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Veröffentlicht am 18.11.2021

Making a lot out of a little

Zeichnen: Auf den Bleistift, fertig, los!
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Inhalt:

In ihrem neuen Buch, “ Auf den Bleistift, fertig los!“, zeigt Anne Kubik in bebilderten Schritt-für-Schritt-Anleitungen, wie man niedliche Motive (im Stil der Zeichnungen auf dem Cover) spielend ...

Inhalt:

In ihrem neuen Buch, “ Auf den Bleistift, fertig los!“, zeigt Anne Kubik in bebilderten Schritt-für-Schritt-Anleitungen, wie man niedliche Motive (im Stil der Zeichnungen auf dem Cover) spielend leicht aufs Papier bringt. Du brauchst gar nicht viel, um direkt loszulegen: Bleistifte in drei verschiedenen Härtegraden, ein Radiergummi und ein Anspitzer reichen erst mal völlig aus. Später kannst du auch noch einen Fineliner und Materialien wie z.B. einen Tuschkasten zum Färben der Motive dazunehmen.

Jede Schritt-für-Schritt-Anleitung wird mit einem Textfeld “So geht’s?“ untermalt. Hier geht die Autorin allerdings nicht explizit auf jedes einzelne Bild ein. Sie konzentriert sich aufs Wesentliche und verrät, worauf man beim Zeichnen ganz besonders achten muss.

Neben Anleitungen für süße Tier- und Pflanzenmotive erhält der Leser wertvolle Tipps und Tricks, die das selbständige Zeichnen eines Bildes unterstützen. So geht die Autorin u.a. auf das Thema Schraffuren und Schatten ein. Alleine beim Thema Schraffur gibt es so viele Möglichkeiten, die man nutzen kann, um dem Motiv Leben einzuhauchen. Exempli causa lassen sich Kreuzschraffur, organische Linien entlang der Kontur, parallele Linien, verwischen der Linien und kleine Pünktchen anführen.

Wie verleihe ich dem Fell eines Tieres die passende Struktur? Ist es plüschig oder struppig, ist es eher kurz oder handelt es sich um einen Vogel mit glattem oder flauschigen Gefieder? Das Buch bleibt auch hier keine Antwort schuldig: Kleine Zacken oder Bögen können die Struktur andeuten und vermitteln dem Auge des Betrachters sehr gut, auch ohne große Details, den Charakter des Motivs.

Da dieses Buch, wie der Titel schon verrät, den Fokus auf das Zeichnen mit dem Bleistift legt, erfährt man als Leser hier auch einiges über die Varianzen und Potentiale des Stiftes. Was kann eine harte, mittlere oder weiche Mine mit viel oder wenig Druck auf dem Papier bewirken? Teste doch mal den Unterschied der unterschiedlichen Stärken aus, indem du eine größere Fläche ausmalst, indem du den Bleistift seitlich ansetzt und eine Schraffur malst. Anne Kubik erklärt genau, wie man die verschiedenen Minenstärken gekonnt für seine Zeichnung einsetzt.

Sukzessive offenbart Anne Kubik dem Leser neue Möglichkeiten. Du hast verstanden, was man alles nur mit einem Bleistift machen kann? Versuch doch mal Fineliner und Bleistift zu kombinieren.

Natürlich kannst du auch Farbe mit ins Bild bringen. Unterschiedliche Stifte wie beispielsweise ein Marker oder Buntstifte entfachen eine völlig andere Wirkung auf den Betrachter.
Färbe nur mal den Hintergrund ein und belasse das Motiv selbst in Schwarz-Weiß. Die Flächen einfach mal im „Messy-Style“ ausmalen oder aber, ganz im Gegenteil zur ersten Variante das Motiv farbig gestalten und den Hintergrund weiß lassen. Lass dich von der Wirkung, die das Bild danach entfacht, überraschen.

Das Buch enthält zudem einige Übungen, die die Kreativität fördern. Formen miteinander kombinieren, diese erst mal auf sich wirken lassen und dann daraus z.B. ein niedliches Tier zeichnen. Ein unförmiger Klecks. Was kann man daraus machen? Das macht nicht nur Spaß, sondern hilft auch “locker zu lassen“ und einfach loszulegen. Lass dich überraschen, wohin deine Kreativität dich führen kann.

