Gegenwartsmoment der USA der "Goldenen Zwanziger"
Der große GatsbyDer junge Nick Carraway sucht sein Glück als Wertpapierhändler in New York. Durch glückliche Zufälle wird er Nachbar des reichen Jay Gatsby, der regelmäßig extravagante, dekadente Partys in seiner gigantischen ...
Der junge Nick Carraway sucht sein Glück als Wertpapierhändler in New York. Durch glückliche Zufälle wird er Nachbar des reichen Jay Gatsby, der regelmäßig extravagante, dekadente Partys in seiner gigantischen Herrenvilla feiert. Eingeladen sind wechselnde Persönlichkeiten aus Politik, Film, Theater und jeder, derdie etwas auf sich hält. Erst nach einiger Zeit findet auch Nick eine Einladung zu einer Party und sieht sich unvermittelt dem jungen Hausherrn gegenüber, um dessen Person und Wohlstand viele Gerüchte kursieren. Erst mit der Zeit freundet sich die beiden Männer an und Nick findet heraus, dass Gatsby auf der Suche nach seiner längst vergangenen großen Liebe ist und diese ist zufällig eine entfernte Verwandte von Nick und verkehrt in seinen Kreisen. Daisy, die Angebetete, ist allerdings mittlerweile verheiratet. Es entsteht eine Geschichte voller Party, Luxus, Intrigen und Eifersucht.
Den Film mit dem großartigen Leonardo DiCaprio habe ich vor sehr vielen Jahren mal gesehen und fand die Partys des „Goldenen Zeitalters“ direkt faszinierend. Auch beim Lesen kann man richtig neidisch werden, nicht bei den pompösen Partys dabei zu sein – Alkohol, Tanz, Orchestermusik und große Berühmtheiten – die Feiern von Jay Gatsby sind dekadent und Zeugnis eines verantwortungslosen Lebens.
Die Gerüchteküche um ihn und seinen Reichtum brodelt und meiner Meinung nach sind hier auch am Ende des Buches noch viele Fragen offen – davon, dass nicht alle seine Geschäfte legal waren, kann man wohl ausgehen.
Die Liebesgeschichte zwischen Gatsby und Daisy fand ich sehr anrührend, vor allem seine beinahe schüchterne, unbeholfene Art, als er sie nach all den Jahren wiedersieht, hat ihm einen Platz in meinen Herzen gesichert. Diese fast-dann-doch-nicht-Liebelei zwischen Nick und Jordan fand ich hingegen anstrengend und unnötig.
Den Schreibstil aus Perspektive des sehr überheblich wirkenden Nick Carraway fand ich befremdlich und hat dem Buch viel Spannung genommen. Zum Teil wurden hier persönlicher und auktorialer Erzählstil verwoben, was ich verwirrend fand. Manchmal war mir in den Passagen nicht klar, ob dies nun Ereignisse aus der Vergangenheit oder dem roten Faden folgende sind.
In der ersten Hälfte des Buches ist einem noch nicht bewusst, welchen Weg die Geschichte im weiteren Verlauf einschlägt und am Ende warten doch noch einige Spannungsmomente und überraschende Wendungen.
Die Sprache ist natürlich etwas gewöhnungsbedürftig und einige Worte und Schreibweisen etwas überholt, aber dem Alter des Buches geschuldet, welches während der amerikanischen Hochphase der Konsumkultur in den 20ern veröffentlich wurde.
„Der Große Gatsby“ ist eine angenehme und kurze Lektüre, die ich wohl gerne im Englischunterricht gelesen hätte. Sie bietet einige Interpretationschancen und alles in Allem bleibt wohl nur zu erkennen, dass Geld nicht glücklich macht, sondern – im Gegenteil – sogar ziemlich einsam!