Aufsichtsrätin und Mutter Fränzi Kühne bietet eine überraschende und unterhaltsame Perspektive auf das, was in Sachen Gleichberechtigung immer noch falsch läuft.
»Herr Maas, Sie tragen meist Anzug und Krawatte – das ist Standard in der Politik, oder?« »Mussten Sie sich zwischen Kindern und Ihrem Start-up entscheiden, Herr Zeiler?« Warum klingen diese Fragen seltsam? Weil sie sonst nur Frauen gestellt werden.
Ich habe das am eigenen Leib erfahren, als ich jüngste Aufsichtsrätin Deutschlands wurde. Aber statt mich zu ärgern, habe ich mir einen Spaß gemacht und den Spieß einfach umgedreht: Jetzt stelle ich Männern all die Fragen, mit denen ich sonst konfrontiert werde. Das Ergebnis hat mich überrascht. Aber lesen Sie selbst…
»Fränzi hat mich eingeschüchtert, verunsichert und beleidigt. Bis ich verstanden habe, dass ihr exakt diese Fragen gestellt wurden. Unfassbar.«
Fynn Kliemann
Fränzi fragt, diese Männer antworten: Jürgen Bornschein, Axel Bosse, Jörg Eigendorf, Rainer Esser, Holger Friedrich, Gregor Gysi, Lars Hellmeyer, Joe Kaeser, Friedrich Kautz, Fynn Kliemann, Frater Rafael Maria Klose, Heiko Maas, Christoph Mönnikes, Julian Otto alias Bausa, Christian Rach, Frank Thelen, Helmut Thoma, Ole von Beust, Jean-Remy von Matt, Frank-Peter Weiß, Peter Wittkamp und Waldemar Zeiler
Fränzi Kühne, Mitgründerin der ersten Social-Media-Agentur und Aufsichtsrätin der Freenet AG, bekommt im Laufe ihrer Karriere häufiger diese Art Fragen, die weniger auf ihre Fachkompetenz als auf ihr privates ...
Fränzi Kühne, Mitgründerin der ersten Social-Media-Agentur und Aufsichtsrätin der Freenet AG, bekommt im Laufe ihrer Karriere häufiger diese Art Fragen, die weniger auf ihre Fachkompetenz als auf ihr privates Familienleben abzielen und die manchmal sogar in Zweifel ziehen, ob sie für die beruflichen Positionen überhaupt geeignet ist. Typische Fragen nach Garderobe, Kinderbetreuung und private Opfer für die Karriere auf Kosten der Familie bekommen üblicherweise vor allem erfolgreiche Frauen wie sie zugeschoben.
Nach etlichen Interviews dreht Fränzi Kühne den Spieß um. Sie sucht sich beruflich erfolgreiche Männer aus verschiedenen Sektoren und stellt ihnen die Fragen, die ihr gerne mal gestellt werden. Aus den Antworten schmiedet sie ihr Buch „Was Männer nie gefragt werden. Ich frage trotzdem mal.“ Wie seltsam manche Interviewfragen wirken, wenn man sie Männern statt Frauen stellt. Der überwiegende Teil der Antworten ist kaum überraschend, was dieses Buch dennoch so wichtig macht ist der Anreiz über Rollenbilder zu reflektieren.
Ein Satz in diesem Buch ist mir besonders im Gedächnis geblieben: „Von Männern lässt man sich die Welt erklären, Frauen dagegen müssen beweisen, dass sie die Welt verstanden haben.“ - ein passendes Beispiel dafür wie wir (teils unbewusst) immer noch über Geschlechter denken. Allein dafür, um einen Denkprozess darüber anzuregen, lohnt sich dieses Buch.
Ich kam durch den Cover auf das Buch und da ich mich immer wieder gerne mit neuen Themen beschäftige, war das Buch überfällig.
Der Schreibstil ist aus der Ich-Perspektive verfasst und die Fragen werden ...
Ich kam durch den Cover auf das Buch und da ich mich immer wieder gerne mit neuen Themen beschäftige, war das Buch überfällig.
Der Schreibstil ist aus der Ich-Perspektive verfasst und die Fragen werden zu einen Text zusammengefasst. Im Grunde eine gute Entscheidung, der Lesefluss wird aber durch die zum Teil Biografie des Interviewpartner und dann das Resümee der Fragen unterbrochen.
Grundsätzlich fand ich das Buch aber doch sehr interesannt und hat mich doch zum Nachdenken angeregt. leider sind doch noch mehr Rollenklischees da, als man dachte...
Inhaltserzählung und Leseprobe:
Es ist wirklich keine Übertreibung: In kaum einem Gespräch geht es nicht irgendwann um meine Rolle als Frau, in kaum einem Gespräch nicht irgendwann darum, inwiefern ich ...
Inhaltserzählung und Leseprobe:
Es ist wirklich keine Übertreibung: In kaum einem Gespräch geht es nicht irgendwann um meine Rolle als Frau, in kaum einem Gespräch nicht irgendwann darum, inwiefern ich anders bin und aus der einen oder anderen Rolle falle. Es geht um Klamotten, es geht um mein Aussehen, es geht um meine Familienpflichten und darum, ob ich als Frau Vorbild für andere Frauen sein kann oder einen besonderen Druck in dieser Männerwelt verspüre.