Zum Abschluss erklärt die Autorin, dass man eine Zeichnung nicht immer mit unglaublich vielen Details aufhübschen muss. Das kostet Zeit und nimmt dem Künstler - und zuvorderst dem Anfänger - oft die Motivation. Zu wenig Details können eine Zeichnung allerdings wie aus Kinderhand wirken lassen. Das Buch begleitet den Künstler auf dieser beständigen Gradwanderung durchs Werk.



Eigene Meinung:

Besonders gefallen hat mir, dass man für die Realisierungsvorgaben in diesem Buch so gut wie keine Materialien braucht. Einen Bleistift hat man mit Sicherheit irgendwo zu Hause rumliegen. Man benötigt nicht mal Papier, da es in dem Buch hinter jeder Anleitung eine Übungsseite zum “direkt Loslegen“ gibt.

Die Autorin schlägt vor, dass man mit Bleistiften in drei Härtegraden startet. Ich hatte nur einen weichen Bleistift vorrätig. Das hat – für den Anfang – auch gereicht.

Übungsseiten empfand ich immer als unnötiges “Füllmaterial“. Bei „Auf den Bleistift, fertig los!“ haben mich diese Leerseiten aber nicht gestört.Die Werthaltigkeit des Buches wird nämlich zu keinem Zeitpunkt infrage gestellt. Die motivierenden Sprüche auf den Leerseiten, haben sogar ganz im Gegenteil meine Motivation gefördert. Auch fand ich es klasse, dass ich gar nicht erst auf Materialsuche gehen, sondern eigentlich mit meinem Bleistift direkt hätte loslegen können.

Auch für Künstler, die nicht nur mit dem Bleistift arbeiten wollen, hat Anne Kubik Tipps und Tricks. Fineliner und Bleistift z.B. sind ein wahres Dreamteam. Outlines mit dem schwarzen Stift und dazu feine Schraffuren mit der grauen Mine. Das verleiht dem Motiv einen ganz besonderen Charakter und kann ihm im Vergleich zu einer reinen Finelinerzeichnung auch ein wenig die Schärfe nehmen.

Sehr gefallen hat mir bei diesem Buch natürlich die Motivwahl. Ich liebe Anne Kubiks comicartigen Zeichenstil, der viel wert auf “Niedlichkeit“ legt. Die Autorin hält sich nicht lange mit großen Reden auf. Sie kommt gleich zur Sache. Auch betont sie, dass es beim Zeichnen darum geht, Spaß zu haben. In ihrem Buch geht es nicht nur darum, Motive nachzuzeichnen. Als Leser erhält man wertvolle Tipps und Tricks, was z.B. Schattierungen und Frakturen betrifft. Die Kreativität wird durch bestimmte Aufgaben gefördert.

Ein Buch, dass den Fokus auf den Bleistift legt. So etwas fehlte mir noch im Regal.



Fazit:

Welch großes Potenzial lässt sich aus Bordmitteln heben. Wo und wann der Bleistift zur Welt kam, ist nicht eindeutig nachgewiesen, aber jeder dürfte einen zuhause haben.
Der Grundgedanke von „Auf den Bleistift, fertig, los!“ ist, wie der Titel schon so schön sagt, die Möglichkeiten dieses Klassikers unter den Stiften einmal genauer unter die Lupe zu nehmen.

Doch darüber hinaus bietet das Buch dem Leser noch so viel mehr. Es wirft eine Reihe von Problemen auf, die im Folgenden sofort exemplifiziert werden. Die unüberbrückbar scheinende Kluft zwischen den eigenen Ambitionen und der Möglichkeit ihrer Realisierung wird schnell geschlossen.

Konkrete Anleitungen für niedliche Zeichnungen, wertvolle Tipps und Tricks zum eigenständigen Zeichnen, einfach gehaltene Motive können mit der richtigen Technik ein imposantes Gesamtwerk bilden.

Für fortgeschrittene Künstler, die bereits mit den Möglichkeiten des Bleistiftes vertraut sind und mehr wollen, gibt es selbstverständlich weitere Anleitungen und Hilfestellungen. Anne Kubik erklärt beispielsweise, wie man mit Fineliner und Wasserfarben dem Bild einen völlig anderen Charakter geben kann.
Anne Kubik erweist sich als Meisterin des künstlerischen Minimalismus. Making a lot out of a little scheint die ungeschriebene Leitlinie ihres Buches.

