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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.11.2021

Solider Wohlfühl-Krimi

Sarg niemals nie (Betty-Pabst-Serie 1)
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Die Cover-Gestaltung ist einfach nur genial. Ein auffälliger Eyecatcher, der gleichzeitig eine Portion Humor und Düsternis umfasst, womit der äußere Eindruck perfekt zur Umsetzung als Cosy Crime passt. ...

Die Cover-Gestaltung ist einfach nur genial. Ein auffälliger Eyecatcher, der gleichzeitig eine Portion Humor und Düsternis umfasst, womit der äußere Eindruck perfekt zur Umsetzung als Cosy Crime passt.
Zum Inhalt: Betty Papst braucht eine Auszeit von ihrer stressigen Assistenzarztstelle an der Berliner Charité und fährt kurzerhand in die Heimat, wo ihre Familie ein Bestattungsunternehmen leitet. Als die Leiterin eines Esoterik-Instituts auf dem dortigen Tisch landet, schrillen bei Betty hinsichtlich der angeblichen Todesursache sofort alle Alarmglocken. Wild entschlossen, ihre Vermutung zu bestätigen, stürzt sie sich ins Ermittlungsabenteuer.
Der Schreibstil ist locker und leicht. Einmal angefangen, ließ sich das Buch nur noch schwer weglegen. Eine ordentliche Portion Humor lockert den ernsten Inhalt gehörig auf und hat mich hin und wieder zum Schmunzeln gebracht. Gerade das Setting im Umfeld eines Bestatters lädt aber auch zum Nachdenken über die Vergänglichkeit und den Wert des Lebens ein. Dem Autor ist hier eine gelungene Kombination aus Witz und Ernsthaftigkeit gelungen. Das Gefühl von Heimat und das Kleinstadt-Feeling wurde perfekt umgesetzt, wodurch das Setting glaubhaft erscheint.
Betty ist eine sympathische Protagonistin. Viele ihrer Gedankengänge und Erfahrungen konnte ich gut nachvollziehen, weshalb ich einfach mit ihr mitfiebern musste. Die teilweise herrlich eigenwilligen Charaktere wirken nicht zuletzt aufgrund der detailliert ausgearbeiteten Familien- und Beziehungsdynamiken authentisch und liebenswert.
Der Krimiteil wirkt insgesamt solide und rund, enthält aber keine Unmenge an überraschenden, fesselnden Wendungen, sondern läuft eher vorhersehbar, ruhig und entspannt ab. Was die Spannung angeht, gibt es somit noch etwas Luft nach oben - gerade, weil es neben der Krimihandlung auch um zwar unterhaltsame, aber doch viel Raum entnehmende Familiendramen sowie angedeutete Liebesgeschichten geht.
Insgesamt wurde ich gut unterhalten und würde mich freuen, irgendwann noch mehr von Betty lesen zu dürfen. Allen Cosy-Crime-Fans sei der Krimi wärmstens empfohlen!

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Veröffentlicht am 21.10.2021

Weihnachtsfeeling pur

Merry Kissmas
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Das Cover sieht super schick aus und der schmucke Typ im Anzug passt auch perfekt zum Großteil der Kurzgeschichten, allerdings hätte das Cover gerne noch etwas mehr weihnachtliches Flair versprühen dürfen ...