Am Ende war es Martina Merz, heute Aufsichtsratvorsitzende bei Thyssenkrupp, die mir 2018 den entscheidenden Wink gab: "Es geht fast nur um deine Klamotten, um dein Aussehen, um deine Familienpflichten. Es geht nie um Digitalisierung, das Thema der Stunde, für das du stehst. Einen männlichen Aufsichtsrat würde man all das überhaupt nicht fragen."
(Seite 12/13)
Es fällt vielleicht nicht sofort auf, aber im Grunde ist es ganz einfach: Die Rolle des Mannes als Vater, Anzugträger oder Ehemann rückt dann in den Fokus, wenn es darum geht, ihn als Vater, Anzugträger oder Ehemann zu porträtieren. Bei einer Frau dagegen sind Klamotten, Aussehen und Familienpflichten immer ganz automatisch und ohne jede Überleitung Thema.
(Seite 15)
Wir sprechen über Männerrollen und Geschlechtergerechtigkeit, über strukturelle Probleme und - gerade mit Dr. Hellmeyer zum Beispiel - darüber, dass es Männern einfacher gemacht wird. Wo ist denn da die Leistungsgerechtigkeit, die eine Quote schmälern könnte? Oder um die Gespräche noch einmal zusammenzufassen: Wenn Männer die Märkte prägen, auf denen sich ihnen mitunter kurzfristige Gelegenheiten ergeben, auf die sie sich gar nicht vorbereiten können, in die sie aber schon hineinwachsen werden, während Frauen weniger Zeit haben und selbst im Rahmen von Gleichstellungsmaßnahmen der Fokus meist auf der Vereinbarkeit von Karriere und Familie liegt - ihnen also auch an dieser Stelle suggestiert wird, dass ihr Platz bei der Familie ist: Kann man da von einem reinen, gerechten Leistungsprinzip sprechen?
(Seite 83)
Autorin:
Fränzi Kühne, geboren 1983 in Ost-Berlin, ist Aufsichtsrätin, Mutter, Autorin, geschulte Verhandlungsführerin, Gründerin und langjährige Geschäftsführerin der einst ersten Social-Media-Agentur Deutschlands. Sie denkt nicht darüber nach, wie man Arbeit und Familie unter einen Hut bekommt, weil beides einfach Teil ihres Lebens ist. Sie hofft immer noch auf eine Gesellschaft, in der das eher Regel als Ausnahme ist, und wundert sich oft über das mediale Interesse an der erfolgreichen Frau-und-Mutter als solcher. Fränzi Kühne lebt mit ihrer Familie in Berlin-Marzahn.
Bewertung:
Das Cover passt. Ich mag MenschenCover auch nur bei Sachbüchern und Historischen Romanen. Da geht es eben um Menschenschicksale und da passt ein Foto der Personen immer recht gut. Fränzi wirkt auch sehr selbstbewusst und anpackend, und das muss sie als Frau auch sein.
Ich habe bei dem Namen von Fränzi auf den ersten Blick an eine Österreicherin gedacht. Ich finde den Namen als Deutsche sehr eigenartig. Ich muss immer an Österreich bei ihm denken. Aber das hat natürlich nichts mit dem Buch zu tun, es ist mir nur direkt aufgefallen, als ich das Buch das erste Mal bei Lovelybooks sah.
Der Fischer-Verlag hat mir das Buch auf meine Anfrage hin sofort zugesendet. Ich habe es sofort am selben Tag direkt nach Erhalt ganz ausgelesen. Es liest sich sehr schnell. Das Buch ist auch nicht Interview-Typisch geschrieben, wie man meint. Da liest man nicht ein Interview nach dem anderen chronologisch, nein diese sind kreuz und queer miteinander verbunden, dazwischen Fränzis Kommentare zu den Antworten. Ich habe hin und wieder den Überblick verloren, wer wer ist. Auch die Fragen werden manchmal ohne Vorwarnung eingeworfen bzw. den Männern gestellt. Das wechselt zwischen Kommentare und Befragung hin und her, da brauchte ich manchmal etwas Zeit zur Orientierung, dass wir wieder bei einer Interviewfrage sind, auf die einer der Männer oder mehrere Männer antworten.
Folgende Männer hat Fränzi interviewt:
Jürgen Bornschein, Axel Bosse, Jörg Eigendorf, Rainer Esser, Holger Friedrich, Gregor Gysi, Lars Hellmeyer, Joe Kaeser, Friedrich Kautz, Fynn Kliemann, Frater Rafael Maria Klose, Heiko Maas, Christoph Mönnikes, Julian Otto alias Bausa, Christian Rach, Frank Thelen, Helmut Thoma, Ole von Beust, Jean-Remy von Matt, Frank-Peter Weiß, Peter Wittkamp und Waldemar Zeiler
Ob freischaffende Künstler, Manager, Firmenkonzernsprecher oder Politiker - es ist eine Mischung aus verschiedenen Machtpositionen.