Ein Buch von Anne Kubik, dass ich guten Gewissens und mit ganzem Herzen weiterempfehlen kann. Qualität und Didaktik des Buches stehen auch in einem hervorragenden Preis-Leistungs-Verhältnis.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 10.11.2021

Ich würde mehr als fünf Sterne geben, wenn das nur möglich wäre

Das Babel Projekt – Lifelike
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Inhalt:

Eve wohnt, seit einem Überfall der Miliz, dem das Elternhaus und die gesamte Familie der 17-jährigen zum Opfer gefallen ist, gemeinsam mit ihrem Großvater auf der Insel Dregs, einer Insel die ...

Inhalt:

Eve wohnt, seit einem Überfall der Miliz, dem das Elternhaus und die gesamte Familie der 17-jährigen zum Opfer gefallen ist, gemeinsam mit ihrem Großvater auf der Insel Dregs, einer Insel die fast vollständig vom Treibgut des goldenen Zeitalters überschwemmt wurde. Hier unterhält sie sich und ihren Anhang mit illegalen Roboterkämpfen. Der Gewinn, den Eve unter dem Namen „Fräulein Blechmix“ generiert, muss zudem für die wichtigen Medikamente ausreichen, die sie für ihren Großvater einkaufen muss.

Doch bei einem der Wettkämpfe läuft etwas schief. Eve scheint zu verlieren. Sie flieht aus ihrem selbstgebautem Roboter und möchte die Kampfarena verlassen. Goliath, ihr Gegner, lässt jedoch nicht locker. Er holt zum finalen Schlag aus. Eve entgleitet ein Schrei, ein Deus Ex Machina, der den Kampfroboter stoppt und Eve in Sicherheit bringt.

Auf dem Weg nach Hause lässt Eve die Situation noch lange nicht los. Sie resümiert mit ihrer besten Freundin Lemon das Geschehen des Abends, als beide plötzlich auf einen Luftkampf am Himmel aufmerksam werden. Drei Killer-Drohnen scheinen einen Ultraleicht-Hubschrauber zu verfolgen. Nach und nach gehen die Drohnen und zuletzt der Hubschrauber zu Boden. Eve und Lemon wittern leichte Beute. Man muss schließlich dankbar sein, für alles, was man plündern und verkaufen kann.

Doch was Eve, Lemon und ihre beiden treuen Begleiter, der Blitzhund Kaiser und der freche Logika Cricket, letztlich an der Unfallstelle vorfinden, ist nicht nur ein Wrack, bestehend aus Drohnen und Hubschrauber. Der Pilot ist ein LifeL1k3, ein künstlicher Mensch, ein Android. Eines der Wesen, die wegen ihrer Ähnlichkeit zu Menschen und ihrer überlegenen Kampfkunst verboten wurden. Dieser LifeLike stammt noch aus der 100er Serie, die einst die drei Robotergesetze umgingen und dann den Chef und die Mitarbeiter ihres Herstellers GnosisLabs töteten, kurz bevor dann das ganze Labor in die Luft ging und alles im Umkreis von fünf Kilometern ausgelöscht wurde. Der Unfall sorgte damals dafür, dass das ganze Gebiet noch heute verstrahlt ist. Dieser Unfall war ein Grund dafür, dass Eves Onkel Silas heute, wie viele andere, an Krebs leidet.

Eve und Lemon treffen für sich eine Entscheidung. Sie sammeln ihr Plündergut ein und gehen heim zum Großvater. Diese Entscheidung war vielleicht nicht die Beste, denn was nach dem Kampf in der Arena und dem Plündern der Wracks passiert, wird das Leben der beiden Freundinnen, des Großvaters und ihrer kleinen mechanischen Begleiter für immer ändern.

Denn plötzlich haben diese nicht nur eine Menge Verfolger am Hals, auch holt Eve ihre traumatische Vergangenheit ein.



Meinung:

Jay Kristoff ist, das wissen Leser meines Blogs vermutlich, einer meiner absoluten Lieblingsautoren. Und das, so möchte ich meinen, aus objektiv nachvollziehbaren Umständen, die absolut gesetzt werden können. Auch hier stimmt wieder einfach alles. Wir bekommen eine große Hintergrundstory, der Schreibstil ist düster, brutal, sehr bildhaft und absolut fesselnd. Die Figuren sind tough, haben ihre Ecken und Kanten und irgendwie schließt man sie trotz - oder vielleicht sogar gerade wegen ihrer Widersprüche - als Leser sofort ins Herz.