Das Cover sieht super schick aus und der schmucke Typ im Anzug passt auch perfekt zum Großteil der Kurzgeschichten, allerdings hätte das Cover gerne noch etwas mehr weihnachtliches Flair versprühen dürfen - so wie der wunderhübsch gestaltete Titel.
Zur Handlung der vier enthaltenen Kurzgeschichten sei hier nur auf den Inhaltstext verwiesen, um nichts weiter vorwegzunehmen.
Der Schreibstil ist spritzig und direkt. Ich habe die Kurzgeschichten nur so verschlungenen; sie lassen sich super lesen. Jede Kurzgeschichte steckt nicht nur voll weihnachtlicher Atmosphäre, die für ein heimeliges Gefühl beim Lesen sorgt, sondern wartet auch mit Humor, unterhaltsamen Wortgefechten und prickelndem Knistern zwischen den Charakteren auf.
Ich kann nicht sagen, welche der Geschichten ich am liebsten mochte. Beim Lesen dachte ich ständig: Die hier ist es, nur um anschließend von der nächsten begeistert zu werden. Die einzelnen Stories hätten für mich auch noch deutlich länger sein dürfen.
Die Charaktere könnten unterschiedlicher nicht sein. Jede Person hat mich mit dem ihr eigenen Charme für sich eingenommen und verzaubert. Alle wirkten auf ihre Art super sympathisch, wodurch ich umso mehr von ihren Geschichten mitgerissen wurde.
Trotz der begrenzten Seitenzahl ist jede Geschichte zudem erstaunlich tiefgründig, was mich positiv überrascht hat. Aufgrund der Kürze sollte man allerdings keine Auflösung bzw. Aufarbeitung der Probleme erwarten. Letztlich sorgen eben diese Negativerfahrungen oder Schwierigkeiten der Protagonisten aber dafür, dass sie menschlich und glaubhaft wirken. Trotzdem sollte man bei seinen Erwartungen im Blick behalten, dass es sich hierbei immer noch um rosarote Wohlfühlgeschichten handelt.
Insgesamt wurde ich sehr gut unterhalten. Jede Kurzgeschichte ist für sich genommen rund, einzigartig und versprüht eine Menge Funken und Weihnachtsstimmung. Die Kurzgeschichtensammlung ist perfekt für jeden Fan weihnachtlicher Liebesgeschichten und eignet sich super als entspannende Auszeit in der oft so stressigen Vorweihnachtszeit, in der die Lesezeit sonst vielleicht eher begrenzt ist.

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Veröffentlicht am 17.10.2021

Große Gefühle und viel Drama

Not Yours to Take
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Das Cover ist ansprechend gestaltet. Die fröhlichen und verträumt wirkenden Farben passen perfekt zu einem romantischen Inhalt und machen beim Anblick direkt gute Laune.
Zum Inhalt: Ava ist äußerst ehrgeizig ...

Das Cover ist ansprechend gestaltet. Die fröhlichen und verträumt wirkenden Farben passen perfekt zu einem romantischen Inhalt und machen beim Anblick direkt gute Laune.
Zum Inhalt: Ava ist äußerst ehrgeizig und wild entschlossen, es bei der NASA weit zu bringen. An ihrem neuen Arbeitsplatz trifft sie jedoch auf Trey Ward, einen alten Bekannten aus Highschool- Zeiten, mit dem sie nicht nur positive Erinnerungen verbindet. Doch mit der Zeit hat sich auch die Atmosphäre zwischen den beiden Streithähnen verändert und Ava muss neben ihrer Karriere plötzlich auch noch ein Gefühlschaos klären.
Der Enemies-to-Lovers-Plot enthält nichts bahnbrechend Neues, ist aber spritzig und unterhaltsam geschrieben. Das berufliche Setting innerhalb der NASA und die dortigen Dynamiken am Arbeitsplatz wirkten erfrischend und waren überzeugend umgesetzt. Humorvolle und bissige Schlagabtausche sowie Treys Sprüche machen das Lesen zum Vergnügen und so sorgt der Schreibstil für gelungene, kurzweilige Unterhaltung. Ich bin beim Lesen nur so durch die Seiten geflogen.
Zu den Charakteren: Mit Ava bin ich leider bis zum Schluss nicht richtig warm geworden. Sie badet förmlich in Selbstmitleid und ist eine unglaubliche Dramaqueen mit Hang zu Heulkrämpfen und einer mangelnden Fähigkeit zur Selbstkritik. Dazu wirkt sie ganz schön unentschlossen. Ihre Darstellung ist für mich einer meiner Hauptkritikpunkte, denn ich war teilweise ganz schön von ihr genervt. Dafür war mir Trey umso sympathischer. Mit seiner einfühlsamen, aufmerksamen Art und den fetzigen, direkten Sprüchen kann er Herzen definitiv höherschlagen lassen. Ihm zuliebe habe ich dann auch bei der Annäherung der beiden Protagonisten mitgefiebert.
Ein weiterer Pluspunkt der Geschichte: Sie schenkt in ihrem Verlauf etwas Mut und Hoffnung in Momenten, in denen es im Leben vielleicht einmal wieder nicht ganz so nach Plan oder Wunsch läuft.
Insgesamt wurde ich wirklich gut unterhalten. Das Buch ist jedem auf der Suche nach einer kurzweiligen Liebesgeschichte sowie Fans von Enemies-to-Lovers-Handlungen und verbotenen Arbeitsplatzromanzen zu empfehlen.