Wir alle Frauen wachsen so unterdrückt im Männersystem auf, das bleibt ja nicht aus, wenn ein System nur von einem Geschlecht gemacht und verwaltet wird. Ein weltweites Problem, kein deutsches. Wir Frauen werden dazu erzogen, rücksichtsvoll, sanft und zurückhaltend zu sein. Und am liebsten ist es allen, wenn wir zusätzlich schön sind. Und wenn einige von uns das Glück und tolle Eltern haben, die rebellisches Verhalten dulden und fördern, sprich; sich genauso wie die Jungs verhalten zu dürfen, dann werden diese Mädchen frühestens im Jugendalter auf Widerstände stoßen. Sie werden als zickig, vorlaut, hysterisch, dominant, egoistisch usw. beschimpft und für den weiteren Werdegang so behandelt, als wären sie ein Störfaktor der Gesellschaft. Was sie ja auch in diesem Männersytem sind. Das lebt ja von unterwürfigen und stillen Frauen.
Die Interviews und somit das Buch sind nicht repräsentativ für alle Frauen, logischerweise, aber es zeigt einfach mal wortwörtlich eines der Themenprobleme (Bereich Karriere) dieses Systems auf.
Bei so viel Bereitschaft, sein Wissen zu teilen, und so viel Zaudern, wenn es darum geht, bewusst und aktiv Vorbild zu sein, wächst in mir die Vermutung, dass sich hier eine gewisse Scheu vor Verantwortung als charmante Bescheidenheit tarnt. Tipps geben, gefragt werden, zum Nacheifern anregen: gern. Explizit Vorbild sein: eher schwierig. Denn das würde vielleicht auch bedeuten, sein eigenes Verhalten und die eigene Strahlkraft nach außen stärker reflektieren zu müssen.
(Seite 39)
Fränzi versucht für alle Frauen zu sprechen und für sie einzutreten, aber es gelingt ihr im Buch nicht immer. Mich stört hier, dass sie immerzu nur von jungen Frauen spricht. Bis zu welchem Alter ist man denn noch jung? Was ist mit älteren Frauen? Haben die kein Anrecht auf Gleichberechtigung? Ich glaube, das ist nicht so gewollt von ihr und sie vertritt ja auch alterstechnisch die junge Frau. Aber hier kommt eben nur der Fokus auf junge Frauen. Vor allem werden die alle gleichgesetzt mit hohem Bildungsstandard und zu hohen Positionen fähig. Aber es gibt eine Vielzahl anderer Frauen, auch junge Frauen, bei denen das nicht so ist und für die das nicht infrage kommt. Bei Fränzi wirkt es eher, als ob nur junge Frauen diese Probleme haben, nicht Frauen allgemein. Ich habe die Sorge, dass dieses Buch den Blick nur auf junge Frauen lenkt und nicht auf das generell strukturelle Problem Frauen allgemein gegenüber.
Die Fragen waren größtenteils zu unpersönlich, auch wenn wenige Interviewpartner das anders sahen. Aber wir werden noch ganz andere Fragen gestellt, bei Bewerbungen zum Beispiel: "Haben Sie vor, in den nächsten Jahren Kinder zu bekommen?" Eine der Fragen, die gestellt werden darf, man aber nicht beantworten muss. Aber wie reagiert man da? Man kann sie offen stehen lassen und/oder auf die Privatsphäre hinweisen, aber kein Gesetz gibt uns den Schutz vor Benachteiligung, weil wir diese Frage nicht beantworten, und wenn doch, unbefriedigend für die Arbeitgeber. Dem steht es ja frei, uns doch nicht einzustellen, weil ihm unsere Haltung nicht gefällt. Vor allem beginnt die Benachteiligung ja schon bei der Stellung der Frage. Einen Mann wird so eine Frage nie gestellt. Warum auch? Die Frauen kümmern sich ja um die Kinder. Die Männer können tun und lassen, was sie wollen. In dem Fall Karriere machen. Ich finde, Fränzi hätte da schon ein paar härtere Fragen aufgreifen können. Das habe ich mir auch tatsächlich so vorgestellt.
Sie stellt auch hin und wieder die falschen Fragen. Sie stellt die Frage, was junge Frauen nicht können, was Männer können. Natürlich erhält sie dadurch die typischen Antworten wie "es fehlt an Erfahrung". Ist ja logisch. Die Frage hätte lauten müssen "Was können Frauen nicht, was Männer können?" Da wären die Antworten interessant gewesen, weil sich die Männer nicht auf die Ausrede Erfahrung hätten ausruhen können.
"Das ist natürlich ein extremer Frau-Mann-Fokus und ein extremes Infragestellen deiner eigenen Leistung bzw. deiner eigenen Strapazierfähigkeit. Immer so ein 'Schaffst du das denn? Kannst du das denn? Hast du nicht doch vielleicht Angst, oder passt dir das nicht, oder ist das schwierig für dich?' und weniger ein 'Krass, was du alles machst, voll geil!'. Eher ein 'Hä?-Das-kann-doch-eigentlich-gar-nicht-gehen'-Ding. Der Fokus darauf, dass das deine Fragen waren, hat es natürlich in ein ganz anderes Licht gerückt. Ich krieg ja ähnliche Fragen gestellt, aber die sind weniger kritisierend und mehr bewundernd. Ich glaube, das ist der große Unterschied."