„LifeL1k3“ überzeugt auf ganzer Linie. Als Leser begleitet man Eve, ein Mädchen, das Konflikte nicht scheut, durch ihre persönliche Geschichte. Eve kämpft in einer Arena um Preisgelder, die Medikamente für den Großvater finanzieren sollen. Das Erscheinungsbild der Protagonistin ist alles andere als gewöhnlich. Mit einem rechten Auge, das aus einer schwarzen Metallkugel besteht, einem Undercut plus Fake-Iro, einem Hautimplantat von der Schläfe bis zur Schädelbasis und ihrem stromgeladenen Schläger, den sie liebevoll „Excalibur“ nennt, sieht sie vermutlich auf den ersten Blick ziemlich „aberwitzig“ aus. Und dennoch merkt man dem Mädchen an, dass sie eben erst siebzehn Jahre alt ist. Eine Vergangenheit, in der ihre gesamte Familie getötet wurde, hängt ihr nach. Sie lebt in einer Welt voller Maschinen, die bereit sind, ohne mit der Wimper zu zucken, ihr Gegenüber umzubringen.

Trost und Rat findet Eve bei ihrer besten Freundin Lemon, die stets einen coolen Spruch auf den Lippen führt, die damit aber auch ziemlich burschikos wirkt. Ähnlich wie Eve erscheint auch Lemon tough und mutig. Ähnlich wie Eve zeigt auch diese Figur eine kindliche und zarte Seite.

Dieses „Dreamteam“ wird begleitet von zwei Robotern. Einem ziemlich frechen Logika (einer Maschine mit eingebauter Eigenintelligenz) namens Cricket, der mit beweglichen Augenbrauen in der Lage ist, seinen originellen Sprüchen mit der passenden Gesichtsmimik Ausdruck zu verleihen. Der überdies darauf programmiert ist, Eve mit all seinen verfügbaren Möglichkeiten ein treuer Freund zu sein und sie mit seinem Leben zu beschützen. Und Kaiser, einem Cyborg: Ein geklontes Rottweilergehirn und fünfzehn Zentimeter Wirbelsäule verbunden mit einem gepanzerten Kampfgehäuse.

Kristoff lässt seinen Figuren von der ersten, bis zur letzten Seite keine Zeit, um zur Ruhe zu kommen. Denn bald schon merken Eve und ihre Freunde, dass ihnen nicht mehr nur die Bruderschaft auf den Fersen ist. Diese war auf Eve erstmals in der Arena aufmerksam geworden.
Bei der Bruderschaft handelt es sich um eine Inquisition, die jeden, der mit einer „Abnormalität“ daherkommt, ans Kreuz nageln will.

Überdies wurde ein Kopfgeldjäger auf Eve und ihre Crew angesetzt. Zudem erfährt Eve immer mehr über ihre Vergangenheit, die scheinbar auf einem Konstrukt aus Lügen aufgebaut ist.



Fazit:

Jay Kristoff schreibt mit „LifeL1k3“ eine Geschichte, die von der ersten bis zur letzten Seite zu begeistern weiß. Dass ein Buch, das im Milieu von Kampfrobotern in einer postapokalyptischen Welt spielt äußerst düster und brutal ist, muss man wohl nicht erklären.

Hervorzuheben ist aber das gelungene Setting in einer zerstörten Welt, die von Tragik durchzogene Story, die ohne Klischees, dafür aber mit ambivalenten und einprägsamen Charakteren daherkommt.

Man kann sich oft gut vorstellen, wohin die Reise geht. Doch auch wenn man ahnt, was letztendlich am Horizont wartet, so sorgen die gekonnten wie überraschenden Wendungen auf dem Weg dahin immer wieder für grandiose Unterhaltung. Die größte Überraschung aber, das darf ich verraten, wartet am Schluss.

Für mich ein weiteres grandioses Buch des Schriftstellers Jay Kristoff, das man als Liebhaber dieses Genres und Fan des Autors gelesen haben muss! Ich würde weit mehr fünf Sterne vergeben, wenn das möglich wäre.



Buchzitate:

Ein großer Bursche namens Pooh war mit einer methangetriebenen Kettensäge bewaffnet und trug einen räudigen Teddybär um den Hals.

Schon kam Großvater in seinem summenden kleinen Stuhl durch die aufgesprengte Tür gerollt, den rauchenden Raketenwerfer noch in der Hand. Seine Haare standen in einer glimmenden Tolle nach hinten ab. Er erfasste die Lage mit einem Blick, zeigte auf den Lifelike und grunzte.

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Veröffentlicht am 20.10.2021

Düster, fantasievoll - perfekt für die Herbstlesestunden!

