Eine überraschend große Portion Erotik.
HeartlessMEINE MEINUNG:
Sind wir ehrlich: der Klappentext alleine war definitiv nicht ausschlaggebend für meine Anfrage beim Verlag, obwohl auch der extrem gut klang – auch das Cover hat dazu beigetragen, dass ...
MEINE MEINUNG:
Sind wir ehrlich: der Klappentext alleine war definitiv nicht ausschlaggebend für meine Anfrage beim Verlag, obwohl auch der extrem gut klang – auch das Cover hat dazu beigetragen, dass ich das Buch unbedingt in meinem Regal haben wollte. Die Freude, nachdem die Zusage kam, war also dementsprechend groß und ich möchte mich nochmal ganz herzlich beim Lyx-Verlag bedanken. Das Buch kam dann auch, nach kurzer Wartezeit, bei mir an und da ich mein aktuelles Currently Reading gerade beendet hatte; konnte ich mich sofort in die Geschichte rund um Aidy und Ace stürzen. Ob mir der Inhalt genau so zugesagt hat, wie das nette Motiv auf dem Cover, verrate ich euch jetzt. Viel Spaß.
In „Heartless“ treffen wir auf zwei absolut unterschiedliche Persönlichkeiten, die aber wunderbar miteinander harmonieren und sich gegenseitig perfekt ergänzen. Alleine die Konversationen, die Dialoge und die Interaktionen miteinander waren so ehrlich und vollkommen authentisch.
Zum einen wäre da Aidy, die Make Up Artist, die definitiv weiß, was sie will; die sehr selbstbewusst und bodenständig rüber kommt und dabei nur so vor Leben sprüht. Ich fand diese Frau einfach unheimlich authentisch und sehr lebensnah, sehr liebenswert, humorvoll, interessant und absolut real. Endlich mal keine Dramaqueen, die sich vom Verhalten anderer beeinflussen oder verunsichern lässt, sondern einfach das macht, was sie für richtig hält. Aidy handelt vollkommen glaubhaft, ihre Gedankengänge waren für mich stets nachvollziehbar und ihr Charakter allgemein wirkte sehr harmonisch. Ich hätte mir vielleicht noch das ein oder andere Detail aus ihrer Vergangenheit gewünscht, einfach damit die Figur noch ein wenig Tiefgang bekommen hätte; denn was Aidy früher erlebt hat; ob sie überhaupt Beziehungen hatte, wo sie aufgewachsen ist, erfahren wir mit keiner Silbe. Dennoch gefiel sie mir auf Anhieb gut und ich fühlte gern mit ihr mit. Sie war eine große Bereicherung für die Geschichte und ich hätte mir fast kein perfekteres Gegenstück zu Ace vorstellen können.
Ace verkörperte nämlich das pure Gegenteil zu der quirrligen Aidy. Er war mürrisch, abweisend und wirkte auf mich distanziert und unnahbar. Er hatte sich vom Leben zurück gezogen und das nicht ohne Grund. Denn das war mir an Aidy’s Vergangenheit fehlte, gabs bei Ace in doppelter und dreifacher Ausführung. Seine vorheriges Leben wurde aus einigen Blickwinkel beleuchtet, was im Umkehrschluss dafür sorgte, dass man seinen Charakter und seine Art nachvollziehen konnte. Man verstand seinen Rückzug, seine Isolation vom Leben, und endlich sind es mal Ereignisse, die tatsächlich solche charakterlichen Veränderungen auslösen können und keine aufgeputschten Mimimi-Erlebnisse, wie der Tod des Hamsters. Gott ich liebte Ace auf ganzer Linie, ich fand ihn so interessant und spannend, freute mich, ihn immer näher kennenlernen zu können und gestehe, dass ich mich in diesen einzigartigen Charakter innerhalb kürzester Zeit verlieben konnte.
Nebenfiguren wie zum Beispiel Wren, Aidy’s Schwester, gefielen mir ebenfalls gut. Natürlich bekamen sie nicht die Aufmerksamkeit, die man vielleicht erwarten könnte, aber in Anbetracht dessen, dass sie keine allzu tragende Rolle spielten, störte mich das nicht. Enzo, der kleine Neffe von Aidy ist hingegen einfach zuckersüß – ich merke schon, dass Kinder in solchen Büchern immer besonders gut bei mir ankommen, weswegen ich Enzo als heimlichen Star der Geschichte sehe.