(Fynn Kliemann, Heimwerkerkönig, YouTuber und Unternehmer, 2020 größter Maskenproduzent Europas)
Auch die Darstellung der Männer, nicht nur in den Interviews, ist oft befremdlich. Verantwortung wird vehement abgelehnt und das nicht mal so zaghaft, wie die Männer in diesen Interviews, sondern sehr offensichtlich. Stattdessen werden Ausreden vorgeschoben, um ja nicht an der Verantwortungswurzel gepackt zu werden, wie "Frauen stehen sich selbst im Weg" oder "Frauen müssen einfach nur mehr einfordern". Die Wahrheit jedoch ist, dass das zum größten Teil Blödsinn ist und ablenken soll. Zudem werden Charaktereigenschaften wie hadern mit dem Selbstwertgefühl und den eigenen Fähigkeiten ja gerade durch dieses Männersystem verstärkt. Da reicht es nicht, zu sagen, Frauen müssen mehr einfordern oder selbstbewusster werden. Das eine bedingt das andere: Es braucht auch ein gleichberechtigtes Umfeld, damit Frauen auch mehr aus sich rausholen können und sich etwas zutrauen. Niemand bei Verstand geht selbstbewusst und ohne Angst und Zweifel in eine finstere Dunkelheit, ganz ohne Licht. Da kann man doch auch nicht sagen "glaub einfach an dich selbst". So ein Unsinn. Aber das soll uns ja ablenken von dem wahren Problem und uns selbst die Schuld zuschieben. "Wir Männer können doch nichts dafür!".
Und was auch nicht neu ist, das erfahren wir ebenso täglich überall ist, dass neben der "bloß nicht die Verantwortung übernehmen" auch die Gemütlichkeit und Heuchlerei Platz hat. Fast alle Männer - ob im Interview oder im Alltag - sagen, dass es Gleichberechtigung geben muss und es muss sich was ändern. Aber fast niemand will die Veränderung anstoßen und mitwirken, ja anpacken. Da sind wir dann wieder bei der Verantwortung. Nette Worte finden fast alle, aber auch in ihren Möglichkeiten etwas verändern will fast keiner. Zu anstrengend, zu unkomfortabel, zu lästig. Und die Angst, plötzlich gleichberechtigte Verantwortung für Familie, Haus und alltäglichen Situationen tragen zu müssen, ist Riesengroß! Da brauche ich keine Psychologie zu studieren, man muss einfach mit den Männern agieren. Fast keiner räumt freiwillig seinen Thron! Und wer das versucht, von sich zu schieben, braucht nur auf öffentliche Beispiele zu blicken, z.B. die Frauenquote. Lange Zeit freiwillige Sache, getan hat sich nichts. Oder Elternzeit. Da wird, wenn, nur das Minimum von zwei Monaten genommen. Ohne Zwang wird das auch alles nichts. Wir hoffen seit Jahrtausenden, dass sich die Männer verändern und Gleichberechtigung schaffen, passiert ist kaum etwas seitdem. Weltweit. Wie geschrieben: der Thron wird nicht freiwillig geräumt werden oder geteilt werden. Für sie ist es auch sehr schön, so wie es ist. Warum soll sich daran etwas ändern?
"Es ist eben nicht so, als wären die ganzen Männer da oben, weil sie alle superbegabt sind. Die sind da hochgekommen aufgrund der Systeme."
(Waldemar Zeiler, Mitgründer und Mitgeschäftsführer des Start-ups "einhorn")
Und wie Fränzi richtig feststellt, hat fast keiner der Männer wirklich reflektiert, wer den Preis für ihre Karriere bezahlt hat - nämlich ihre Frauen und Kinder. Hier wird schleierhaft gesagt, dass es fast keinen Preis gab, den sie zahlen mussten oder es wurde bloß die Zeit mit den Kindern angegeben, die fehlte und sie etwas reuevoll zurückblicken ließ. Was mit den Frauen ist, die ihre eigenen Selbstverwirklichungen aufgegeben haben, damit ihre Männer ihre ausleben konnten, spielt eben keine Rolle. So sind wir es gewohnt. Das kennen wir nicht anders. Und ich habe auch nichts anderes erwartet. Männer müssen sich selbst solche Fragen ja auch nicht stellen, da sie Frauen immer im Rücken haben. Sie können frei wählen, was sie tun wollen oder nicht.