Stella und der Mondscheinvogel
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Inhalt:


Nach zwölf Jahren im Waisenhaus wurde Stella von ihrer Großtante Grace aufgenommen. Als diese verstirbt, muss Stella sich ihren Zukunftssorgen stellen. Doch auf der Beerdigung der Großtante sucht ...

Inhalt:


Nach zwölf Jahren im Waisenhaus wurde Stella von ihrer Großtante Grace aufgenommen. Als diese verstirbt, muss Stella sich ihren Zukunftssorgen stellen. Doch auf der Beerdigung der Großtante sucht ein Rechtsanwalt den Kontakt zu dem Mädchen. Er überreicht ihr einen Brief von Stellas Taufpaten, Captain Arthur Jones und seine Frau Lady Mair. Das Paar hat sich in diesem bereiterklärt, nach Graces Versterben Stella bei sich aufzunehmen.

Nun stand Stella also am Bahnhof und fror bitterlich. Als der Bahnhofswärter ihr einen Platz in der Wartehalle am Kamin anbietet, verfängt das Angebot natürlich sofort. Die Halle war, bis auf einen einzelnen Mann, leer. Doch dieser verhält sich auffallend. Er redet wirres Zeug und verlässt sogar letztlich panisch die Halle. Zuvor drückt er Stella jedoch noch mit den Worten, „falls sie mich erwischen. Lass es auf keinen Fall zurück, egal, was passiert“, ein Päckchen in die Hand.

Als der Zug in den Bahnhof einfährt, steht Stella immer noch mit dem Paket in den Händen da. Der Mann scheint, wie vom Erdboden verschwunden.

Stella hatte Pläne. Sie stellte sich ihre Zukunft im prunkvollen und luxeriösen neuen Heim vor. Sie träumte von einer liebevollen Familie. Denn Captain Arthur Jones und Lady Mair haben sogar noch einen Sohn, Tommo, mit dem Stella ihre Zeit verbringen wollte. Ein Paket, um das sie sich kümmern muss, gehörte nicht zu ihren Zukunftsplänen. Doch stehen lassen kann sie es nun auch nicht mehr.

Sie springt in den Zug und macht sich auf die Reise. Mit einem Geheimnis in der Tasche und einer Zukunft, die letztlich ganz anders aussehen wird als die in ihren Träumen.



Meinung:


Die Autorin legt ein Buch vor, das die Leser gekonnt von der ersten Seite anlockt und in dieses hineinzieht. Stella begibt sich auf eine Reise ins Ungewisse. Sie träumt von einer wundervollen Zukunft. Sie träumt von einer Familie und Menschen, die sie lieben.

Doch als sie endlich in ihrem neuen Zuhause, einem riesigen Haus mit einer Bibliothek, vielen Fluren und Zimmern ankommt, erwartet sie die erste Überraschung: Die Einrichtung ist düster und verstaubt. Das Haus wirkt verlassen, die Luft ist stickig. Man sollte meinen, dass solch ein riesiges Haus eine Menge Personal benötigt, um es in Schuss zu halten. Doch die einzigen Menschen, die hier leben, sind Denzil, das Faktotum im Haus, Gwyn der Gärtnerjunge, die Haushälterin Mrs. Villiers und ein weißer Kater. Auf ihre Nachfrage, wo denn die Herrschaften seien, bekommt Stella nur Ausflüchte präsentiert. Stella sollte dankbar sein. Sie kann sich hier zuhause fühlen. Doch hat das Haus, darauf wird sie hingewiesen, auch seine No-go-Areas.

Alles, was das Mädchen hat, um ihre Einsamkeit zu stillen, ist das geheimnisvolle Päckchen. Darin befindet sich, wie Stella bald feststellt, ein ganz besonderes Spielzeug. Als Stella dieses zusammenbaut und als sie beginnt, das alte Gemäuer zu erkunden, beginnt für sie ein Abenteuer, das sie sich in ihren kühnsten Träumen nicht hätte vorstellen können.

Zwar war Stella zeit ihres Lebens auf sich alleine gestellt, nun bekommt sie jedoch erstmals einen Freund an ihre Seite. Einen ziemlich frechen, der nicht immer sympathisch wirkt, zu dem Stella aber dennoch schnell eine enge Bindung aufbaut.

Immer wieder wirft Catherine Fisher neue Rätsel auf. Was für Geräusche sind das, die nur Stella zu hören scheint? Was hat es mit dem geheimnisvollen Spielzeug auf sich und wo ist die Familie hin, die Stella eigentlich hier hätte erwarten sollen?