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Veröffentlicht am 26.09.2021

Menschliche Abgründe

Die Leuchtturmwärter
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Das Cover besticht durch seine Schlichtheit. Es passt perfekt zum maritimen Setting und die Einfachheit wirkt gleichzeitig seltsam geheimnisvoll, während die hohen Wellen bedrohlich erscheinen.
Zum Inhalt: ...

Das Cover besticht durch seine Schlichtheit. Es passt perfekt zum maritimen Setting und die Einfachheit wirkt gleichzeitig seltsam geheimnisvoll, während die hohen Wellen bedrohlich erscheinen.
Zum Inhalt: Anfang der 70er-Jahre verschwinden drei Wärter von ihrem Leuchtturm. Etwa 20 Jahre später versucht ein Schriftsteller den Fall neu aufzurollen und spricht dabei mit den Hinterbliebenen der drei Männer, wobei ein verzwicktes Netz aus Geheimnissen aufgedeckt wird. Thematisch erscheint die Geschichte unglaublich vielseitig. Es geht um Trauer, die Bewältigung traumatischer Ereignisse, Lügen, Intrigen und ganz allgemein verschiedene Formen zwischenmenschlicher Beziehungen sowie daraus entstehender Konflikte.
Die Sprecher haben mich überzeugt. Ich bin dankbar, dass die Männer und Frauen von zwei verschiedenen Personen vertont wurden. Das erleichtert gleichzeitig die Unterscheidung der Zeitebenen. Jeder Leuchtturmwärter und jede zurückgebliebene Partnerin bzw. Ehefrau kommt zu Wort – hauptsächlich in Form ausführlicher Monologe. Der Erzählstil ist dabei sehr künstlerisch und bildhaft und spielt mit den Gedanken und Vorurteilen des Hörers. Es ist teilweise schwer zu unterscheiden, was echt und was Halluzination auf Seiten der Charaktere ist. Diese Spielchen mit den eigenen Gedanken zusammen mit dem anspruchsvollen Erzählstil sorgten dafür, dass ich mich beim Hören wirklich konzentrieren und immer wieder Pausen einlegen musste, um das Gehörte zu verarbeiten. Der verwirrenden Handlung kann man in der Buchform und damit der geschriebenen Variante womöglich etwas besser folgen.
Die Autorin erschafft mit dem Fokus auf menschliche Abgründe eine wahnsinnig düstere und bedrohliche Atmosphäre voller Geheimnisse, die beim Hören allgegenwärtig war und mich in einen tiefen Sog gezogen hat. Ich habe meine eigene Realität beim Hören teilweise so sehr ausgeblendet, dass ich mich danach erstmal wieder auf das Hier und Jetzt konzentrieren musste.
Da im Laufe der Handlung so ziemlich die dunkelsten Geheimnisse jeder handelnden Person aufgedeckt werden, muss ich am Ende festhalten, dass kein Charakter mir wirklich sympathisch ist. Die fehlerhaften Protagnisten wirken aber gerade dadurch echt und menschlich. So ist der Autorin das Meisterstück geglückt: Die Handlung hat mich dennoch gefesselt und das Schicksal der Charaktere hat mich trotz meiner persönlichen Abneigung gegen sie mitgerissen. Ich wollte unbedingt wissen, was auf dem Turm geschehen ist und was die Frauen untereinander so sehr entzweit und ihre jeweiligen Trauerprozesse beeinflusst hat. Die Aufklärung der Geschehnisse auf dem Leuchtturm hat mich ebenso überrascht wie das Ende für die Hinterbliebenen rund zwei Jahrzehnte danach.
Der einmalige Erzählstil und das Abtauchen in die Untiefen der menschlichen Seele haben dieses Hörbuch für mich unterhaltsam gestaltet. Mit schwirrt immer noch der Kopf und ich werde wohl noch eine ganze Weile über das Gehörte nachdenken. Diese Geschichte eignet sich aufgrund ihrer Vielseitigkeit für Krimileser wie für Romanfans, sowie für alle, die gerne tief in die Gedankenwelt von Charakteren eintauchen und mysteriöse Handlungen mögen, bei denen die Grenzen zwischen Wirklichkeit und Einbildung verschwimmen.