Winter Renshaw hält sich nicht großartig mit Beschreibungen auf, sondern setzt eher darauf, die Handlung voran zu bringen. Mir gefiel der Schreibstil enorm gut, denn der Lesefluss war einfach mitreißend und die Sprach leicht verständlich und dem Genre angepasst. Auch die erotischen Szenen fand ich schön geschrieben, nicht unbedingt romantisch, aber dafür doch authentisch. Gerade in diesen Momenten geht es auch mal ein wenig derber zu, was die Sprache betrifft; was mich aber nicht störte – ich fand es dennoch niveauvoll, wenn man das so nennen kann. Dabei kommt man schnell, fast fliegend durch die Seiten und ich war wirklich jedes Mal überrascht, wie viele Kapitel ich in doch recht kurzer Zeit inhaliert hatte. Das Buch ist übrigens, ganz wie es inzwischen modern ist, in zwei Sichten unterteilt; man liest also sowohl aus Aidy’s, als auch aus Ace’s Sicht, was ich sehr gerne mochte, da die Autorin zusätzlich dazu noch auf die Ich-Perspektive zurückgreift, was ich bei New Adult stets bevorzuge. Außerdem, und das möchte ich nicht unerwähnt lassen: es gibt immer wieder Einblicke in das Tagebuch, von dem schon im Klappentext die Rede ist. Diese Passagen sind so emotional, fast poetisch geschrieben; was wiederum in relativ starken Kontrast zum restlichen Stil steht.
Die Idee an sich war auch hier keine Neuerfindung des Rads – aber ich fand sie trotzdem sehr unterhaltsam zu verfolgen. Schon in der Einstiegsszene spielt das Tagebuch, das Aidy findet, eine wichtige Rolle und diese Wichtigkeit zieht sich auch durch die gesamte Geschichte. Als Leser durften wir also erleben, wie Aidy immer wieder Szenen aus diesem Buch liest, wie sie anfängt zu schmachten, wie sie sich darin verliert. Und die Einträge haben natürlich auch eine Bedeutung für den weiteren Verlauf der Story, was ich so in einem New Adult dann doch noch nie hatte. Ansonsten sind es zumeist allseits bekannte Elemente, die sich schon in anderen Büchern bewährt haben, die diese Geschichte zu einem Pageturner machen. Es war auf seine eigene Art und Weise spannend, mehr auf emotionaler Ebene, aber sie war definitiv gegeben und ich war doch sehr neugierig, was die Auflösung am Ende für mich parat hielt. Doch genau so wie es die Spannung gab, so gab es auch Szenen, die einem einfach gut taten, einem warm ums Herz werden ließ und Wohlfühl-Momente entstehen ließen. Es gab gen Ende eine Wendung, die wirklich Zündstoff versprach und ich hab der Abhandlung dieses Aspekts echt entgegen gefiebert – ich wusste; da knallt es nochmal richtig. Leider aber wurde das alles sehr ruhig und vor allen Dingen sehr schnell abgehandelt und vom Tisch gefegt – da hätte man gut und gerne nochmal 10 Seiten einbauen können, um das Drama, das diese Szene definitiv versprach, auch aufkommen zu lassen. Da mischte sich eine kleine Prise Enttäuschung mit in meine Begeisterung; doch spätestens als dann der Epilog gelesen war, war ich dann doch rund herum zufrieden mit dem Abschluss und konnte mir ein wohliges Seufzen und ein Schmunzeln nicht verkneifen.
FAZIT:
„Heartless“ von Winter Renshaw ist ein gelungener New Adult Roman, der besonders durch die beiden Hauptfiguren und einen mehr als angenehmen Schreibstil überzeugt. Das Buch konnte mich emotional vollkommen erreichen und ich fühlte mich in der Geschichte sehr wohl. Es gab nicht viele Wendungen oder Überraschungen; es war alles ein wenig vorhersehbar, aber das muss ja nicht zwingend etwas schlechtes sein, solange die Story an sich gut geschrieben und mitreißend ist; und das ist definitiv der Fall. Ich fand es auch gut, dass das Buch mit relativ wenigen Sex-Szenen auskommt und die Autorin ihr Augenmerk mehr auf die Handlung legte. Für mich ein schöner, spannender und kurzweiliger Zeitvertreib mit minimalen Schwächen. Ich freue mich auf Band 2 der Reihe.