Fazit:


Catherine Fishers Welt, die sie in „Stella und der Mondscheinvogel“ präsentiert, ist düster und verhangen, aber atmosphärisch so dicht. Man kommt nah an die Figuren heran, ja taucht sogar in diese ein. Während man die Geschichte nach und nach begreift, kommt das Finale viel zu schnell, allerdings so fesselnd und auch noch schlüssig erzählt, dass dem Leser gar nichts anderes übrigbleibt, als sich von diesem vereinnahmen zu lassen.

Bald bricht das Übernatürliche und Magische in die Geschichte ein. Das Kinderbuch ist perfekt für herbstliche Lesestunden im Schein des Kaminfeuers mit einem wärmenden Heißgetränk und einer kuscheligen Decke.

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Veröffentlicht am 13.10.2021

Ein unglaublich unterhaltsames Buch mit wichtigen Themen

Bunte Fische überall
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Inhalt:

Zu ihrem 13. Geburtstag hat sich Barnie von ihren beiden Vätern ein IPad gewünscht. Alles, was sie bekam, war ein handgeschöpftes Notizbuch. Um der Wahrheit willen: Hinzu kam eine Jahreskarte ...

Inhalt:

Zu ihrem 13. Geburtstag hat sich Barnie von ihren beiden Vätern ein IPad gewünscht. Alles, was sie bekam, war ein handgeschöpftes Notizbuch. Um der Wahrheit willen: Hinzu kam eine Jahreskarte für Sea Life sowie einen Radiergummi in Form einer Überwachungskamera ...

Barnie ist nicht begeistert. Was hätte sie mit dem IPad nicht alles machen können. Doch mit einem Notizbuch? Man könnte Gedichte reinschreiben oder es als Tagebuch verwenden, so der Vorschlag ihrer Väter. Na klasse!

Doch als Frau Zelenki, die Biologielehrerin, im Rahmen des Sexualkundeunterrichts eine Tüte mit Plastikpuppen in die Schule mitbringt, verändert sich Barnies Leben schlagartig. Die Kinder sollen lernen, welche Opfer mit junger Elternschaft einhergehen.

Die Puppen sind mit einer besonderen Elektronik ausgestattet und mimen das Verhalten eines Babys. Es gilt einen Projektpartner zu finden und sodann den Alltag bestmöglich mit dem Nachwuchs zu bewältigen.

Die Klasse ist aufgeregt. Schnell finden sich Pärchen zusammen. So möchte Barnies Kindergartenfreundin auch am Liebsten mit Barnie ein Team bilden. Doch diese denkt heimlich an Sergej, den Jungen, der im gleichen Haus wohnt.

Also wird Barnie Chronistin in eigener Sache. Sie greift zu dem Notizbuch und schreibt erste Gedanken hinein.



Meinung:

Barnies Eltern sind von dem Projekt anfangs gar nicht begeistert. Sie halten, wie das Geburtstagsgeschenk ja schon gezeigt hat, nicht viel von Technik. Zudem fängt die eigene Tochter an, Muttergefühle zu entwickeln. Dass es sich zufällig ergeben hat, dass der Vater der Babypuppe nun auch im gleichen Haus wohnt, macht alles nicht einfacher. Barnie fängt an, sich in Sergej zu verlieben. Und Dad und Papa? Die bekommen Panik. Ein 13-jähriges Kind sollte noch kein eigenes Baby, auch wenn dieses aus Plastik ist, besitzen und außerdem muss dringend Aufklärung her.

Soweit die kurze und sachliche Zusammenfassung des Kerns der Geschichte. Bei Kathrin Schrocke kommt es aber viel kurzweiliger und unterhaltsamer.

Barnie wächst mit ihren zwei Vätern auf, während ihre leibliche Mutter eine gute Freundin gibt. Eine, die mit ihrem Hund glücklich zusammenlebt und für die Sexualkunde bedeutet, ihrer Tochter einfach ein Kondom in die Hand zu drücken. Aber hätten es die Väter besser hinbekommen?

Auch wenn alle Beteiligten nicht begeistert vom Babyprojekt sind, so versuchen sie doch, das Beste aus der Situation zu machen. Martina stellt als Tragetasche ihre Hundetasche zur Verfügung. Die Väter beobachten mit wachsender Sorge das junge Glück, beenden dies aber nicht. Der Mathelehrer allerdings gerät an den Rand der Verzweiflung, als die Kinder plötzlich zu den schreienden Babys rennen, um sie zu trösten.