Auch die typischen Ausreden, es liege bloß am Gehalt, warum Männer keine Elternzeit nehmen, wird von den meisten Männern angeführt. Hier im Interview wird jedoch nur der Grund der Sorge um die Nachteile bei der Karriere angegeben. Im Alltag kommt eher die finanzielle Ausrede. Warum Ausrede? Weil das eine ist! Ja, es stimmt, wir Frauen verdienen im Durchschnitt 21 % weniger als Männer in gleichen Positionen. Aber das ist eben nur einer der Gründe, die eine Rolle im Alltag spielen. Die Männerwelt tut öffentlich so, als ob das das Einzige wäre, das eine Rolle spielt, nur um von anderen Gründen abzulenken. Wie hier im Buch auch angegeben, spielen auch Sorge um Benachteiligung der Karriere eine Rolle. Und die wiegt bei den Männern schwerer als bei Frauen in Sachen Kindererziehung. Wenn es nicht so wäre, hätten wir das Dilemma der fast 100 prozentigen Frauen-Zuhause-bei-den-Kindern ja nicht. Reine Logik! Nein, die Herren wollen ich selbst verwirklichen um jeden Preis! Männer sind wichtiger als Frauen. Das ist nur ein Bereich, wo das immer wieder deutlich rauskommt, nicht nur im Buch. Das ist alles ein Zusammenspiel. Die mangelnde Eigenreflektion, die abschiebende Verantwortung und das große Ego, wo auch Selbstsucht und nur auf das eigene Wohl geschaut wird, darunter fallen, bedingen einander. Das kommt aus Fränzis Interviews sehr deutlich raus, was wir sonst nur aus dem Alltag und mündlich kennen.
Eine Kritik habe ich bei Fränzis Meinung zur Missbrauchsfrage, die sie wohl gestellt hat, aber meint, das wäre reine Privatsache und habe es deshalb auch nicht aufgeführt. Ich sehe das anders! Genau dieses Verhalten dient der Tabuisierung der Sexuellen Gewalt. (ja, extra großgeschrieben) Das Thema geht uns eben alle an. Wenn bestimmte Interviewpartner nicht über persönliche Erfahrungen sprechen möchten, steht ihnen das zu, und ist völlig legitim! Aber das Thema generell als reine Persönlichkeit abzuwerten und hinter Schloß und Riegel zu sperren, hat doch genau dazu geführt, dass kaum darüber gesprochen wird, die Scham und Schuld so lasterhaft groß ist und gerade wieder wir Frauen mehr als im Nachteil stehen. Und das führt dann auch dazu, dass Strukturen unentdeckt bleiben und die Täter unbehelligt weiteragieren können. Ich hoffe, dass Fränzi ihrem Kind offen mit dem Thema gegenübersteht, und das nicht erst, wenn die Kleine erwachsen ist. Prävention fängt schon im frühen Kleinkindalter an. Je früher, umso mehr können sich Mädchen vor sexuellen Übergriffen schützen. Das ist auch etwas, worin wir umdenken müssen. Die Scham, über das Thema zu sprechen, bringt die Kinder in Gefahr!
Auch Fränzis Ansicht, Gleichberechtigung sei ein komplexes Thema, finde ich erschreckend! Und macht mich wütend! was ist denn daran bitte komplex, alle - Frauen wie Männer - gleichzustellen??? Das sollte ein naturgegebenes Gesetz unser Gesellschaften weltweit sein. In der Natur sind wir auch alle gleich, niemand wird bevorzugt. Friss oder stirb - ungeachtet davon, ob du männlich oder weiblich bist. Die Natur ist die gerechteste Herrschaft, die es gibt.
"Hat Ihre Optik Einfluss gehabt? Was haben Sie an? Solche Dinge. Das sind vermutlich Fragen, denen sich eher Frauen ausgesetzt fühlen."
(Ole von Beust, von 2001 bis 2010 für die CDU Erster Bürgermeister der freien und Hansestadt Hamburg, heute als Unternehmens- und Verbandsberater selbstständig)
Anmerkung: Hier merkt man den Schleierblick. Frauen fühlen sich nicht nur dem ausgesetzt, Frauen SIND dem ausgesetzt! Jede Frau kennt das, selbst Kinder und Jugendliche werden nach ihrem Aussehen gemessen, besonders eben Mädchen und Frauen. Den Frauen im Buch kann jede Frau zustimmen; wir werden neben häuslichen Pflichten am stärksten am Äußeren bewertet und entwertet. Wir haben schön zu sein, die Körper straff, voller Busen, ansonsten dünn und wohlgeformt.
Ich persönlich rege mich immer wieder über Frauen auf, die Kinder gebären, um sie dann sofort wieder abzuschieben. Mir ist bewusst, dass das nicht alleine die Schuld der Frauen ist, die sich immer zwischen Kinder und Karriere entscheiden müssen. Es liegt an den Männern, die den Frauen nicht die gleichen Rechte eingestehen wollen. Würden sie ihrer Verantwortung als Väter nachkommen, müssten Frauen nicht so radikal handelt, wenn sie auch Karriere machen wollen. Aber mein Kritikpunkt bezieht sich auch eher auf das verantwortungslose Handeln der Frauen gegenüber der Kindern. Fränzi beschreibt es ja auch richtig; in den wenigsten Partnerschaften wird vorher geklärt, wie das Zusammenleben mit Kindern aussehen soll. Es werden einfach Kinder gezeugt, in der Annahme, die Frauen machen das schon. Und die Frauen, die Karriere machen wollen, denken sich, das geht schon, dafür gibt es ja Kitas auch für Babys. Diese unstrukturierte und naive Verhalten führt zwangsläufig zu Unmut, Enttäuschung und Wut seitens der Frauen. Die Männer werden ja einfach aus der Verantwortung geschoben. Da frage ich mich auch: Inwieweit sind die Frauen in den Partnerschaften nicht selber schuld? Niemand zwingt sie, den Haushalt alleine zu rocken und die alleine großzuziehen. Sie tun es einfach ungefragt und das erfreut natürlich die Herren, die sich gar nicht erst Diskussionen stellen müssen. Ich sehe - familiell - eine Mitschuld von uns Frauen. Wir erziehen die Männer so, wir lassen uns Aufgaben diktieren, wir räumen den Müll hinter ihnen her - wieso? Ganz ehrlich, mit mir macht das keiner! Da liegt jede Frau selbst eine Verantwortung bei.