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Veröffentlicht am 10.09.2021

Im Sog moralischer Abgründe

Der Tod und das dunkle Meer
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Das Cover ist wunderschön gestaltet. Titel und Autor springen sofort ins Auge, die dunkle Farbgebung wirkt geheimnisvoll und der Hintergrund verweist auf das maritime Setting, indem er an die unberechenbaren ...

Das Cover ist wunderschön gestaltet. Titel und Autor springen sofort ins Auge, die dunkle Farbgebung wirkt geheimnisvoll und der Hintergrund verweist auf das maritime Setting, indem er an die unberechenbaren Wogen des Meeres erinnert.
Was den Inhalt angeht, sei auf den Klappentext verwiesen, um nichts weiter vorwegzunehmen. Ich hatte nach der Leseprobe etwas anderes erwartet. Das Buch spielt mit den Urängsten der Menschen, wobei der Aberglaube im Fokus steht - diese Herangehensweise hat mich überrascht und herausgefordert. Man sollte sich definitiv auf mystische und unerklärliche Elemente einlassen können, vor allem, da das Buch relativ umfangreich daherkommt. Des Weiteren geht es um Ränkespiele, Gier, Intrigen und Täuschungen.
Der Schreibstil ist wahnsinnig atmosphärisch und düster, vermag mitzureißen und hat für mich sowohl humorvolle Momente als auch den ein oder anderen Gruselmoment bereitgehalten. Interesse und/oder Vorkenntnisse, was maritimes Vokabular betrifft, sind durchaus hilfreich. Die Handlung wird aus vielen verschiedenen Erzählperspektiven wiedergegeben. Dadurch kam es mehrfach zu unnötigen Wiederholungen, was für mich auf Kosten der Spannung ging – ich hatte leider nur selten das Gefühl, das Buch nicht aus der Hand legen zu können und unbedingt weiterlesen zu müssen. Durch den häufig schnellen Wechsel der Sichtweise wurde mir außerdem der tiefere Zugang zu den Charakteren verwehrt.
Damit ein paar Worte zu den handelnden Personen: Es gibt keinen Charakter ohne moralische Abgründe und dunkle Vergangenheit. Das macht die Personen glaubwürdig und erinnert an einen Krimi noir, hat aber auch dazu geführt, dass ich keinen von ihnen wirklich sympathisch und gänzlich einnehmend fand. Irgendwie hatte ich das Gefühl, nicht richtig an die Charaktere heranzukommen, als würde immer noch eine Mauer zwischen ihnen und mir bestehen. Letztlich vermochte mich keins der Schicksale wirklich mitzureißen.
Die Verbrechen selbst werden unterhaltsam, aber auch sehr direkt geschildert, weshalb man Gewaltbeschreibungen abkönnen sollte. Die Auflösung des Ganzen hat mir sehr gut gefallen. Das Ende war für mich jedoch nach all dem Grauen fast etwas zu rosarot.
Dieses Buch lässt sich nicht in ein Genre einordnen. Es besitzt historische sowie Krimielemente, ist sowohl Grusel-/Geistergeschichte als auch Abenteuerroman. Der Einfallsreichtum, die Detailliebe des Autors und die Art, wie er Genregrenzen bewusst verwischt, haben mich zutiefst beeindruckt. Etwas in dieser Art habe ich noch nie zuvor gelesen und trotz kleinerer Kritikpunkte hat mich das Buch insgesamt gut unterhalten. Wer gerne Bücher über menschliche Abgründe beziehungsweise Gräueltaten vor dunkler, beklemmender Atmosphäre liest, offen für abergläubische Elemente ist, Krimis ohne Helden mag und gerne längere Zeit innerhalb einer umfangreichen und verzwickten Handlung verbringt, sollte hier unbedingt reinlesen.

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