Die Kinder sind von den alltäglichen Herausforderungen der Elternschaft extrem vereinnahmt. Sie nehmen das Projekt nach einem holprigen Start sehr ernst. Sie lernen, wie es ist, ein Kind großzuziehen. Nachts schreit es, tagsüber hat es Bedürfnisse. Ein Kind fallen lassen ist ein grober Verstoß und einfach abgeben führt zu einem großen Shitstorm innerhalb der Klassengemeinschaft.

All diese ernsten Themen lockert Kathrin Schrocke immer wieder auf. So wird ein Baby zum Youtubestar, weil die Jungs merken, dass man als besorgter Vater schnell bewundernde Blicke beim anderen Geschlecht erntet. In der Klasse werden „Impf-Apps für Babys ausgetauscht. Die SchülerInnen müssen lernen, wie es ist, wenn man plötzlich alleinerziehend ist und wie man mit abwertenden Blicken und Kommentaren von Außenstehenden umgeht.



Fazit:

Kathrin Schrocke erzählt in ihrem Kinderbuch “Bunte Fische überall“ von Barnie, die in einer Regenbogenfamilie aufwächst. Das bedeutet, dass sie zwei Väter hat.

Ein „Baby-Projekt“ im Sexualkundeunterricht treibt Barnie und Ihre Umgebung bis an die Grenzen der Belastbarkeit und führt sie auf eine Reise der Selbstentdeckung.

“Bunte Fische überall“ ist ein unglaublich unterhaltsames Buch, das Ereignisse in einer außergewöhnlichen Familie schildert, ohne zu urteilen und erstaunlich tief in die Psyche seiner Figuren dringt. Es ist ein empfehlenswertes Buch, das bedeutende Themen verhandelt, die Kathrin Schrocke zwar intensiv durchleuchtet, ohne sich dabei aber je anzumaßen, die richtigen Antworten zu kennen.



Buchzitate:

„Heute Abend wird Herbie von seinem Papa abgeholt“, versuchte ich die beiden schon mal vorzubereiten. Bislang hatte ich noch nichts von Sergej erzählt. „seinem Papa?“ fragte mein Papa entsetzt.

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Veröffentlicht am 11.10.2021

Eine magische Reise durch eine mystische Welt

Der Silberpfeil
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Inhalt:


Am Abend vor ihrem elften Geburtstag schreibt Kate einen Brief an ihren Onkel Herbert. Onkel Herbert hat sich bei der Familie selten blicken lassen. In den Augen von Kates Eltern ist er faul ...

Inhalt:


Am Abend vor ihrem elften Geburtstag schreibt Kate einen Brief an ihren Onkel Herbert. Onkel Herbert hat sich bei der Familie selten blicken lassen. In den Augen von Kates Eltern ist er faul und verantwortungslos. Dafür hat Onkel Herbert aber eine Menge Geld.

Am Tag ihres elften Geburtstags erwacht Kate erwartungsfroh. Die Sensation ist dann, dass plötzlich eine lebensgroße Lokomotive mit einem Kohlewagen vor ihrer Haustür auftaucht. Daneben steht ihr Onkel und präsentiert dieses Gefährt stolz als ihr Geburtstagsgeschenk.

Die Freude von Kate, aber auch von ihrem kleinen Bruder Tom, ist übergroß. Doch hält sie nicht lange an. Denn eine Lok ist zwar was ganz besonderes, aber irgendwie wird das Spielen damit schnell langweilig. Als Kates Eltern fordern, dass der Onkel das Geschenk wieder mit nach Hause nimmt, ist Kate dennoch sehr traurig.

Doch mitten in der Nacht passiert etwas Seltsames. Im Führerhaus leuchtet ein mattes Licht. Als Tom und Kate rausgehen, um sich die Lok genauer anzusehen, trauen sie ihren Augen kaum. Es wurden, wie von Onkel Herbert versprochen, Schienen verlegt und alles ist zur Abfahrt bereit. Das stillgelegte “Spielzeug“ erwacht zum Leben.

Das Abenteuer ihres Lebens erwartet die Geschwister. Denn die Lok hat ein Ziel und das führt durch den Wald, zu einem Bahnhof, an dem Tiere mit Fahrkarten seit nunmehr dreißig Jahren darauf warten, dass sie endlich abgeholt werden.

Mit neuen Wagons ausgestattet und mit tierischen Fahrgästen an Bord geht es los. Es beginnt eine Reise durch Nebel umwobene Wälder, Wüsten, das himmelblaue Meer und schneebedeckte Berge.



