurde zwar dann endlich etwas interessanter; vor allem in Bezug auf den Flügel und Edgar’s Bekanntschaft mit einer Frau, aber dieser letzte Funke wollte partout nicht zünden. Es ist jammerschade, immerhin ist die Handlung voller Möglichkeiten, hätte plotreich und actionlastig ausfallen können – tat sie aber nicht. Stattdessen verwirrt vieles, kommt nicht auf den Punkt und die unzähligen Namen und Verwicklungen untereinander, bringen alles andere als Licht ins Dunkel.
Erst gen Ende schien sich der Nebel zu lichten. Alles nahm dann an Fahrt auf und es kam endlich die ein oder andere Überraschung, auf die man sehnsüchtig gewartet hat. Doch dann passiert plötzlich alles so schnell, so chaotisch und kaum greifbar. Und prompt war die letzte Seite angebrochen und ich als Leser blieb sehr ratlos zurück. Hatte ich das denn jetzt richtig verstanden? Leider wurde es auch beim zweiten Mal Lesen der letzten Passagen nicht besser. Sehr schade.

FAZIT:
„Der Klavierstimmer ihrer Majestät“ von Daniel Mason konnte leider überhaupt nicht mit der authentischen Stimmung und der realistischen Darstellung der damaligen Zeit, wie ich es von „Der Wintersoldat“ (ebenfalls aus seiner Feder) kannte, mithalten. Es fehlte an Authensität und Atmosphäre, an einer geraden Handlungslinie und vor allen an Plots, die für Spannung gesorgt hätten. Leider war diese Geschichte überhaupt nicht meins. Auch wenn nicht alles schlecht war, hängen wir deutlich hinter den 4 Sternen vom Wintersoldaten her. Falls ihr aber gern zeitgenössische Literatur lest und mit einem etwas komplizierteren Schreibstil zurecht kommt; gebt dem Roman eine Chance – die Idee und vor allem das Setting überzeugen durchaus.

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