Das ist der Missstand, den ich bei beiden Geschlechtern kritisiere. Ich finde das total verantwortungslos, ohne Klärung, wie der Alltag gestaltet werden soll, Kinder in die Welt zu setzen und sie entweder im typischen Modell nur in Frauen-Hand zu erziehen oder in Kitas abzuschieben. Diejenigen, die am meisten darunter leiden sind die Kinder. Und nicht nur das. Indem die Frauen sich einfach den Gegebenheiten hingeben - entweder Zuhause sitzen und die Kinder erziehen oder in Kitas oder andere Hand abschieben, um Karriere machen zu können - machen sie es den Männern ungeheuer leicht und entlassen sie aus ihrer Verantwortung. Da wird dann auch keine Rücksicht genommen, dass es kein Netzwerk außerhalb der Familie gibt, der die Kinder betreuen könnte. Das Männersystem lässt die Frauen verzweifelt egoistisch handeln, was auch keine Lösung ist. Entweder ziehen wir die Männer in ihrer Vaterrolle in die Verantwortung, das heißt auch, gemeinsam Lösungen zu finden, wie die Balance für alle gewahrt wird oder wir verzichten auf Kinder. Punkt. Alles andere ist auf beiden Seiten egoistisch und schädlich für die Kinder. Und da haben wir noch nicht über die alltäglichen Hausaufgaben gesprochen, die ja auch größtenteils die Frauen übernehmen.
Ich weiß, dass das utopisch von mir ist, denn die heutige Gesellschaft will alles und auf nichts verzichten, koste es, was es kostet. Früher waren Kinder eine Rentenversicherung, heute entstehen sie eher aus extrem gewollten Bedürfnissen. Ich will ein Kind, egal, wie die Umstände sind. das zeigt sich ja auch bei diesem Familienthema; viele Frauen (Männer ziehen sich ja da ganz raus, die Frauen machen das schon) sehen ja, dass die Umstände nicht ideal sind und sie keine Möglichkeiten haben, die Kinder adäquat großzuziehen, auch weil sie wieder arbeiten möchten, und trotzdem kriegen sie Kinder, weil sie nicht auf sie verzichten wollen. Alleine das zeigt doch den neuartigen Egoismus des unbeugsamen Drangs der Selbstverwirklichung. Das bezieht sich auf Familienleben, das Problem-Thema Karriere für Frauen an sich steht ja noch daneben.
Fazit:
Ich persönlich habe mich schon im Jugendalter bewusst (unbewusst müssen wir das ja) mit dem Männersystem auseinandergesetzt. Umso neugieriger war ich auf ein Buch, dass eines der ungerechten Themen schwarzweiß aufführt. Es wird ja mehr darüber gesprochen als geschrieben. Die Wahrheit ist, dass nicht nur die Männer entweder nichts davon begreifen oder absichtlich verleugnen, sondern auch die Frauen so tief drinstecken in dieser für uns Normalität, dass vieles Ungleiche nicht auffällt, wenn man es nicht von anderen gespiegelt bekommt. Mir ergeht es da nicht anders. Seit ich mehr Filme gesehen und Bücher gelesen habe zu diesem Thema, sind mir auch kleine Dinge viel bewusster geworden. Und manches schon reflektierte habe ich wieder in einem anderen Licht gesehen. Es ist schwer, so ein System gänzlich zu durchschauen, dass uns Frauen auf verschiedene Weise systematisch zum Schweigen bringt.
Das Buch ist eine gute Ergänzung, schriftlich aufzuzeigen, wie Männer agieren und denken und was ihnen fehlt, um es anders zu machen. Und wie Fränzi schreibt; es gibt immer auch Männer, die sich für Frauen einsetzen, ihre Macht für das Gute nutzen, um Veränderungen heranzuführen. Aber leider sind das Ausnahmen von der Regel. Auch eine logische Schlußfolgerung. Denn wäre es nicht so, würden wir ja mit diesem und den anderen männersystematischen Problemen nicht kämpfen. Veränderung ist möglich, wenn die Männer mit uns Frauen zusammenarbeiten. Dafür müssen sie aber mit ihrem egomanen Verhalten aufhören und anfangen, Verantwortung zu übernehmen und Frauen auch geistig als gleichgestellt ansehen. Denn es sagen zwar fast alle, dass wir das sind, aber es wird schon bei dem, was sie wie aussagen deutlich, dass sie das (dass wir Frauen mit ihnen gleichgestellt sind) nicht wirklich so ernst meinen. Das widerspricht sich!