Meinung:


Lev Grossmann hat mit „Der Silberpfeil“ eine Geschichte geschrieben, die von der ersten Seite an zu verzaubern versteht. Sobald Tom und Kate den Zug bestiegen haben, gibt es kein Zurück mehr. Der erste Halt findet an einem Bahnsteig statt. Doch anstatt Menschen warten hier allerhand verschiedener Tiere darauf, dass die Reise beginnen kann. Jedes Tier trägt eine Fahrkarte im Maul bzw. im Schnabel. Denn nur mit einer solchen ist der Zugang zum Zug gestattet.

Doch bevor die Reise richtig beginnen kann, haben Kate und Tom noch einen Wunsch frei. Onkel Herbert taucht wie von Geisterhand an der zweiten Station, dem Abstellgleis, auf. Ein Zug besteht nämlich, so erfahren Kate und Tom, nicht nur aus einer Lok und einem Kohlewagen. Dazu gehören vielmehr einige Wagons mehr: Ein Güterwagen, ein Schlafwagen, Abteilungswagen, ein Speisewagen, ein Wagen fürs Personal und natürlich ein Küchenwagen. Die Geschwister begegnen der neuen Welt mit Staunen, frohem Mut und mit zunehmend größeren Ambitionen.

Allmählich werden sie immer mutiger und wünschen sich noch weitere Wagons hinzu. Ein Bibliothekswagen, ein Süßigkeitenwagen, ein Schwimmwagen und ein Plattformwagen, von dem aus man in die Sterne schauen kann, und natürlich ein Geheimniswagen. Onkel Herbert macht sich Notizen. Wenige Zeit später steht ein Zug voller bunter Wagons zur Verfügung. Und schon kann die Fahrt weitergehen.

Kate, Tom und unzählige tierische Fahrgäste fahren durch die Berge, durch die dunkelsten Wälder, Berge und über das Meer. Einige Fahrgäste steigen aus, andere kommen hinzu. So z.B. eine Eisbärendame, die völlig erschöpft durchs Meer geschwommen ist, um den Zug noch rechtzeitig zu erreichen; ein Pangolinbaby und ein Stachelschwein, vor dem die anderen Fahrgäste eine Menge Respekt haben.

Bald schon erfahren die beiden Geschwister, dass der Zug auch mit ihnen sprechen kann. In der Führerkabine zwischen Rohren, Anzeigen und Hebeln verbirgt sich eine Rolle, die wie bei einer Schreibmaschine, bedruckte Seiten ausspuckt. Darüber gelingt es der Lok, sich den Kindern mitzuteilen. Ihre größte Angst ist es, dass ihr das Feuer ausgeht. Und bald schon haben Kate und Tom mehr zu tun, als ihnen lieb ist. Immer wieder neues Brennmaterial beschaffen, aufpassen, dass nur qualifizierte Tiere zusteigen, für Zufriedenheit im Zug sorgen …

Neben vielen unerwarteten Abenteuern verspricht dieses Buch Lesestunden voller Magie und ist unterhaltsam-kurzweilig und vor allem lehrreich zugleich.
Der Leser erfährt durch die Gespräche der Tiere im Zug mehr über ihre Spezifika und Lebensräume.

Lev Grossmann greift zudem das Thema Umweltschutz und die Zerstörung von Lebensräumen auf. Unverblümt berichtet er davon, welche Tierarten kurz vor der Ausrottung stehen. Und natürlich erfährt man ganz nebenbei auch noch ein paar interessante Fakten über Lokomotiven.

Begleitet wird die Geschichte von gelungenen Schwarzweißillustrationen im Disney-Zeichenstil.



Fazit:


Lev Grossmann unternimmt mit seinen Leser und Figuren in „Der Silberpfeil“ eine magische Reise durch eine mystische Welt auf der alle Beteiligten Abenteuer bestehen und neue Freunde finden werden. Die kunstfertige, altersgerechte Bildsprache lässt die Geschichte authentisch erscheinen und bietet so auch kleinen Lesen Identifikationsmöglichkeiten. Die Dialoge sind niedlich, witzig und sehr informativ zugleich.

Das Träumen verzaubert bekanntlich das Leben. Ich empfehle diese Geschichte daher jungen und älteren Leser/innen, die das Träumen noch nicht verlernt haben.



Buchzitate:


Für bestimmte Menschen gibt es nichts Schöneres, als in einem Zug unterwegs zu sein und nur in Gesellschaft eines guten Buchs zu frühstücken. Kate gehörte zu dieser Sorte Mensch.

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