Fantasievolle Detektivgeschichte mit düsterer Atmosphäre
Inhalt
In „Berlin Monster – Nachts sind alle Mörder grau“ von Kim Rabe geht es um Lucy, die in Berlin als Privatermittlerin arbeitet und sich auf übernatürliche Fälle spezialisiert hat. Denn nachdem vor ...
Inhalt
In „Berlin Monster – Nachts sind alle Mörder grau“ von Kim Rabe geht es um Lucy, die in Berlin als Privatermittlerin arbeitet und sich auf übernatürliche Fälle spezialisiert hat. Denn nachdem vor dreißig Jahren (genauer gesagt exakt am 03.10.1989) in Berlin eine Bombe explodierte, wurden durch deren Strahlung Aberglaube und Fantasie der Menschen zur Wirklichkeit. Feen, Kobolde, Naturgeister und Heilige, die zuvor nur in den Köpfen der Menschen oder in Märchen und Sagen existierten, wurden lebendig.
Eines Tages wird Lucy beauftragt, eine verschwundene Fee namens Lia aufzuspüren. Während sie dem mysteriösen Verschwinden auf den Grund geht, hält eine ganze Mordserie die Stadt in Atem. Auch für Lucy und ihre Liebsten wird es immer gefährlicher. Hängen die Morde vielleicht sogar mit Lucys Fall zusammen?
Meine Meinung
Das Cover des Buches hat mich direkt angesprochen. Man erkennt auf den ersten Blick, dass die Geschichte in Berlin spielt, da der Fernsehturm prägnant in der Mitte zu sehen ist und den Blick des Betrachters auf sich zieht. Allgemein ist das Cover ziemlich dunkel gehalten und vermittelt eine düstere, bedrückte und etwas unheimliche Stimmung, die sehr gut zu der Atmosphäre und dem Setting der Geschichte passt. Im Schriftzug des Titels und unten in den Ecken sind ein Werwolf, ein Dschinn, eine Fee und ein Einhorn zu sehen – hier stellvertretend für alle fantastischen Spezies, die in dem Buch vorkommen und um die Fantasy-Thematik des Buches zu symbolisieren.
Insgesamt ist das Cover perfekt durchdacht und greift all das auf, was die Geschichte zu einem Großteil ausmacht. Viel besser und passender hätte man das Cover nicht gestalten können.
Der Schreibstil der Autorin hat mir gut gefallen. Die Geschichte lässt sich flüssig lesen, die Atmosphäre wird sehr bildhaft beschrieben und dadurch entsteht eine düstere, spannende und auch ein wenig bedrückende Kulisse, die gut zum Plot und den Charakteren passt. Aufgelockert wird das Ganze jedoch hin und wieder auch mit humorvollen Szenen, die ich wirklich gelungen fand. Gerade die Berlinerisch sprechenden Figuren haben mir immer wieder mit ihrer lockeren Art ein Schmunzeln entlocken können.
Die Charaktere, allen voran die Protagonistin Lucy, sind durch die Bank weg alle auf ihre Art und Weise ein wenig skurril und verschroben, was ihnen jedoch ihren ganz eigenen Charme gibt und sie unverwechselbar macht. Das habe ich so bisher selten in einem Buch erlebt und das hat mir ausgesprochen gut gefallen. Von allen Figuren, die einen etwas größeren Anteil an der Geschichte hatten, hatte ich schnell ein sehr ausgearbeitetes Bild im Kopf und konnte sie deutlich vor meinem inneren Auge sehen.
Lucy als Protagonistin mochte ich ohnehin wirklich gerne, da sie eine starke und mutige Frau ist, die für sich einsteht, weiß, was sie will und auch alleine mit brenzligen Situationen umgehen kann. Sie ist jedoch nicht die perfekte Heldin, die immer alles richtig macht und genau so handelt, wie es klug wäre. Sie macht Fehler, die sie allerdings selbst bemerkt und auszubügeln versucht. Das gefiel mir richtig gut. Leider ist sie mir jedoch bis zum Ende der Geschichte emotional nicht ganz nahbar geworden, aber ich vermute, dass das durchaus so gewollt bzw. die Figur genau so angelegt war. Trotzdem hätte ich mir an der ein oder anderen Stelle gewünscht, dass ich mich Lucy ein wenig mehr verbunden gefühlt hätte.
Die Nebenfiguren fand ich durch ihre Vielfalt wirklich spannend. Vor allem gefallen hat mir, dass man durch die unterschiedlichen Arten und die verschiedene Herkunft der Wesen eine Menge Einblicke in Sagen, Mythologien und Märchen aus aller Welt bekommen konnte.
Die Handlung rund um den von Lucy zu lösenden Fall von Lias Verschwinden bildet den roten Faden in der Geschichte. Im Grunde genommen handelt es sich hierbei um eine typische „Ermittlergeschichte“, bei der wir der Protagonistin über die Schulter schauen. Die Spuren, denen Lucy nachgeht, führen in verschiedene Milieus und wir lernen dadurch viele dunkle Ecken und fiese Schurken in Berlin kennen, was das Ganze wirklich abwechslungsreich macht. Nach und nach versteht man die „Welt“ bzw. Gesellschaft immer mehr, in der die Geschichte spielt und die ein oder andere aufgeworfene Problematik (Betrachten einer anderen „Spezies“ als minderwertig etc.) lässt sich sicherlich auch (zu Recht) als Gesellschaftskritik an unserer Gesellschaft interpretieren, was der Geschichte an manchen Stellen durchaus noch etwas mehr Tiefgang verschafft hat.
Fazit
Insgesamt eine Geschichte mit einem sehr einfallsreichen und fantasievollen Plot, einer herbstlich-düsteren Stimmung, sehr vielfältigen und liebenswerten Charakteren und einer spannenden Handlung. Einzig emotional konnte mich die Geschichte leider nicht gänzlich von sich überzeugen.