Es ist kein Anklagebuch, eher ein offenes Aufzeigen der Problematik, bei dem mir manchmal die Wut gefehlt hat. Ohne die Wut ändert sich auch auf der Frauenseite nichts. Angemessene Wut ist ein Werkzeug, dass uns aktiv Veränderungen herbeiführen lässt. Und wenn man sich mit dem Männersystem befasst, merkt man die fehlende Wut der Frauen darüber. Man fragt sich: Wo bleibt die Wut über so viel Ungerechtigkeit? Darauf gibt es verschiedene Antworten: Trägheit, Leugnung, Scham, Schuldempfinden, Gewohnheit, Erziehung, "Tradition", fehlendes SELBSTbewusstsein, Hoffnungslosigkeit, Resignation ... ich kenne sie als Frau auch alle.
Trotz meiner negativen Kritiken an dem Buch und manche Herangehensweisen, empfehle ich das Buch jedem weiter, auch Männern! Fehlende Reflektionen können nur sichtbar gemacht werden, wenn Diskussionen darüber entstehen und das für sie Unsichtbare sichtbar gemacht wird. Das Buch könnte Männern dabei helfen. Und Frauen dabei, gehört zu werden.
Das Problem ist nur selten der einzelne Mann. Den Hinweis jedoch, dass da oft noch reichlich Luft nach oben ist, dass wir gemeinsam noch mehr Kraft und Geschwindigkeit in die nötigen Veränderungen bringen könnten, den erlaube ich mir. Viele meiner Interviewpartner sollten unbedingt mehr tun, um Veränderungen möglich zu machen und die Gesellschaft positiv mitzugestalten. Nicht nur, weil selbst die sonst eher fortschrittlich denkenden Männer unter ihnen oft noch an sehr traditionell geprägten Geschlechterrollen hängen, die sie sich kaum wirklich bewusst machen. Sondern vor allem, weil sie mehr tun könnten. In mancher Hinsicht scheinen sie sich ihrer Gestaltungsmacht gar nicht bewusst zu sein, in anderen Momenten wirkt es, als würden sie ihre Verantwortung für den Wandel gern von sich weisen.
Dabei müsste ihnen doch klar sein, dass sie ein Vorbild für junge Männer sind.
(Seite 23)
🙌 An dieser Stelle möchte ich wieder passende Filme und Bücher präsentieren (die mir spontan einfallen), die sich mit dem Männersystem und ihre verschiedenen Themen befasst (hier werden sie vielleicht nicht funktionieren, dann muss selbst gestöbert werden):
🥰 Mein allerliebster Dank geht an den Fischer-Verlag, der mir auf meine Anfrage hin das Buch sofort zusandte. Das hat mich überrascht und erfreut gleichermaßen. Man bekommt ja sonst nur Rezensionsexemplare als erfolgreicher Blogger mit hunderten und tausend Follower. Das ist einfach für die meisten utopisch. Auch als Nicht-Blogger kann man Bücher und Hörbücher weitreich empfehlen. Daher freue und bedanke ich mich noch mehr über und für das Buch! 🥰
Fränzi Kühne ist Gründerin, Geschäftsführerin und jüngste Aufsichtsrätin Deutschlands in einem börsennotierten Unternehmen. Doch was wird sie in Interviews gefragt? „Verraten Sie uns, was Sie in Ihrem ...
Fränzi Kühne ist Gründerin, Geschäftsführerin und jüngste Aufsichtsrätin Deutschlands in einem börsennotierten Unternehmen. Doch was wird sie in Interviews gefragt? „Verraten Sie uns, was Sie in Ihrem Koffer haben? Was werden Sie morgen anziehen?“, „Wie viel Zeit haben Sie noch für Ihre Kinder?“ und „Haben Ihre optischen Attribute Ihre Karriere beeinflusst?“. Fragen, die erfolgreichen Männern in Interviews nie gestellt werden. Das nahm Fränzi Kühne nun selbst in die Hand. 22 von 50 angefragten Männer haben einem Interview mit genau solchen Fragen zugestimmt. Über die teils unerwartet tiefgründigen und erstaunlichen Gespräche berichtet sie in diesem Buch, erschienen im Fischerverlag.
„Ein Arzt, ein Koch, ein Priesteranwärter“, so fängt in diesem Fall kein Witz an, sondern die Aufzählung von Fränzi Kühnes Interviewpartnern. Politiker, Unternehmer und Musiker bis hin zu Journalisten bieten ein breites Spektrum an erfolgreichen Berufstätigen aus unterschiedlichen Altersgruppen ab. Diese Bandbreite hat mir sehr gut gefallen, auch wenn die Autorin selbst nicht zögert zum Ende hin den Finger in die „Leerstellen“ ihres Buches zu legen: Alleinerziehende, Geschlechteridentität und Migrationshintergrund sind selbstverständlich wichtige Aspekte, die ebenfalls Einfluss auf die Gleichbehandlung haben. Zum Teil würden diese Analysen aber den Rahmen des Buches sprengen.
Nach ein paar einleitenden Worten, wie es zu der Idee zum Buch kam und wie sie vorgegangen ist, berichtet Fränzi Kühne nacheinander über die konkreten Fragen, die sie gestellt hat und die Antworten, die ihr darauf gegeben wurden. Nicht alle Interviewfragen finden Erwähnung und auch nicht alle Antworten, die gegeben wurden. Es handelt sich nicht um abgedruckte Interviews, wie man sie in Zeitschriften liest. Vielmehr beschreibt die Autorin auch die Gesprächssituationen oder die Körpersprache ihrer Gegenüber. Dies macht sie auf eine sehr feinfühlige Art mit viel Gespür für die Noten zwischen den Zeilen. Außerdem stellt sie die Antworten direkt gegenüber, denn so sind interessante Ähnlichkeiten oder Widersprüche direkt erkennbar. Manchmal bietet sich der direkte Verweis auf Folgefragen an, sodass wirklich eine fließende Erzählung entstehen kann.
Über die einzelnen Kapitel verteilt, stellt Fränzi Kühne ihre Interviewpartner zudem genauer vor. Sie gibt einen kurzen Abriss über deren Werdegang und erläutert bei Bedarf die aktuelle berufliche Tätigkeit. Dies hilft den Leser*innen, die Personen besser kennenzulernen und ihre Antworten in einen Kontext zu setzen. Ich verstehe auch, dass es für den Start vielleicht zu trocken gewesen wäre, die Kurzbiografien alle in einem Einstiegskapitel abzuhandeln. Es über das Buch zu verteilen, hat allerdings das Problem aufgeworfen, dass späte Biografien überhaupt keinen Einfluss mehr darauf hatten, wie ich die Antworten wahrgenommen habe. Auch habe ich die Personen zum Teil durcheinandergeworfen und keine Möglichkeit gehabt, ihre Biografien im Buch gezielt wiederzufinden.
Zusammenfassend komme ich zu 4 von 5 Sternen. Dieses Buch zeigt nochmal ganz klar auf, dass wir bei der Gleichberichtigung von berufstätigen Frauen und Männern noch lange nicht so weit sind, wie wir gerne glauben. Die Fragen haben mich zum Teil schockiert und wirklich wütend gemacht. Fränzi Kühne hat einen wichtigen Beitrag geleistet, um Augen zu öffnen und das in einem Stil, der mir das Gefühl gab, bei den Interviews selbst dabei gewesen zu sein.
Fränzi Kühne, Unternehmerin, Mutter und Deutschlands jüngste Aufsichtsrätin, hat in ihrem Buch „Was Männer nie gefragt werden - Ich frage trotzdem mal“ genau das getan: Sie hat die Interviewfragen, die ...
Fränzi Kühne, Unternehmerin, Mutter und Deutschlands jüngste Aufsichtsrätin, hat in ihrem Buch „Was Männer nie gefragt werden - Ich frage trotzdem mal“ genau das getan: Sie hat die Interviewfragen, die ihr üblicherweise gestellt werden, 20 erfolgreiche Männer unterschiedlichster Berufsfelder gefragt.
Es geht dabei um Fragen, wie „Können Sie für andere Männer ein Vorbild sein?“ oder „Haben Ihre optischen Attribute ihre Karriere beeinflusst?“. Fränzi Kühne hat sich Fragen herausgesucht, von denen sie ausgeht, dass sie ihr und anderen erfolgreichen Frauen in Wirtschaft und Politik nur aufgrund ihres Geschlechts gestellt wurden.
Wer jetzt lustige Antworten der befragen Männer, wie Gregor Gysi, Frank Thelen und Prinz Pi, erwartet, der wird eines Besseren belehrt. Kühne wird in ihrer Einschätzung, dass die Fragen, vor alle in diesem Ausmaß, Männern eher selten gestellt werden. Die Interviewten antworten oft erstaunlich differenziert und es entwickeln sich Gespräche über die Rolle, die Frauen zugeschrieben wird, Möglichkeiten, die Geschlechterungleichheit zu verringern, uvm.
Was mir das Lesen ein bisschen schwer gemacht hat, waren der Aufbau des Buches, der nicht die Interviews nacheinander abhandelt, sondern sich an den Fragen orientiert und verschiedene Aussagen dazu beleuchtet. Ich musste dabei oft blättern, um nachzulesen, wer der Interviewte ist, welchen sozialen Hintergrund er mitbringt, um die Antwort einordnen zu können. Ich hätte mir dafür eine etwas ausführlichere Vorstellung der Kandidaten mit Bild gewünscht, da Bilder ja bekanntlich besser im Gedächtnis bleiben.
An einigen Stellen weist das Buch Längen auf, wird aber zum Ende hin wieder sehr konkret mit dem Appell, die Klischees über Frauen zu überdenken und Lösungsmöglichkeiten zu finden, wie modernen Familienkonstellationen auch in der Wirtschaft Rechnung getragen werden kann.
Fränzi Kühne hat sich diesen Themen mal auf eine andere Art und Weise genähert und ein wichtiges Buch für mehr Gleichberechtigung geschrieben.